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Nr. 239. Amts- und Anzeigeblatt für den Oberamtsbezirk (Lalw. 88. Jahrgang.

Erscheinungsweise: 6 mal wöchentlich. Anzeigenpreis: Im OberamtS- deztrr Talw für die einspaltige Borgiszeile 10 Pfg.. außerhalb desselben 12 Pfg., Reklamen 25 Pfg. Schluß für Jnseratannahme 10 Uhr vormittags. Telefon 9.

Montag, -sn 1». Oktober 1stzl5.

S ezugSpretS: In der Stadt mit Trägerlohn Mk. 1.26 vierteljährlich. Pvst- bezugSpreiS für den Orts- und Nachbarortsverkehr Mk. 1.20, im Fernverkehr Mk. 1.30. Bestellgeld in Württemberg SO Pfg.. ln Bayern und Reich 42 Pfg.

Grosses BranSunglück aut hoher See.

236 Personen vermißt.

London, 11. Okt. Tie Cunardlinie erhält aus Liver­pool ein Telegramm, wonach der Dampfer Volturno, der nach Rotterdam unterwegs war, mit mehr als 500 Fahrgästen am 10. Oktober ans offenem Meer in Brand geriet. Auf Anruf durch drahtlose Telegraphie wurden durch zehn Dampfer 521 Fahrgäste gerettet; bei dem Namensruf sollen aber 236 Personen gefehlt haben.

Tiefe Nachricht von einer neuen Schiffskatastropfe konn­ten wir ihren wesentlichen Inhalte nach noch in einem Teil der Samstag-Ausgabe des Calwer Tagblatts aufnehmen. In­zwischen sind weitere Nachrichten eingegangen, die folgende Darstellung über den Hergang des grausigen Unglücks geben:

Die Zahl der Personen, die durch zehn zu Hilfe geeilte Dampfer gerettet worden sind beträgt Carmania 11 Personen, La Touraine 40, Minneapolis 30, Rappahannock 19, Czar 102, Narragansett 29, Aevonian 59, Kroonland 90, Großer Kurfürst 105 und Seydlitz 36, im ganzen 521 Personen. Un­vollständige Listen der Geretteten befinden sich an Bord der Carmania und werden von Queentstown abgesandt werden. Der Proviantmeister des Volturno nennt folgende Zahlen der an Bord befindlichen Personen: 24 Reisende erster Klasse, 510 dritter Klasse und 93 Mann Bemannung, insgesamt 657 Personen. Von dem Dampfer Kroonland wurden ausgenom­men der Kapitän, der erste, zweite, dritte und fünfte Ingenieur und zwei Telegraphisten. An Bord des Narragansett befinden sich die Bäcker und der Steward der dritten Klasse, an Bord des Czar der Proviantmeister und der Arzt, an Bord des Grchen Kurfürsten 19 Personen, deren Namen noch nicht bekannt sind.

London, 11. Okt. Die Evening News berichtet aus Fishguard: Als der Dainpfer Carmania den drahtlosen Hilfe­ruf vom Volturno empfing, setzte er sich mit Volldampf in Bewegung; mit Einstellung von mehr Heizern machte er zwan­zig Knoten gegen einen rasenden Sturm an, er erreichte den Volturno um Mittag und fand ihn am Vorderteil in Hellen Flammen. Das brennende Schiff rollte heftig; seine Schrau­ben hatten sich in die Bootstaljen verwickelt, die dazu hatten dienen sollen, sechs Boote zu Wasser zu bringen. Davon kamen jedoch nur zwei gut vom Schiff ab, während die übrigen vier durch furchtbare Seen an den Schiffsseiten zerschmettert wor­den waren; ihre Insassen waren ertrunken. Die Carmania versuchte vergeblich, ein Boot zum Volturno zu senden, und Mianöverierte dann innerhalb hundert Fuß von dem brennen­den Schiff. Man sah die Reisenden eng auf dem Hinterteil des Schiffes zusammengedrängt, während die Besatzung ver- ,uchte, die Flammen zu bekämpfen. Acht große Dampfer erschienen im Laufe des Nachmittags. Als gegen Abend der Sturm sich gelegt hatte, wurden von allen Schiffen Boote aus­gesetzt, die aber den Volturno nicht erreichen konnten. Als die

(Fortsetzung statt Schluß.)

Schließlich wird e) zu Gunsten einer B.-J. in Pforzheim eine wesentliche Verbilligung des Betriebs angeführt. ua. Was zunächst den persönlichen Aufwand anbelangt, so könnte, so­viel uns gesagt wurde, eine Inspektion in Pforz­heim ein Amtsvorstand (Vauinspektor) würde in beiden Fällen erspart mit einem Abteilungs-In­genieur weniger auskommen als eine solche in Talw. Tut nach Abt. III Kl. 6 der Gehaltsordnung 2800 bis 4800 cR. Demgegenüber würde allein der Mehr­bedarf an Wohnungsgeld in Pforzheim (Ortsklasse II gegenüber in Calw (Ortsklasse III) für die Gesamt­heit der in einer Inspektion vereinigten Beamten mindestens 1000 ausmachen. lft>. Der sachliche Auf­wand für Kanzleiräume ist nach dem von uns unter 1 b vorgeschlagenen Wege in Calw gleich null. Es soll zwar die Unterbringung der vereinigten Inspek­tionen in Pforzheim in dem vorhandenen Jnspek- tionsgebäude ebenfalls ohne Bauaufwand möglich sein, dagegen könnte bei Aufgabe der Inspektion

Nacht hereinbrach, machte die Carmania von ihren Schein­werfern Gebrauch, um die mit den Wellen kämpfenden Schwim­mer und Boote aufzufinden. Um 9 Uhr brachen die Flammen mitschiffs durch. Eine Explosion folgte darauf. Das Schiff war nunmehr dem Untergang geweiht. Es wird eine anschauliche Darstellung von dem Schauspiel ge­geben, wie der Volturno von mächtigen Dampfern im Kreis umgeben ist, auf denen sich Tausende von Reisenden auf Teck befinden und denen es infolge der berghohen Seen unmöglich ist, Hilfe zu bringen. Um 9 Uhr 30 Min. hörte man im Wasser nahe der Carmania Geschrei und sah Zwischcadeck- reisende mit Rettungsgürteln im Wasser. Ein Mann wurde an Bord geholt. Andere Rufe starben bald dahin. Bei Tagesan­bruch schwamm der Volturno noch, und die Fahrgäste waren noch immer auf dem Hinterteil des Schiffes zusammeuge- drängt. Der Seegang hatte wesentlich abgenommen, und eine Flotille von Boten umgab das Heck des Volturno. Eine andere Schilderung lautet: Tausende von Fahrgästen auf den zehn Rettungsdampfern betrachteten von ihren Verdecken aus voll Grauen das entsetzliche Schauspiel. Man sah, wie sich furchtbare Szenen unter den Frauen und Kindern abspielten, die auf dem brennenden Schiff dem Tode geweiht erschienen. Die See ging so hoch, daß sich kein Boot dem Volturno nähern konnte. Um 9 Uhr brach das Feuer in der Mitte des Schiffes durch, und die Kessel flogen in die Luft. Das dem Verderben geweihte Schiff sandte ein Bündel von Raketen in die Luft, doch alles, was die vielen in der Nähe befindlichen Dampfer tun konnten, war, erleuchtete Rettungs­bojen auszuwerfen und einzelne, mit dem Tode Ringende aus­zufischen. Um Mitternacht schöpfte man etwas Hoffnung, da die Flammen nicht weiter vordrangen. Bei Tagesanbruch war der Volturno noch über Wasser. Haufen von Menschen kauer­ten auf dem Deck. Die See hatte sich beruhigt, und eine ganze Flotte von Booten nahm die Ueberlcbcnden an Bord und ver­alte sie auf die ringsum stehenden Dampfer. Nach den letzten Nachrimien sollen 236 Personen ertrunken sein.

Bremen, 11. Okt. Vom Dampfer Großer Kurfürst des Norddeutschen Lloyds ist folgendes drahtlose Telegramm von der Unfallstclle des Dampfers Volturno eingetroffen: Vom Großen Kursürst wurden insgesamt gerettet: 86 Fahrgäste, 2 Offiziere, 1 Maschinist und 16 Matrosen. Insgesamt wur­den ' on allen Schiffen gerettet 523 Personen, etwa 100 werden vermißt. Das Wrack bleibt für die Schiffahrt gefähr­lich. Die Schiffbrüchigen sind wohl versorgt, gut untergebracht und haben die Reise fortgesetzt. Außer demGroßen Kursivst" hatte auch der deutsche DampferGraf Waldersee"

Pforzheim die dortige bisher in Miete untergebrachte Bausektion in das Jnspektionsgebäude verlegt wer­den, wodurch dem Vernehmen nach 3700 -li jährl. Mietzins erspart würde. Gegenüber der Verbilli­gung des Betriebs darf aber auch nach I. der Sicherheit des Betriebs gefragt werden. Schon ganz allgemein wird bei der Aufhebung von Eisenbahnbauinspektionen besondere Vorsicht walten müssen. Mit recht ist das reisende Publikum dank­bar für die anerkannte Güte und Sicherheit unserer Bahnanlagen. Diese durch Schaffung zu großer Be­zirke unter Verminderung des Personals zu verrin­gern oder gar zu gefährden, dürfte in Niemandes Wunsch liegen. Zumal in den Bauinspektionsbezir­ken Pforzheim und Calw mit ihren zahlreichen Tun­nels, Brücken und Dämmen und dem noch eingleisi­gen Betrieb bei stärkstem Güterverkehr dürfte am wenigsten eine Verringerung der Aufsicht angezeigt sein. Alles in Allem überschlagen, dürften die finan­ziellen und betriebstechnischen Vor- und Nachteile einer Vereinigung der beiden Inspektionen in Pforzheim nach keiner Seite den Ausschlag geben; jedenfalls sind die Vorteile so geringfügiger Natur, und die Nachteile so leicht zu überwinden oder zu

ertragen, daß sie gegen die Schädigung der Stadt Calw durch den Verlust der Bauinspek- tion Calw nicht ins Gewicht fallen, a) der tat­sächliche Verlust durch den Ausfall an Steuer mit einigen 100 chk bei Verlegung der Inspektion Calw verstärkt sich durch den entgehenden Steuerzuwachs bei Nichtzuweisung der Inspektion Pforzheim auf eine namhafte Summe. Viel empfindlicher aber als dieser einzelne Ausfall ist die Eesamtwirkung auf die öffentlichen und privaten Verhältnisse der Stadt und ihrer Einwohner: der eintretende Rückgang der Schülerzahl namentlich von unsern höheren Schulen, für deren Ausbau die Stadt erst im letzten Jahr einen Mehraufwand von jährlich über 5000 chl nicht gescheut hat, der sich durch den geplanten Neubau eines dem erweiterten Schulprogramm und den neuzeitlichen Anforderun­gen entsprechenden Schulhauses noch um 1000 steigern wird, stellt unsre ganze Schul- organisationinFrage, da die Ministerial- abteilung das Fortbestehen der Klasse V I I von einer gewissen Schülerzahl abhängig macht. Da die Be­amten, welche einer Bauinspektion angehören, ihre Söhne meist in die höheren Schulen schicken, so ist der Ausfall von 7 verheirateten Beamten im gegenwär­tigen Augenblick geradezu entscheidend für den Fort­bestand der oberen Klasse VII. Eine solche Verküm­merung einer Schulanstalt wirkt aber im Kreisläufe schädigend: zuerst geht die Schule zurück, weil Be­amtenfamilien wegversetzt werden; sind die Schul­verhältnisse nicht befriedigend an einem Platze, so melden sich die Beamten nicht nach solchen Plätzen; dann besetzt man die Stellen mit ledigen, jungen, noch viel wechselnden Beamten und verlegt schließ­lich die Stelle nach einer Großstadt; damit ist die weitere Schädigung der Kleinstadt da! --) D i e Wirkung auf die Häuserrente durch den Wegzug mehrerer Familien und die Bautäti g- keit ist eine sehr einschneidende. Trotz der allge­meinen Klage über Stillstand der Bautätigkeit in­folge des hohen Eeldstandes und der politischen und wirtschaftlichen Schwierigkeiten ist in Calw in den letzten 2 Jahren viel gebaut worden, wobei sich die Unternehmer und Hauseigentümer auf etwas mehr als auf eine Verringerung des Be­amtenstandes eingerichtet haben. Bei der Span­nung in den wirtschaftlichen Verhältnissen würden die Hauseigentümer durch Leerstehen ihrer Wohnun­gen, deren Mietspreis einen wesentlichen Einkom­mensteil bildet, sehr hart betroffen. Es kommt hin­zu 6) derWegfall derKaufkraftdieser Beamtenfamilien für alle Geschäfte des Hauseinrichtungs- und Haushaltungs- (Nahrungs- mittel-)Eewerbes. Ferner, und dies ist nicht gering zu achten e) derWegfall der vonderBau- inspektionCalw zu vergebenden Ver­dingungsarbeiten, wodurch namentlich das Tiefbau-, Steinhauer-, Schlosser-, Zimmermann-, Schreiner-, und Flaschnergewerbe sehr stark in Mit­leidenschaft gezogen wird. Wir können noch einsti­gen, daß auch I)im gesellschaftlichen Le­ben einer Stadt wie Calw der Wegzug von Be­amten, die in allen gesellschaftlichen Kreisen und Vereinen gern gesehene Mitglieder sind, deren Rat und Tat bei Veranstaltungen jeder Art sehr geschätzt ist und die sich auch ihrerseits dort wohlgefühlt haben, eine sehr empfindliche Lücke reißt, xr) Alles in allem genommen ist man sich in Calw bisher des besonderen Vorzugs bewußt gewesen, den die An­wesenheit einer ganzen Reihe von Beamtungen, die in gewöhnlichen Oberamtsstädten fehlen, der Stadt verleiht: der Eisenbahn-, Eisenbahnbau- und Be­triebsinspektion, der Straßenbauinspektion, des Be­zirksbauamts, des Bezirkskommandos, der Handels­kammer. Die Stadt hat sich auch Mühe gegeben, den aus der Anwesenheit so vieler Beamtungen sich ergebenden Ansprüchen in ihrer äußeren Erscheinung und Verwaltung, im Zustand ihrer Srraßen und

..^,r,e geleistet.

Vgl. auchStadt, Bezirk und Nachbarschaft".)

Warm die Cisenbahubaumspektiou Calw Mt ausgehoben werden soll.