von der nach ihrer Annahme auch König Friedrich jetzt abfallen würde. Wären sie einzeln zum Feind über­gegangen, so hätte der König Pferde und Waffen ver­loren. Darum sah Normann in dem Uebertritt zum Feinde das einzige Mittel zur Rettung der Brigade für das Vaterland. Sein Vorschlag fand wi­derspruchslose Aufnahme: das deutsche Nationalgefühl machte die Stimme der strengen militärischen Pflicht verstummen. Am 18. Oktober, vormittags etwa 10 Uhr, erfolgte der Uebertritt. Es waren 600 Mann, 556 Pferde und eine gut bespannte Kanone nebst Pul­verwagen. Gleichzeitig, jedoch ohne vorherige Verab­redung, trat die sächsische Kavalleriebrigade des 7. Korps über; nachmittags folgten ihr noch weitere sächsische Truppenteile. Am Morgen des 19. Oktober kamen noch die fünf württembergischen Geschütze aus Leipzig dazu. Der Bedingung Normanns, daß er nicht ohne Befehl seines Königs sich am Feldzug beteiligen müsse, wurde vollauf Rechnung getragen.

Am 19. Oktober, nachmittags 1 Uhr, war die Völkerschlacht bei Leipzig zu Ende. Der Untergang Napoleons war besiegelt.

Erst am 20. Oktober wurde die Verfolgung tatkräftig ausgenommen. Die Division Franquemont war unter den Fliehenden. Sie hatte einen französi­schen Artilleriepark zu decken. Am 23. Oktober erreichte Franquemont die vom 9. Okt. datierte Aufforderung sei­nes Königs zur Rückkehr in die Heimat. Am 21. Ok- ober nahm der Befehlshaber des 1. Korps von Graf Franquemont und seinen Offizieren mit den freund­lichsten Worten Abschied. In Fulda, wo sich die Stra­ßen nach Frankfurt und Würzburg scheiden, gab Fran­quemont am 27. Oktober den Artilleriepark ab und schlug die Richtung nach Würzburg ein. Am 31. Ok­tober kam er mit 32 Offizieren, 1166 Mann, 352 Pfer­den in Mergentheim an.

Die Brigade Normann wartete in den Re­servestellungen der Oesterreicher die Befehle des Kö­nigs Friedrich ab. Diese trafen in den ersten November­tagen ein und lautete dahin, datz die Brigade nach Hause zu marschieren habe. Es wartete ihrer auf Grund

des Kriegsgesetzes ein hartes Urteil. Der König miß­billigte Normanns eigenmächtiges Handeln. Von einem Freunde gewarnt, entzog sich der Graf vor dem Be­treten des heimatlichen Bodens der Ausführung des Haftbefehls. Am 16. November kam die Brigade auf dem Felde von Eglosheim bei Ludwigsburg an. Sie mutzte die Waffen ablegen. Die beiden Regiments­kommandeure wurden als Arrestanten nach Ludwigs­burg abgeführt, tags daraus aus der Haft entlassen und aus der Offiziersliste gestrichen. Die übrigen Offiziere und die Mannschaften wurden unter andere Regimenter verteilt. Der Uebertritt der Truppen anderer Staaten erfuhr nirgends eine Verurteilung.

Im Auftag des Königs Friedrich schloß der Mi­nister der auswärtigen Angelegenheiten, Graf Ferdi­nand von Zeppelin, am 2. November einen Vertrag mit Oesterreich. Württemberg erklärte seinen Austritt aus dem Rheinbunde; seine

Truppen vereinigten sich mitdenen der verbündeten Feinde Napoleons und nah­men von nun an auf seiten ihrer deut­schen Brüder ruhmvollen Anteil an dem Frei heitskrieg e._

Herbstgefühl.

Die ganze Schöpfung steht in Trauer; das Laub der Bäume färbt sich gelber, und ach! mir ist, als fühlt ich selber im Herzen kalte Winterschauer.

Wie ringsum alles stirbt und endet! bei diesem Welken und Verderben fleh' ich: O Gott, laß mich nicht sterben, eh' ich ein schönes Werk vollendet.

Heinrich Leuthold.

Für die Schriftleitung verantwortlich: Paul Kirchner. Druck und Verlag der A. Oelschlüger'schen Buchdruckerei.

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