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Mßmßeis, Donnerrtsg de» 16. Februar.

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England gegen den Ruhrkrieg.

London. 14. Febr.

Die Eröffnung des Parlaments durch den König fand mit dem üblichen Prunk statt. Die Thronrede sprach das Bedauern darüber aus. daß auf der Pariser Kon­ferenz kein allgemeines Abkommen erreicht worden sei. obwohl die englische Regierung in dem Wunsche, die endgültige Regelung der Entschädigungen zu beschleu­nigen. auf dem Gebiete der Schulden weitreichende Zugeständnisse gemacht habe. Darauf seien die frair- zösische und die belgische Regierung nach ihrem eigenen Plane dorgegangen und Italien begünstige ihr Vor­gehen Tie britische Regierung sei nicht imstande, an der Ruhrbesetzung mitzuwirken. Sie handle aber, daß sie die Schwierigkeiten der Verbündeten nicht vermehre.

Die Rede weist dann auf die Weigerung der Türkei hin, den Lausanner Vertrag zu unterzeichnen und spricht die Hoffnung aus,' daß die Türken doch noch unterschreiben werden. Die Regelung der englischen Schnld bei Amerika wird mit Befriedigung vernommen. Die Thronrede gibt schließlich der tiefen Sorge wegen des ernsten Standes der Arbeitslosenfrage Ausdruck und weist hoffnungsvoll auf das jüngste Wiederauf­leben des auswärtigen Handels, besonders mit den britischen Besitzungen, hin.

London. 14. Febr. Im Unterhaus betonte Erst­minister Bonar Law zur Besetzung des Ruhrgebiets. er sei überzeugt gewesen, daß Frankreich mit diesem Schritt etwas tue, was «nheikvoll nicht nur für Teutsch- land. sondern auch für Frankreich selbst sein würde. Er sehe keine lichte Stelle in der Zukunft. Die fran­zösische Regierung habe sich auf ihre Pläne verpflich­tet und sei gebunden, sie durchzuführen. England habe noch immer seine Truppen in Köln, aber er, Bonar Law, wisse nicht, ob es möglich sein werde, sie noch länger dort zu belassen. Diese Frage sei noch nicht akut, aber sie werde vielleicht akut werden. Tie fran­zösische und die deutsche Regierung würden es vielleicht den englischen Truppen unmöglich machen, in Köln zu bleiben. Das würde ein Unglück sein. Obgleich man nicht jede Wendung voraussehen könne, würde es sehr beklagenswert sein, wen» die Entente zu Ende ginge. Und das würde der Fall sein, wenn England seine Truppen zurückziehe. Bonar Law fügte hinzu, er hoffe noch immer, daß irgend etwas geschehen würde, was es England ermöglichen würde, mit Aussicht auf Erfolg z« interveniere«. Er wies weiter darauf hin, daß England sich nicht dagegen gewandt habe, daß ein Druck auf Deutschland ausgeübt werden solle, son­dern nur dagegen, unerfüllbare Forderungen zu stel­len. Die Franzosen wollten Reparationen erhalten, aber sie wollten nicht, daß Deutschland stark genug sei, um Reparationen zu zahlen. Die französische Re­gierung wollte sich mit der Lage nicht abfinden, bevor ein Versuch mit der Besetzung des Ruhrgebiets gemacht wurde. Jetzt hat sie es versucht. Ich hätte gehofft, wir würden in die Lage kommen, den Wiederaufbau Euro­pas Seite an Seite mit Frankreich fortzuführen. Wir waren der Ansicht, daß der französische Schritt sehr verhängnisvoll für das Wirtschaftsleben Europas sein werde. Die Ereignisse haben das bestätigt. Was ich befürchten mnßte, ist eingetreten, und es ist noch kein Ende abznsehen. Die Ruhr ist die Hauptschlagader des europäischen industriellen Lebens. Frankreich hat sich selbst mehr Schaden zngcfngt als anderen.

Ramkay Macdonald, der Arbeitervertreter, erklärte, nicht nur die Besetzung des Ruhrgebiets, sondern die gesamte Idee, die die Staatsmänner bei der Formu­lierung ihrer Politik beseelte, habe einen Zustand des Ehaos in Europa zustande gebracht. Es seien unmög­liche Reparationen gefordert worden, denen unmöglich« Sanktionen gefolgt seien. Schließlich sei man aus der Politik der Bestrafung eines unabhängigen Staates und der Reparationen in die Politik des Imperialis­mus und der Annexionen Hineingetrieben worden. Ranrsah Macdonald fragte, ob Frankreich seine Ope­rationen auf den Empfang von Reparationen be­schränke, oder ob di: Besetzung des Ruhrgebiets als der erste Abschnitt für die Proklamierung einer unab­hängigen Rheinrepnblik anzusehen sei.

Hierauf ergriff Asquith das Wort, der .sagte, er Kölle sich auf die Ruhrfrage beschränken. Er sei nicht erstaunt darüber daß Frankreich wegen seiner Sicherheit in der Zukunft besorgt sei. aber es gebe kaum einen schlechteren Weg. Sicherheit zu erhalten, als das Vorgehen Frankreichs an seiner Ostgrenze, wo es Möglicherweise für eine Reihe von Jahren ein zweites Elsa ^ Lothringen in Besitz nehme. Am besten >väre es, wenn die britische Regierung der französischen und der deutschen Regierung den Vorschlag mache, daß das Problem vom Völkerbund behandelt werde.

Zu der Rede Bonar Laws im englischen Unterhaus schreibt derVorwärts":Die Ausführungen des eng­lischen Premierministers bieten ein klares Bild von der überaus schwierigen Lage und der Unentschlossen­heit der englischen Negierung. Ihre große Bedeutung besteht aber darin, daß sie im voraus feststellt, die Abberufung der englischen Truppen aus Köln würde das Ende der Entente bedeuten, und vor allen Din­gen, daß Bonar Law, auch wenn in überaus vor­sichtiger Form, die Möglichkeit einer englischen Inter­vention in Aussicht stellt. Sache des deutschen Volkes,, ist es, durch Fortsetzung des passiven Widerstandes, die These Bonar Laws zu erhärten, daß die Ruhv- j invasion für Frankreich ein Unheil ist. zugleich aber eine Atmosphäre zu schaffen, die das Eingreifen Eng­lands zum Zweck einer Vermittlung ermöglicht.

Nach Londoner Blättermeldungen hatte der deutsche Reichstagsabgeordnete Tr. Breitscheid (früher U.S.P.) bereits vergangenen Samstag in London eine geheime Unterredung mit Bonar Law. Bonar Law soll Breit­scheid erklärt haben, daß England seine Vermittlung in der Ruhrfrage nicht anbieten könne, bevor Deutsch­land Frankreich mitgeteilt habe, in welchem Maße es seine Reparationsverpflichtungen erfüllen und welch« Sicherheiten es dafür geben könne.

Paris, 14. Febr. Die englische. Regierung hat aus das französische Ersuche^, die Kohlenzüge durch das ! englische Besatzungsgebiet fahren zu lassen, eine ab­lehnende Antwort erteilt. >1

Die ELsenblockade.

Vier Wochen Ruhrbesetzung haben den Bankrott der französischen Gewaltpolitik erwiesen. Der Ausfall von mehr als einer Million Tonnen Reparationskohleir allein für Frankreich hat die französische Eisenindustrie, die mit billigem Reparationskoks ein schwunghaftes Dumping gegen England und Italien betrieb, Weltmarkt' Vertrieben. Frankreich hat die Eisenauv,, br v-" ,ien müssen, der größte Teil seiner Hochöfen ist Mlgelegt, selbst der inländische Bedarf kann nicht mehr gedeckt wer­den. Das Lomits ckas borgss sieht sich rettungslos iw den Strudel der Weltkrisis hineingezogen. Durch Poin- care und seine Militärs hat das Komitee verboten me-! tallurgische und andere Erzeugnisse des besetzten Ge­biets nach dem unbesetzten Deutschland auszuführen.

DieD. A. Z." schreibt darüber: Wirtschaftlich" Stö­rungen können nicht ausbleiben. Es fragt sich nur, wen sie stärker treffen. Die deutsche eisen schaffende Indu­strie liegt zu etwa 75 bis 80 Prozent im besetzten Ge­biet, die eisenverarbeitende Industrie zu etwa 65 bis 70 Prozent im unbesetzten Deutschland. Die Versorgung der verarbeitenden Industrie ist die Kern­frage. Es ist überflüssig, zu bemerken, daß die letzten Monate in größtem Maßstab dazu benützt worden sind, sich mit Rohfabrikaten und Halbzeug einzudecken. Diese Vorräte sichern den ungestörten Produktionsgnng für eine Reihe von Monaten. Es besteht ferner die Möglichkeit, die Eisenerzeugung des unbesetzten Gebie­tes erheblich zu steigern. Die deutsche Eisen­industrie hat ihre Leistungsfähigkeit bisher nur bis zu 60 Prozent ausnützen können. Eine verstärkte Koksbeliefe­rung der Werke des unbesetzten Gebietes wird durch Regelung der Verteilung und durch Einfuhr auf jeden Fall durchgeführt. Die volle Ausnutzung der Leistungs­fähigkeit dieser Werke setzt sie instand, die Rohstoff­versorg ung der verarbeitenden Industrie im unbe­setzten Deutschland zu rund Zweidrittel laufend zu über­nehmen. Die angesammelten Vorräte und Einfuhrzu- schüsse brauchen nur für den Rest herangezogen zu tver- den, so daß eine Einwirkung auf den Beschäftigungs­grad unserer Industrie für lange Zeit nicht in Frage kommt.

Die französische eisenschaffende Industrie hat seither über deutsche Konkurrenz nicht zu klagen brauchen. Große Mengen Roheisen und Halbzeug sind bisher von uns aus Frankreich bezogen worden. Diesen Export hat sich' Frankreich verdorben. Dagegen führen die französischen Schwerindustriellen mit ihren neuen Maßregeln einen Schlag gegen ihre weiterverarbeitenden Kollegen. Ihnen erschwert man die Konkurrenz gegen Deutschland, nach­dem sie bereits vorher schön von der französischen Regie­rung stiefmütterlich behandelt wurden. Die Verbilligung des Brennstoffs mit deutscher Reparatwnskohle war fast ausschließlich der Schwerindustrie zugute gekommen. Die völlige Hilflosigkeit spiegelt sich in dem Kommentar, den derPetit Parisien" zu den neuen Maßnahmen aibt. Er k

pal erkannt, Satz die Abschnürung von Deuycymno nur eine Seite des Problems ist. Noch weiß man nicht, wo­hin in Zukunft die Eisenerzeugung des Ruhrgebiets ge­leitet werden soll. Hunderttausende von Arbeitern auf die Straße zu werfen, wird mctn den Mut nicht haben. Also wird man sich auch in der eisenschaffenden Industrie Deutschlands am Weltmarkt eine Konkurrenz erziehen, nachdem man bisher selbst Eisen nach Deutschland gelie­fert hatte.

Der Riß, den man schaffen will, geht mitten durch die großzügige Organisation des deutschen Wirtschaftslebens vom Rohstoff zum Fertigfabrikat, wie sie in der Not der Nachkriegszeit als einziges Mittel ge­schaffen wurde, um am Weltmarkt bestehen zu tonnen. Organische Einheiten lassen sich durch Bajonette ebenso­wenig auseinanderreißen, wie man mit ihnen Kohlen för­dern kann. Auch mit dem neuen Gewaltakt, an dessen Wirkung ihre Urheber so wenig glauben, daß sie ihn erst nach vier Wochen Ruhrbesetzung riskieren, erfüllen die Franzosen ihre historische Mission als Erzieher zur deut­schen Einheit.

Wie das ,,Berliner Tageblatt" schreibt, hat die Sperre der Ausfuhr in Eisen und Eisenerzeugnissen aus dem Ruhrgebiet nach dem unbesetzten Deutschland sowohl dir Reichsregierung, wie auch die deutsche Industrie nicht überrascht. Man konnte deshalb im voraus die notwen­digen Gegenmaßnahm en ergreifen. Dazu gehört insbesondere die rechtzeitige Räumung der bei den Wer­ken des Ruhrgebiets vorhandenen Lager und deren Ab­transport nach dem unbesetzten Deutschland. Naturgemäß werden sich als Folge der Ausfuhrsperre gewisse Schwie­rigkeiten nicht vermeiden lassen. Die Besatzungsmächte wollen dadurch eine Absatz- und Produktions­stockung im besetzten Gebiet, sowie Eisenmangel im un­besetzten Deutschland Hervorrufen. Sie hoffen, durch diese neuen Maßnahmen den Widerstand der Industrie im be­setzten Gebiet zu zermürben, wodurch sie durch Einfüh­rung eines Erlaubnissystems denjenigen, die den Anord-, nungen der Besatzungsbehörden gesügig sind, Absatzmög­lichkeiten schaffen wollen; sie scheinen andererseits den Plan zu haben, die Leitung der widerspenstigen Werke in Verbandsverwaltung zu übernehmen. Mit dieser Ge­walttat verfolgen sie auch den alten Zweck, einen Keil zwischen Arbeitnehmer und Arbeitgeber zu treiben. Sie glauben anscheinend, daß die Arbeitnehmer einen Druck auf die widerspenstigen Unternehmer aus­üben werden, den Anordnungen der Franzosen und Bel­gier Folge zu leisten, und daß sonst Meinungsverschie­denheiten zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer ent­stehen würden. !

Neues vom DM

Tie fälligen belgischen Reichsschatzwechsel.

Berlin, 14. Febr. Die ersten von der Reichsbank ga­rantierten sogenannten belgischen Schatzwechsel sind am 15. Februar fällig. Die Wechsel waren von schwei­zerischen Banken diskontiert und sind bei der Bank von England zahlbar. Die Reichsbank hat die Va­luta in Höhe von rund 46 Millionen Goldmark für die Ein'öOing bereitgestellt. Ihre Metallreserven und Gold hat sie hierzu in keiner Weise angegriffen.

Fran'c "ch« Absichten aus Tarmstadt.

Köln, 14. Febr. Die Besetzung von Wesel und Em­merich wird von der Pariser Presse damit begründet, daß man die aus Holland kommenden Schisse über­wachen will. Aber gleichzeitig wird in den Blättern angekündigt, daß man auch Darmstadt besetzen müßte, da sonst eine vollkommene Zollüberwachung unmöglich sei.

Neue Gewalttaten.

Essen, 14. Febr. Bürgermeister Dr. Schäfer, der die Geschäfte des als Ernährungsminister in Berlin tätigen Oberbürgermeister Dr. Luther führt, ist von den Franzosen in seiner Wohnung verhaftet und nach Bredeneh, dem Wohnsitz des kommandierenden Generals gebracht worden. Tie Verhaftung hängt mit der angeblich mangelhaften Lichtversorgung des von den Eindringlingen beschlagnahmten Gasthauses Kai­serhof zusammen.

Essen, 14. Febr. Der Direktor der Rheinisch-West­fälischen Elektrizitätswerke, Guttmann, ist unter riesigem Aufgebot von Trupp.en und Tank­verhaftet worden. Tie Arbeiter brachten ihm bet seiner Verbaftuna lebhafte Ovationen dar.