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Mrmtag dsa S Februar.

Iahrgaug isrs

Eindringen der Franzose« in badisches Gebiet.

Offenburg besetzt.

WTV. Offeubnrg, 4. Febr. Heute Bor«ittag kurz »ach » Uhr ist französische Kavallerie einge­rückt «ad hat de» Bahnhof, die große Eisenbahn- brücke, da- Posta«t «nd die Kaserne« »it Wach Posten besetzt »nd durch Maschinengewehre ge­sichert. U« die gleiche Zeit ist von Kehl her dev Bahnhof von Appenweier besetzt worden. E- folle» dort etwa 80« Mann stehe».

WTB. Fktitarg, 4. Febr. Ueber die Besatzung von Offenburg und Appenweier erfahren wir von zuverlässiger Seit«: Vormittag- fand auf dem Offenburger Rathaus auf Anordnung der sravzöst chm Besatzung eine Besprechung mit Vertretern der staatlichen »nd städtischen Behörden statt. Die Franzosen teilten mit, daß die V.setz,»ß von Offr»- »«, »ad Appeiwrirr erfolgt fei als Saoktio« fS» die oo» de« scher Seite v,»genommene« EinschrL»l««Ien im internationole« Zugsverlrhr. Es soll eine friedliche und leine militärische Maßnahme sein. Durch französische Plakat« wird die Bevölkerung der besetzte» Orte aufgefordert, sich ruhig zu verhalte». In Offmburg wurde die Polizeistunde vou französischer Sette auf S Uhr abends festgesetzt. Ver. sammlungen sind verboten. Zusammenrottungen von mehr als fünf Personen find untersagt. Die Waffen sind abzn- liefem. Der Lekphonverkehr soll unterbrochen werden. Auf dem Mark-platz und vor dem Gebäude des Bezirksamts la- gern zur Stunde ein Regiment Infanterie und mehrere Schwadronen Kavallerie. Mau steht Panzerautos, Fourage. wagen, Maschinengewehre alle» in kriegsmäßiger Ausrüstung.

WTB. F«eit«rg, 4. Febr. (4 Uhr nachmittags). Ucker di« Ausdehnung des neuen Brückenkopfgebietes kan man zur­zeit nichts Genaues erfahre». Außer Offenbnrg uns App;»- weier sind noch di« Orte Windschläg «nd Octmbsrg besetzt worden. Die Gerüchte, daß von Breisach her Truppe» ia der Richtung aus Freiburg tn Marsch gesetzt würden, find unzutreffend. In Breisach herrscht völlige Ruhe, oo» franz. Truppen ist nichts zu sehen. Auch zeigt sich au der Rhrin- brücke bisher keine Veränderung.

WTV. FreiSurg, 4. Febr. (5 Uhr nachm) Die tele, »houifch« vervta»»*t mit Offen»»?, ist jetzt unterbreche».

Er ist also anzunehmkn, daß di« von franz. Sette angelün- digts Unterbrechung des Fernsprechverkehrs uunmrh« durch« geführt ist. Dis nach Orteuberg vorgeschobenen franz. Truppen sind wieder zurückgezogen worden und nach Offenburg zu« rückgek-hrt. Alle iGerüchtr über ein Weitrroordringe» der Franzose» in das Kinzigtal, oo» einer Besetzung Brnznrbachs usw. haben sich bei Nachprüfung als unrichtig herauigestellt. Der Eisenbahnverkehr nach Offenburg «nd über Offen our; hinan» ist bis jetzt noch nicht unterbrochen.

WTB. Frei»«»,, 4. Febr. Abends 8 Uhr. Di« kl- phsnische Verbindung mit Offenburg ist nach w e vo-uu ec krochen. Es ist einwandfrei settgestellt, daß di« f a z Truppen nicht über das bisher besetzte Gebiet von Offtndueg und Appenweier hinaus vorgedrunge» stad. Die Gerüchte, daß ftanzöfische Kraftfahrpatrouillen ia Niederschopfheim gewesen find, sind ebenso unrichtig wie all« die vielen Gerüchte, di« auf Grund der Besetzung von Offrnburg u-rd Appenweier naturgemäß im Umlauf stas. Die fär die Be­setzung des Gebiets von Offenburg und Appenweier oermea- drten Truppen find, wie wir erfahren, bereits am Donners­tag »nd Freitag aus der Pfalz von Landau her nach dem Brüürnkopf Kehl geleit« worden. Vs handelt sich also bei der Besitzung weitere» badischen Gebiets um einen »»hl« »erberettete« franz. Plan. Es ist möglich gewesen, von Offenburg a«S de» größten Teil der dort vorhandenen Maschinen auf der Schwarzwaldbahn abzubeföedem. Dir Industriefirmen im Kinzigtal beförde n ihre Lastkraftwagen ab. Das Kinzigtal aufwärts zieht sich eia ununterbrochener Strom von Lastwagen «nd Personenautos, die nach Osten und Südosten hin in Sicherheit gebracht werden.

Einigkeit in der Stunde der Gefahr.

Bon Dr. Hermann P Knicke, Mitglied des Reichstags

Der Weltkrieg ist noch nicht zu Ende. Er wird mit wirtschaftlichen und nun auch wieder militä­rischen Gewaltmaßregeln fortgeführt. Frankreich schickt sich an, das von ihm besetzte Ruhrkohlengebiet gänzlich vom Mutterlande abzuspcrren. Deutschland leistet mutig Widerstand. Es ist entschlossen, unter dem Druck der Ba­jonette nicht zu verhandeln. Die Arbeiterschaft steht fest! auf Seiten der Regierung, schreckt auch vor Arbeitsnieder­legung nicht zurück, wenn ihre Führer festgenommen oder Maschinengewehre aufgefahren werden. Jede Stunde kann Zusammenstöße bringen und die Nervenkraft der dortigen Bevölkerung auf die schwerste Proben stellen. Arbeit­geber und Arbeitnehmer stehen zwischen zwei Feuern. Die Reichsregierung droht Strafen an, wenn ihre Befehle nicht befolgt werden. Die französischen Generäle befeh­len das Gegenteil und vollstrecken sofort die Strafe, wenn ihnen der Gehorsam verweigert wird. Dazu steigt die Lebensmittelnot ins Unerträgliche. Ist der Preis für den Zentner Roggen schon im deutschen Inland auf etwa 36 000 Mk. Hinaufgetrieben, so steht er im Ruhrgebiet noch höher, weil hier Mangel an Ware preissteigernd wirkt. Genug, es bildet sich eine wahre Notlage heraus, von der sich die Festigkeit und vaterländische Treue der Westfalen umso glänzender abbebt.

Aber täuschen wir uns nicht! Die Franzosen sind zum Aeußersten entschlossen. Wir müs­sen damit rechnen, daß die Kohlenversorgung des unbe­setzten Deutschlands ins^Stocken gerät, daß der Beschäf­tigungsgrad innerhalb der Industrie nachläßt, die Mark immer tiefer sinkt, daß Arbeitslosigkeit und Elend um sich greift, ein Elend, das die Mittelschichten und die geistigen Arbeiter am schwersten treffen wird. Wir zie­hen nach Möglichkeit englische Kohlen heran, auch tschechi­sche und polnische Kohle. Aber kann nicht jeden Augen­blick Frankreich auf das von ihm abhängige Polen einen Druck ausüben und die weiteren Kohlensendungen ver­hindern? , Wird nicht durch stürmische Nachfrage nach den schwarzen Diamanten in England ihr Preis derart in die Höhe getreiben werden, daß eine Teuerung entsteht, gegenwelche die dortigen Konsumenten sich auflehnen, so daß ein englisches Kohlenausfuhrverbot in Frage kommt?

Der Himmel über Deutschland ist düster, und er ver­düstert sich noch mehr, sobald die Reparationskommission ihre Entscheidung über die deutschen Zahlungen getroffen haben wird. Das sogenannte kleine Moratorium ist am 31. Dezember vorigen Jahres zu Ende gegangen. Da­mit lebt das Londoner Ultimatum wieder auf, und wir wären verpflichtet gewesen, am 15. Januar 500 Millionen Goldmark zu zahlen. Solche Summen aufzubringen, ist unmöglich. Ueberdies haben wir alle Leistungen in barem Gelbe und in Sachwerten an die Mächte, die uns überfi len, eingestellt. Nun bereitet sich die Reparations­kommission vor; einen Zahlungsplan aufzu­stellen, vielleicht mit einem zweijährigen Zahlungs­ausschub, mir einer Abgabe von Vermögen der Großindu­striellen und jedenfalls mit Aufrechterhalkung der Pfän­der, die Frankreich gnd Belgien jetzt in Händen haben. Auf einen derartigen Vorschlag gehen wir nicht ein. Die Reichsregiernng will und darf überhaupt nicht verhandeln, solange noch ern fremder Soldat auf westfälischem Boden steht. Der Reichstag ist in seiner Mehrheit ebenfalls zu einem unbedingten Nein bereit.

Was aber dann? Tie französische Presse droht, im Ablehnungsfall für das gesamte besetzte Gebiet eine autonome Organisation ähnlich derjenigen im Saarland zu schaffen. Das wäre der Uebergang enlwcder zu einem rheinisch-westfälischen Sonderstaat vder zur förmlichen Lostrennung dieses Gebietes von Deutschland. Damit hätte Frankreich erreicht, was es seit Jahrhunderten bezweckt. Deutschland wäre des wert­vollsten Teiles seines Wirtschaftsgebietes beraubt und da­durch auch politisch lahmgelegt. Frankreich dagegen hätte die Herrschaft über Erz und Kohle, also die volle Selb­ständigkeit in der Beschaffung von Waffen und Munition. Nicht nur seine wirtschaftliche, sondern zugleich seine mili­tärische Vorherrschaft iu Europa wäre Neuwert.

Nur das Auf gebot höchster sittlicher Kraft vermag diese verhängnisvolle Entwicklung zu verhin­dern. Jetzt gilt es, allein das eine Ziel ins Auge zu fassen, die Rettung des Vaterlandes. Alles andere muß zurückstehen. Die Händel über die innere Einrichtung des Hauses mögen später geschlichtet werden, nachdem zunächst das Haus selbst gegen die Stürme ge­sichert ist, die es bedrohen. Die nationaleEinheits- frvnt innerhalb und außerhalb des Parlaments ist nötig. Eine neup Notgemeinschaft zwischen Ar­beitgebern' und Arbeitnehmern sollte sich bilden, welche Arbeitskämpfe in der Stunde der Gefahr ausschließt. Nie war die Not so groß wie jetzt und nie die Pflicht so drin­gend, ihr mit dem Aufgebot der ganzen Volkskrmt u begegnen.

Politik des SeivkerhailimMnebr.

R.H. Französische Divisionen trennen jetzt eben Ruhr und Rheinlande mit Kanonen und Maschinengewehren gewaltsam von Deutschland ab. Nicht für Monate, son­dern für Jahre, wie dasEcho de Paris" ganz offen be­kennt. Die Franzosen schicken sich an, die deutsche Regie­rung der besetzten Gebiete durch ftanzöfische Verwaltung zu ersetzen. Die Massenausweisungen der preußischen Beamten können gar keinen anderen Zweck haben. Die französischen Sachverständigen haben soeben der franzö­sischen Regierung die Einführung einerRheinmark" vor­geschlagen. Noch einmal soll der deutschen Regierung ein Ultimatum über Lieferung von Kohle, Koks, Farb­stoffen usw. gestellt werden. Wenn die Unterwerfung nicht,

erfolgen sollte, werde die Verwaltung der ganzen besetzte»; Gebiete von Frankreich übernommen werden. -

Was das bedeutet für uns, das sagen ein paar nacktel Zahlen: Abtrennung von 10 Millionen Menschen, von Vi» der deutschen Kohlenproduktion, Verlust von Vs an Koks, 2/4 an Teer und Ammoniak, Vs an Eisenerz, V» an Schmiedeeisen und je Vs an Blei- und Zinkproduktion. Kann die deutsche Wirtschaft ohne diese Produktion leben, d. h. muß nicht das deutsche Volk durch diesen Verlust in kürzester Frist in Arbeitslosigkeit und Hungerelend hin­eingestürzt werden? Das ist es, waS Frankreich will. Es will uns in diese Hungerkatastrophe Hineintreiben, will auf diesem Wege den deutschen Widerstand zerbrechen, die deutsche Einheit zerreißen und Deutschland zerstückeln. Keine Unterwerfung würde uns vor diesem Schicksal be­wahren können. Retten kann uns nur der Widerstand bis zum letzten, bis die Folgen der Gewaltpolitik sich gegen Frankreich selber wenden.

Der Ausgang des Kampfes hängt davon ab, ob wir die deutsche Wirtschaft aufrecht erhalten werden können, d. h. vH die deutsche Wirtschaft imstande sein wird, das Leben von 50 Millionen Menschen zu erhalten. Es muß ge­lingen. Aber wir dürfen uns nicht verhehlen, daß er nur gelingen kann, wenn das deutsche Volk in seiner Ge­samtheit und allen seinen Gliedern zur treuesten Mithilfe und zu größten Opfern bereit ist. Die gesamte Wirt­schaft muß auf die Notzeit eingestellt werden. Die vor­handenen Betriebs- und Produktionsmittel müssen so sparsamm und rationell wie möglich verwandt werden. Vor allem müssen wir mit der kostbaren Kohle Haushal­ten. Für einen Zeitraum von 4 Wochen sind noch hin­reichende Vorräte vorhanden. Die Verwendung von Braunkohle-r indurstielle Zwecke muß ausgedehnt, die Förderung bedeutend gesteigert werden. Was wir an ausländischer, hauptsächlich englischer und böhmischer Kohle selbst unter größten Opfern hereinbekommen kön­nen, das müssen wir kaufen.

Die schwerste Belastungsprobe wird die un- vermeidbare Zunahme der Arbeitslosigkeit im ganzen Reiche sein. Sie muß und wird durch staatliche, kommunale und vrivatwirtschaftliche Maßnahmen auf das geringste Maß zurückgeführt werden. Die Arbeitgeber­schaft hat es als die nationale Pflicht jedes Arbeitgebers betont, seine Arbeiter und Angestellten weiter zu be­schäftigen. selbst wenn der Betrieb durch Kohlenmangel Z! Arbeitsstreckung oder zur gänzlichen Stillegung ge­zwungen ist.

Eine starke Verteuerung unserer Lebens ha l- tung wird nicht aufznhalten sein. Produzenten, Händler und alle am Warenverkehr Beteiligten^ haben die drin gende Pflicht, wenigstens dafür zu sorgen, daß die Ver­teuerung der Lebensbedürfnisse nickt über das.unbedinae