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Somrtagsged anken Herzeusgüte.

Kann der Mensch je mit den Augen des Geistes oder der Sinne mehr sehen, als andere; kann er je ein geist­liches und leibliches Sonntagskind werden, so ists gewiß aus dem Weg der Unschuld, der Kindeseinfalt, derrei n- sten Güte des Herzens und bei der höchsten mo­ralischen Vollkommenheit, zu der Menschen diesseits gelangen können. Hippel.

Zur Lage.

Es gibt immer noch Leute in Deutschland, die von Krieg reden, von Krieg in dem Sinne, als ob das wehrlose Deutschland mit Waffengewalt die frechen Räu­ber aus dem Ruhrgebiet, in dem sie nun seit 8 Wochen sitzen, hinanstreiben wolle. Das ist barer Unsinn. Deutsch­land ist ohnmächtig, völlig ausgeschaltet und fast nur noch Objekt der Politik. Bei einem neuen Krieg in Europa würde Deutschland Opfer und Kriegsschauplatz werden. Das zeichnet sich klar am weltpolitischen Himmel ab: Im Westen der raubgierige Franzose am Rhein und der Ruhr und im Osten Deutschlands die von Frankreich abhängi­gen und beeinflußten Staaten französischer Politik: Polen, die tschechische Republik, Südslawien und Rumänien. Auch Oesterreich steht durch die Sanierung seiner Finanzen unter Einfluß und zwischen der Türkei und Paris bestehen im­mer noch enge Fäden, wie das in diesen Tagen die Lau- sanner Konferenz bewiesen hat. So ist der ganze Osten mit Ausnahme Rußlands, nach dessen ehemaliger Freund­schaft aber der Franzose mit Macht strebt, in ein System französischer Politik verwickelt, zum Teil durch militä­rische Abmachungen gebunden. Von Mißland und Bul­garien aus ist kürzlich zu gleicher Zeit das Wort gefallen, die europäische Lage gleiche einem fieberhaften Zustand, wie er sich vor großen Kriegen bemerkbar mache". Wenn man noch dazu nimmt, daß durch die Ereignisse in Lau­sanne bei Ueberreichnng des Friedensvertrages zwischen England und Frankreich eine Spannung entstanden und die g samte Orientfrage erneut in Fluß gekommen ist obwohl die alten Waffenbrüder von 1914 sich wieder verständigen und schließlich einenKuhhandel" auf Kosten Deutschlands abschließen werden so hat man in der Tat ein Weltbild, in demKriegs gerächte" ver­ständlich werden. Aber es muß bald von den Mächtigen in London, Neuyork oder Paris das erlösende Wort ge­sprochen werden gegenüber den Kriegsmachern an der Seine, noch ehe der zündende Funke das Pulverfaß der Politisch gespannten Atmosphäre zur Ent' mng bringt.

Wohl haben sich alle Völker in dem Krieg am Rhein und an der Ruhr, der von Poincare und Millerand mitten im Frieden entfacht ist, mehr oder weniger für neutral erllärt, mit Ausnahme Belgiens. Aber es ist und bleibt ein Krieg von neuer Art und keinefriedliche Maßnahme". Teils ein Krieg mit Wehr und Waffen, teils ein Wirtschaftskrieg. Die Waf­fen können nicht zuschlagen. Wo sie gezeigt oder gebraucht werden, stellt man auf deutscher Seite die Arbeit ein. Man sperrt Bahnhöfe plötzlich ab, schließt Banken, verläßt Bergwerke und Fabriken. So spielt sich bis jetzt der Ruhrkohlenkrieg ab, der nur durch brutale Gewalt mit Verhaftungen, Massenausweisungen immer mehr an Schärfe zunimmt. Es ist ein Wirtschaftskrieg neuer Art, der täglich am Widerstand der Arbeit und des Willens der deutschen Bevölkerung Mißerfolge hat. Die Inge-, nieurkommission treibt Industriespionage im großen,, daneben geht der Kleinkrieg gegen die deutsche Privat­wirtschaft zusammen mit einer Absonderunasvolitik. Aber

MivstO ch itz , vamstag r. Febr««.

der Hutsche Wtdersiauv hat sich bisher durchgesetzt. Die Kohlenbeute der französischen und belgischen Räuber ist gering. Ihre rücksichtslosen, jeder Menschlichkeit baren Maßnahmen gegen Kranke, Frauei: und Kinder haben die Nervenkraft der tapferen Ruhrb,- wohner nur gestählt. Und hinter ihnen steht das deutsche Volk einig in der moralischen Abwehr, die sogar von den Kommunisten gebilligt wird. Dieser deutsche Widerstand hat uns draußen in der Welt, bei Neutralen und Feinden, Achtung und Sympathien geschaffen. Nicht mehr, denn kein Volk Europas wird uns zu Hilfe kommen in Not und Bedrängnis.

Seine Stütze für Vertragsbruch und Raubkrieg findet Wincare am Reparationsausschuß in Paris. Erft mußte dieser eineallgemeine Verfehlung" Deutschlands wegen des Aufgebens deutscher Sachlieferungen nach dem Einbruch der Franzosen ins Ruhrgebiet feststellen, um Poincare auch noch ein moralisches Mäntelchen für den Raubzug zu schenken. Dann lehnte der Reparationsaus­schuß das deutsche Gesuch um Aufschub der Barzahlungen ab und setzte das Londoner Zahlungsdiktat mit 132 Goldmilliarden in Kraft, das er am 31. August 1922 selbst für unerfüllbar seitens Deutschlands erklärt hatte. Und schließlich besaß der Reparationsausschuß immer die Vertreter Frankreichs, Belgiens und Italiens gegen den englischen Vertreter die Kühnheit, Deutschland für Februar eine Kohlenanforderung vorzulegen, der nicht nachgekommen werden kann. Das alles aber nur als Ko­mödienspiel zu dem Vorgehen an der Ruhr und zur Begründung der am 1. Februar in Kraft gesetzten Koh­lenblockade gegen Deutschland. Nachdem die Mili­tarisierung der Eiseübahnen am Widerstand der deutschen 'Eisenbahner größtenteils mißlungen ist, holt man fran­zösische Eisenbahner herbei, denen es aber auch nicht ge­lingen wird, das vielverzweigte Eisenbahnwesen des Jn- vustriebezirks in Gang zu bringen. Schon zeigen sich neben den Stillegungen erhebliche Störungen und Un­fälle bei den ersten Versuchen der Franzosen. Durch den moralischen Widerstand der Rheinländer und Westfalen ist tatsächlich in drei Wochen vom Franzmann nichts erreicht worden, auch nicht durch brutale Gewalt, weder beim Arbeiter noch beim Beamten. Die Enttäuschung in Paris ist darüber groß, und man würde sich wohl ' gerne aus dieser Schlappe ziehen. Das läßt der Grö­ßenwahnsinn nicht zu und s-r wird die kommende Zeit Vermehrte Gewalttat bringen.

! Poincares Raubzug hat.den deutschen Finanzen schwer geschadet. Geld und Teuerung sindösterreichisch" jaufgeblüht. Im Reichshaushalt rechnet man mit Billio­nen, bei den Ländern mit Milliarden und bald im pri­vaten Haushalt mit Millionen. Als Millionäre von Pa-s Pier sind wir bettelarm geworden. Wenn der papieren^,! , Dollar mit 4050 000 Mark und der alt» Kr.sterpfen- !nig in Berlin mit 28 Mark bezahlt wird, brauchen wir kein Armutszeugnis mehr. Leiden und Not sind Brüder des deutschen Volkes geworden, vier Jahre nach dem Krieg. Ein Ende der Entwicklung ist nicht abzus'^en, auch dann nicht, wenn die Franzosen wieder abziehcn, denn Geld und Sachwerte wollen sie alle von uns, die zu Ver­saillesdiktierten".

Wir brauchen alle Kraft und alle Nerven für die eigene Exi stenz unseres Volkes. So mag es uns auch fast gleichgültig erscheinen, wenn Franzosen, Eng­länder und Türken sich in Lausanne über den Orientfrieden in die Haare kommen und in einer Woche erst wieder zusammentreten, wenn irgendwo in der Welt etwas los ist wir sind ja doch nur entfernte Zu­schauer und für lange Zeit Unbeteiligte, Entrechtete. Wir haben zudem genug Dinge im eigenen Vaterland, die Aussehen machen: Kontrollierende Franzosen im badischen Landtag, Ausnahmezustand in Bayern wegen der Nationalsozialisten, Regierungswechsel in Sachsen und anderes mehr. Daneben als Begleiter von Not, Elend und Teuerung auch Unglücksfälle größter Art, wie das Grubenunglück in Schlesien, bei dem mehr als 110 Bergleute das Leben verloren, steigende Verbrechen und Unmoral, Gott sei Dank aber auch Opfer­wille, Heldenmut und Vaterlandsliebe, drunten im be­setzten Gebiet, wie im übrigen Deutschland. Auch die Reichsregierung zeigt ein Stück darin in ihrem Noten­krieg und ihren Protesten nach Paris,, die uns täglich aufgetischt werden. Das gibt Hoffnung und Zuversicht, daß wir zuletzt doch oben bleiben und den Sieg behalten.

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Die Lage im -dthrgebiel.

Ter Reichskanzler über die Lage.

Berlin, 2. Febr. Der Berliner Berichterstatter des ,,Nieuwe Rotterdamsche Courant" hatte mit dem Reichs­kanzler Dr. Cuno eine Unterredung, in der dieser u. a. ausführte: Das französische Vorgehen bestimmt un­sere eigene Haltung mit eiserner Konsequenz. Wir wer­den uns keinesfalls dazu verleiten lassen, durch akti­ven Widerstand, zu dem uns die Waffen feh­len, unseren Gegnern einen Anlaß zur größten Ent­faltung ihrer militärischen Machtmittel zu geben. Das weiß ich, daß unser jetziger Abwehrkamps der Pas­siven. Resistenz keinesfalls versagen wird. Wir sind allerdings noch auf manches gefaßt. Für uns er­gibt sich die einfachste Tatsache, daß die schlimmsten Folgen der Besetzung nicht schlimmer sein können, als die Folgen eines Nachgebens. Deshalb ist es unserem ganzen Volk auch so klar, daß wir diesen Kamps bis zum Ende durchhalten müssen, d. h. bis zu jenem Punkte, wo es unserer passiven Resistenz gelun­gen sein wird, die Gewalt ad absurdum zu führen. In diesem grundlegenden Gedanken sind alle einig. Wir werden niemand herausfordern. Wir werden aber auch Poincare nicht die goldene Brücke des Scheinsieges bauen dürfen, sonst wäre der ganze Kampf der Ar­beiter und Unternehmer im Ruhrgebiet umsonst.

Tie Revision der Zcchenleiter verworfen.

Mainz, 2. Febr. Das Revisionsgericht des General­stabs der französischen Rheinarmee hat nach 1V->stän­dig er Beratung die von den verurteilten Großindu­striellen und Beamten des rheinisch-westfälischen Jndustriebezirks eingelegt Revision verworfen. Das Urteil des Kriegsgerichts ist dadurch nach franzö­sischem Gesetz rechtskräftig geworden. Eine Berufung an eine höhere Instanz ist nicht mehr möglich.

? Französische Note über die Kohlenspcrre.

s Berlin, 2. Febr. Die französische Regierung hat z der deutschen Reichsregierung eine Note überreichen ; lassen, in der sie unter nochmaliger Betonung des ! nichtmilitärischen Charakters ihres Ruhr- ! unternehmen» und unter Hinweis auf die Weigerung j der deutschen Regierung und der Zechenbesitzer, weiter Reparationskvhlen an Frankreich und Belgien zu lie­fern, ankündigt, daß vom 1. Februar an keine Ver­sendung von Kohle und Koks aus dem besetzten Gebiet nach dem übrigen Deutschland mehr stattsinden wird, und daß sich diealliierten Regierungen" neue notwendig werdende Sanktionen Vorbehalten.

Eine gleichlautende Note hat der Belgische Minister des Auswärtigen dem deutschen Geschäftsträger in Brüssel überreicht.

Bo» der X»hr »nd vo« Rhei».

Hafen^ünd''das"'stollarM°D^«'?^ Zollamt Krefeld- Sämtliche deutschen parallel Hafene

Aach««, 2. Febr. Am Freitag nachmittag wurde das Hauptzollamt in Aachen von den deutschen Beamten geräumt und von den Belgiern besetzt.

Koblenz, 2. Febr. Die Interalliierte Rheinland­kommission hat gleichzeitig mit derFrankfurter Zei­tung" auch dieDeutsche Allgemeine Zeitung" Verbote«, ebenso dasOberlahnsteiner Tagblatt", dieEinser Zei­tung", dieDiezer Zeitung" und denHerner Anzeiger" wegen einer Lokalnotiz.

Paris, 2. Febr. Nach einer Aufstellung derHu­manste" hat das Reparationskohlenamt in den ersten 11 Tagen des Monats Januar von Deutschland täg­lich durchschnittlich 12 655 Tonnen Kohlen bekommen, vom 13. bis 15. Januar ist das Mittel auf 6700 Ton­nen gefallen, am 16. Januar kamen nur noch 4600 Tonnen, am 17. 1400 Tonnen und am 18. 600 Tonnen an. Vom 19. Januar an kamen keine Repara­tionskohlen mehr aus dem Ruhrgebiet.

London, 2. Febr. De" Sanderberichterstatter der Times" in Düsseldorf e^ährt aus offizieller Quelle, daß ein Uebereinkomme zwischen den Militärbehörde« und der Eiscnbahndirr ition dahin getroffen worden sein soll, daß der normale Zugsverkehr wieder funk­tioniere« soll. Die französischen Behörden sollen nach dem gleichen Blatt zugesichert haben, daß sie die Trup­pe« auf den sämtlichen Bahnhöfen des besetzten Ge­bietes znrnckziehc« und die Eisenbahnen nicht mehr mit französischem Personal bedient werden. Ihrerseits sollen dann auch die Deutschen sich verpflichtet haben, den normalen Zugsverkehr wieder aufzunebmen.