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Die Verschärfung der Lage.

Die Abschnürung des Rnhrgebiets. Kein Zahlungs­aufschub Verschärfung der Lage rm Innern.

DerKriegsbericht" von der Ruhr zeigt neue Verschär­fungen und die außen- und innenpolitische Lage steht im Zeichen höchster Spannung. Jeder Tag bringt neue Be­lastungsproben, und nur dem angespanntesten einigen Willen des deutschen Volkes ist es möglich, diese Schick­salsstunden im höchsten Sinne des Wortes zu überstehen.

Drunten an der Ruhr und am Rhein geht Frankreich, unerbittlich gegen alle deutsche Proteste und gegen den moralischen Widerstand auf sein Ziel los: das Ruhr­gebiet von Deutschland ab zu schnüren. Die französischen und belgischen Truppen wurden größtenteils aus den volkreichen Orten herausgenommen, so wird z. B. die Räumung Essens gemeldet, und an die Grenzen des Ruhrgebiet verlegt. Ungeheure Truppeumassen mit Tanks und aller kriegsmäßigen Ausrüstung sind in Bewegung auf die Grenzen des großen Wirtschafts­gebiets. Die wichtigsten Eisenbahnknotenpunkte sind in den Händen der Franzosen. Sre sollen die, Aufgabe haben, die Kohlenzüge zurückzuhalten und vom unbe­setzten Deutschland weg nach Frankreich zu leiten. Gleich­zeitig aber auch die Lebensmittelzüge aus Deutschland, nach dem Ruhrgebiet abzuhalten. Mehrere tausend fran­zösische Eisenbahner sind zu diesen Zwecken berufen, um Kohlenzüge zu fahren und Stellwerke zu bedienen. Der Kampf ist jetzt auf das Gebiet des Hungers ge­trieben. Frankreich befolgt.damit die gegen Deutfch- land schon im Krieg angewandte Hunger st rategie und Blo ckade. Deshalb haben die Kaufleute, Gast-' wirte und Handwerker in verschiedenen Städten an der Ruhr im Einvernehmen mit Arbeitern und Arbeitgebern den Beschluß gefaßt, an Belgier' uno Franzosen keine Waren, Speisen und Getränke zu verabreichen, um die Lebensnotwendigkeiten für die Bevölkerung zu erhalten. Zu diesem bevorstehenden Hungerkrieg kommt eine neue Methode der Franzosen hinsichtlich der Aus- wei s ungen. Sie sehen nun, durch den Widerstand der Arbeiterschaft klug gemacht» davon ab, die Unternehmer und Zechenleiter in .Haft zu setzen, da die Bergarbeiter nach der Freilassung der Zechendircktoren restlos die Arbeit wieder ausgenommen haben. Dagegen richten sich die französischen Maßnahmen nun gegen di e Beamten mit grenzenloser Rücksichtslosigkeit. Sie suchen sogar die Frauen der Beamten durch Drohungen zu beeinflussen. Von der Frau eines Regierungsrats forderten sie eine Liste aller Beamten, die im Amte ihres Mannes beschäftigt seien, was die Frau unter dem Hinweis auf ihre Pflicht gegenüber dem Vaterland ab­lehnte. Dann machen sie Schwierigkeiten beim Ab­transport der Möbel der Ausgewiescnen, verurteilen Be­amte wegenrespektlosem Verhalten" zu Gefängnisstra­fen usw. In der Wiesbadener Regierung sind alle Be­amten bis auf ein Mitglied ausgewiesen. Die Bevölke­rung ist einmütig in der Gesinnung, keinen Skla­vendienst zu leisten und keine Slavenbehandlung lung zu erdulden. Tie Verhaftung der hohen Beamten und der Bürgermeister t eibt die Wellen vaterländischer Notgemeinschast. So ist z B Bochum seit Tagen von jeder Post- und Telegraphenoerbiuduug abgeschnitten und zahlreiche Bcamteukörper sind wegen Verhaftung ihrer Vorgesetzten in den Ausstand getreu?» Trotz alledem geht die Hungertaktik und Gewaltherrschaft de'' Franzosen weiter gewissenlos, herzlos, wie sich die grande Nation in der Geschichte immer gezeigt hat.

Der treue Teilhaber an Poincares Ruhraktion ist die Reparationskommission. Die Vertreter Frank­reichs und Belgiens haben, unterstützt von dein Italiener, der dadurch mit für die Gewalttat an der Ruhr verant­wortlich wird, gegen die Stimme des englischen Vertre­ters, der sich der Stimme enthielt, beschlossen, daß wegen Einstellung der deutschen Sachlieferungen nach dem Ein­fall ins Ruhrgcbiet Deutschland sich einerallgemeinen Verfehlung" schuldig gemacht habe und daß Deutschland kein Zahlungsaüfsch ub in den Barleistun­gen zuzubilligen sei. Dies bedeutet, daß nach Ablauf der Stundungsfrist am 31. Januar der Zahlungsplan des Londoner Ultimatums in Kraft tritt, der für Deutschland einfach unerfüllbar ist, wie dies die englischen und inter­nationalen Finanzsachverständigen nachwiesen. Deutsch­land bar das muß besonders betont werden seine

,, Verpflichtung zu meparanonsleiflungen bis jetzt nicht ' verneint, weigert sich nur, solange Frankreich und Bel- f gien mit Waffengewalt die Reparationen aus Deutsch- s land zu holen versuchen. Sobald dieser Zwang auf- l hört, erfolgt wieder die freiwillige Leistung. Bekanntlich f muß diese nach Art. 234 des Versailler Vertrags im > Verhältnis zu seiner Leistungsfähigkeit stehett, Aber das steht auf einem Fetzen Papier, den die Franzosen und die z Rcparationskommifsiou für nichts achten, obwohl die Echtere am 31. August 1922 anerkannt hat, daß die Lasten Deutschlands ermäßigt werden müssen. Es bleibt dabei, das Londoner Zahlungsdiktat mit den 132 Milliarden Goldmark wird Deutschland nie erfüllen können.

Es paßt gut zu diesem brutalen Gewaltbeschluß, daß Poincare auf neue deutsche Proteste wegen der Benmtenausweisungcn im Voraus geantwortet hat, daß er die deutschen Einsprüche unbeachtet lasse und keine Antwort mehr gebe. Eine ungewöhnliche Form oes Verkehrs zwischen Vertretern von Völker, die sich eben nur dergewaltige Poincare" erlauben kann.

Und nun die stillen Teilhaber am Ruhrabenteuer Frankreichs. Der englische Ministerrat beschloß trotz )es Druckes der öffentlichen Meinung, aus der abwarteir­ren Haltung nicht herauszutreten, obwohl man aner­kennt, däß Poincare die angekündigten Grenzen über- bat. Amerika wird sich diesem Standpunkt

der Nichteinmischung anschließen. Ja, noch mehr:Staa>S sekretär Hughes hat den amerikanischen Beobachter in Paris, Boyden, angewiesen, seine Meinung über die Reparationen nicht auszusprechen. Italien hat bereits zu grinsten Frankreichs in der Reparationskommission ge­sprochen.

Zu all der äußern Bedrängnis kommt noch die Ver­schärfung der innerpolitischen. Lage. Die Münchener Nationalsozialisten haben anläßlich ihres Partei­tages vom 27. bis 2.9 Januar der bayerischen Regie­rung mit Gewalt gedroht und daraufhin hat die Regie-' ruug den Ausnahme zustand im rechtsrheini­sche n Bayern verhängt. Es wird cipe Kraftprobe abgeben für die bayerische Regierung, die sich nicht immer einwandfrei gegen die Nationalsozialisten gestellt hat, nun aber entschlossen ist, die Rechte des Staates und die Einheit des Reiches zu wahren. Der nationalsoziali­stische Führer hat den Anstoß zu dieser dramatischen Wend ng der Dinge gegeben mit der Parole: Nicht wider die Franzosen, sondern wider die Novemberverbrecher. So kam es, daß sich rechtsgerichtete Vereine und Verbände von den Nationalsozialisten lossagten. Es ist zu wünschen, daß auch dieser bayerische Sturm vorübergeht, ohne der deutschen Einheit zu schaden. Zu dieser inneren Be­lastungsprobe kommt, daß auch die deutsche Sozial­demokratie sich neu orientiert, wie aus ihren Reden im Reichstag hervorgeht, in denen, nach demVorwärts", als die Hauptsache gilt, eine anpassungsfähige Taktik zu üben und das höchste Gut zu erhalten, die Einheit und die Geschlossenheit der Partei. In unserer vaterländi­schen Not gilt wohl in den weitesten Kreisen das Vater­land und dessen Einheit mehr als die Partei.

Ti' Schicksalsstünde für Deutschland ist gekommen. Des Dramas erster Teil hat sich an der Ruhr abgewickelt. Wird nun die militärische Operation im Ruhrgebiet ent­brennen: Hungerkrirg und Volkskampf? Wird das deut­sche Volk die Einheitsfront halten und gegen Gewalttat und Unrecht und für Freiheit und Recht geschlossen blei­ben? Das sind die Schicksalsfragen künftiger Tage und Wochen, di die Antwort unter. Not und Leiden bringen müssen. - .

Abschnürung vco Rrchrgebiets.

Berlin, 28. Jan. In der französischen Ausgabe, derDaily Mail" wird die Abschließung des Ruhr­gebiets vom übrigen Deutschland als unmittelbar bevor st chend bezeichnet, und zwar- unter An­wendung folgender Maßnahmen: 1. Errichtung einer Zoll-Linie durch Truppen und Zollbeamte an den Grenzen des Ruhrgebiets. 2. Ausweisung aller preußischen Beamten. 3 Ausgabe einer neuen Währung auf Frankenbasis.

England l- r.bt Zuschauer.

London, 28. Jan. Im Laufe des WT.isterrats zeigte sich, daß die englische Regierung trotz des zunehmenden Trucks, der von der Oeffentlichkeit auf sie ausgeübt? wird, es auch jetzt noch nicht für ratsam hält, aus ihrer ab wartenden Haltung hcrauszu tre­ten. Tie Ereranisse der lebten Taue böte,»

Grund, um eine Lwreyr Politik zur Anwendung fei der Ansicht, daß sich die einmischung sen und unter stände als das also vorderhand

von der bisher zu bringen. Das

befolgten Kabinett Politik der Nicht­unter den gegenwärtigen Verhältnis­sorgfältigster Abwägung aller Um­klügste erweisen werde. Man wird mit der Untätigkeit Englands zu rech­nen haben, ebenso wie man mit einer Zurückzie­hung der englischen Truppen vom Rhein vor­läufig nicht rechnen kann. Frankreich wird also ungestört seine Herrschaft im Ruhrgebiet ausüben können.

Boykott des Hafens von Antwerpen.

Tnisburg, 28. Jan. Eine Versammlung führender niederrheinischer Schiffahrts-, Speditions-, Handels­und Jndustriesirmen war von der- einmütigen Ueber- zeugung beherrscht, daß angesichts der neuesten Ent­wicklung der Tinge der Hafen von Antwerpen völlig gemieden werden müsse und mit deut­schen Waren keine Tonne mehr über diesen Hafen ein- und ausgeführt werden dürfe. Für deutsche Verfrach­ter und Frachtempfänger können künftig nur deutsche und holländische Rotterdam Nordseehäfen in Betracht kommen. Alle geeigneten Schritte sollen ein­geleitet werden, um diese Stellungnahme zum Gemein­gut des ganzen deutschen Wirtschaftslebens zu machen.

Tic Zoltinie ist errichtet.

Essen, 28. Jan. Nach mehreren hier vorliegenden Meldungen ist die Abschnürung des Ruhrge­biets vom übrigen Deutschland vollzogen worden. Damit ist die sogenannte Zollinie geschaf­fen. Sie geht im Süden über Weislop-Lünen nach' Dortmund-Herde, im Norden von Düsseldorf über Grünbaum nach Duisburg.

Tie Erregung der Bevölkerung über die Abschnürung des Ruhraetiets vom unbesetzten Deutsch­land ist aufs höchste gestiegen. Ans Vergarbeiter- kreisen erfährt man. daß man entschlossen sei, in den allgemeinen Streik zu rreten, falls die Fran­zosen ihre Absicht, jegliche Kohlenznfuhr nach dem unbesetzten Deutschland zu unterbinden, durchführen sollten.

In Duisburg kam es im Zusammenhang mit der Verhaftung des städtischen Waldjägers Berg zu eiper Kundgebung vor dem Landgerichtsgebäude. Tann zog die Menge über die Düsseldorfer Straßen, wo sie bei dem Hause des belgischen Komm-mdeurs angehalten wurde. Belgische Offiziere und Beamte griffen etwa zwanzig Personen willkürlich heraus und brachten sie auf die Kommandantur, wo sie festgehalten werden. Belgische Kavallerie zerstreute die Menge.

Ter Düsseldorfer Polizeipräsident, Re- aierungsrat Oexle, ist von der Besatzungsbehörde ver­haftet worden. Weiter wurden von der Besatzungs­behörde neuerdings verhaftet: die Oberzollinspektoren Nerle, Ufer und Glöckner alle drei in Kaldenkirchen, ferner der Zollgouverneur Dericks in Neuß.

Französische Agenten.

München, 28. Jan. DieMünchn. N. N." erfahren aus zuverlässiger privater Quelle, daß Frankreich «Agenten, nach München geschickt hat, die die Münchner Bevölkerung zu Gewalttaten gegen französi­sche Staatsangehörige provoziere n sollen. Solche Ge­walttaten sollen Frankreich den Schein des Rechtes geben, Bayern d^n Krieg zu erklären. Als Grund des französischen Vorgehens geben uns unsere sehr zu­verlässigen ausländischen Gewährsmänner an, daß Frank­reich überrascht durch das heldenmütige Verhalten der deutschen Arbeiter, Beamten und Unternehmer am Rhein und Ruhr jetzt seine Gewalttaten verstärken und vor allem Nord- und Süddeutschlandtrennen möchte.

Nieder mt dem Militarismus!

A.D.C. Als die Entwaffnungs-Bedingung , die der Feindbund Deutschland stellte, bekannt wurden, da regten sich in manchem vertrauensseligen Gemüte Hoffnungen nuf eine ganz erhebliche Verminderung, wenn nicht gar Beseitigung des gesamten europäischest- Militarismus. Wie es heute damit, darüber unterrichtet folgende Zu­schrift, die wir aus Mai nz erhalten:

Mainz hatte im Frieden bis zum Kriegsausbrüche eine nach den damaligen Begriffenstarke" Garnison. Sie belief sich auf rund 80(O Mann. Anders heute! Tie Franzosen haben allein m Mainz heute eine Be­satzung von mii'dest.'ns 15 090 Mann stehen. Das illu- rimäckut ein'aal Wn Begriff des heutigen franzö-