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Ueber die liefern Gründe der Verlegung des rheinisch- westfälischen Kohlensyndikats von Essen nach Hamburg werden folgende Ausführungen derKöln. Ztg." von Interesse sein:

Die Verlegung bedeutete für die Syndikatsorgane einen schweren Entschluß. Der Eindruck dieses innerhalb fünf Stunden in die Tat umgesetzten Beschlusses ist nicht nur in Deutschland, sondern besonders auch im Ausland stark gewesen; aber man würde die Bedeutung des Schrittes verkennen, wenn man ihn lediglich als eine Demonstration bewerten wollte. Schwerwiegende rechtliche und prak­tische Erwägungen drängten die Zcchenbesitzer da­zu, ihren rechtlich und geschäftstechnisch stark ansgebauten Apparat nicht tatenlos dem einmarschierenden Feinde in die Hände zu geben. Man muß sich vergegenwärtigen, daß das Syndikat das Verfügungsrecht über die gesamte Erzeugung des Ruhrgebiets, mit Ausnahme des Selbst­verbrauchs, hat. Die Zechen sind gesetzlich und vertrag­lich verpflichtet, die Kohlen dahin zu liefern, wohin das Kohlensyndikat sie bestimmt. Die Verkaussabteilungen des Syndikats haben in ihren Büchern und Nackiwei- sungen den klarsten Ueberblick über den Ko h.- lenbedarf fast der ganzen deutschen Industrie, da nach dem Ausscheiden des Saargebiets und fast drei Viertel Oberschlesiens aus der deutschen KohleNversor- gung etwa 80 v. H. auf die Ruhrkohle angewiesen sind. Dieser ganze sachliche Apparat mußte verschwinden, und mit den Geschäftspapieren auch der Vorstand und die ..Angestellten. Wäre der ganze Apparat des Syndikats mit seinen 600 Angestellten und mit dm Geschäftspapieren in die Hände der Franzosen gefallen, dann hätte eine Kontrollkommission von wenigen Personen genügt, um ihn zu Aufträgen an alle Zechen zu benutzen, zu Auf­trägen, zu deren Ausführung die Zechen dem Syndikat verpflichtet sind. Das ist jetzt nicht möglich. Soweit die Zechen nicht besetzt sind, sind sie vor Eingriffen des Feindes sicher, und auch die Zechen im besetzten Gebiet können nicht mit Syndikatsmitteln gezwungen werden. Wenn sie sich weigern, so bleibt dem Feind nur .der Weg, auf jede einzelne Zeche gewalt­same Eingriffe ins Privateigentum zu ma­chen. Praktisch fehlen den neuen Machthabern die Mög­lichkeiten, den geschäftstechnischen Apparat des Syndikats ' anzuwenden. Sie müssen aus jeder einzelnen Zeche be­sonders verfügen und in jedem einzelne: Falle Farbe be­kennen, inwieweit er Privatrechte verletzt. Es tritt dann auch klar in Erscheinung, ob und in welchem Umfang er ,über den behaupteten Zweck, nur für die Lieferung der Reparationsmenge sorgen zu wollen, hinausgeht und die deutsche Kohlenwirtschast beeinträchtigt. Die Befürchtung, die auf Seite der Verbraucher mitspricht, findet ihre Be­gründung in der allgemeinen Fassung der Note, aus der 'man bei der bekannten Auslegungsknnst der Franzosen »das Schlimmste herauslesen kann. Wäre ihnen durch das Personen- und Aktenmaterial eine vollkommene Uebersicht über die Kohlenbelieserung Deutschlands in allen ihren Einzelheiten zugänglich geworden, dann wäre ihnen gerad zu der systematische Weg gewiesen worden, um die deutsche Industrie, wo und wie es ihnen paßte, an Kohlenhunger eingehen zu lassen und mit diesem furchtbaren Druckmittel die Zwangsherrschaft über die Industrie auszuüben, die wir aus dem Saargebiet zur Genüge kennen gelernt haben. Aucy dort haben die Fran­zosen lediglich mit der Drohung, keine Kohlen zu liefern, von jedem Werk, von dem sie es wünschten, erpreßt, daß 61 v. H. des Kapitals in französische Hände über­gingen.

Wenn das Syndikat in seiner Verkaufs- und Vertei- lungstätigkcit von den Franzosen abhängig gewesen wäre, so hätte ihre Aushuugerungspolitik syste­matisch und doch unauffällig, nämlich ohne eine je­weils nach außen in Erscheinung tretende Gewaltpolitik, vor sich gehen können. Jetzt aber müssen die Franzosen, wenn sie diese gegen die deut­sche Industrie gerichtete Vernichtungspolitik betreiben wollen, in jedem Einzelfall einen Befehl geben, der ihre wahren Absichten entschleiert. 'Wir wollen uns keinem Franzosen gegenüber übel angebrachten Optimis­mus hingeben, aber eines ist sicher, daß ihnen die ver­hältnismäßig unauffällig systematische Erdrosselung der deutschen Wirtschaft durch das Kohlensyndikat leicht ge» tvorden wäre, leichter als eine Ein-wlmetboüe. bei der ns

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Rechtsbruch aus Necyrsvrucy yausen und ihr wahres Ge­sicht zeigen müssen. Aus dieser Ueberlegung heraus er­gibt sich die große Bedeutung, welche die Verlegung des Syndikatssitzes nach Hamburg für die gesamte deutsche Kohlenversorgung hat. Diese wichtige und praktische Er­wägung mußte ausschlaggebend sein. Die dagegen ge­äußerten Bedenken sind denn auch zurückgestellt worden. Natürlich ergeben sich gewisse Uebergangsschjvie- rigkeiten. Diese können aber den geregelten Gang der Produktion nicht stören, wenn die Franzosen nicht mit rohen Maßregeln eingreifen, denn für einen glatten Ablauf des Geschäftsganges war durch die in Essen ge­troffenen Anweisungen an die Zechen gesorgt worden. Inzwischen ist der Geschäftsgang in Hamburg vollkom­men aufgezogen worden. Alle Geschäftsbücher und Ge­schäftspapiere sind zur Stelle, die notwendigen Anweisun­gen an die Zechen gehen heraus. Die Befürchtung, daß der geschäftliche Apparat des Kohlensyndikats oder gar das Syndikat selbst zertrümmert sei, ist unberechtigt. Wenn Störungen in der Kohlenversorgung eintreten, so liegt es unter keinen Umständen an Maßnahmen des Syndikats, sondern lediglich an feindlichen Ein­griffen. Dies gilt ganz besonders für eine etwaige Störung der Produktion. Soweit nicht die franzö­sische und belgische Kommission Gegenanordnungen trifft, ist für die glatte Abwicklung des Absatzes Sorge ge­tragen. Auch ist dafür gesorgt, daß die Löhnungsgel-: d er zur Verfügung stehen. Bei den Beratungen in Essers wurde ganz besonderer Wert darauf gelegt, jede Maß­nahme auch unter dem Gesichtswinkel der Inter--, essen der Arbeiter zu betrachten, denn jedem Be-^ 'teiligten ist klar, daß in unserer verzweifelten Lage die Interessengegensätze zwischen Arbeitge­bern und Arbeitnehmern untergehen müs­sen in dem Gefühl, dem Feinde, dem wir Machtmittel nicht entgegenstellen können, den festen Willen zu zeigen,einig zusammenzustehen in echter deutscher Notgemeinschaft."

. Danach haben bis zur Stunde Unternehmer und Ar­beiter gehandelt und diese Festigkeit gereicht ihnen zur Höchsten Ehre.

Zer KMeMrgbim an der Ruhr.

- Uralt ist, in seinen Anfängen, der Kohlenbergbau im Ruhrtal, schon aus dem Jahre 1317 stammt die erste ur­kundliche Erwähnung von Steinkohlen in Essen. Tie ersten Kohlenplätze bei Essen wurden auf den Aeckern des Oberhofs Ehrenzelle angelegt, auf dem Gebiet, auf dem sich jetzt die Kruppsche Gußstahlfabrik ausdehnt. Viel Bedeutung aber hatte im Mittelalter der Kohlenbergbau nicht, da es eine Industrie nicht gab, und da es in deut­schen Landen noch reichlich Holz zum Feuern gab, Wohl mußte 1593 die dlebtissin des Stiftes Essen aus Mangel an Holz Steinkohlen einkaufen,welches st seit ihrer Ne­gierung nicht wenig gekostet". Also aun/ schon damals waren Kohlen teuer. Das wird aber begreiflich, wenn man hört, daß zn jener Zeit die Folge des Anwachsens der Bevölkerung und durch das Aufkommen des Schmiede­gewerbes an der Ruhr Holzmangel auftrat, wodurch der Kohlenbergbau mehr in Aufnahme kam. Van einem Bergwerksbetrieb im heutigen Sinne konnte allerdings damals noch keine Rede sein; jeder grub auf feinem Grund und Boden im Tagbau die Kohlen aus der Erde, und als man gerade angefangen hatte, die bergbauliche Technik etwas zu vervollkommnen, da kamen die Stürme des Dreißigjährigen Krieges über das Land und er­stickten diese vielversprechenden Anfänge im Keim. Es dauerte mehr als 100 Jahre, bis der Bergbau an der Ruhr wi'^er einen Aufschwung nahm: aber von der Mitte des 18. bis in das erste Drittel des 19. Jahr­hunderts war die Tech ik immerhin noch recht primitiv.

Erst mit der Einführung der Dampfmaschine gewann man die Möglichkeit, in größere Tiefen vorzudringen, und über das sog. Deckgebirge von Kreidemergel, das über den Kohlenflözen lagert, in tiefere Schächte abzuteufen, sind jetzt gerade 90 Jahre verstrichen, seit Franz Haniel, der Begründer der bekannten Jndustriellenfamilie, auf der nordwestlich von Essen gelegenen Zeche Kronprinz bei Vorbeck das Deckckg birge zum ersten Male durchdrang. Hundert Meter Lehm, Sand und Mergel mußten ab- a,o-?iiirnf worden, bis man das Steinkokilenaebirae er­

reichte. Auch auf der Jeche Graf Beust in Essen wurde in den dreißiger Jahren des vorigen Jahrhunderts schon ein tiefer Schacht abgeteuft. Um 1840 waren auch im Bochumer Revier schon mehrere Bohrlöcher im Betrieb.

Aber die Blütezeit des eigentlichen Ruhrbergbaues, die in das letzte Drittel des 19. Jahrhunderts fiel, ist, schrei­ben dieLeipz. N. N.", schon längst vorüber. Die Koh­lenvorräte zahlreicher Zechen sind erschöpft, und viele von ihnen sind seit langem stillgelegt. Heute liegen die er­tragreichsten Felder weiter nördlich an der Emscher, und die Zukunft wird den rheinisch-westfälischen Bergbau noch mehr nach Norden, bis an die Lippe, vorschieben, wo schon jetzt Fördertürme stehen und Seilscheiben laufen. Trotz­dem ist die Stadt Essen bis zum heutigen Tage der wirtschaftliche Mittelpunkt des ganzen rheinisch-westfali­schen Bergbaus geblieben, wenngleich auch die anderen jungen Großstädte im Kohlenrevier, wie Bochum und Gelsenkirchen, eine außerordentlich rasche Entwicklung durchgemacht haben.

Wenngleich die unterirdischen Schätze an schwarzen Dia­manten keineswegs unerschöpflich sind, so wird es doch noch sehr lange dauern, bis der Reichtum, den unsere Erde vor vielleicht 20 Millionen Jahren dort unten für uns aufgespeichert hat, vollends ans Tageslicht ge­fördert fein wird. Ja, man wird annehmen dürfen, daß eine Zeit kommen wird, in der die Förderung der Kohle überhaupt aufhört, in der man die ungeheuren Kräfte und Energien, die die Kohle birgt, gleich vor Ort nutzbar machen, sie in Elektrizität umsetzen und auf den Schwin­gen des elektrischen Stromes überall hin leiten wird. Die Nutzbarmachung der außerordentlich verschiedenarti­gen Nebeirprodukte der Steinkohle hat schon im letzten Menschenalter außerordentliche Fortschritte gemacht, und das Institut für Kohlenforschung in Mülheim a. d. Ruhr weist unablässig neue Methoden zu möglichst rastloser Ausnutzung aller Derivate der Kohle.

Man 'schätzt die Menge der bisher im ganzen rheinisch- westfälischen Kohlenrenvier abgebauten Kohle auf unge­fähr drei Milliarden Tonnen. Aber bis zu 1500 Bieter Tiefe lagern heute noch 76 Milliarden Tonnen abbau­würdige Kohle. Wenn man in noch größere Tiefen vor­dringt, was bei dem heutigen Stande der Technik noch unwirtschaftlich sein würde, so wächst die Menge gar auf 206 Milliarden Tonnen. Doch selbst die bis 1500 Bieter Tiefe gehenden Flöze werden bei gleichem Verbrauch wie im letzten Jahrzehnt noch 700 Jahre ausreichen; beim Abbau oder bei unterirdischer Ausnutzung der noch tiefer liegenden schlummernden Energien ließe sich der Bedarf in der gegenwärtigen Höhe auf 2000 Jahre hinaus decken. , -

Die Lage im Nuhrgeb'

Verhaftung von deutschen Industriellen. "

Paris, 18. Jan. TieLiberte" meldet ans Düs­seldorf: Vorläufig wird im Ruhrgebiet nach wie vor Weiter gearbeitet. General Limons wird aber, wenn die Reparationskohlcn tatsächlich nicht gelicsert wer­den, zu« Verhaftung der deutschen Indu­strielle« schreite». Man nimmt an, datz diese sich der Verhaftung nicht entziehen werden, sondern datz sie glücklich sein werden, als Nationalhelden gelten zn dürfe«.

Tie DrangsaliernngsnSte.

Essen, 18. Jan. Die Eisenbahnen melden starke Truppentransporte in östlicher Dichtung. Dortmund wurde von größeren Truppenabteilungen passiert, die östlich, südlich und südöstlich weiterziehen. Zwischen­fälle von besonderer Bedeutung haben sich nirgends ereignet. In Buer-Erle ließ ein französischer Ma­jor den Polizcikommissar einige Stunden einsperren, weil er innerhalb der ihm gesetzten Frist nicht die für Las Nachtquartier der Truppen angeforderten 12 vollständigen Betten mit Bettgestellen, 30 weitere Bet­ten und 450 Strohsäcke beschaffen konnte. Es gelang schließlich, die Forderung auf die Hälfte herabzuschrau­ben, was für die Stadt noch immer eine Millionen­ausgabe bedeutet, da die Strohsäcke, von denen das Stück 5000 Mk. kostet, gekauft werden mußten. Der Belagerungszustand in Essen hat eine weitere Verschärfung erfahren, indem jetzt auch Aufzüge und Umzüge der Versammlungen der vorgeschriebenen Ge­nehmigung, die drei Tage vorher eingeholt werden muß, unterliegen. Auch sonst macht sich der Truck der Besetzung von Tag zu Tag füblbarcr. Ent-