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r. Mittwoch -e« 17 . Sarmar.

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Der Einfall ins Memelgebiet.

Ter Versuch der Mauer, sich des Memelgebiets mit Gewalt zu bemächtigen, bedeutet eine neue Etappe in dem zähen Ringen um dieses Land. Tie Ansprüche der Litauer, in denen sie durch die verhängnisvollen Jrrtümer der VersaillerVölkerbeglücker" unterstützt wurden, werden aber von der Geschichte schlagend widerlegt. Das aebt aus einem eingehenden historischen Aufsatz hervor, den der Memeler Stadtbibliothskar Tr. Kemp in derNeraltadt" veröffentlicht hat. Stadt und Land Memel sind niemals ein Bestandteil des litauischen Staates gewesen, vielmehr war das Ge­biet nördlich der Memel früher in seiner staatlichen^ Zugehörigkeit geteilt: der Landstrich aus dem rechten« Memelufer bildete von altersher einen Teil des alt-^ preußischen Gaues Scbalauen, während weiter nörd- lich das Gebiet des Bistums Kurland begann. Die^ Bewohner der Landschaft Schalaunen nahmen eine Zwischenstellung zwisck-en Mauern und Altpreußen einfl sie gehörten zu den in einzelne Stämme zersplitterten szameitisckien Litauern, die politisch nicht zu dem Groß­fürstentum Litauen gerechnet wurden. Tie Stadt Memel selbst ist eine urdeutsche Gründung dis älteste deutsche Städtegründung Ostpreu< ßens. 1262 errichtete der Schwertritterorden von Liv­land an der Stelle, wo der kleine, aber schiffbare Dangefluß in das Kurische Haff mündet, eine feste Burg, die nach dem Haff den Namen Mümmelburg erhielt. Neben der Burg entstand dann bald eine Stadt, die nach den ersten hier angesiedslten deutschen Kolonisten ursprünglich den Namen Ncu-Tortmuud trug. Seit 1258 aber erscheint der Ort als Mimelen­borg, das heutige Memel. Es entspannen sich nun jahr­hundertelange Kämpfe mit den Szamiten, bei denen die Stadt wiederholt zerstört und verwüstet wurde. Die Stadt Memel aber blieb ein rein deutscher Platz und bildet noch heute mit ihren rund 35 000 Einwohnern eine geschlossene deutsche Volksmasse. Von Friedrich Wilhelm I. wurde dann die deutsche Einwanderung wieder kräftig gefördert, und zwar waren es haupt­sächlich Ostpreußen und Salzburger, die das Land neu kolonisierten. Die Litauer haben ein zahlen­mäßiges Uebergewicht niemals erreicht. Daß alle Be­wohner des Memellandes deutsche Kultur und Sprache Hochhalten, ergab die Elternbefragung, die im Früh­jahr 1921 auf Anordnung der Besatzungsbehörde er­folgte. Von rund 17 000 Kindern der ländlichen, be­sonders stark mit litauischen Elementen durchsetzten Kreise wurde nur für 39,6 Prozent Litauisch, für 60,4 Prozent Deutsch als Familiensprache angegeben. Von 22 000 Schülern unter 14 Jahren wurde von den .Eltern nur für 400, d. h. 1,8 Prozent, Unterricht in litauischer Sprache gewünscht. Einelitauische Frage" hat es Jahrhunderte hindurch nicht gegeben, weil alle Memeler in der deutschen Kultur die Einheit erblickten, in der sie sich zusammenfanden.

" Tie Franzosen waren nach dem Versailler Dik­tat die Sachverwalter der Alliierten. Sie haben wie in Oberschlesien versagt und nichts getan, um das Land für Deutschland zu erhalten. Sie trifft auch hier die Verantwortung für den schmählichen Raub, der seit langem vorbereitet war. Die Stadt Memel ist nun im Besitz der litauischen Räuber. Das Landesdirekto­rium in Memel teilt mit: Es handelt sich nicht um eine Erhebung eines Teils der im Memelgebiet an­sässigen Einwohner litauischer Abstammung, sondern um einen von langer Hand vorbereiteten Ein­fall litauischer Nationalisten, welche über die Grenzen des Memelgsbiets mit Kriegsausrüstung eingedrungen find. Wir protestieren gegen diese Vergewaltigung vor der ganzen Welt.

Der Warschauer Berichterstatter der Pariser Blät­ter meldet über den Einfall nach Memel folgendes, Tie Litauer Freiwilligen, die sich stolzDie Mission des eisernen Wolfes" nennen und von zwei Kompagnien der regulären Armee begleitet sind, sind nachts in Memel eingedrungen. In Wirklichkeit sind diese Freiwilligen verkleidete Soldaten und Offi­ziere. Die polnische Negierung hat eine heftige Pro­testnote an Litauen gerichtet wegen der Verletzung des Versailler Friedensvertrages. Der Konflikt verschärft sich noch durch folgende Tatsachen: Litauen konzen­triert an seiner Grenze Truppen und glaubt, die augen­blickliche Lage ausnutzen zu können, da Frankreich mit der Ruhrbesetzung vollauf beschäftigt ist. Es will das neutrale Gebiet in Besitz nehmen und die Allrrer- ten vor eine vollendete Tatsache stellen. Po­len wird erst einschreiten, nachdem die gemeinsame, Zustimmung der Entente eingetroffen ist. ^

Französische Berlnste in Memel. """""

Berlin, 16. Jan. Zur Lage im Memelgebiet wird mitgeteilt, daß auf Befehl der Litauer der gesamte Telegraphen- und Fernsprechverkehr eingestellt wer­den soll. Tie Franzosen haben sich allem Anschein nach in ihre Kasernen zurückgezogen. Bei dem ^ampf um die Präfektur sind zwei Franzosen getötet und eine Anzahl verwundet worden. Ter Rest wurde ver­haftet, aber wieder freigelassen. Die Litauer haben den Ausnahmezustand verhängt und die Pressezensur an­geordnet. Der Oberbürgermeister von Memel ist von den Litauern festgenommen worden.

Neues vom Tage.

Beginn ver Kontrolttrraßnahmen.

Düsseldorf, 16. Jan. Der Düsseldorfer Regierungs­präsident hat von der Kontrollkommission den Befehl erhalten, umfangreiche Erhebungen in einer großen Anzahl der ihm unterstellten Stadt- und Landkreise u. «. auch in Elberfeld, Barmen, Solingen und Rem­scheid über dort befindliche industrielle Unternehmun­gen, deren Leiter, Arbeiterzahl und Konzerne, zu denen sie gehören, anzustellen.

Ticrequirierten" Kohlen.

Paris, 16. Jan. Da die Besitzer der Ruhrkohlen- ,zechen sich geweigert haben, auf Weisung der Re­gierung den alliiertenTruppen Kohlen zu liefern, haben diese ihre Taktik geändert. Dort­mund wird am Dienstag besetzt. Außerdem wurde den deutschen Bergwerksbesitzern mitgereilt, daß sämtliche Repa cations kohlen requiriert wür­den, ebenso das notwenbige Material, um sie zu trans­portieren, wenn die Bergwerksbesitzer nicht zu Ver­handlungen bereit wären.

Basel, 16. Jan. Am Montag hat ein französischer Ministerrat in Paris sich mit den weiteren französischen

Plänen an der Ruhr beschäftigt. Nach einem Pariser Privattelegramm derBasler Nachr." wurde beschlossen, daß die Gruben im besetzten Ruhrgebiet beschlagnahmt werden, wenn die deutschen Be­sitzer ihre Haltung nicht ändern würden. Die Beschlag­nahme der Gruben hätte zur Folge, daß der Charak­ter der Besetzung mehr als bisher militärisch würde. Am Dienstag wird sich die Reparationskommission mit der Verweigerung der Kohlenlieferungen durch Deutschland befassen.

s, Wanne und Hagen besetzt.

Gelsenkirchsn. 16. Jan. Die Stadt Wanne ist nun­mehr von 1300 französischen Soldaten und 30 Offi­zieren besetzt worden. Der für das gesamte Industrie­gebiet ungemein wichtige Jndustriehafen von Wanne ist von den Okkubationstruvven bescklaanabmt worden.

«I« Dortmund besetzt. ' M ' Dortmund, 16. Jan. Dienstag vormittag 11 Uhr sind französische Truppen in Stärke von S Offizieren und 100 Mann Infanterie in feldmarschmäßiger Aus­rüstung in Dortmund eingerückt. Der Oberbür­germeister fordert in einem Aufruf die Bevölkerung auf, die Ruhe, Würde und Besonnenheit zu bewahren.

Die Beschlagnahme der Kohlen verschoben?

Paris, 16. Jan. Nach einer Havasmeldung ist beschlossen worden, den für Dienstag lautenden Befehl, die von Deutschland auf Reparationskonto geschuldeten Kohlenmengen im Stadtgebiet Essen zu requirieren, vorläufig um 24 Stunden zu verschieben.

Poincare hofft auf ein Nachgeben Deutschlands.

Paris, 16. Jan. Poincare erklärte französischen Pressevertretern u. a., die französische Regierung habe Grund zu der Annahme, daß di' Reichsregierung bal­digst zur Einsicht der von Ihr begangenen "Fehler ge­langen werde. Tie Industriellen des Ruhrgebiets wür­ben beim Reichskanzler vorstellig werden, und es werde ihnen jedenfalls gelingen, die Regierung zu einer nach­giebigen Haltung zu bestimmen.

Belgier vor Wesel.

TntSburg, 16. Jan. Auch nach Norden hin ist die militärische Besetzung weiter ausgebaut worden. So wurde Friedrichsfeld bei Wesel von französischer Kavallerie besetzt. Die Mittelbrücke bei Wesel ist mit einem belgischen Panzerwagen und einem belgischen Truppenposten versehen worden.

Erklärungen Mussolinis zur Ruhrbesetzung.

Rom, 16. Jan. Im Lause des gestrigen Minister- rats hat Mussolini wichtige Erklärungen abgegeben, die sich zum Teil auch auf die Ruhrbesetzung bezogen. Mussolini erklärte: Italien habe nur seine politische und technische Solidarität mit Frankreich aus­gesprochen. Italien kann sich nicht isolieren, ohne einen sehr schweren Fehler zu begehen. Andererseits kann es sich auch nicht gegen die Operation der Kon­trolle des Ruhrgebiets spreizen, da die Kohlen­frage für Italien von grundlegender Bedeutung ist. Tie italienische Regierung hat Frankreich geraten, sich auf das unbedingt notwendige Maß der Be­setzung des Ruhrgebiets zu beschränken und vor allen Dingen stets die Möglichkeit von Verhandlungen offen zu lassen. Eine solche Entente, die den Frieden in Europa gewährleisten würde, müsse auch unbedingt England bewegen, daran teilzunehmen. Für Deutsch­land war es ein sehr schwerer Fehler, den Möglich­keiten zu einem Zusammenarbeiten aus dem Wege zu gehen. Deutschland hat jetzt noch 14 Tage bis zum Verfalltag, um sich Rechenschaft über die neu ge­schaffene Situation abzulegen.

Vom Berein deutscher Zeitungsverleger, df

Würzburg, 16. Jan. Der Verein Deutscher Zei- ! tungZverleger hatte die Mitglieder zu einer a.o. Haupt» Versammlung nach Würzburg zusammenberusen. Di«h Versammlung war trotz der Schwere der Zeit aus allen" «Teilen Deutschlands stark besucht. Vor Eintritt in die Tagesordnung gab der Vorsitzende des Vereins, Kommer­zienrat Dr. K r u m b h a a r-Liegnitz, der Stimme der Entrüstung Ausdruck über den Rechtsbruch Frankreichs. Prof. Wolf-Dresden beantragte dann nach kurzer Be­gründung eine Einspruchsentschließung, der die 'Versammlung mit tiefer Bewegung zustimmte. Die Ver­handlungen gaben ein sprechendes und erschütterndes Bild von den Nöten der Zeit und den besonder^ Sor­gen der deutschen Presse. Einmütig war man der Mei­nung, daß die Maßnahmen, die der Verein seit vielen Monaten schon von den Regierungen und Parlamen­ten des Reichs und der Länder zur Behebung der drin­gendsten Not der Presse gefordert hat, das Mindestmaß dessen sind, was die deutsche Presse zur Aufrechterhal­tung ihrer Leistungen für die Volksgesamtheit braucht. Daß aber die ungeschwächte Wirkungskraft der deut­schen Presse im In- und Auslande niemals so bitter notwendig war, als heute, dafür glauben die Heraus­geber der deutschen Zeitungen nicht erst den Nachweis führen zu müssen. , ,,. ,

- Deutscher Reichstag.

Das Pressegesetz im Reichstag.

""" Berlin, 16. Jan.

Ter Reichstag billigte am Dienstag zunächst den Auslieferungsvertrag mit der Tschechoslowakei. Die Genehmigung zur Strafverfolgung einiger kommuni­stischer und sozialdemokratischer Abgeordneter, die am Tage der Ermordung Rathenaus im Reichstagssitzungs­saale Vertreter der Rechten bedroht hatten, wurde nicht erteilt.

Der Reichstag befaßte sich dann mit dem Prcssenot»

! gesetz, das nach dem Wunsch der Regierung die Holz» , abgabe zu Gunsten der Rückvergütungen für die Presse von V 2 aus IV- erhöhen will. Der Reichsrat hat seltsamerweise die Verdreifachung der Abgabe aus fis­kalischen Gründen abgelehnt. Diese Haltung wurde im Reichstag lebhaft bedauert. Die Redner aller Par­teien, es sprachen die Abgg. Fischer-Berlin (Soz.),, Dr. Kölz (Dem.), Dr. Piper (D.VP.), Bruhn (Dnatl.), j wiesen auf die ungeheure Not der Presse hin und for­derten schleunigste Abhilfe. Den Ländern wurde vor- geworfen, daß sie die hohen Holzpreise zugelassen und selbst Nutzen daraus gezogen hätten. Allgemein wurde der Reichsrat dringend aufgefordert, seine Haltung i revidieren. Nahezu einstimmig wurde dann ein An­trag Bruhn (D.natl.), Dr. Crcmer (D.VP.), Dr. Kölz (Dem ), Dr. Fortmann (Zeutr.) angenommen, der die Holzabgabe auf 2 Prozent erhöht. Ein sozialdemokra­tischer Antrag auf Einführung einer Kulturabgabe von j Holz und ein deutschnationaler auf Berücksichtigung der religiösen Sonntagsblätter wurden dem Ausschuß ! überwiesen. Das Pressenotgesetz wurde daraus in L. r Lesung genehmigt'. Es tritt am 1. Januar 1923 rück­wirkend in Kraft.

Am Mittwoch werden kleine Anfragen und Anträg« aus dem Hause erledigt. >

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