jung und alt sich rüstig und wehrfähig erhält! Der einzigartige Eilbotenlauf zum Denkmal aus den fernen Grenzen d>s Reichs nicht nur, sondern auch aus dem Norden und Süden Amerikas und aus vielen Gedenkstätten im Vaterlande wird den Beweis liefern, was Tatkraft, Liebe zum Vaterland und strenge Disziplin fertig bringen. So möge die Jahrhundert­feier der Leipziger Schlacht auch in den Kreisen unserer deut­schen Turnerschaft allenthalben eine würdige, begeisterte Durch­führung finden."

Der neue Eichstrich. Tie Frist der Benützung der jetzigen Bierschankgefäße ist am 1. d. Mts. abgelaufen gewesen. Es dürfen nur noch Bierschankgefäße, Stammgläser inbegriffen, mit der gesetzlichen Eichung, das heißt, der Eichstrich muß mindestens zwei Zentimeter unter dem Rand angebracht sein, benützt werden. Die anderen Bierschankgefäße, die nicht mit der neuen Eichung versehen sind, müssen aus dem Schankraum entfernt werden.

Neuenbürg, 8. Okt. In Loffenau ist der Wit­wer Zeltmann beim Heimgehen über die Treppe gestürzt und bewußtlos nach Hause getragen worden. Er ist nun an den Verletzungen gestorben.

Neuenbürg, 2. Okt. Die Diözesansynode am Mon­tag wurde eröffnet mit einer Predigt von Pfarrer Bochterle-Höfen a. E. über 1. Kor. 8,9. Die im Rat­haussaal gepflogenen Verhandlungen beschäftigten sich in erster Linie mit dem Uebersichtsbericht des Dekans; an dem Gedankenaustausch darüber beteiligten sich nament­lich auch die weltlichen Mitglieder der Synode. Der Prozentsatz der Abendmahlsbesucher bezifferte sich im Berichtsjahr aus 45 (Landesdurchschnitt 42 A); Kir­chenopfer kamen auf den Kops der landeskirchlichen Be­völkerung 50,49 L, (Landesdurchschnitt 55,98 F). Für die Mission sind eingegangen einschließlich der Natio­nalspende 12 619 M; für den Gustav Adolf-Verein 2076 M. An der Besprechung über das neue Spruch- und Liederbuch beteiligte sich auch der als East an­wesende Bezirksschulinspektor. Neben dem Uebersichts- bericht stand als zweiter Hauptgegenstand auf der Ta­gesordnung ein Vortrag des Dekans über die seit 3 Jahren auch hier auftretendenNeuapostolischen".

(St.-Anz.)

Eutingen b. Pforzheim, 2. Okt. Heute nachmittag war man mit Aufräumen der Brandstätten beschäftigt. Dabei stürzte eine Zimmerdecke ein und begrub zwei Personen unter sich, die sofort tot waren. Die Toten sind der ledige 18jährige Goldarbeiterslehrling Emil Nittel und der 41 Jahre alte verheiratete Toten­gräber Zahnlecker. Der Bruder des toten Nittel kam mit dem Schrecken davon. Nach Stunden konnte man die beiden erst ausgraben. Sie waren von den herabgesallenen Balken sofort erschlagen worden.

) ( Weilderstadt, 2. Okt. Tie der Spitalpflege gehörenden roten Hopfen hat der Gemeinderat in der heutigen Sitzung zum Preise von 110 .//. für den Zentner verkauft.

(!)Weildcrstavt, 2. Skt. Tie Notariats-Kanzlei, welche seither in einem Privathause untergebracht war, wird auf das Rathaus verlegt. Aus diesem Grunde waren auf dem Rat­haus verschiedene bauliche Veränderungen notwendig.

Württemberg.

Der neue Herr.

Neckarsulm, 2. Okt. Bei der heutigen Wahl eines neuen Stadtschulrheißen wurden insgesamt 770 Stim­

Das ZlngtüLskaus.

ö.) Roman Georg Türk.

Schon gut, schon gut! Du hast ja gewünscht, ich solle den Pfarrer nicht herauskehren. Ich will es auch nicht tun. Eines aber muß ich dir sagen, daß du mir von Herzen leid tust!"

Mit seinen großen, gutmütigen Augen sah er den Freund an und dieser Blick tat kund, daß sein Mitleid aus tiefstem Herzen kam.

Dann schüttelte er den Kopf, stand auf und ging mit langen Schritten im Zimmer auf und ab.Grau in grau gemalt, sprach er dabei,kommt mir dein Leben vor . . . Da ist kein Schimmer . . ."

Doch ... es ist ein Schimmer da!" klang es nach einer Pause leise vom Sofa her.

Der Pfarrer blieb stehen und sah nach dem Assessor hin.Es ist ein Schimmer da?"

Er besann sich.

Deine Geige?" fragte er dann.-.

Der andere nickte und fuhr fort:. . . Und noch ein anderer Schimmer . . Setze dich wieder in deinen Sorgenstuhl, zünde dir eine frische Pfeife an und höre mir zu! Ich habe dich gleich auf dem Weg von der Bahn hierher geärgert. Du hast es mir nicht übel ge­nommen und mir deine Freundschaft angeboten, hast also feurige Kohlen auf mein Haupt gesammelt. Ich will dich belohnen für deine Großmut und dir von dem Schimmer erzählen, der vielleicht einmal in mein unbehagliches Dasein fallen wird."

Einen Augenblick! Gleich wird die Pfeife wieder brennen! So! Nun beginne!"

Der Pfarrer setzte sich wieder in seinen Lehnstuhl. Schon kam der Abend näher und die Dämmerung warf ihre ersten Schatten in die Stube. Wie Nebelschwaden zogen die Rauchwolken aus des Pfarrers Pfeife durchs Zimmer. Im Ofen knisterte das Feuer.

men abgegeben. Gewählt wurde Oberamtssekretär Häußler-Ravensburg mit 424 Stimmen. Ferner er­hielten Revisor Kuhn- Stuttgart 335 Stimmen, Stadt­direktionssekretär Weber-Stuttgart 8 Stimmen, Ober­amtssparkassenkontrolleur Brenner-Lauvheim 2 Stim­men und Stadtkassier Eschwend 1 Stimme.

Verkracht.

Bad Mergentheim, 2. Okt. Bekanntlich ist die vor Jahren von Joseph Röser jr. errichteteSüddeutsche Volksbank A.G. in Mergentheim" schon jetzt genötigt, ihr 1 Million betragendes Aktienkapital zusammenzu­legen, da mindestens die Hälfte als verloren angesehen werden muß. Röser war, bevor er die Bank gründete, beteiligt an dem in Konkurs geratenen Brauhaus Tauberbischossheim, der Weingroßhandlung Salin u. Comp, in Dettelbach und an der gleichfalls in Schwie­rigkeiten geratenen Weinsirma Joseph Stern in Würz­burg. Er hat offenbar von vornherein die Süddeutsche Volksbank mit diesen Engagements seiner eigenen äl­teren Firma belastet. Das gesamte Kapital der Volks­bank ist in wenigen, wie es heißt, nur 5 Konten fest­gelegt. Die Bank war schon gleich nach ihrer Grün­dung in recht unerfreulichen Verhältnissen, verteilte aber für das erste Jahr eine Dividende von 5 RL- ser hat ihr seine früheren alten Verbindungen über­tragen, die ihm nach Abwicklung seiner früheren Ee- schäftsbeziehungen zu der württembergischen Vereins­bank zu der alleinigen Lösung verblieben waren. Es gelang ihm, zahlreiche Geistliche als Aktionäre zu ge­winnen, die ein Opfer ihrer geschäftlichen Unerfahren­heit geworden sind. Am 13. Oktober findet hier eine außerordentliche Generalversammlung statt, auf der über die Zusammenlegung des Kapitals und die Auf­bringung neuer Mittel Beschluß gefaßt werden soll. Eine starke Aktionärgruppe, die sich besonders auch in Ra­vensburg organisiert hat, empfiehlt dagegen die Liqui­dation des Unternehmens und die Erhebung von Re­greßansprüchen an Gründer, Vorstand und Aufsichtsrat. In Ravensburg findet auch schon am nächsten Sonntag eine Aktionärversammlung statt, die ein einheitliches Vorgehen in die Wege leiten soll.

A«r w-tt ««- Zeit.

Rätselhafter Tod Dr. Rudolf Diesels.

Dr. Rudolf Diesel aus München, der weltbekannte Erfinder des Dieselmotors, soll auf der Fahrt von Antwerpen nach Harwich verschwunden, wahrscheinlich verunglückt sein. Dr. Diesel schiffte sich am Montag abend in Antwerpen auf dem DampferDresden" der Great Eastern-Gesellschaft nach Harwich ein, um am 1. Oktober in London der Generalversammlung der Aktiengesellschaft Consolidated Diesel Engine Manu- facturers Limited beizuwohnen. Er befand sich in Ge­sellschaft des Herrn Georges Carels, der ebenfalls zum Aufsichtsrat der englischen Dieselgesellschaft gehört, und des Herrn Luckmann, des Oberingenieurs der Firma Carels Freres in Gent. Als am Dienstag früh kurz vor der Landung Dr. Diesel nicht zum Frühstück er­schien, schickten seine beiden Begleiter den Steward zu ihm. der ihn aber nicht finden konnte, und gingen dann selbst in seine Kabine. Sie fanden sein Bett frisch und unberührt wie am Abend vorher, sein Nacht­hemd lag auf dem Bett, seine Uhr hing über seiner

Hans Ringer begann:Im Februar vergangenen

Jahres kam ich als Praktikant nach Hohenburg. Ein entsetzlich langweiliges Nest! Ich war in miserabler Laune. Unliebsame Geldgeschichten. Doch das will ich sein lassen! Ich mied die Menschen, soviel ich konnte. Ich hasse dieses Wirtshaushocken und Tarock­spielen, wie es die ehrsamen Spießbürger eines solchen Nestes lieben. Jede freie Stunde streifte ich draußen herum in Wald und Feld. Abends saß ich meist in meiner Stube und spielte auf meiner Geige. So trieb ich es bis zum Mai. Der Frühling zog mit seltener Pracht ins Land. Da kam jener Sonntag. In früher Morgenstunde verließ ich die Stadt. Die Gegend dort ist wunderschön. Stundenlang kannst du wandern durch stille, dunkle Wälder, auf Höhen steigen und deine Blicke über das weite Land schweifen lasten. An jenem Tag fühlte ich das Mißbehagen in meinem Innern mehr und mehr schwinden. War es das Blühen und Sprossen um mich her, war es das Singen der Vögel oder der goldene Sonnenschein? Es hals wohl alles zusammen. Ich schritt meines Weges dahin und was ich lange nicht mehr getan ich sang ein Lied nach dem anderen. Dann kehrte ich um, und die Däm­merung brach schon herein, als ich mich Hohenburg näherte."

Er schwieg eine Weile, dann fuhr er langsam fort: Als ich in die Nähe des Waldrandes kam, schimmerte es hell und bunt durch die Zweige. Stimmengewirr, fröhliches Lachen scholl mir entgegen. Bald merkte ich, daß Lampions aufgehängt waren. Nun fiel es mir auch ein, im Wochenblatt gelesen zu haben, daß an jenem Sonntag ein Frühlingsfest im Wald abgehalten werden sollte. Glaub es oder glaub es nicht: ich hatte wirklich Lust, auch hinzugehen und mich unter die frohen Menschen zu mischen. Ich trat näher. Es war ein prächtiger Anblick, wie die roten, blauen, weißen Kugeln durch die Bäume leuchteten. Schon fielen Helle Lichtstreifen auf den Weg vor mir, und

Handtasche, in der der Schlüssel steckte, aber der Eigen­tümer war nirgendwo zu finden. Dr. Diesel, der et­was über 60 Jahre zählt, soll am Sonntag und Mon­tag in dem altbefreundeten Hause Carels in Gent, so­wie auf der Fahrt durchaus munter, guter Dinge und äußerst mäßig gewesen sein, und man kann sich sein Verschwinden nur unter der Annahme eines Unfalles, nämlich daß er über Bord gefallen sei, erklären. Ge­sehen hat ihn, wie es heißt, niemand, auch die Schiffs­leute nicht mehr, seit er von seinen Begleitern mit den Worten: Gute Nacht, auf morgen, Abschied nahm und in seine Kabine trat. Donnerstag früh lag folgendes Telegramm aus London, 1. Oktober, vor: In der Ge­neralversammlung der Diesel-Engine Company gab der Vorsitzende Ellis vor Eintritt in die Geschäfte folgende Mitteilung:Ich habe die schmerzliche Pflicht, Ihnen mitzuteilen, daß unser Kollege Dr. Diesel auf geheim­nisvolle Weise verschwunden ist. Wir können kaum hoffen, ihn wiederzusehen." Nach den letzten Mel­dungen scheint die Richtigkeit der Todesmeldung all­gemein angenommen zu werden. In der Familie Die­sels versichere man, daß der Vermißte, besonders in letzter Zeit, stark an Atemnot gelitten habe. Wahr­scheinlich sei er bei einem solchen Anfall aufgestanden, habe sich an Deck begeben und sei, vom Schwindel er­faßt, über Bord gestürzt. (Die Generalversammlung der englischen Gesellschaft nahm trotz der Todesnachricht einen stürmischen Verlauf, da die Aktionäre klare An­gaben über den voraussichtlichen Gewinn vermißten.)

Heeresvermehrung.

Wien, 2. Okt. Die österreichische Wehrvorlage sieht eine Erhöhung der Rekrutenzahl für Heer und Flotte um jährlich 40 000 Mann vor. Bei der zweijährigen Dienstzeit bedeutet das eine Vermehrung der Heeres­stärke um 80 000 Mann oder eine Steigerung des Ee- samtbestandes auf 600 000 Mann. Das Unbehagen wird in Oesterreich wie in Ungarn noch durch den Ge­danken vermehrt, daß auch der Bau von neuen Dread­noughts, die riesige Summen kosten werden, geplant wird, und daß ferner im Hintergründe die Umgestaltung der Artillerie und deren Verstärkung sichtbar werden. Zur Annahme von Heeresverstärkungen gehört in Oester­reich eine Zweidrittelmehrheit.

Pegoud, der Flugmeister. '

Paris, 2. Okt. Pegoud, der von seiner Londoner Reise zurückgekehrt ist, hat gestern vormittag auf dem Flugfelde Luc alle seine vorherigen tollkühnen Kunst­flüge übertroffen. Er stieg zunächst auf 200 Meter Höhe und beschrieb mit gänzlich senkrecht stehenden Flügeln eine kurze Schleife. Dann flog er wieder aus und wiederholte in etwa 300 Meter Höhe sein bekanntes Kunststück aufeinanderfolgend fünf mal, und zwar ohne den Motor abzustellen, selbst als er den untersten Teil jedes der fünf Ringe mit dem Kopf nach unten durch­flog. Nach den fünf Ringen hatte er etwa nur 100 Mtr. von seiner anfänglichen Höhe verloren, befand sich also noch rund in 200 Meter Höhe. Ohne vorher zu landen flog er noch etwas höher und wiederholte sein Kunst­stück noch drei mal. Dann flog er eine lange wagrechte Schleife, warf seinen Eindecker auf den den Rücken und flog so mit dem Kopf nach unten bei vollaufendem Motor 1 Minute 44 Sekunden lang

nun höre, wie der Zufall spielt . . . Plötzlich sah ich am Boden etwas Glänzendes. Ich bückte mich und hielt ein goldenes Kreuzchen in der Hand. Ich ging weiter und sah ein paar Herren und eine Dame eifrig suchen. Ein Zündholz nach dem andern flammte auf. Sie fan­den nichts! Natürlich! Ich hatte ja das Verlorene schon gesunden! Ich trat hin und grüßte. Man erkannte mich.Machen Sie sich nur keine weitere Mühe!" sagte ich.Ich vermute, Sie suchen das Kreuzchen hier!" Da lief sie rasch auf mich zu mit einem Freudenschrei. O, wie danke ich Ihnen!" rief sie.Es ist ein An­denken an meine verstorbene Mutter! O, wie wird sich der Vater freuen! Er hat mich schon gescholten! Kommen Sie, kommen Sie!" Bald saß ich neben ihr und ihrem Vater. Er ist ein wohlhabender Geschäfts­mann, ein angesehener Bürger, nebenbei Magistrats­rat, etwas spießbürgerlich zwar! Aber was kümmerte mich das? Neben mir saß Elisabeth voller Dank­barkeit, voller Freundlichkeit. Es wurde spät, bis wir heimgingen. Ich bot ihr den Arm. Doch ich will mich kurz fassen: Ich wurde eingeladen, ich kam ins Haus und

ich will es dir gestehen! Elisabeths Bild ver­folgte mich bald bis in meine Träume! Und so ist es auch geblieben!"

Er schwieg.

So, so!" meinte der Pfarrer gemütlich,Elisabeth heißt also der Schimmer, der auf deinen Lebensweg fallen soll! Ich gratuliere dir"

Meine Geschichte ist noch nicht aus! Die Sache hat leider noch einen Haken. Höre mich weiter. Ich will dir von Elisabeth nichts weiter sagen, als daß sie ge­rade das Gegenteil von mir ist. Lebenslustig, munter

aber gerade so ein Wesen tut mir not. Freilich: Ihre Munterkeit verleitete sie manchmal zu den merk­würdigsten Streichen. Je abenteuerlicher eine Sache ist, desto mehr Gefallen hat sie daran."

(Fortsetzung folgt.)