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Amtsblatt für den Bezirk Nagold und für Altensteig-Ltadt. Allgemeiner Anzeiger für dis Bezirks Nagold, Lalw und Freudenstadt

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Die neue Türkei

Wie in Italien die Faszisteu, so sind in der Türkei nun die Kemalisten zur volitischen Aktion übergcgangen, haben das alte Osmaupnreich gestürzt, den Sultan Muhamed VI. abgesetzt und das neue Türkenreich von Angora aus als Türkischen Staat" begründet. DieHohe Pforte" in Konstantinopel hat damit aufgehört. Ter Dualismus von Kvnftantinopel und Angora ist beseitigt. Wohl er­klärte sich der Sultan zum Thronverzicht bereit, in Angora wollte man aber selbst bestimmen. Seine Erb­schaft übernimmt nun das türkische Volk und rückt damit in die Reihe der politischen Völker. Die Siege der Na­tionaltürken in Kleinasien bewiesen schon, daß auchganz hinten in der Türkei" eine neue Zeit anbricht. Kemal Pascha und die Jungtürken sind die Träger dieser neuen Ideen. Wie weit bei diesen ganzen Vorgängen die hohe Politik mitgespiclt hat, ist noch ungeklärt. Jedenfalls nützt man politisch die Weltlage aus. Man ist verärgert über Frankreich, das durch Franklin Bouillon beim Waf- senstillstandsvertrag Zugeständnisse abgcpreßt ' hat und' sieht nun, wie zwischen London und Paris eine Verständi­gung über dm Orientfragcn sich anbahnt, die zu Befürch­tungen Anlaß gibt. Man will demgegenüber die türki­schen Rechte wahren. Deshalb hat die Angora-Regierung ! alle Verträge der Konstantinopeler Regierung für null and nichtig erklärt.

Ter Sultan ist aber nicht nur der weltliche Herrscher,, sondern auch das geistliche Oberhaupt, der Kalif der ganzen mohammedanischen Welt. Diese religiöse Stel­lung will man erhalten und auch bei dem Hause Osman lassen. Ein Pri z, vermutlich Abdul Meschid, der bis­herige Thronfolger, ist als Kalis in Aussicht genommen.

Er wird das geistige Oberhaupt der Mohammedaner in aller Welt bleiben. Tie Politik leitet das Parlament und dessen Beauftragter. Man wird nicht fehl gehen, wenn man dabei Kemal Pascha an erster Stelle nennt.

Ja, eine neue Zeit und neue Formen brechen sich in der Welt Bahn. Beim allen Türkenreich hätte man sich den Umschwung zum Volksstaat noch vor kurzer Zeit nicht denken rönnen. Hier wie in Italien ist das Erwachen des Nationalgcfnhls und der Kamps um die nationalen Be- ^ lange des Volkes und des Staates die Ursache der poli- j tiscken Revolution. i

Konftcrntinopel, 5. Nov. Das Osmanische Rei h ! ist, wie berichtet, am 1. November unter stürmischein Bei­fall von der Großen Nationalversammlung von An­gora geschaffen worden. Tie Regierung der Gros, n Nationalversammlung ist zum Erben des Reiches vro- klamiert worden. Tie Nationalversammlung wird einen einen Kalifen zu wählen haben. Ter Pariser Vertre­ter der Regierung von Angora hat der französischen Re­gierung mitgeteilt, daß die Regierung von Angora alle Verträge, kontraktlichen Abmachungen usw., die seit e-em 16. Marz 1920 durch die Verwaltung von Konstan- linopel abgeschlossen wurden, als null und nichtig betrachte. Das gleiche gilt für die Versprechungen, die von dieser Verwaltung und Finanzunternehmen ge­macht worden ist.

Kvnstsrntiuopel, 5. Nov. Reuter meldet: Die Na­tionalversammlung von Angora erließ am 1. November einstimmig folgendes Gesetz:Seit dem 16. März 1920 und für alle Zeiten ruht die Regierung der Nation in den Händen der Nationalversammlung. Keine andere Regie- t rungsform wird anerkannt. Das Volk wird keine andere ! Herrschaft von der Art der Konstantinopeler anerkennen, r Das Kalifat bleibt beim osmanischen Haus, aber die Nationalversammlung wird den Prinzen be- > stimmen, dessen Charakter und moralische Vorzüge dieser j Stellung würdig sind." j

Neues vom Tage. ^

Ter Gang der Reparationsverhandlungen. i

Berlin, 6. Nov. Tie Reparationskommission widmete l ven Samstag und Sonntag dem Studium der deutschen f Denkschrift. Neue Anträge von seiten der Mitglieder - der Kommission, interne Beratungen und Besprechen- ! §en haben die beiden Tage ausgefüllt. Andererseits l hatten die Delegierten sehr wichtige Rückfragen vezug- ^ nch der Goldanleihe bei ihren Regierungen zu halten- -

Berbandlungspause in Berlin.

Berlin. 5. Nov. An zuständiger Stelle begründet man die Zurückhaltung über die Denkschrift der Reichs­regierung, die die Legendenbildung in bedauerlicher Weise fördern Hilst, mit dem Hinweise daraus, daß Finanzminister Dr. Hermes mit der Reparationskom­mission diese Geheimhaltung ausdrücklich vereinbart habe. Aus dem Umstand, baß die ausländische, in­sonderheit die französische Presse sich so viel besser informiert zeigt, läßt sich schließen, daß von der Gegen­seite diese Vereinbarung entschieden nicht so peinlich genau innegehalten wird als auf Seiten unserer Offi­ziösen. In den direkten Verhandlungen ist nunmehr «ine Pause eingetreten, da die Reparationskommission sich zunächst mit den deutschen Anträgen und Vorschlä­gen im internen Kreis zu befassen gedenkt. Tie von der deutschen Regierung nach Berlin geladenen aus­ländischen Finanzsachverständigen werden ihr gemeinsames Gutachten über die ihnen vom Kanz­ler vorgeleaten drei Fragen am Montag erstatten und Montag abend Berlin bereits verlassen.

Das Gutachten der ausländischen Sachverständigen.

Berlin, 5. Nov. Im Mittelpunkt der Verhandlungen der von der deutschen Regierung nach Berlin eingelade­nen Sachverständigen des Auslandes steht noch im­mer der Plan des amerikanischen Experten Professor Mucks. Die Verzögerung ist darauf zurückzusühren, daß di: Besprechungen mit der Reparationskommission neue Seiten des ganzen deutschen Währungsproblems auf­gedeckt haben, woraus sich eine neue Notwendigkeit für die Fortleitung ihrer Arbeiten ergab.

Das Urteil im Prozeß Hermes gegen dieFreiheit".

Berlin, 5. Nov. Im Prozeß Hermes gegen die Freiheit" wurde Samstag vormittag das Urterl ge­fällt. Es laute» auf 10 000 Mk. Geldstrafe und Tra­gung der Kosten des Verfahrens für Hensel.

Dr. v. Knilling bayerischer Ministerpräsident.

München, 5. Nov. Tic Vorsitzenden der Koalitwns- fraktionen im Landtag traten zusammen, wo ihnen der Vorsitzende der Bayerischen Volkspartei mitteilte, das sich seine Fraktion aus Tr. Eugen von Knilling als. AHi- nisterpräsidenten geeinigt habe, der auch bereit sei, die Wahl anzunehmen.

Die Hochzeit des früheren Kaisers.

Berlin, 6i Nov. Tie Hochzeit des früheren Kaisers fand am Sonntag statt. Tie ausländische Presse und ganz besonders die überseeischen Blätter bringen spalten- tauge Vorberichte: Tie Hotels in Dooru sind vollbesetzt, da die zahlreichen Gäste im Haus Toorn nicht alle unter­gebracht werden können. Tie holländischen Behörden hatten fürMe Tage des Hochzeitssestes Maßregeln zu einem größeren Sicherheitsdienst getroffen. Tie Hoff­nung der Kaisers, seine Kinder vollzählig bei seiner Hochzeit zu sehen, haben sich nicht erfüllt. Tie Prinzen? in Berlin sollen beschlossen haben, den Prinzen Eitel Frie» drich zur Hochzeit nach Toorn zu entsenden. Anßerdentz haben der frühere Kronprinz, Prinz Heinrich und dis Schwester des Kaisers Viktoria, Prinzessin von Hesse«, teilgenommen. Zu dem aufsehenerregenden Braut» gescheut des Kaisers schreibt dieB. Z.", es handle sich) um einen Brillantenschmuck der verstorbenen Kaiserin^ den sich Wilhelm II. mit anderen Schmuckstücken, die die Kaiserin getragen hat, aus dem seinen Kindern über--, lasscnen Erbe zurückbehalten hat. Diesen Schmuckck, die sogen.Schlesischen Tiamanten", die der verstorbenen? Kaiserin von der Provinz Schlesien und den schlesische« Ständen geschenkt wurden, habe der Kaiser jetzt umarbeite« lassen und ihn als Hochzeitsgeschenk für seine Braut bestimmt.

Reue Pläne Brabburhs und Delacroix.

Paris, 5. Nov. Ter Berliner Berichterstatter deS Echo de Paris" meldet, daß der englische Delegierte Bradbury einen neuen S t ab ilisier un gspl a « für den Markkurs ausgearbeitet habe. Ter felgi­sche Telecroix bemühe sich sehr, seinen Plan zur Geltung zu bringen. Es gilt, noch einige Meinungsverschieden­heiten zu beseitigen, man hofft aber bestimmt, zu einem vollen Einvernehmen zu gelangen. Einer der verbündeten Delegierten erklärte, man sei allgemein optimistisch und er glaube bestimmt, daß es gelingen werde, eine er­folgreiche Stabilisierungsaktivn in Gang M bringen.

Mussolini an das italienische Volk.

Rom, 5. Nov. Tic Regierung Mussolinis erläßt an-> läßlich des 4. Jahrestages des Sieges von Viktoria Veneto, der in ganz Italien festlich begangen wurde, fol­gende Botschaft an das Volk: ..An Erinncrmia nndi

- - unserer Lvassen möge ncy

dre Nation wiederfinden und die Notwendigkeiten der harten Gegenwart erkennen. Tie Regierung trachtet zu regieren und sie wird regieren. Alle ihre Energie wird daraus gerichtet sein, den Frieden zu sichern und das An­sehen der Nation im Auslande zu heben. Nur durch Arbeit, Disziplin und Einigkeit wird das Vaterland die Krise überwinden und einer Periode des Gedeihens und ' der nationalen Größe entgegengehen."

Bon der Genfer internationalen Arbeiter-Konferenz.

Paris, 5. Nov. Aus Genf wird gemeldet, daß in der Sitzung der Genfer internationalen Arbeiter-Kon­ferenz die deutschen Delegierten die Sit­zung verlassen haben, nach dem ihr Vorschlag, die deutsche Sprache als Verhandlungssprache zu­zulassen, entschieden ab gelehnt worden ist.

Sforza bleibt aus seinem Posten.

Paris, 5. Nov. Ter italienische Botschafter Graf Sforza hat Paris verlassen, um den von Mussolini gewünschten Besuch bei der neuen Regierung in Rom abzustatten. Auf dem Bahnhof erklärte er französischen Journalisten, daß er nach Paris zurückkehren werde, um seinen Botschafterposten wieder zu übernehmen. Sein Abschiedsgesuch sei nur ein Mißverständnis.

Reichskanzler Dr. Wirth gegen Vie KKtastrophenstimrnmrg.

Berlin, 5. Nov. In einer Unterredung mit dem Berliner Korrespondenten derNeuen Freien Presse" er­klärte Reichskanzler Tr. Wirth, daß die jetzt herrschend« Panikstimmung durch die wirtschaftliche Lage Deutsch­lands in k in.r Weise gerechtfertigt sei, De nt schlank Mi keineswegs bankerott, sondern es sei nur zu Reparativ neu uns ähig g e!oo rd e n. Deutsch­land habe auch jetzt noch den ehrlichen Willen, sich zu verständigen, aber alles hänge davon ab, ob es möglich sein werde,' das Herabsinken der deutschen Währung zo bremsen.

n und Land..

Mtrnrtels s November 1»3L.

Ter neue Zuckerpreis. In einer amtlichen Notiz wird mitgeteilt, daß der Kleinhandelszuschlag zum Zuckerpreis wie bisher unter Mitwirkung der Preis- prüsungsstellen örtlich festgesetzt wird. Bei einem Preis von 60 Mk. ab Fabrik wird mit einem Kleinverkaufs­preis von 8590 Mk. gerechnet werden müssen.

Vorführung von Gcspannpflngen. Tie nächsten Gespannpflugvorführungen durch die Württ. Land­wirtschaftskammer finden statt: auf dem Schloßgut Ho- henmühringen, OA. Horb, am 17. Nov., auf Domäne Neuhaus, OA. Mergentheim, am 28. November.

Wander-Bauimrärterkurse. Die Württ. Land­wirtschaftskammer wird künftig Wanderbaumwärter­kurse von zwölfwöchiger Tauer abhalten, um solchen Baumwarten, denen der Besuch eines ständigen zwölf- wöchentlichen ObstbaulehrkurfeS wegen der weiten Ent­fernung des nächsten Kursortes nicht möglich ist, Ge­legenheit zur Ausbildung zu geben. Für das nächste Jahr sind solche Kurs: in Mergentheim und Rottwell vorgesehen.

' Versetzt wurde der Oberlandmesser Dreher in Klostrrreichenbach nach Calw.

Tpielberg, 5. Nov. (Brandfast.) Am Samstag Mittag 2 Uhr brach im GebLnde des Georg Nonnemann aus bis jetzt noch unbekannter Ursache Fever aus, welches durch den herrschende« Wind so rasch «« sich griff, daß e» bis auf den Grund »iedrrbraunte. Aach die danebenstehen- de« Gebäude der Christian Kienzle und der Georg Hamann standen in großer Gefahr, konnte« aber gerettet «erden. Die von dem Brandfall Betroffene« konnte» fast nichts mehr retten als das Vieh und etwas Kleider. Zu Hilfe kamen die benachbarte« Feuerwehren Sgrnhaufen «. «-fingen. V.

* Nagold, 4. Nov. (SänalingSpflegeknrfe.) Anfangs Dezember wird hier von der Bezirktfürsorgerin ein Kurs in Säuglingspflege. und .Ernährung abgehalten werden. Prak­tische Uebuvge» (Baden, Anziehen «sw.) ergänzen de» Unter­richt, der in den Abendstunden stattfinde« soll.

' vom Murgtal, 4. Nov. (Einstellung des Antover. krhrS.) Mit dem heutigen Lag »nrde die von Autodefitz« Ziegler Freudenstadt unterhaltene Auto Verbindung von Klostrrreichenbach nach Raumünzach eingestellt.

Il Schramvorg, 4. Nov. (Mordversuch u. Selbstmord.) Freitag früh schoß nach kurz»« Wortwechsel der verheiratet« Gipser und frühere Besitzer der Linde, Xaver Schmid seine«