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Amtsblatt für den Bezirk Nagold und für Altenstsig-Ltadt. Allgemeiner Anzeiger für dis Bezirke Nagold, Calw und Freudenstadt

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Altrufteig. Mittwoch bru 18 . Oktober

Jahrgang isrr

Gegen die Devisenspekulation.

Die Regierung, die die neue Notverordnung gegen den Handel und die Spekulation in ausländischen Zahlungs­mitteln anscheinend nicht ohne außenpolitischen Truck ziemlich übereilt und ohne eingehende Fühlung mit den Sachverständigen herausgab, muß selber erklären, daß eine durchgreifende Wirkung nicht eintreten könne, wenn nicht das Hauptübcl, das den Sturz der Mark herbei­führte, beseitigt wird, nämlich unsere stark passive Zahlungsbilanz. Sie ist hervorgerusen durch die Lasten des Friedensvertrags, durch die Mehreinfuhr von Lebensmitteln, Rohstoffen und andern mehr oder weniger notwendigen Dingen, sowie durch die Minderausfuhr, die eine Folge der Minderleistung, nicht zum wenigsten des schematischen Achtstundenarbeitstags ist. Solange nicht diese Ursachen beseitigt sind, solange wir uns in der Ein­fuhr nicht die notwendige Beschränkung auferlegcn und so­lange unsere Arbeiterschaft nicht gewillt ist, mehr zu ar­beiten für den Eigenbedarf (Kohle, Zucker usw.) und für die Ausfuhr, und solange endlich die Staatsfinanzen in der heutigen Zerrüttung bleiben, so lange wird man den Verfall der Mark nicht aufhalten können. So lange wird auch eine Markstabilisierung, wie sie jetzt vielfach durch Verwendung des Reichsbankgolds gefordert wird, nicht nachhaltig durchgeführt werden können. Mit Verordnun­gen läßt sich eine den Wirtschaftsgesetzen folgende Ent­wicklung nicht aufhalten. Mit Verordnungen läßt sich auch das gesunkene Vertrauen in die Mark, das gerade in der letzten Zeit der Hauptgrund für ihren Sturz gewesen ist, nicht wiederherstellen.

Nun haben sich in der letzten Zeit am Devisenmarkt Zustände gezeigt, denen die Regierung nicht länger taten­los zuschauen konnte. Trotz des gewährten kurzfristigen Moratoriums wurde das Mißtrauen gegen die Mark immer größer. Im Jnlandgeschäft suchte man die Mark immer mehr und mehr auszuschalten. Tie Ge­schäftswelt ging dazu über, in Auslandwährung zu fak­turieren. Man suchte sich darüber hinaus Devisen, und sei es gegen Kredit, um jeden Preis zu beschaffen. Bon dieser Flucht aus der Mark wurden natürlich auch die privaten Kreise ergriffen, die sich gegen die weitere -Ver­armung zu schützen suchten. Daß diese Nachfrage, die nun von allen Seiten auf den Devisenmarkt einstürmte, auch von der Spekulation weidlich ausgenützt wurde, ist selbst­verständlich. Aber falsch wäre es, sie allein für das Trei­ben am Devisenmarkt verantwortlich zu machen. Die neue Verordnung soll eine von mehreren bereits ge­planten Maßnahmen gegen den Verfall der Mark sein. Man will anscheinend, trotz der bisher un­verminderten Kriegsentschädigung das Verhalten des Wiederherstellungsausschusses zu den neuen Vorschlägen Bradburys wird man abwarten müssen den Versuch machen, die Mark zu stabilisieren. Man will vor allem eine Goldanlagemöglichkeit schaffen, die einen Schutz vor der Entwertung der Mark gewähren soll, um die Tevisen- käufc, die jetzt sozusagen als Bermögensrettung betrieben werden, hintanzuhalten. Eine solche Goldanleihe wäre sehr zu wünschen, einmal, um die Tevisenkäufe selbst zu vermindern, und dann, um den Ansturm auf die Sach­werte, die zum großen Teil aus ausländischen Rohstoffen bestehen und daher wieder Devisen erfordern, zu unter­binden und den jetzt sinnlos scheinenden Spartrieb wie­der anzuregen. Tie vorliegende Verordnung kann keinen Anspruch auf Lückenlosigkeit erheben. Ihre Bestimmungen bedürfen fortlaufender Ergänzungen, aber auch dann kann sie höchstens Auswüchse beseitigen, nicht dem Grundübel steuern. Von einer einschneidenden Wirkung kann bisher gar keine Rede sein.

Sehr wichtig und hoffentlich auch wirksam ist der Paragraph 1 der Verordnung, der die Inlandfakt u - rierung in fremder Währung verbietet. Diese schon längst von Wirtschastsführern geforderte Maßnahme ist zu begrüßen, auch wenn damit die Kalkulation in einigen Industrie- und Handelskreisen erschwert wird. Denn diese Art der Fakturierung war immer mehr ein willkommener Weg geworden, um den Tevisenbesitz zu vergrößern. Sie hatte zugleich zu einer vielfach gesteigerten Nachfrage und M einem Minderangcbot auf dem Devisenmarkt ge- Ahrt und hatte dadurch wesentlich zur Unterhöhlung der Aark beigetragen. Zum Verbot der Dollarbasis im

.. - o^mhandel das nicht gestattet wird, so ist

vieles Verbot dadurch hinfällig. daß der Kleinbandel sich

in seinen Preisen genau nach dem Großhandel richten wird. Tie bestehenden Bestimmungen werden insoweit ge­ändert, als nunmehr bei Devisenankäufen der Zweck der Verwendung angegeben werden muß und eine neue Prü­fungsstelle eingerichtet wird. Nach wie vor frei bleibt der Verkehr von Bank zu Bank, obwohl gerade hier eine besondere Kontrolle zu wünschen bleibt. Tie Devisen­käufe der zugelassenen Banken und Bankiers dienten nicht immer der Devisenarbitrage, dienten auch nicht immer dem Bedürfnis der Kundschaft, sondern zum großen Teil andern Zwecken. Es wäre wünschenswert, wenn hier eine schärfere Kontrolle einsetzte. Tie übrigen Deviseu- käufe werden unter strengere Aussicht gestellt. Die Ver­ordnung zielt besonders darauf hin, nur solche Devisen­geschäfte zu genehmigen, die tatsächlich zur Bezahlung vom Einfuhren und zur Abwicklung von Geschäften dienen, dis im Interesse der deutschen Wirtschaft liegen. Für solche' Auftraggeber, die die Tevisenhandelsbescheinigung nicht besitzen, bedarf es außer eines Beleges über die Berwen-s düng der Devisen noch einer Genehmigung der für ihrer« Ort zuständigen Prüflings stelle.

Tie Reichsregierung wird weitere Beschlüsse übe« die Ausdehnung der Devise »Verordnung fas­sen. Es soll beschlossen werden, eine nachträgliche Re­vision der bisher gemachten Tevisenge«f schäfte durchtzusühren. Ein endgültiger Beschluß üver die Herausgabe eines wertbeständigen Anlagepapiers ist wohl schon gefaßt. Tie Vorlegung eines Gesetzent­wurfes, mit dessen Ausarbeitung das Finanzministerium betraut ist, steht schon für die nächsten Tage bevor.

TieNeuyorker Staatszeitung" schreibt:

John Kenneth Turner hat schon in zwehter Auflage ein Buch erscheinen lassen, dessen vernichtende Wahr­heiten dem Phrasenhelden Wilson die Maske vom Gesicht reißen. Aber ein derartiges Buch müßte Hun­derte von Auflagen erleben und müßte in Millionen von Exemplaren im ganzen Land verbreitet werden, um wirk­lich zu erreichen, wofür es geschrieben worden ist: Zu ver­hüten, daß die Vereinigten Staaten noch einmal durch gefällige Diener d es Großkapitals in einen Krieg hinein­gezerrt werden, wie 1917.

Für Amerikaner deutscher Abstammung ist das Buch von überwiegender Bedeutung, denn sie erhalt n dadurch logisch und chronologisch aneinander gereiht die unwider­legbaren Beweise für das, was sie immer geglaubt haben: daß die Bereinigten Staaten das denkbar größte Unrecht begingen, als sie fast bei Aus­bruch des Krieges zum Arsenal der Feinde Deutschlands sich umbauten, um dann schließlich als Folge-Erscheinung dieser wirtschaftlichen Politik selbst noch kriegführend ein- greifen zu müssen. Tie Heuchelei Woodrow Wilsons und der von ihm vorher und nachher betriebenen antideutschen Propaganda werden in einer Weise bloßgelegt, wie kein Radikaler es bisher gewagt hat; und doch ist noch wich­tiger, daß alle Behauptungen des Autors mit handgreif­lichen Beweisen belegt sind.

Turners Buch ist ein ,Zch klage an!", wie seinerzeit Zo° las in der Treyfus-Affäre. Bei der absoluten Kontrolle unserer Presse durch die alliierten Finanzmächte findet es aber seinen Weg nicht an die Öffentlichkeit, wie es sollte; wo es nicht direkt totgeschwiegen wird, wird es so behan­delt, daß der Wert des Buches verschleiert wird.

Abgesehen davon, daß Turner einwaudsfrei uachlveist, wie groß das Unrecht ist, das an Deutschland begangen tvurde, hat das Buch aber auch für den, dessen Interesse an dieser Seite der Frage noch geweckt werden muß, ein wichtiges Moment. Es zeigt, wie die Oligarchie des Großkapitals, die das Land beherrscht, das Volk willenlos oder gegen seinen Willen zur Schlacht­bank treiben kann, wenn ks sich darum handelt, ihre Geld­säcke zu schützen; es zeigt, daß die Freiheit der Republik nur leerer Schall ist, wenn es sich darum handelt, die Interessen der Geldsäcke gegen den Unwillen des Volkes zum .Kriege zu fördern; es zeigt aber auch, warum das in den Ber. Staaten jener Tage im Jahre 1917 möglich war und warum cs im ähnlichen Fall wieder möglich werden wird.

Mit wenig Hoffnung für eine Besserung der Zustände schließt das Buch, das eine Goldgrube für jeden ist, der weiß oder ahnte, wie ungerecht Deutschland von Wil­son. von Amerika und von der Lmrdina'icben Administra­

tion behandelt worden ist. Tenn aus der letzten Seite sagt Turner u. a.:

-um die Wiederholung zu vermeiden, muß das

Volk wirklich die Kontrolle Aber jedes Regierungsbureau erlangen; das kann aber mrr dann geschehen und er­halten werden, wenn die Minorität die Kontrolle über die Presse entrissen wird.... solange, wie eine Hand- voll Leute in Wall Str. das Geldwesen und die In­dustrie des Landes kontrollieren, werden sie die Presse kontrollieren, mit ihr die Regierung und durch Be­trug auch das Volk. Sic werden das Volk nicht nur zwingen, für sie in Friedenszeiten zu arbeiten, sondern auch, in Kviegszeiten sein Leben für sie hinzugeben. Demokratie existiert in den Ver. Staaten nicht. Ame­rika ist eine finanzielle Oligarchie, in welcher der Präsident der willige, wenn auch nach außssn hin zurückhaltende, Diener der großen Finanz­mächte ist. Tie Ereignisse der letzten Halbdutzend Jahre haben nicht nur den moralischen Bankerott der politi­schen und geistigen Führer dargetan, welche der Kapi­talismus der Welt gegeben hat, sondern auch die Un­fähigkeit des Kapitalismus selbst, die Welt vom Ver­derben zu bewahren_nur eine neue soziale Ordnung,

die auf wirtschaftlicher Gleichheit beruht, kann die Welt vor Kriegen im Interesse des großen Geschäftes be­wahren."

Tatsache ist, daß! Turners Buch in der großen amerika­nischen Presse so gut wie totgeschwiegen wird, daß nicht einmal die sogenannten radikalen Blätter seineAnkla­gen" aufnehmen.

Meues vom Tage.

Einführung des Reichsgerichts räsidcntcn.

Leipzig, 17. Okt. Der neue Reichsgerichtspräsident Dr. Simons wurde am Montag im großen Festsaal seiner Amtswohnung von Reichspräsident Ebert so­wie vom Reichsjustizminister Dr. Radbruch in feier­licher Weise in sein Amt eingeführt. Ter Feier wohn­ten sämtliche Richter des Reichsgerichts, die Reichs­anwaltschaft, die Rechtsanwälte beim Reichsgericht so­wie die Beamten und Angestellten des höchsten deut­schen Gerichtshofs bei.

Deutschland und der Wiederaufbau der zerstörten Gebiete.

Paris, 17. Okt. DasEcho de Paris" erfährt, daß in der Frage der großen öffentlichen Arbeiten, die der französische Arbeitsminister im Juli d.J. in einem Programm zusammengestellt hat, das der deutschen Regierung zwecks Teilnahme deutscher Ar­beitskräfte und Lieferung deutschen Materials vor- gelegt werden sollte, jetzt eine Antwort aus Deutschland eingegangen ist. Darnach hätte die deutsche Regierung ihre prinzipielle Zustimmung zu diesem Programm ausgesprochen und den Wunsch hin­zugefügt, daß eine Abordnung nach Berlin entsandt ocrden müsse, um über die Verwirklichung des Pro­gramms zu beraten.

Paris, 17. Okt. Der Ministerpräsident Poineare und der Wiederaufbanminister Raibel haben den Aktions­ausschuß der befreiten Gebiete empfangen. Die Herren machten dem Ministerpräsidenten einen Höflichkeits­besuch vor ihrer Abreise nach Berlin und berichteten bei dieser Gelegenheit über den Entwurf des Ab­kommens, das sie am 23. Oktober betreffs der deutschen Mitarbeit über den raschen Wiederaufbau der zer­störten Gebiete abschließen wollen. Ter Ministerpräfl- oent versicherte dem Aktionsausschuß, daß dieses pro­jektierte Abkommen die Zustimmung der Regierung finden werde.

Gegen die Devisenordnnng.

Berlin, 17. Okt. Der Reichsverband der Deutschen Industrie hat gegen die neue Devisenordnnng Protest eingelegt, weil er für zahlreiche Industrien eine Ver­größerung der Tevisenumfätze zur Folge hat. Die schematische Art der Ausführungsbestimmungen sei ge­eignet, die schwersten Schädigungen des Wirtschafts­lebens nach sich zu ziehen.

Auch die Stuttgarter Handelskammer ist beim Reichs­wirts .astsministerium gegen die Devisenordnnng vor­stellig ' eworden. Sie hat daraus hingewiesen, daß die neue Devisenordnnng Wohl schwerlich eine Besse­rung in der Wirtschaftslage bringen und im Jnlande den De i'e»verkehr auf gewisse Wirtschaftsgrupiien be­schränken web de, vielmehr werde sie den Einfuhrhandel zwingen, wehr und mehr ins Ausland abzuwandsrn oder ft.' wirtschaftlich unter das Aus.and zu stellen, damit w i e! en Kreisen unseres Volkes der Kau " in au. s ' ' e Währung als einem sicheren Wertmesser erba ee - b ei n