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Amtsblatt für den Bezirk Nagold und für Altensteig-Stadt. Allgemeiner Anzeiger für die Bezirke Nagold, Lalw und Freuden stadt
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Attensteig. Mittwoch de« LI. Oktober
Jahrgang 1982
Arbeitsgemeinschaft.
* Es ist kein Zweifel mehr, das innerpolitische Ereignis dieses Monats wird der Zusammenschluß bürger- ^ sicher Parteien zu einer Arbeitsgemein- ! schaft bilden, die Wohl in den ersten Tagen nach dem Zu- ; samm.'Ntritt der Reichstags am 17. Oktober zum Ab- ? schluß gebracht wird, eine Arbeitsgemeinschaft der Mitte. ! Tie demokratische Fraktion hat seinerzeit mit allen gegen , vier Stimmen einer Beteiligung zugestimmt, und auf ; dem Neichsparteitag in Elberfeld ist eine entsprecheirde - Entschließung des Vorstands einmütig angenommen wor- j den Vom linken Flügel der Demokratie sind demnach s die sozial- und wirtschaftspolitischen Erwägungen zurück- ; gestellt worden, die sich an ein Zusammengehen mit der s Deutschen Bvlkspartci und deren Stellungnahme zum i republikanischen Staat knüpften. Dazu liegt auch kein s Anlaß vor nach den unzweideutigen Erklärungen seitens i des Führers Stresemann und des Zentralvorstands der ' T. V. beim Breslauer Parteitag. Es ist auch nicht so, l als ob die Deutsche Volkspartei lediglich den großkapita- l Wischen Unternehmerstandpunkt vertrete. In der kom- < menden Arbeitsgemeinschaft ist durch das Zentrum, an s dessen Beteiligung überhaupt nicht zu zweifeln ist, ein i Gegengewicht geschaffen, da es auch die Vertreter der s Christlichen Gewerkschaften enthält, außerdem sind die s Vertreter der freiheitlich-nationalen Gewerkschaften, be- s sonders die des Gewerkschaftsringes da, die einen Ausgleich bieten konnten, sofern das notwendig würde.
Arbeitsgemeinschaft der Mitte bedeutet zunächst nicht - eine Spitze gegen die Bereinigte Sozialdemokratische Par- ^ Lei, sondern ein Gegengewicht und eine parlamentarische t Erl ichterung und Klärung, so daß künftig nur Verstän- ! diguug zwischen Links und der Mitte erforderlich ist, nicht j das parlamentarisch-politische Spiel der zahlreichen Par- s teien. Daß neben Demokratie, Deutscher Volkspartei und ^ Zentrum auch noch die Bayerische Volkspartei zu dieser s Arbeitsgemeinschaft zugezogen wird, ist mit Rücksicht auf s die breite Tragfläche zu begrüßen. Bon den Deutsch- , nationalen muß wohl insolange abgesehen werden, als s diese ihre Stellung zum heutigen Staat usw. nicht än- j dcrn, wenn sich auch in den einzelnen Ländern, wie dies ! z. B. die jüngeste Generaldebatte im württembergischen i Landtag bewies, ebenso viele Gründe für die Beiziehung > dieser Partei geltend machen ließen, als es ablehnende s überhaupt gibt. Auf sozialistischer Seite wird man dieser neuen Konstellation der Mitte immerhin mehr Rechnung tragen müssen, als es bislang vielfach geschehen ist. !
Notwendigerweise wächst daraus hervor die weitere s Frage nach der Bildung der großen Koalition, ! nach Einbeziehung der Deutschen Bolkspartei in die Re- j gierung. Tie ablehneirde Haltung der sozialdemokratischen ^ Presse ist bekannt. Andererseits hat jedoch der sozial- s demokratische Parteitag in Augsburg als höchste In- i stanz den Austritt der Sozialdemokraten aus der Regie- ! rung bei Zuziehung der Deutschen Bolkspartei nicht zur Bedingung gemacht. Daß diese Umbildung der Reichsregierung auf dem Marsche ist- — auf die Dauer kann ! Reichskanzler Tr. Wirth auch nicht das Reichsministerium ! des Aeußern im Nebenamt führen — geht aus einem l Artikel des führenden Zentrumsblattes hervor, der für ! Rcgierungserweiterung nach rechts eintritt. !
Es heißt darin u. a.: Ohne Erweiterung nach rechts ! würde der Koalition das Gleichgewicht fehlen, weil dann : in ihr die Sozialdemokraten durch die hinter ihnen ! stehende Abgeordnetenzahl die Mehrheit haben würde, während draußen im Lande der größte Teil des deutschen Volkes sich zu den nicht-sozialdemokratischen Parteien be- ! kennt. Es sei ein auf die Tauer unnatürlicher Zustand, !, daß die Zahl der bürgerlichen Abgeordneten außerhalb ! der Regierungskoalition größer ist als die Zahl der ihr ! angehörenden. Tie Einbeziehung der Deutschen i Volks Partei in die Reichsregierung sei aus zwingenden i innen- und außenpolitischen Gründen notwendig. Die : Ausführung eines Teils der aus dem Friedensvertrag ! herrührenden deutschen Verpflichtungen sei durch die be- j kannten Verträge zwischen deutschen und französischen j Industriellen in die Hände der Führer des deutschen Wirb- z schastslebens gelegt. Diese Wirtschaftskreise aber hätten ! ihre politische Vertretung in erhebendem Maße in der ? Deutschen Bolkspartei. Schon darum könne man diese ! Partei nicht außerhalb der Regierung und ihre durch : die deutsch-französischen Verträge gesteigerte Machtstelle j nicht ohne politische Verantwortung lassen. Dazu kommt, i dak in den Ländern, mit denen wir es vor allem zu tun
haben, England, Amerika und Frankreich, die Sozial- . demokraten eine höchst bescheidene Rolle spielen, während j der Einfluß jener wirtschaftlichen und finanziellen Kreise ! viel stärker ist, die in einer Regierungsmehrheit mit der Sozialdemokratie als Hauptträgerin keine kreditfähige Ver- ! tretung des deutschen Volkes sehen würden. Zu diesen ! außenpolitischen Umständen kommen nach der „G nania" j noch gewisse innenpolitische Gründe. /
Die neue Mnekflucht.
* In den letzten Tagen hat der Marksturz eine kaum geahnte Tiefe erreicht. Noch am 23. September d. I. stand der Dollar auf etwa 1400. Dann aber erstieg er rasch seine seitherige Höchstgr. uze von 2300 und Dienstag früh wurde der Mrs des Dollars mit 2962 Mark aus Neuyork gemeldet, so daß man damit den jemals erreichten höchsten Kursstand zu verzeichnen hat. Ter Wert der Papiermark ist damit auf Hst des ehemals kupfernen Goldpfennigs gesunken.
Tie Gründe für diese Markflucht sind nicht ganz durchsichtig. Sie sind zu suchen in der allgemeinen politischen und wirtschaftlichen Lage Deutschlands, in dem Bedarf fremder Zahlungsmittel seitens unserer Industrie für Zwecke der Rohstoffeinfuhren, wozu die erneuten Anforde- mngen durch den Abschluß von Sachlieferungsabkommen nitgewirkt haben mögen, in der täglichen Notenproduktion der Reichsbank usw. Das wird durch den neuesten Ausweis der Reichsbank vom 30. September d-J. am besten illustriert, in dem es heißt:
Ter Bedarf sowohl an Krediten als auch an Zahlungsmitteln übertraf während der Berichtswoche (letzte Septemberwoche) jedes bisher beobachtete Maß. Tie gesamte Kapitalanlage ist um 68,3 Milliarden Mark auf 400,5 Milliarden Mark, die bankmäßige Deckung allein um
68.2 Milliarden Mark auf 400 Milliarden Mark angewachsen. Bon dieser Zunahme entfielen 61,1 Milliarden Mark auf Reichsschatzanweisungen und 7,1 Milliarden auf Geschäftswechsel. Bon den beanspruchten Kreditbeträgen flössen im ganzen 38,3 Milliarden Mark den Konten der fremden Gelder zu, die damit auf 110 Milliarden Mark anwuchfen; der Rest wurde der Bank fast ganz in Form von Zahlungsmitteln entzogen. An Banknoten und TarlchenskassenßArneu zusammen mußten
36.3 Milliarden Mark neu in den Berlar gegeben werden; der Banknvtenumlauf schwoll um 26,2 Milliarden Mark auf 316,9 Milliarden Mark an, während sich der Umlauf an Darlehenskassenscheinen um 149,1 Millionen Mark aus 14 Milliarden Mark ausdehnte. Bei den Darlehenskassen nahm der gesamte Darlehensbestand beträchtlich ab, nämlich um 5,3 Milliarden Mark auf 35,9 Milliarden Mark. Einen dieser Abnahme erctsprechenden Betrag an Darlehenskassenscheinen gab die Reichsbank an die Darlehenskasse zurück, demzufolge sich die Bestände der Bank unter Berücksichtigung der in den Verkehr gegebenen Summen auf 21,8 Milliarden Mark verminderten.
Man hat wiederholt schon die Devisenaufkäufe durch das Reich verantwortlich gemacht für den Marksturz. Daß das nicht völlig stichhaltig ist, zeigt die neueste Entwicklung, denn das Reichs bzw. die Reichsbank hat nicht nur sich keine Devisen beschafft, sondern solche abgegeben, um die fremden Währungen zu drücken und die Haussebewegung eü,zudämmen. Vergeblich Vor einigen Wochen ist der Dollar von 1'400 auf 1600 gestiegen infolge der Maiskäufe für die Spiritusbrennereien. Seitchr fanden jedoch keine Tevifeukäufe von Reichswegen statt. Die letzten Grüirde der neuen Markflucht liegen auch nicht darin, daß Industrie und Handel bereits wieder beträchtlliche Guthaben im Ausland angesammelt haben, denn diese sind für die Rvhstoffbeschaffung unentbehrlich vielmehr auf dem Gebiete der unkontrollierbaren Warenausfuhr und des Tevisenhandels, des offenen Loches im Westen unseres Vaterlandes, also in den Forderungen des Versailler Vertrags. Ter englische Schatzkanzler Mac Kenn hat auf der amerikanischen Bankier-Konferenz auf die wunden Stellen der deutschen Finanzwirtschaft hmgewiesen: das Reparationsproblem. Solange dieses von den politischen Zielen Frankreichs getragen wird und nicht von wirtschaftlicher Einsicht, solange kann keine Besserung des Markkurses eintreten.
Der sozialdemokratische „Vorwärts" beschäftigt sich mit dem Markstarz. Es heißt dort n.a.: Der Dollar steigt ani mit 3000. Eine Milliarde Gold liest untätig in
den Kassen der Reichsbank und trägt nicht zur Stützung der Währung bei. Das ist ein unhaltbarer Zustand. Tie Regierung muß alle Energie darauf verwenden, um den Sturz der Mark endlich aufzuhalten. Sie darf dabei auch nicht von dem subjektiven Urteil von Männern zurückschrecken, deren Denken und Fühlen in den Idealen der Vorkriegszeit befangen ist und die mit dem Goldschatz eine nutzlose Prestige-Politik treiben. Es ist unbedingt e r- forderlich, daß dem Sinken der Mark endlich ein Ziel gesetzt wird. Man schaffe ein wertbeständiges Anleihe-Papier, etwa Goldschatzwechsel, verbiete dann rücksichtslos jeden spekulativen Tevi- senhandel, sorge dafür, daß die vorhandenen Devisen auch wirklich dem dringenden volkswirtschaftlichen Bedarf zugute kommen und bekämpfe rücksichtslos die Zahlungen im Inland mit ausländischer Währung. Wohl können auch diese Mittel nicht den sicheren Erfolg versprechen, die Nöarl einigermaßen wieder in die Höhe zu bringen, aber sic würden das willkürliche Spiel mit der Kaufkraft des Volkes endlich einschränken und der Welt zeigen, daß das deutsche Volk nicht gesonnen ist, dem Treiben der Spekulation seine Arbeitskraft und sein Recht auf Leben zu opfern und daraus kommt es an. Wer es ist die höchste Zeit.
Der Nathenau Mordprozeß.
Die erste Prozeßwoche gegen die Rathenau- mörder brachte endlose Vernehmungen der Angeklagten und einiger Hauptzeugen, so vor allem die des Rittergutsbesitzers Erwin Behrens in Biegen, des Onkels der beiden Techow, der den Ernst Werner sestgehalten und seine Verhaftung veranlaßt hatte, lieber dessen Vernehmung sei nachgetragen: Behrens' Aussage bezog sich auf die Familisnverhältnisse der Techow, die Veranlagung von Vater und Kindern, sowie über die Erziehung der Kinder. Er bestreitet die Behauptung, daß die Mutter in dürftigen Verhältnissen lebe, lieber Ernst Werner Techow behauptet der Zeuge, daß Erhard: großen Einfluß aus den Jungen ausübte. Ueberhaupt habe sich ein großer Unterordnungssinn unter alle Führer bei dem Jungen gezeigt. Er rühmt seine geistige Beweglichkeit und seine-Kameradschaft, was besonders aus der Briefkameradschaft hervorgehe und aus den j Briefen von älteren Kameraden und höheren Offizieren, ! die ihm dankten, daß er es verstehe, die Kameradschaft s so edel zu pflegen. Politisch sei Ernst Werner ein ; Waisenknabe gewesen, was aus keinem Ausspruch bei ! Rathenaus Wahl hervorgehe: „Nun werden schon s Juden zu Minister". Der Zeuge fährt dann fort:
- „Als ich von Berlin zu Hause ankam, sah ich meinen
> Neffen an der Türe stehen. Ich war nicht weiter über- i rascht, denn er kam oft unangemeldet. Als ich ihn
- fragte, wie er über die entsetzliche Tat denke, ant- i wartete er: „Das kann man ganz verschieden be- s urteilen." Darauf erwiderte ich: „Jeder anständige ! Mensch möchte wünschen, daß die Mörder so erschossen j werden, wie Rathenau selbst." Hierauf sei dem Zeugen
die veränderte Haltung und Schweigsamkeit seines i Neffen ausgefallen. Schon am Abend dieses Tages : kam dem Zeugen der Gedanke, daß der Junge an dem
> Mord beteiligt sei. Am andern Morgen, als er dann j die Namen seiner Neffen in d-n Zeitungen las, hatte
er zuerst die Absicht, Ernst W-.ner einen Revolver zu geben und ihm zu raten, sich zu erschießen. Als er seinem Neffen die Zeitung zeigte, erklärte er, ich!, bin kein Mörder, ich habe nur den Wagen gesahren. Jch habe von allem nichts gewußt. Auf die Frage: Willst du mir nicht sagen, wer dich angestiftet hat. antwortete Techow: Das kann ich nicht. Der Zeuge verlangte darauf, daß er alles erzähle, worauf der Angeklagte die Geschichte von der Heranholung des Autos erzählte. Ernst Werner hatte nichts weiter bei. sich als eine Ledertaschc voll Lichtbilder, einen falstzerr Paß, Kleingeld usw. Darauf hat der Zeuge gewußt, daß der Junge Wohl von der beabsichtigten Tat gewußt habe, wenn er auch nicht annehmen konnte, daß sie auf seiner Fahrt ausgeführt werden sollte. Um den Verdacht der Beihilfe von sich abzulenken, hat der Zeuge ihn verhaften lassen. Der Zeuge berichtet, der Angeklagte habe zugegeben, daß er von dem Vorhaben des Mordes wußte, aber nicht daran gedacht hatte, daß die Ausführung am 24. Juni stattfinden sollte. Ueber Hans Gerd äußert sich der Zeuge, daß dieser nicht für ganz voll gerechnet worden iei. -Er hätte den Plan gehabt, einer der bedeutendsten politischen Führer Deutschlands zu werden. Das Gift, das durch den Verkehr mit Günther in den Jungen gekommen sei, habe unverkennbar gewirkt Das Ergebnis der ersten Prozeßwoche kann dahin LUsammenaefaüt werden, dak Kern, der sieb bekannt--