meinden, Komitees, Vereinen usw.) entflammt werden sollen, also auch für Calw, auf abends 6 Uhr festgesetzt worden. Der Schwäbische Alpverein, der natürlich selbst solche Feuer nicht veranstaltet, hat damit in dankenswerter Weise die Zeit­einheitlichkeit für die Veranstaltung im ganzen Lande gewahrt, durch Schaffung von Ordnung Verzettelung vermieden und einen schönen Anblick gesichert.

Reserve hat Ruh. Die Entlassung der zur Reserve beur­laubten Mannschaften findet in der Regel am 2. Tage nach der Rückkehr aus dem Manöver statt, für die Fußtruppen also heute, für die berittenen je nach Rückkehr in die Garnison. Die Mannschaften des Trains und der Bezirkskommandos, die Oekonomiehandwerker und die Militärkrankenwärter werden am 30. September entlassen. Die über die Dauer der Herbst­übungen einberufenen Offiziere des Beurlaubtenstandes ka­men am 24., dem letzten Manövertag, zur Entlassung. Die Entlassung der zur Erhöhung der Manöver-Ausrückestärke zur Uebung einberufenen Reservisten erfolgte gestern. Die zur Verwendung in den Feldbäckereien während der Manöver zur Uebung eingezogenen Militärbäcker der Reserve und Bäcker der Ersatzreserve wurden gestern entlassen.

8ed. Mutmaßliches Wetter. Für Samstag und Sontag ist trockenes, heiteres, nachts jedoch kühles und zur Bildung von Herbstnebeln geneigtes Wetter zu er­warten.

G Bad Liebenzell, 25. Sept. Nur noch wenige Tage trennen uns von dem offiziellen Schluß der Saison. Tie schlimmen Befürchtungen, die man im Vorsommer hegte, haben sich zum Glück nicht erfüllt, was den Geschäftsleuten sehr zu gönnen ist. Vielmehr brachten uns die schönen Tage des August einen über Erwarten starken Besuch. Ganz be­sonders gut gestaltete sich die Frequenz noch im September, so daß wir Heuer die höchste Zahl von Kurfremden zu ver­zeichnen haben. In den letzten zwei Jahren wurde die Zahl 5000 annähernd erreicht, Heuer wird diese Zahl bedeutend überschritten. Schon am 15. September wurde der 5000. Kur­gast angemeldet. Dies berechtigt zu den schönsten Hoffnungen für die Zukunft. Wenn wir wieder einmal normale Sommer haben, so steht uns mit ziemlicher Sicherheit eine bedeutende Frequenzsteigerung in Aussicht; denn gewiß trägt der ärzt­liche Prospekt, der im Lauf dieses Sommers versandt wurde, auch dazu bei, daß die Heilkraft unserer Thermen in immer weiteren Kreisen bekannt wird. Aber auch sonst hatten wir diesen Sommer einen äußerst starken Verkehr, wie aus den Einnahmen für Fahrkarten hervorgeht. Im Mai wurden hier­aus 10 451 (1912: 10 316), im Juni 11342 ^

(11318), im Juli 14 530 (13 246) und im August von

19 322 (16 670) erlöst, insgesamt also 55 645 ^ gegen

51 550 in der gleichen Zeit des Vorjahrs. Die Einnahme an Sonntagen betrug bis zu 1700

Pforzheim, 26. Sept. Der 14 Jahre alte Lehrling Karl Räpple des Bäckermeisters August Hees hier hatte keinen gol­denen Tag. Er erhielt den Klopfstock mehr als er wünschte, sowohl vom Meister als vom Gehilfen (Gottlob Wagner von Oberstenfeld). Der Meister stieß ihn häufig so mit der Faust auf den Bäuch, daß er ohnmächtig wurde. Weil er ein Brot nicht schnell genug aufhob, sagte der Meister dem Gesellen, in dem er ihm ein frisch und glühend aus dem Ofen gekom­menes Brot gab:Weck ihn, heb ihm das heiße Brot an den

Das Zlnglückshaus.

Roman von Georg Türk.

Erstes Kapitel.

Es war in den letzten Tagen des März. Der Westwind jagte die trüben Wolken vor sich her. Un­unterbrochen strömte der Regen herab.

Durch das breite, von waldigen Höhen umsäumte Tal schnaufte der Lokalzug. Die alte, wackelige Loko­motive hatte schon manchen Sturm erlebt. Heut' aber wurde es ihr fast zu schwer, gegen den Wind anzukom­men und die paar Wagen auf dem nassen Geleise wei­ter zu bringen.

Der Zug war schwach besetzt. Zwar war es Sams­tag und Markttag in Erlenstadt, aber die meisten Bauern hatten es vorgezogen, daheim zu bleiben und ihre Pfeife im Trocknen zu rauchen.

Zn der Ecke eines Wagens saß ein junger Mann.

Er war den anderen Mitreisenden unbekannt, stammte also nicht aus der Gegend. Er trug städtische Kleidung. Sein Gesicht könnte uns wohl gefallen: die Farbe etwas blaß, die Nase energisch, der Mund wohl­gebildet, die Augenbrauen kühn geschwungen, aber die dunklen Augen schauten recht unfreundlich in die Welt. Auch die Lippen sollte der Fremde nicht so zusammen­pressen! Die Stimmung dieses einsamen Fahrgastes glich dem Wetter draußen. Man konnte es ihm vom Gesicht ablesen: mit verschiedenen Dingen auf der Welt ist dieser Mensch nicht zufrieden.

Er saß in der Ecke des Wagens, in einen weiten Mantel gehüllt. Neben ihm stand sein Gepäck: ein Handkoffer und ein Violinkasten.

Die Bauern schauten den Unbekannten schon lange an. Sie hätten gern ein Gespräch mit ihm angeknüpft, aber er sah so abweisend aus; und so unterhielten sie sich halblaut über ihn und mutmaßten dies und jenes..

Komt dieses Nest noch immer nicht?" brummte der Fremde, stand auf und sah zum Fenster hinaus.

Aber er sah nur nasse Telegraphenstangen, die ge­mächlich vorübertanzten, nur verregnete Wiesen und

Ranzen". Ter Gehilfe tat also und drückte dem Buben die glühende Masse auf die Kehrseite seines Daseins, so daß er große Brandwunden erlitt. Jetzt ist die Polizei hinter die zwei Quälgeister gekommen.

Württemberg.

Deutscher Armenpflegekongreß.

Stuttgart, 25. Sept. Im Anschluß an die Tagung deutscher Verussvormünder wurde heute vormittag in Stuttgart die außerordentliche Jahresversammlung des deutschen Vereins für Amenpflege und Wohltätigkeit eröffnet. Kultusminister Dr. v. Fleischhauer llber- brachte die Grüße des Königs und der wiirttembergi- schen Regierung. Im Namen der Reichsregierung sprach Geh. Regierungsrat Dr. Jung-Berlin. Den Haupt­punkt der Beratungen bildete die Schaffung eines deutschen Reichsarmengesetzes, das in folgenden Forde­rungen gipfelt:1. Nachdem im deutschen Reich die Rechtseinheit auf dem Gebiete des Armenwesens, so­weit der Unterstützungswohnsitz in Frage kommt, in Aussicht steht, ist es geboten, die Rechtseinheit auch auf dem Gebiete des materiellen Armenrechts herbei­zuführen. Dieses Ziel wird am besten durch ein ein­heitliches deutsches Armengesetz gewährleistet. Solange ein solches nicht erlassen, ist die Reichseinheit in den einzelnen Bundesstaaten durch eine möglichst überein­stimmende Landesgesetzgebung vorzuberiten. 2. Prin­zipiell wäre es durchaus richtig, ein einheitliches Neichs- armengesetz in dem Sinne zu schaffen, daß auch das Reichsgesetz über den Unterstützungswohnsitz als ein Teil des Armenrechts in das neue Gesetz hineinge­arbeitet wird. Allein aus praktischen und historischen Gründen sollte man zunächst von diesem Gedanken ab- sehen und an dem Unterstützungswohnsitz, nachdem er auch von Bayern angenommen ist, festhalten. 3. Der Inhalt eines Reichsarmengesetzes wird sich daher zu beschränken haben auf den Stoff, der in den zur Zeit geltenden sogenanntenAusführungsgesetzen" zum Un­terstützungswohnsitz enthalten ist; es wird sich deshalb, wenn man an dieser Terminologie festhalten will, um ein Reichsausführungsgesetz zum Unterstützungswohnsitz­gesetz handeln. 4. Wenn ein praktisches Resultat er­zielt werden soll, so muß in dem Entwurf eines Reichs­armengesetzes auf die zur Zeit in den einzelnen Bundes­staaten bestehenden Verhältnisse, insbesondere aber auf die größten Bundesstaaten Preußen und Bayern, weit­gehend Rücksicht genommen werden. Es empfiehlt sich daher, nur diejenigen Punkte durch ein Reichsgesetz zu regeln, in denen eine Rechtseinheit im Interesse einer geordneten Armenfürsorge unbedingt herbeigeführt wer­den muß, im übrigen aber den Ausführungsvorschriften der einzelnen Bundesstaaten dabei wird es sich wirk­lich nur um Ausführungsgesetze oder Verordnungen zum Reichsarmengesetz handeln einen weiten Spielraum zu belassen, so daß den mannigfachen Besonderheiten der Verhältnisse Rechnung getragen werden kann." Die Einzelberatung der Berichte wurde auf Freitag an­gesetzt und die Sitzung um 143 Uhr geschlossen.

Felder. Da setzte er sich wieder und hing seinen Ge­danken nach.-

Der Fremde war der neuernannte königliche Be­zirksamtsassessor von Erlenstadt. Die eintönig rollen­den Räder der Bahn führten ihn eben zu seinem künf­tigen Aufenthalts- und Wirkungsorte zu.

Aber sein Gesicht sagte es mit geringer Freu­digkeit schien er an das ihm übertragene Amt heran­zugehen ....

Hans Ringer war, neben fünf Schwestern, der ein­zige Sohn eines kleinen Beamten. Der einzige Sohn! Aus dem sollte etwas werden! Der sollte höher hin­aus als der Vater! Er kam in die Lateinschule und machte gute Fortschritte. Schon als Knabe hatte er eine heimliche Liebe: das alte Klavier in der guten Stube. Wenn die Mutter spielte, war er nicht weg zu bringen. Frühzeitig schon gab sie ihm Unterricht. Bald mußte ihm der Vater eine Geige kaufen. Er verließ das Vaterhaus, um das Gymnasium in einer größeren Stadt zu besuchen. Das Gehalt des Vaters war ge­ring, Vermögen war keines da. So mußten die Töch­ter manches entbehren, um des Sohnes willen. Aber sie taten es gern. Stolz schritten sie an seiner Seite, wenn sie ihn zu Beginn der Ferien vom Bahnhof ab­holten, und Vater und Mutter gingen hinterdrein und besprachen leise, daß der Sohn studieren solle, damit er später einmal eine glänzende Stellung erringen könne. Aber im Kopf des Gymnasiasten wohnten andere Ge­danken, andere Pläne.

Als er einmal an einem Maifest mit seiner vorzüg­lichen Tenorstimme ein Lied vortrug und der Professor, der den Gesangsunterricht erteilte, ihm lächelnd auf die Schulter klopfte und sagte:Sie könnten fast einen Opernsänger abgeben!" da erwachte zum erstenmal, ganz schüchtern, der Gedanke:Za! Ein Künstler, ein Sänger will ich werden!"

Der Gedanke:Ich will ein Sänger werden!" ver­ließ ihn nicht mehr. Aber er sagte niemand etwas da­von, seinen Eltern erst recht nicht. Die hielten ihm in den Ferien nur immer vor, welche herrliche Aus­sichten ihm die Beamtenlaufbahn eröffne!

Stuttgart, 25. Sept. Präsident Dr. Otto v. Schwarz, der Vorstand der Domänendirektion, ist im Alter von 66 Jahren hier gestorben. Er wurde im Herbst 1892 zum Direktor des Statist. Landesamts ernannt und 1904 zum Direktor der Domänendirektion. 1902 erhielt er den Titel Präsident. Von der Stadt Wildbad, um die er sich seit langer Zeit große Verdienste erworben hat, wurde er im Jahre 1910 zum Ehren­bürger ernannt.

Cannstatt, 26. Sept. In letzter Nacht um 1214 Uhr wurde ein Dragoner in einem Steinbruch bei Münster tot aufgefunden. Es liegt vermutlich ein Unglücks­fall vor.

Mühlhausen O. A. Waiblingen, 24. Sept. Der König hat gestern dem Polizeidiener Kientsch und dem Eisenbahn­arbeiter Wilhelm Bürle, die unter Gefahr ihres eigenen Le­bens den Mordbrenner Wagner unschädlich gemacht haben, die silberne Verdienstmedaille verliehen.

Sigmaringen, 25. Sept. Vor der Prüfungskommission für Einjährig-Freiwillige haben der hiesige Schreinergeselle Franz Knaus und der Kellner R. Armbruster aus Dießen den Berechtigungsschein zum Einjährig-freiwilligendienst mit sehr gutem Erfolg erworben.

A«» Wett ««v Zeit

Wahlaufruf der Fortschrittlichen Volkspartei.

Karlsruhe, 25. Sept. Der Wahlaufruf der Fortschritt­lichen Volkspartei erinnert zunächst daran, daß die Durchfüh­rung der freiheitlichen Gedanken im politischen, wirtschaft­lichen und kulturellen Leben unser Deutschland groß und Ba­den zu einem blühenden Staatswesen gemacht hat. Er for­dert deshalb auf politischem Gebiet die Einführung der Ver­hältniswahl zum Landtag, sowie die Beseitigung des ver­alteten Wahlsystems für die Kreis Versammlung. Zur Hebung der Volkswirtschaft soll das Eisenbahnnetz immer mehr ver­vollständigt und der Tarif für Güter und Personen, der ge­setzlich festzulegen wäre, herabgesetzt werden. Neben einer Verhinderung des Ueberhandnehmens der Fidei-Komisse wird eine gesunde Lösung der wirtschaftlichen Verschuldung, der Kreditfrage, sowie eine Beseitigung der schlimmsten Wirkun­gen der die Lebensmittelverteuerung verursachenden Wirt­schaftspolitik gefordert. Endlich wird die Hebung der Vieh­zucht, des Gemüse- und Obstbaues, sowie die Unterstützung der Rebbauern durch den Staat für nötig erklärt. Es wird ferner gefordert, allen privaten Monopolbestrebungen auf dem Ge­biete des Elektrizitätswesens entgegenzutreten. Ein besonderer Abschnitt beschäftigt sich mit Industrie, Handel und Gewerbe und dem Schulwesen. Die Fortschrittliche Volkspartei erklärt sich gegen die Verlängerung des Dotationsgesetzes und weist den Vorwurf der Kirchenfeindlichkeit mit Entrüstung zurück.

Die Ursache der Kinderlähmung.

In der letzten Zeit sind in verschiedenen badischen Orten zahlreiche Fälle von Kinderlähmung vorgekom­men. Die Ursache der schweren Krankheit ist noch wenig bekannt. Nachdem nun in Amerika darauf hin­gewiesen wurde, daß die Krankheit mit Vorliebe in Häusern auftrat, in denen zu gleicher Zeit Tiere starben oder an Lähmungen erkrankten, hat Dr. Bruno in Heidelberg gelegentlich der dort ausgetretenen Fälle sein Augenmerk auf die Entstehungsursache gelenkt. Bei einem erkrankten Kinde in seiner Praxis wurde fest-

Und dann kam die Entscheidung, es kam das Ende der schönen Träume.

Hans hatte die Reifeprüfung hinter sich.

Er saß vor seinem Vater, der ihm seine Pläne er- ösfnete:Du gehst auf die Universität und studierst Jura. Du kannst dich dan später entscheiden, ob du zur Verwaltung oder zum Gericht willst. Zunächst heißt es nur: fleißig studieren! Einen großen Wechsel kann ich dir freilich nicht schicken; aber vielleicht kannst du enige Stunden geben; ein Stipendium habe ich bereits in Aussicht." '

Der Sohn ließ ihn ruhig ausreden.

Dann sagte er:Vater, ich muß dir gestehen, zum Juristen habe ich nich die mindeste Lust!" ,

Wie meinst du das?"

Ich möcht' nicht gerne Jura studieren!"

Sooo! Was dann? Vielleicht Medizin? Bin ich Millionär, daß ich dich zehn teuere Semester studieren lassen kann? Oder willst du am Ende gar Pfarrer werden?"

Herr Magistratskanzlist Ringer war auf die Pfärrer nicht gut zu sprechen. Er hatte ein Mädchen heiraten wollen, das katholisch war. Aber aus der Sache wurde nichts, weil seine ganze Verwandtschaft plötzlich über ihn herfiel. Er vermutete vielleicht mit Recht! ein Pfarrer stecke hinter der ganzen Geschichte. Der Herr Magistratskanzlist tröstete sich zwar dann und hei­ratete eine Evangelisch-lutherische; aber mit der Freund­schaft zum geistlichen Stand war's für immer aus.

Bei der Frage, ob er vielleicht Pfarrer werden wolle, verneinte der Sohn.

Dann aber wurde er ernst und sagte:Vater! Ich möchte Musik studieren! Ich möchte einmal zur Bühne gehen!"

Bei diesen Worten wurden die Augen des Vaters hinter den Brillengläsern zusehends größer.

Dann lachte Peter Ringer chell auf, und es folgte eine Szene.

(Fortsetzung folgt.)