Aus Stadt und kand.

Nttnirteis. 7 . Juli 1»».

All»««. OrtS- (verirr--) Kr, »ke «kiffe N«ß,!d. Am

nächsten SawStag findet eine Ausschußsitzung statt, in der u. a. über die Einführung höherer GrundlShne zu beschließen ist. Sehr wahrscheinlich werden die erhöhten Grundlöhne, die bei allen Löhnen über 60 Mark täglich eine Beitrags­erhöhung zur Folge haben, schon vom 3. Juli 1923 ab in Kraft treten. Die Veröffentlichung der neuen Beitragssätze etc. kann erst nach der Beschlußfassung durch den Ausschuß, also erst anfangs nächster Woche erfolgen. Den Arbeitgebem wird empfohlen, die am Schluffe dieser Woche den Versicher­ten am Lohn etwa zu wenig abgezogenen Krankenverstcherungs- beitrüge beim nächsten Zahltag auSzugleicken. L.

Allst«. Ort1>(vezirri-)Kr>»r«»liffe Nagold. Das Ge- setz über Wochenhilfe und Wochenfür sorge hat abermals Ab­änderungen erfahren. Der EntbindungSkostenbeitrag ist von 100 auf 250 Mark erhöht worden; findet eine Entbindung nicht statt, so sind als Beitrag zu den Kosten bei Schwanger- schaftSbeschwerden 50 Mark zu bezahlen. Die Mindesthöhe der Wochengeld» ist für srlbstversicherts Wöchnerinnen auf 6 Mark, diejenige für Stillgeld auf 8 Mark tägl'ch festge­setzt. Das Wochengeld für nichtoerstcherte Angehörige lFamilienwochenhilfe) beträgt 4,50 Mark, da» Stillgeld 8 Mark. Wochengeld wird auf die Dauer von 71 Tage», Stiügrld evtl, für 85 Tage gewährt. Wochensüisorge er­halten wie bisher Minderbemittelte bis zu 15 000 Mark Jahreseinkommen, doch könne» für jedes bereit» vorhandene Kind nunmehr 1500 Mark in Anrechnung gebracht werden. An Wochengeld für Minderbemittelte werden gewährt 4,50 Mark, an Stillgeld 8 Mark täglich. Anträge aus Wochen­fürsorge find wie seither durch Vermittlung der Schultheißen- Lmter zunächst an die Allgrm. Ortskrankenkafle zu richten, das VerficherungSamt entscheidet über die AvspruchSberechti- gung. Außerdem erhalten alle Wöchnerinnen, die Wochen- Hilfe oder Wochenfürsorge beziehe», neben dem Entbindungs­kostenbeitrag freie ärztliche Behandlung, falls solche bei der Entbindung und bei Schwangerschaftsbeschwerden erforderlich ist. Die hiefür notwendigen Arztscheine werden von der Kaflenverwaltung in Nagold und von der Verwaltungsstelle Altensteig ausgestellt. Da» neue Gesetz trat am 33. Juni 1932 bereit» in Kraft. Für Eotbindungkfälle, die vor die­sem Tage eingetreten find, ist das Wochen, und Stillgeld für den Rest der Bezugszeit in dem erhöhten Betrag zu be­zahlen. L.

Stuttgart, 6. Juli. (Württ. L andwirtschafts- kammer.) Tie heutige zweite Sitzung der 6. Haupt-l Versammlung der Württ. Landwirtschaftskammer befaßte! sich zuerst mit der Kreditbeschaffung, worüber! Schultheiß M a u n z-Aldingen ein eingehendes Referat hielt, wobei er n. a. ausführte, daß das Hilfswerk der Landwirtschaft außerordentliche Geldmittel erfordere. Wei­ter begründete der Redner folgenden Antrag, der von der Kammer einstimmig angenommen wurde:1. Tie Er­richtung neuer Kreditinstitute für landwirtschaftlichen Real- oder Personalkredit ist zurzeit nicht erforderlich^

2. Von den Landwirten wird im Interesse des ganzen Berufsstandes erwartet, daß sie ihre verfügbaren Geld­mittel in erster Linie bei ihren genossenschaftlichen Kassen oder doch möglichst in solchen Kassen anlegen, die ihrer-' seits die Geldmittel zu annehmbaren Bedingungen ich erster Linie der Landwirtschaft zur Verfügung stellen.

3. Tie Staatsregierung ist zu ersuchen, dahin zu wir­ken, daß in den Geldinstituten in Hinsicht auf die Auf­hebung des Bankgeheimnisses der frühere Zustand wieder! hergestelll und der Tcpotszwang ausgehoben wird." ^

Die Wirtin z. goldenen kämm

Kriminalroman von Otto Höcker.

61) (Nachdruck »erboten.)

Er unterbrach sich und trommelte nervös auf der Tischplatte.Eins will mir nicht in den Kopf, Meh­lig wußte doch genau, daß Ihr Mann in Höhenbronn den Löwenwirt auszahlen wollte. Warum überfielen sie ihn dann erst auf der Rückfahrt, wo sie von ihrem Opfer doch annehmen mußten, daß es keine Gelder mehr bei sich führte und zum andern, warum leistete Ihr Mann, der doch nur zu diesem Zwecke nach Höhen­bronn durch Schnee und Unwetter gefahren war, dem Löwenwirt keine Zahlung, erschien auffällig, verstört, trank ganz gegen seine Gewohnheit hastig mehrere große Gläser Branntwein und brach gleich darauf wieder auf, nachdem er sich zuvor vom Hausknecht noch ein Wagen­seil ausgeborgt hatte? Es will mir nur schwer in den Kopf," fuhr er in halbem Selbstgespräch fort,aber sollte an dem Geständnis dieses Mehlig doch etwas sein?"

Er wandte sich in raschem Entschlüsse der Lamm­wirtin zu.Ich kann es Ihnen ja ruhig sagen, Mehlig behauptet, Ihren Mann dabei überrascht zu Haben, wie er den unglücklichen Sanders über den Haufen schoß und dessen Körper alsdann in einer Schneewehe vergrub, um ihn später nach dem Steinernen Meer Ku schleppen und ihn dort in eine Felsspalte zu ver­senken, er will uns sogar morgen früh den Ort zeigen wo dies geschehen sein soll. . . aber was Ihnen?" unterbrach er sich erschrocken, als er die Lammwictin mit schneeweißem Gesicht, die Hand gegen das Herz gedrückt, iiken sab.

Die Lammwrrnn brach, eye re.- Amrsrar an ;re yeran- trat in krampfhaftes Schluchzen aus.O, nur das nicht," stöhnte sie auf.Wenn mir der letzte Aus­weg abgeschnitten wäre und ich ihm nicht meine Schuld mehr abbitten dürfte o Herrgott im Himmel," schrie Li« voll wilder LeidenLchasi »laß es nicht zu.

Heilbronn, 6. Juli. (Ausschreitungen.) Bei den Ausschreitungen in Heilbronu wurden, wie jetzt fest­steht, 11 Personen verletzt, davon vier durch Schüsse, die übrigen durch Bierflaschen- und Steinwürfe, darunter Gemeinderat Baßler durch Hiebe und Tritte, außerdem der Fahndungsinspektor Kaiser, der vor seiner Wohnung^ von der Menge niedergeschlagen wurde und immer noch> bewußtlos ist.

Kochendorf, 66. Juli. (Bilderstürme r.) Bei der Demonstration am Dienstag drangen Demonstranten in das Rathaus ein und entfernten die Bilder früherer regie­render Fürsten.

Mergentheim, 6. Juli. (Tauberverbesse­rung.) Ter Gemeinderat verhandelte über die Tauber­verbesserung und beschloß, die Mittel dazu aufzunehmen. Eine Kommission war bereits beim Finanzausschuß des Landtags vorstellig geworden, um die Gewährung eines Zuschusses von 50 v. H. statt der zugesicherten 33V» v. H. zu erreichen. Die Ausführung der Tauberkorrcktion und die Verbesserung der Nachbarschaftsstraßen mit einem Aufwand von 6i/Z Mill. Mk. soll sofort in An­griff genommen werden.

. .Tübingen, 6. Juli. (Keine Verhaftung.) Wie derTübinger Chronik" mitgeteilt wird, wurde hier kein . Angehöriger der Organisation 6 verhaftet. Tie Unter­suchungen, die bei einigen Personen angestellt waren, haben sich in anderer Richtung bewegt.

Donzdorf, OA. Geislingen, 6. Juli. (Mordtat bei Winzingen.) Tie Bauerntochter Marie G r i m m von Winzingen ist einem Verbrechen zum Opfer gefallen. Tas noch nicht 14jährige Mädchen kehrte am Montag gegen 7 Uhr abends, also noch bei vollem Tageslicht, von Tonzdorf, wo es Schuhe geholt hatte, auf der Landstraße über Hagenbuch nach Winzingen zurück und wurde noch nach Hagenbuch von mehreren Leuten gesehen. Etwa einen Kilometer vor ihrer Heimat verlor sich jede Spur von ihr. Tie geängstigten Eltern suchten, als ihre Tochter nicht nach Hause kam, die ganze Nacht nach ihr und holten morgens noch einige Einwohner herbei. Einer von diesen fand die Schachtel mit den Schuhen neben dem Bächlein, das an der Oberamtsgrenze von Osten her über die Wiesen fließt und von Weiden und Eschenbäumen dicht umgeben ist. Bald fand man auch die Leiche des bedauernswerten Mädchens blutüberströmt, quer über dem Bächlein lie­gend, vor. Kopf und Hals waren durch 15 Stiche mit einem feststehenden Messer schrecklich zugerichtet. Einer dieser hatte die Halsschlagader durchstochen. Ein Raubmord liegt nicht vor, auch hat sich der Täter an dem Mädchen nicht vergangen. Das Mädchen war das älteste von 6 Geschwistern. Tie Tat hat in Winzingen und Umgebung großes Aufsehen und Beunruhigung er­regt. Durch die Nachforschungen der Kriminalabteilung des Württ. Landespolizeiamtes unter Hinzuziehung der örtlichen Polizeivrgane wurde der Täter in der Person des 19 Jahre alten Schlossers Albert Kibler von Win- zingeu ermittelt und gestern vormittag an seiner Arbeits­stelle in Tonzdorf verhaftet. Der Täter hat kurze Zeit nach seiner Festnahme ein Geständnis abgelegt.

Laupheim, 6. Juli. (Tiebstahl.) In Dellmen- singen wurde einem Bauern, solange er mit feinen An­gehörigen beim Heuen war, ein Sparbuch im Betrage von 25 000 Mk. und etwa 15000 Mk. Bargeld, sowie eine goldene Halsektte gestohlen. Ter Tat verdächtig ist ein angeblich taubstummer Bettler.

Wangen i. A, 6. Juli. In dem Anwesen des Guts­besitzers Hirschle in Au bei Sommersried brach infolge ein:s Defekts am Benzinmotor während des Abladens' von Heu Feuer aus, das in den eingebrachten Futter- Vorräten ausgiebige Nahrung fand sodaß das ganze An­wesen eingeäsechrt wurde.

daß er vor Dich getreten ist, laß mich vereuen und büßen nur das nicht das nichr"

In haltloser Flucht rann ihre Tränenflut dahin. Sie, die all' die langen Jahre ihrem Hasse überreichen Spielraum gelassen, zitterte nun vor der Möglichkeit, daß ihr die karge Minute zur Reue genommen sein könnte.

Wie sie wieder ruhiger geworden war, griff der Amtsrat nach Hut und Mantel.Es geht schon auf 2 Uhr," brummte er,höchste Zeit zum Ausbruch, will ich noch ein paar Stunden Schlaf erwischen, denn morgen um 7 Uhr früh geht es schon nach Höhen­bronn zu, da soll sich's Herausstellen, ob der durch­triebene Patron uns nur genasführt oder ausnahms­weise einmal die Wahrheit eingestanden hat . . . aber ich fürchte er hat's diesmal getan, denn man müßte von Sanders sonst eine Spur aufgetrieben haben. Bis in die Schweiz hinein ist die Gegend abgesucht worden, aber alles blieb umsonst, der Unglückliche ist wie vom Erdboden verschwunden."

Die Lammwirtin schien seinen Aufbruch kaum ge­wahr zu werden, sie wehrte nur ungeduldig ab, als er ihr noch gutgemeinte Worte sagen wollte. Me­chanisch begab sie sich mit ihm ans Haustor, schloß für ihn auf und hinter ihm wieder zu und kehrte ebenso automatenhaft ins Gastzimmer zurück, verlöschte dort das Licht und suchte ihr Schlafzimmer wieder auf.

Dort ließ sie sich fröstelnd im Armstuhl nieder und starrte wie irre in das hell im Ofen lodernde Feuer. Ihr Gesicht erschien eben wie totenstarr, der letzte Glanz war aus ihren Augen entwichen. Es war, als ob sie den härtesten Schlag erlitten, Vv" dem es für sie keine Rettung mehr gab.

So saß sie durch lange Stunden unbeweglich da, immer gewaltiger vom Frost durchschüttelt. Dann schien sie zu einem Entschluß gekommen zu sein. Sie erhob sich, trat zum Kleiderschrank, öffnete ihn und begann sich zum Ausgehen umzukleiden. Sie machte wenig Umstände, zog einen dicken Mantel an und um Kopf und Hals leate sie ein Wolltuch. Dann verliest

Demonprairorrerr v«d Urrsfchreilririgen.

Ten Meldungen über die sozialistischen Straßenkund­gebungen vom Tienstag ist noch einiges nachzutraaen. In Baden kam es außier den bereits gemeldeten Ausschrei­tungen in Turlach und Mannheim auch in Singen zu blutigen Ausschreitungen. Während die Menge dort vor dem Haufe eines früheren Offiziersdemonstrierte" wurde aus einem Nachbarhause, das von dem Major Scherer bewohnt ist, auf die Menge geschossen. Mehrere Personen erlitten schwere Verletzungen. Bei dem darauf­folgenden Tumult wurde Major Scherer erschossen Tie Ruhe ist wiederhergestellt. In Offenburg vev^ suchten Kundgcber ins Gerichtsgebäude einzudringen Ez gelang jedoch, die Leitte von Ausschreitungen abzuhalterr

Im Gebiet Won Waldenburg (Niederschlesien) kam es zu schweren Zusammenstößen zwischen den Kundgedern und der Schutzpolizei. Tie Menge versuchte, das Wal- deuburger Gerichtsgebäude und die Pvlizeikaserne zu stürmen, worauf die Polizei erst Schreckschüsse abgab und ! dann scharf feuerte. Es gab zwei Tote und Ber- mundete. Tie Gebäude wurden von den Arbeitern de- lagert. Aus den umliegenden Städten sind Verstärkun­gen nach Waldenburg geschickt tvorden.

Vermischtes.

Millionen-Stisiung für Frankfurt. Die in Paris verstorbene Baronin Salomon von Rothschild hat ihrer Vaterstadt eine hochherzige Zuwendung zuteil werden lassen. Sie bestimmte lehtwtllig, daß 500 000 Franken gegenwärtig rund 18 Millionen Mark aus ihrem Nachlaß für die Wohlfahrseinrichtungen der Stadt Frankfurt zur Verfügung gestellt werden. Dem städtischen Kunstinstitut werden ferner einige hervor­ragende Wertstücke überwiesen.

Selbstmord des Berliner Frauenmörders Groß­mann Der in Berlin zur Verhandlung stehende Prozeß gegen den Frauenmörder Großmann hat ge­stern ein jähes Ende gefunden. Nach Eröffnung der Verhandlung teilte Geheimer Medizinalrat Tr. Hosf- mann mit, daß Großmann am Vormittag etwa eine Stunde vor Beginn des Termins seinem L»ben durch Erhängen in seiner Zelle ein Ende bereitet hat. Groß­mann hat zu seiner Tat die wenigen Minuten benutzt, während deren der Wächter seiner Zelle zur Ablösung, vorübergehend sich entfernt hatte. !

Tas Attentat auf den früheren russischen Außen­minister Miljukow in der Berliner Philharmonie am 28. März kam gestern vor dem Schwurgericht Berlin zur Verhandlung. Der Haupttäter, ein früherer Leut­nant des Zaren, Peter Schabelski-Bork erklärte, daß Miljukow die russische Kaiserin Alexandra als Hessischei Fürstentochter in einer Dumasitzung .schwer beleidigt und alshessische Fliege" bezeichnet habe, die nach Rußland gekommen sei, um zu stechen. Auf die Frage des Vorsitzenden, wie er dazu kam, sich als einfacher Offizier so sehr der Kaiserin anzunehmen und selbst mit seinem Leben für sie einzutreten, erklärte Schabels- ki zitternd und weinend, daß er die Kaiserin und die Zarenfamilie mit tiefster Ehrfurcht verehrt habe und stnd sich ohne einen Ton von sich zu geben, für die Zarenfamilie lebendig verbrennen oder sich in Stücke schneiden lassen würde. Deshalb habe er auch Miljukow für einen Vaterlandsverräter gehalten und mit Tabo- tützki beschlossen, Miljukow zu töten. Taboritzki er­klärte im Gegensatz zu seinen früheren Aussagen, daß er lediglich deshalb mit in die Philharmonie gegangen sei, um Schabelski als Zeuge dienen zu können, mit dem Attentatsplan selbst habe er nichts zu tun,' ge­habt. Schabelski behauptet, im Augenblick der Tat : sei er seiner Sinne nicht mehr recht mächtig gewesen ! und habe plötzlich die Pistole hervorgerissen und ge- ! beschossen.

^ Ansbrecher als Akrobaten. Ein tollkühnes Akro­batenstück vollführten neun Männer, die aus dem G»-

sie das Zimmer und begab sich durch den Hvf naa, dem Stallgebäude, wie in der Absicht, den Knecht zu wecken und ihn anspannen zu lassen. Sie kam jedoch von diesem Vorsatz wieder ab, wendete sich, verließ das Haus und schlug durch die nachtstillen Straßen die Richtung nach Höhenbronn ein. Der Witterungs­umschlag, der der ersten starren Winterkälte gefolgt war, hielt, noch immer an. Es regnete sacht vom Himmel und verdrossen fegte ein lauer Wind.

Es war ein gar beschwerliches Wandern durch die aufgeweichte und schlüpferige Straße: so dunkel war es, daß die Einsame kaum die Wegrichtung verfolgen konnte, dabei schlug ihr der Wind ins Gesicht und Regenschauer klatschten gegen dieses. A'ier in dem hin­fälligen Weibe wohnte ein eiserner WAle, und mäch­tiger als dieser war der Drang, der sie gewaltsam Vorantrieb, dem fernen Ziele zu, das sie sich für diese Nacht gesetzr. Was wollte zudem diese Wanderung auf einsamer Straße durch Nacht und Dunkel gegen die lichtlose Irre besagen, durch die sie wahnbetört ihr Leben geschritten war, getrieben von einem grau­samen Haß, den die matt gewordene Wanderin jetzt nicht einmal begriff! Was verschlug dieser stundenlange Weg durch den nächtlichen Bergwald angesichts der hoffnungslosen Höllenstraße, die sie einen andern hatte durchwandern lassen einen, der sie lieb gehabt und dem auch ihr Herz angehört, bis sie in blindwütendem Racheverlangen alles daran gegeben hatte, was ihrem Herzen einmal teuer gewesen war. Wohin eigentlich sie es jetzt trieb, sie wußte es kaum. Da lebte ein Dranz in ihr, ebenso schicksalsgewaltig wie die unheilvollen Kräfte, deren Spielball sie durch all die langen Jahre gewesen war . . . ein mütterlicher Drang, der sie an- trieb, alle Selbstsucht von sich zu streifen und be­schwert mit ihres Grames Kreuzeslast voranzugehen, vis sie zwei Augen wiederfand, die sie einst von sich gejagt, einem Wesen gegenüberstand, dem sie das rein­ste Glück einst grausam geraubt, am Mutterherzen ruhen zu dürfen.

. Fortsetzung folgt. l