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Amtsblatt für den Bezirk Nagold und für Altensteig-Stadt. Allgemeiner Anzeiger für die Bezirke Nagold, Calw und Freudenstadt
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«r. 187.
ALteasteig, Donnerstag de« IS. 3n«i
^ Jahrgang 1V».
Landwirt «nd Zeitnng.
Hofbesitzer Wilhelm Dusche, Mitglied der Reichstages, schreibt:
Bor «iaem halben Jahrhundert war das Bedürfnis des «ad lleineren Landwirts au Zeitungen ein sehr ge. rb,g,z. So erinnere ich mich aus meiner ersten Jugendzeit, daß i« «einem Heimatsorte mit etwa 170—180 Bauernhöfe« «nd einer Reihe sonstiger Wohnungen einschließlich der Lehier und des Geistlichen im ganzen knapp SO Lageszei- tmge» gehaltm wurden, wobei in der Regel zwei, drei oder vier Familien stch in das Abonnement einer einzigen Zeitung teilten. Bargeld war noch Ende der 60er Jahr« auch in d« meiste» Bauernfamilie» rar, das.Juteresse an politischen Tagesstageu in de« meisten Fälle» nicht sehr rege. Di« Landwirtschaft wurde nach Väterfitte betrieben. Eigentlich populäre Fachzeitungeu auf diesem Gebiete gab es kaum und die Veröffentlichungen der König!. Landwirtschaftsgesellfchaft fanden dm Weg nicht in die Häuser der Bauer«.
Der große Krieg vo» 1870—71 weckte dar politische Jutereffe unv vor allen Dinge« das deutsche Interesse. I« meiner Heimatprovinz Hannover wurde auch in des Bauern- Häuser» an Hand der Tageszeitungen, die oft große Lücken infolge der Zensur answirse», für und gegen dm Sieg ge- stritten. Von dem ersten Jahrzehnt an »ach dem großen Wege trat rin weiter« Umschwung auch aus diesem Gebiete ei«. Las politische Interesse wuchs beim Bauern wie beim Tagelöhner, man beschränkte stch nicht mehr auf die Lektüre der EountagSblätt«. Landwirtschaftliche Zeitungen «nd besondere Beiblätter bei dm Tageszeitungen brachten die Knude von dm Fortschritten in der Landwirtschaft bald in jedes Haus. Unendliches hat auch die deutsche Landwirtschaft in diesen Jahrzehnte« d« guten Lagespreye zu verdanken an Aufklärung ans allen Gebiete». Als daun in dm letzten Jahrzehnten des vorigen Jahrhunderts und besonders i« ersten Jahrzehnt dieses Jahrhunderts auch ein« Fl« vo« Schriften auf de» Landwirt losgelaffe» wurde, denen mau das Prädikat .gut' tm vaterländischen Sinne nicht immer zugesteheu kou»tr, hat dir vaterländische Presse bereits dafür gesorgt, daß der gesunde Sinn der Landbevölkerung in dm «eiste» Fällen auch in dieser Beziehung gut und schlecht schnell voneinander unterscheiden lernte. Das Bedürfnis des Landwirts, »eben seiner Fachzeitung und der mehr oder weniger wegen des verfügbaren Raumes in ihrem Inhalt beschränkte» Kreiszeitung eine oder mehrere größere Luges» rsitungen zu halten, wurde ein immer größeres. Die Zeit, die er nach des Tages Last und Mühe und am freie» Sonntage mit dem Lesen seiner Zeitung verbrachte, war keine verlorene. Die Gegenwart macht dem Landwirt die Pflicht zum Lesen der Zeitungen zu einer gebieterischen. Die Zei- te», in dmru er vielleicht glaubte, es gehe alles seineu ge» »rdnetm Gang, da die Obrigkeit in alle« Dinge» nach dem Rechten sehe, ist seit dem Herbst 1818 vorbei. Jetzt, da »ach der Weimarer Verfassung all« Macht in Deutschland beim Volk liegt, muß auch der einfache Landwirt stch tagtäglich «mschaueu in der Politik, damit er bet dm Wahlen uud durch die Wahlen die Macht, die ihm durch die Ber- gegeben ist, im vaterlä ffchen Sinne und auch in
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dem Landwirt st-w, der landen < orfe wisse«, weil ihrer be' hm bleibt « . harte»
z. ^ ..chte« hat, und Lnterhaltung Dazu wird auch
stimm berechtigten Interesse a «nß der Kaufmann, der Handu» wirtschaftliche Arbeiter, jedrrm v n m» in der Wett, was in Leu.,. aller Existenz mit der Ex ftenz L . ab« zugrunde geht, abgesehen davo»..
Arbeit, die wohl jeder aus dem Laude ihnen alle« am Feierabend Anregung
b»rch die Tageszeitungen zu gönnen ist.__
kr Anzeigenteil ihneu manchmal vo» Nutz« sein, nach dem ^aethescheu Spruch: .Wer vieles bringt, wird manchem «twar bringen.'
Im Augenblick leidet die Presse bittere Rot. Hunderte a» Zeitungen find bereits eingegangen, die übrigen kämpfe» ««täglich wachsenden Schwierigkeiten. Es ist den Zeitungen Mmblicklich fast «»möglich, bei de» außerordmtttch hohen M-Hea für Papier und alle sonstigen Bedürfnisse, neben Mnament und Regierung das vollwertige Instrument der Meinungsbildung in deutschen Landen, besonders in den wichtige» Fragen der Außenpolitik, zn bleibe«. Die Presse bald uicht mehr in der Lage sein, deutsche Auslauds- ,,^,^ude«ten zu unterhalten und unabhängig vo» aus- Nachrichtenagenturen zu arbeiten. Leider besteht W* °ir große Gefahr, daß sich ausländisches Kapital der ölT^Sen zum Schaden unserer deutschen und zur Lurch» feindlicher Interesse« bemächtigt. Eine Gefahr, die
im besetzte« Gebiet bereits in bedrohliche Nähe gerückt ist. Mit Recht hat daher der Reichstagsabgeordnete Legationsrat Freiherr von Rheinbaben neulich in einer großen öffentlichen Volksversammlung in Breslau betont, daß Stützungsaktionen für die so schwer bedrängte deutsche Presse nicht allein vom Standpunkt einer bedrohten Privatwirtschaft, sondern vor allen Dinge» vom Standpunkt einer auf Wiederaufbau unserer Wirtschaftskraft und unserer Weltgeltung gerichteten Gesamtpolitik in di« Wege geleitet werde» müssen.
Der Zusammenbruch der deutschen Presse wäre ein nationales Unglück.
An dieser Stützungsaktion kann stch, wen» auch u»r in bescheidenem Maße, ein jeder Landbewohner beteiligen. Der Sandmann hat es stch stets zur Ehrenpflicht gemacht, am Altbewährten z» hasten. Deshalb bewahre er auch in dieser schweren Zeit der deutschen Presse die Treue! Er möge i» dieser für die Presse so kritischen Zeit lieber eine Zeitung mehr bestellen, als einer kündigen. Er wird dabei stch uud zugleich dem deutschen Baterlande einen wertvollen Dienst erweisen.
Gelreidenmlage. — Irvangsarrlethe.
WTB. verlt», 14. Juni. Im vorläufigen Reichswirtschaftsrat wies der Reichsminister für Ernährung und Landwittschaft, Fehr, bei der Beratung des Gesetzentwurfs zur Regeümg dtti Verkehrs mit Getreide aus der Ernte 19SS darauf hin, daß die diesjährige Emte die vorjährige keines- wegs erreichen werde, woraus stch die Rotwendigkett ergebe, zur Sicherstellung der Brstversorgung aus der inländischen Erzeugung eine bestimmte Menge zu erfasse». Die Umlage bedeute wohl für die Laudwittschaft ein Opfer, aber auch andere Wirtschaftskresse außer der Landwirtschaft, so die Kohlen- «nd die Stickstoffindustrie, müßte» eine bestimmte Beschränkung erdulde«. Zur Erhaltung der PrsduktionS- krast der Landwirtschaft werde es erforderlich sein, für die landwirtschaftlichen Erzeugnisse Preis« zu bewilligen, die die Gestehungskosten einschließlich eines angemeffenen Gewinnes decken. Ungewiß sei «och, ob dabei der innere Wett der Mark, oder Indexzahlen die Grundlage bilden würden. Eise SOköpfige Kommisllon werde die Preisfestsetzung behandeln. Er wisse von vornherein, daß es ihm nie gelingen werde, aus der umlageseiudlichen Landwirtschaft eine umlagefreundliche zu mache«. Ts müsse aber wenigstens versucht werde«, aus der umlagefeindlichen eine solche Landwirtschaft zu machen, die für die Umlage nicht störend wirke. Das Brot müsse zu einem für die Allgemeinheit erschwinglichen Preis geltefett werden kön- uen. Es werde deshalb nicht möglich fein, den Marktpreis für das Brotgetreide zu zahlen. Die Kommission werde Mittel «nd Wege suchen müssen, um aus dieser Ungerechtigkeit herauszukommen uud andererseits die Frage der öffentlichen Brstversorgung zu ermäßigten Preisen zu lösen. — Der Reichswittschaftsrat «ahm gegen eine große Minderheit den Antrag des Ausschusses au, de« Gssrtzentwnrf in der Fassung der Regierungsvorlage mit der Maßgabe znzn» stimme», daß die Zustimmung eine Billigung des allgemeinen Grundsatzes des Gesetzentwurfs bedeute, de« einzelne» Zustimmeude» aber in der Stellungnahme zu einzelnen Punkten vo« untergeordneter Bedeutung freie Hand lassend.
Der vorläufige ReichSwirtschaftSrat stimmte ferner der Vorlage über das Zwangsanleihegesetz nach de» Ausfchuß- beschlüssen mit den Aenderuugeu zu, daß die Verzinsung «ach der Regierungsvorlage festgesetzt und die Freigreuze auf LOO 000 Mk. erhöht wird. Eine angenommene Entschließung fordert weiter, Kleinwohnungs-Grundstücke vo« steuerbaren Vermögen auszuschl'-ßen.
Uebersremdsrng «nd A«sde«t»»g.
!
Die Valut^ankheit macht rasende FortfHrifte. Immer ' tiefer frißt sich in unseren schon unter so vielen schweren Gebr. ^ u leidenden Wirtschaftskör^'r ein Große i und lebenswichtige Jndustrieunternehmungen, wie bei-- i spielswerse erst unlängst die durch ihre Fabrikate „Odol" und „Formair" bekannten Lingner-Werke in Dresden, ; die Schokoladenfabrik Sarotti, die Oelwerke Thörl in ; Hamburg und manche weniger bedeutende deutsche Pro- - duktionsstätten wurden der Gefahr der Ueberfremduug l durch valutaftarkes Auslandskapital bereits mehr oder - minder ausgekiefert. Das Problem der Ueberfremduug : ist aus dem Stadium des leeren Schlagwortes'angesichts j der dauernden Markverschlechterung und der steigenden - Geldknappheit bedauerlicherweise immer mebr zu einem
veveutsamen Faktor unserer gesamten Wirtschaft geworden, mit der wir auch in der kommenden Zeit noch viel und oft zu rechnen haben werden. Die Erörterung dieser wichtigen Frage beschäftigt daher zn Recht in immer steigendem Maße auch die breitere Oeffentlichksit. Nach dem leidigen „Ausverkauft' der deutschen Warenlager durch Valuta gesegnete Ausländer, die bedauerlicherweise in rigorösester Weise aus unserer wirtschaftlichen Schwäche Kapital zu schlagen wußten, wo es nur anging, begegnen wir jetzt in der Reise- bzw. Erhvlungszeit im ganzen Reiche einer wachsenden Ausbeutung durch das einreisende 'Auslandspublikum. Diese Masseninvasion geldkräftiger Besucher droht die an '' schon schwierige Lebenshaltung der Inländer noch me^c zu erschweren, an vielen besonders überfluteten Orten gar einer Katastrophe entgegenzuführen. In diesem Sinne hatk: die preußische demokratische Landtagsfraktion kürzlich an die Staatsregierung eine „Kleine Anfrage" gerichtet, die gleicherzeit eine Art Kvpf- und Tagessteuer für Ausländer zwecks billigen Ausgleiches ihrer durch den Aufenthalt gezeitigten Va- lutavorteilc in Vorschlag brachte. Die Antwort des Ministers Severing bewegte sich leider in mehr oder minder althergebrachtem Rahmen, ohne einer Lösung des Problems ernstlich und praktisch näher zu kommen. Danach ist die Anregung, die Nachtelle, die sich aus der starken Entwertung der deutschen Valuta ergeben, durch geeignete steuerliche Maßnahmen in billiger und den Bestimmungen des Friedensvertrages nicht widersprechender Weise auszugleichen, bereits „Gegenstand eingehender Erwägungen" gewesen. In welcher Art jedoch außer der bereits in .'Ktaft stehenden Staffelung der Steuersätze der Beherbergungssteuer eine weitere Regelung vorzuuehmen sein wird, ließe sich abschließend "zur Zeit noch nicht an- gcben. —
Ein besonders trübes Kapitel, das ein grelles Schlaglicht auf die ungesunde Scheinblüte unseres Wirtschaftslebens wirst, behandelte vor kurzem der Abg. Ladendors in einem sehr fesselnden Vortrag, in dem er eindringlich auf die ständig zunehmenden Hausverkäufe an Ausländer nicht nur in den Großstädten, sondern auch vielen wichtigeren Mittelstädten hinwies. Die Ueberfremduug des Grundbesitzes beispielsweise in Berlin hat bereits schon derartige Ausmaße angenommen und wird sich voraussichtlich noch weiter ausbreiten, daß das gesamte öffentliche wie wirtschaftliche Leben hierdurch immer mehr beeinflußt zu werden droht. Auch hier müßten Mittel und Wege gefunden werden, die „friedliche Durchdringung" — sprich: Enteignung — Deutschlands durch fremdländisches Kapital in gemäßigte Bahnen zu lenken. Es soll uicht geleugnet werden, daß weiten Wirtschaftskreisen das hochwertige Valutageld angesichts des schweren Ringens um ihre Existenz zugute kommt, und der Zustrom ausländischen Kapitals bis zu bestimmten Grenzen und in billigen Formen gewißlich auch für die Stabilisierung der Wirtschaft einen Vorteil bietet. Auch letztere Betrachtungs- Möglichkeit bars der ernste Wirtschaftler in dieser Zeit der aradoxe Pnicht von der Hand weisen. Letzten Endes aber muß die Entwicklung dieser Wirtschaftsprozesse von den Stellen, die es vor allem angcht, dauernd mit besonders wachsamem Auge verfolgt werden Die ausländische Kapialtüberfrcmdung, wie Bc.Iutaausbeutung jeder Art führt nicht zum geringsten TU dazu, unser fleißig arbeitendes und hart kämpfendes Volk zu verärgern und zu ermatten. Dies soll und darf aber keinesfalls geschehen. Darum: vicksant eousulos d. h. die Regierung hat das Wort!
Ne s vorn Tage.
Die Uebergabe »es »> -getretenen Oberschlesien an Pake«
Berlin, 14. Juni. Wie dem „Berliner Lokalauz.' aus Kattowitz gemeldet wird, sollen im Laufe dieser Woche Eisenbahn, Post und Polizei an die neue polnische Verwaltung übergehen und vermutlich wird auch die deutsche Justiz in den nächsten Tagen ihre Tätigkeit einstellen. Man rechnet damit, daß die Uebergabe der Polizei in Kattowitz am Donnerstag, 15. Juni, erfolgt, daß am Freitag, 16. Juni, das interalliierte Militär aus Kattowitz abzieht und daß der Einzug des polnischen Militärs und damit die militärische Besetzung der ersten Zone am Samstag, 17. Juni, erfolgt.
Zur Uebergabe der Eisenbahn wird bekannt, daß vor einigen Tagen einzelne Abteilu.cge.i cer Eisenbahndirektion Kattowitz, sowie einige an ce: alten deutsch- volnischen Grenze aeleaensn Rakmköie u. a. der Bakn-