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Aus den Tannen

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Amtsblatt für den Bezirk Nagold und für Altenftsig-Stadt. Allgemnner Anzeiger für die Bezirke Nagold, Lalw und jreudenstadt

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Wlessteig, Montag de« 1L. Juni

j Jahrgang

Neues vom Tage. 1

Ergebnislose Besprechungen über die ' -H Getreideumlage. i

Berlin, 11. Juni. Die Besprechungen des Reichsev- nährungsministeriums mit den Vertretern der Landwirt­schaft über die Getreideumlage sind, einer Korrespondenz- Meldung zufolge, ergebnislos verlaufen. Die Vertreter der Landwirtschaft erklärten, daß die deutsche Getreide­ernte ausreiche, um die Ernährung der Bevölke. ang sbcherzuitellen, und das; die Kontrolle ihrer eigenen Or­ganisationen genüge, um Mißstände bei der Regulie­rung zu vermeiden. Der Ausgabe von Brotkarten an Minderbemittelte könne die Landwirtschaft nur dann Anstimmen, wenn die Regierung in der Lage sei, festm- stellen, wer als wirklich bedürftig für den Bezug von Brotkarten in Frage komme.

Wie eine Berliner Korrespondenz wissen will, nimmt man an, daß von Aug ab der Brotpreis für 1900 Gramm markenfreies Brot 30 bis 32 Mark betragen wird. Dies wäre ungefähr eine Verdoppelung des gegenwärtigen Kreises.

Berlin, 11. Juni. Die Stadtverordnetenversamm­lung Berlins hat mit Unterstützung des Zentrums fol­gende sozialdemokratische Anträge angenommen: 1. den Magistrat zu ersuchen, sich mit den Reichsstellen in Verbindung zu setzen und auf die Notwendigkeit der Bei­behaltung des Umlageverfahrens für Getreide hinzuwei­sen: 2. den Abschluß von Lieferungsverträgen von Kartoffeln herbeizuführen und Maßnahmen zu treffen, die das Aufkäufen der Kartoffel nach der Ernte verhin­dern: 3. die Reichsregierung zu ersuchen, die Zwangs­wirtschaft für Zucker wieder einzuführen.

Der Prozeß Killinger.

Lffenburg, 11. Juni. Bei der ^ '-en örtlichen Be­sichtigung am Freitag durch das wurde nach der

Besichtigung des Gasthofes zum . n in Oppeuau das Kurhaus in Griesbach in Augenschein genommen, wo die in Frage kommenden Mörder Schulz und Tillessen ^ wie durch Zeugenaussage ^estgestellt wurde rum einer in der Nähe des Kurhauses stehenden Bank und einem gegenüber vorbeiführenden Höhenweg aus beob­achtet halten. An dem Tatort wurde von dem Vorsitzenden und dem Untersuchungsrichter der Hergang der Tal an Hand der ermittelten Tatsachen kurz rekonstruiert. Von hier ans wurde derselbe Weg eingeschlagen, aus dem auch die Täter vermutlich seinerzeit nach Oppenau zu­rückkehrten An den Stellen, an denen die vernommenen Zeugen die Täter beobachtet hatten, wiederholten die Zen- Ken nochmals ihre Aussagen. Der Weg führte in mehrstündiger Wanderung durch das landschaftlich schöne Nenchtal und über das Kniebis-Plateau an der Mexander- schanze vorbei zum Gasthaus zurZuflucht", von wo in Kraftwagen die Rückfahrt nach Offenburg angetreten wurde.

In der gestrigen Vormittagssitzung des Schwurgerichts wurde über v. Killinger selbst gar nichts gesprochen.. Die umfangreiche Zeugenvernehmung erstreckte sich darauf, den Beweis zu erbringen, wo Schulz und Tillessen sich im Monat August aufgehalten hatten.

Die erste Zeugin, Frl. Ostertag aus Spandau, erzählte, Schulz habe sich! am 6. August telefonisch angemeldet und sei mtt Tillessen an demselben Tag auch nach Spandau M Besuch gekommen. Beide blieben bis 11. August. Der Bruder dieser Zeugin, der Student Dietrich Ostertag, kannte Schulz und Tillessen aus der Zeit, während er mit ihnen in derselben Brigade war. Die beiden hätten ihre Reisepläne Währeno ihres Aufenthalts in Spandau

nicht e.ählt.

Der nächste Zeuge war Otto Frick, Hausdiener im Mel Waldeck in ^mron, der das Gepäck Erzbergers nach »er Bahn bracht achdem Erzbcrger selbst die Adresse daran angebracht r,.. e. Er schilderte die genaue Abreise Erzbergers von Beuron Der Postbote Brrk in Beuron hatte die neue Adresse in Empfang genommen. Ms Erz­berger schon abgereist war, kamen zwei junge Herren an En Schalter und gaben an, sie seien vom Hotel Waldeck geschickt, um sich nach Erzbergers Adresse zu erkundigen. ^ Zeitteilung über Erzbergers Adresse wurde jedoch als Dier-Ngchsii^is gehalten, obwohl die beiden Herren vehauptet u, sie hätten mit Erzberger etwas Wichtiges Au besprechen.

Der Klosterbruder Hansert hat am 20. August ein ^eiewnoespräch aus Ulm abgenommen, in welchem ein

llndekannter nach dem KlMer fragte, in welchem sich in diesen Tagen Erzberger wegen der Einkleidung seiner Tochter aushielt. Den Namen verstand der Zeuge abet nicht, obwohl er sich als Zentrumsabgeordneter mit dem Doktortitel vorstellte. Hansert teilte ihm mit, daß Erz» berger ins Renchtal gefahren sei.

Servierfräulein Senft vomGoldenen Engel" in Ulm Hat am 19. August abends zwei Herren ein Zimmer zuge­wiesen, sie trugen sich mit den Namen Berge und Riese ins Fremdenbuch ein, am 21. August sind sie von dort abgereist. An den Bildern glaubte sie einen von ihnen wieder zu erkennen.

Der Vorsitzende teilte mit, daß es vielleicht möglich werde, am Mittwoch den Prozeß zu Ende zu bringen.

Das deutsche Eigentum in Italien.

Mailand, 11. Juni. Während der Konferenz von Genua ist zwischen den deutschen und italienischen Ab­geordneten der Entwurf eines Vertrages über den Rück­kauf der deutschen Güter in Italien gegen ratenweise Zahlung von 800 Millionen Lire ausgearbeitet worden. Die Unterzeichnung ist aber in den letzten Tagen an einem italienischen Zusatz gescheitert, wonach das Abkomemn nicht vor der Einigung über die Reparationslieferung in Kraft treten sollte. DieJtalia", das Organ der Volks­partei, verlangt, baß endlich alle bürokratischen Hinder­nisse in der Frage beseitigt und die deutsch-italienischen Beziehungen von unwürdiger Spekulation befrei! werden Die Katholische Volkspartei hat beschlossen, für die deut­schen Reparationslieferungen in natura für Italien einen Aufschub der auf Ende Juni festgesetzten Uebernahmesrist zu erwirken.

Der Stand der österreichischen Kreditverhandlnnge».

Wien, 11 Juni. In der Konferenz der Mitglieder der Regierung mit dem englischen Finanzdelegierten Poung wurde festgestellt, in welcher Weise das Material für die Beantwortung der von der ausländischen Ban­kengruppe an die österreichische Regierung gerichteten Fragen zur Verfügung gestellt wird, mit dessen Hilfe die notwendigen Informationen über die wirtschaftliche Lage Oesterreichs binnen kürzester Frist beschafft werden kön­nen. Die Meldung auswärtiger Blätter, daß die von Oesterreich angebotenen Garantien von Äsung zurück­gewiesen worden seien, sind, wie dasWiener Korr.- Bureau" feststellt, durchaus unrichtig.

In der Pressekonferenz im Ministerium des Aeußern wurde eine amtliche Mitteilung über die wirtschaftliche Lage und den Stand der Kreditfrage abgegeben. Von einer Schlußredaktion des Finanzplans wurde vorläufig abgesehen. Wegen der jetzigen Valuta-Hausse nahmen der Bundeskanzler und der Finanzminister in den letzten Tagen mit möglichst vielen in den Fragen des öster­reichischen Wirtschaftslebens sachkundigen Persönlichkeiten Rücksprache. Außerdem fand eine Beratung mit Ver­tretern des Bankenverbands statt, wobei der Bundeskanz­ler den größten Nachdruck auf die Frage legte, wie weit die großen Geldinstitute selbst zur Behebung der Panik an der Börse beitragen könnten. Die österreichische Re­gierung hat keine Neigung, mit gewaltsamen oder künst­lichen Mitteln einzugreifen. Sie ermattet aber vom Aus­land endgültig effektive Hilfeleistung.

Mobilinnchungsansgaben der Schweiz.

Basel, 11. Juni. Die Gesamtausgaben der Schweiz für Kriegsmobilmachung vost 1914-1920 betrag-'n nach der vom Bundesrat g nehmigten Zahlung 1563 Millio­nen. Davon Kimmen in Abrug 407 Millionen für Aus­gaben für die Zivilverw , ung. Am 1. Januar und 1. Juni 1922 waren von ver eigentti hen Kriegsmobil- «machungssch-uld 503 Millionen noch ungedeckt. Von diesen werden 23 Millionen durch noch ausstehende Kriegs­eingänge gedeckt. Der Rest von 450 Millionen wird durch die reichsgenossenschaftliche Kriegssteuer in den näch­sten zwei Jahren aufgebracht.

Griechenland und die kleine Entente.

Paris, 11. Juni. Die durch die Vermählung des Königs von Südslavien erneut akut gewordene Frage des Eintritts Griechenlands in die kleine Entente gibt den politischen Kreisen Frankreichs Anlaß zu ernster Beunruhigung. DerTemps" versichert zwar, daß bis­her keinerlei amtliche Bestätigung der aus Londoner Quelle stammenden Meldung vorliege, er hält cs aber trotzdem für notwendig, in Belgrad, Bukarest und Praa vor den Konsequenzen einer solchen Erweiterung

Der "kleinen ^Entente zu warnen. TKefe hätte keinerlei Vorteile davon zu erwarten, wenn sie sich in die Ge­fahr des griechischen Abenteuers verstricken lasse, um­soweniger, als es sich für Griechenland nicht um eine nationale Frage handelt, Griechenland handle vielmehr lediglich im Auftrag und im Solde Englands und es könne unmöglich das Interesse Rumäniens, Südsla- viens und der Tschecho-Slowakei sein, sich zum Dienst aus englischen Salären herzugeben.

Ter Washingtoner Zwischenfall mit dem eng­lischen und italienischen Gesandten.

Paris, 11. Juni. Der diplomatische Zwischenfall in Washington, der durch die von dem italienischen und dem englischen Gesandten gehaltenen Reden über die amerikanische Zollpolitik veranlaßt wurde, wird cm Nachspiel haben. Der italienische Gesandte, der, wie sein englischer Kollege vom amerikanischen Staatsdepartement den Bescheid erhalten hat, es sei nicht die Sache der ausländischen Gesandten, sich auf diese Weise in innere amerikanische Angelegenheiten zu mischen, soll die Ab­sicht haben, seinen Posten in Washington aufzugeöeu und nach Italien zurückzukehren. Er hatte am Freitag mit mir dem Staatssekretär Hughes eine Unterredung über die Angelegenheit. Es wird als sicher bezeichnet, daß er Washington verlassen wird. DieChicago Tribüne" er­klärt, daß infolge dieses Zwischenfalls wahrscheinlich in nächster Zeit vom amerikanischen Außenamt eine offizielle Warnung erlassen werde an alle ausländischen Diplo­maten, sich in Zukunft nicht mehr in innerpolitische Angelegenheiten einzumischen, zu denen auch die Zoll­tarife und die Schutzzölle gezählt werden müssen.

Protest gegen den ' ' ^ ves Reichspräsidenten in München.

München, 11. Juni. Vaterländische Vereine und Verbünde Münchens richten in der Presse einen offenen Brief an den Reichspräsidenten Ebert wegen seines geplanten Besuches in München, worin es herßt:Viele Tausende vaterländisch denkender und treudeutsch ge­sinnter Bayern geben hiermit ihrem Mißmut über Ihr Erscheinen in München Ausdruck Wir hätten es lieber gesehen, wenn Sie es als takt­voll erachtet hätten, der Einladung nicht Folge zit leisten. Unsere Stellungnahme gegen Sie bildet durch­aus keine Spitze gegen Ihre Person oder gegen da- Reich, sondern gegen das System, das Sie vertreten, denn an Rerchstreue lassen wir Bayern uns von an­deren Stämmen nicht Übertreffen, aber wir Bayern können Sie nicht als den rechtmäßigen Vertreter des Deutschen Reiches aemä.; der Notverfassung von Wei­mar anerkennen. Daß wir mit der Führung Ihrer Politik nach außen und innen nicht einverstanden sind, wollen wir hier nicht unerwähnt lassen."

Ein blutiger Zwischenfall in Benthe«.

Benthen, 11. Juni. Am Freitag abend wurde ein italienischer Offizier, der Zivilkleidung trug, von einer französischen Patrouille ohne Grund belästigt. Als mehrere Zivilisten für ihn Partei nahmen, führten die Franzosen den Italiener ab. Kurz darauf wurden Zivilpersonen von der Patrouille auf der Kattowitzer Straße belästigt. Die Patrouille, die sich nunmehr anscheinend bedrängt fühlte, floh in ein Haus und schoß von einem Fenster auf die dort Versammelten ein. Ein völlig unbeteiligter Friseur aus Laurahütte wurde getötet.

In der Nacht auf Samstag kam es hier und besonders in der näheren Umgebung der Stadt zu starken an­haltenden Gewehr- und Revolverschießereien. Auch das Geknatter von Maschinengewehren und Detonationen von explodierenden Handgranaten war deutlich ver­nehmbar. Erst am Morgen trat Ruhe ein. Wie ver­lautet, war das Feuer auf unlautere Elemente ge­richtet, die in die Stadt eindringen wollten. /

Bo» der gescheiterten «»leihe.

WTB. Paris, 16. Juni. Nach der.Chteago Tribüne' soll Morgan im internationalen Anleiheausschuß erklärt haben, daß bis zum nächsten Frühjahr keine internationale Anleihe fttr Deutschland besonderen Anklang finde« könne. Der größte Teil der verfügbare» Kapitals werde jetzt zur Finan­zierung rer Ernte gebraucht «ud Amerika würde im ke«. mende« Frühjahr »ke» besser in der Lage sein, einen be­deutenden Teil einer Anleihe anfzsnehmes als i« Herbst dirseS Jahres.

WTB. Pari-, IS. Juni. »New-Aork Herald' schreibt, die Vertagung der Arbeite« des internationalen AnleiheanS- schufieS werde wahrscheinlich tiefgehende Wirkungen habe«, die bereits gestern in gewissem Maße durch die Abschwäch..!g de» AraneS asgedentet wordeu seien. Nach dem allgemeine«