danken beseelt: Lerne leiden ohne zu klagen? Er denkt nicht daran.

Wären unsere Haustiere nicht so konservativ in ihrem Gebaren, so hätten die Pferoe, besonders die denkenden Pferde", längst zulernen müssen, dass zwar das Schreien früher unter ihren Genossen nutzlos war, dak aber für die Menschheit der Grundsatz gilt: Schreien hilft! Würden dre Pferde bei jedem Mißbehagen schreien, so wären wenigstens die gedankenlosen Quäle­reien aus der Welt geschafft. Ich will hier nur zwei anführen. Wie häufig hält ein Kutscher hinter einem Auto, dem Auspuffgase entströmen. Man kann sich vor­stellen, was ein Werd mit seiner feinen Nase hierbei leidet. Ferner erhält es bei großer Kälte das Gebiß häufig unangewärmt. so daß das kalte Eisen die Zungen­haut abreißt. Hie» bietet sich für die Tierschutzvereine ein weites Feld zu reger Tätigkeit.

Dom naturwissenschaftlichen Standpunkte aus wird man also die Berechtigung des Beiworts bezweifeln müssen.

Landwirtschaft.

Behandlung und Reinlichkeit der Milch. Eine Reihe von Milchbeanstandungen in Bezug auf Reinlich­keit hat die zuständigen Organe veranlaßt, die Haupt­ursachen der Verunreinigungen festzustellen. Zu die­sen gehören in erster Linie Unterlassung oder mangel­hafte Reinigung der Hände, der Milchgefäße und Euter. Nach der Reinigung müssen die Gefäße selbstverständlich nochmals mit reinem Wasser nachgespült werden. Es wurde in dieser Hinsicht folgendes beobachtet: Eins Frau, die ihre Kuh melkte, hatte in einem Eimer Was­ser, um damit das schmutzige Euter abzuwaschen. Das Wasser im Eimer wurde von dem am Euter sitzenden Mist intensiv braun-gelb gefärbt und sah aus wie Jauche, der Eimer mit diesem schmutzigen Wasch­wasser wurde dann entleert und ohne auch nur vorher gespült zu werden, sofort zur Milchaufnahme verwendet. Offenbar sah die Frau darin nichts Schlimmes, sonst hätte sie es wohl im Beisein der Kontrollbeamten un­terlassen. Andere wieder unterließen das Abwaschen der Euter überhaupt. Ebenso verwerflich ist das Nässen der Hände mit der gemolkenen Milch oder das in die Handspucken, um an den Strichen besseren Halt zu be­kommen. Da es rotz Einhaltung der oben angegebe­nen Vorschriften möglich ist, daß Schmutz auf andere Weise in die Milch kommt, so ist es weiter nötig, die Milch vor dem Einfüllen in die Versandgefäße nochmals in geeigneter Weise zu seihen. Den Versandgefäßen selbst mrlß auch im Interesse der Frischhaltung der Milch größte Aufmerksamkeit gewidmet werden. Die Ver­schlüsse müssen auch ohne Anwendung von künstlichen Dichtungsmitteln, wie Stoff- und Leinenlappen usw., an denen sehr leicht Schmutz, Milchreste und dergl. haf­ten bleiben, sicher schließen. Die ganzen Gefäße sind insbesondere in den Lötfugen von jedem Schmutze, Milchreste, Rost u. s. w. am geeignetsten mit heißem Wasser zu befreien. Nur unter Beobachtung dieser Maßregeln ist es möglich, den Schmutzgehalt einer Milch, der abgesehen von der Unappetitlichkeit auch gesund­heitliche Schädigungen nach sich ziehen kann, zu beseiti­gen oder doch auf das geringste Maß zu beschränken.

Aus der Schweiz, 18. Sept. Die Maul- und Klauen­seuche hat in der Schweiz einen Umfang angenommen, wie schon seit Jahren nicht mehr. Nach dem letzten amtlichen Bericht des schweizerischen Landwirtschafts­departements sind in der ganzen Schweiz 613 Ställe und 110 Alpen mit 9900 Stück Großvieh und 7100 Schafen und Ziegen verseucht. Die Krankheit hat namentlich auf den Alpen der Kantone Eraubünden und Tessin eine große Ausdehnung angenommen. Es ist eben un­

Da spielten so schöne Kinder Mit ihr in der Einsamkeit.

Von ihren Locken verhangen Schlief sie und lachte im Traum,

Und die schönen Kinder sangen Die ganze Nacht unterm Baum.

Die ganze Nacht hat gelogen,

Sie hat mich so falsch gegrüßt,

Die Engel sind fortgeflogen,

Und Haus und Garten stehn wüst.

Es zittert die alte Linde Und klaget der Wind so schwer,

Das macht, das macht die Sünde

Ich wollt, ich läg im Meer,

Die Sonne ist untergegangen Und der Mond im tiefen Meer,

Es dunkelt schon über dem Lande;

Gute Nacht! seh dich nimmermehr.

Wer ist da?" rief er auf einmal in den Garten hinein. Eine dunkle Gestalt unterschied sich halb kennt­lich zwischen den wirren Schatten der Bäume; erst hielt er es für eins der Marmorbilder, aber es be­wegte sich, er ging rasch darauf los, ein Mann versuchte sich mühsam zu erheben, sank aber immer wieder ins Gras zurück.Um Gott, Nicolo, du bist's!" rief Renald erstaunt;was machst du hier?" Der Schloßwart wandte sich auf die andere Seite, ohne zu antworten.

(Fortsetzung folgt.)

gemein schwer, auf den Alpen eine Seuche zu bekämpfen und zu lokalisieren. Die kranken Tiere können nicht abgesperrt werden, weil es an Ställen fehlt, und ins Tal hinunter kann man sie auch nicht bringen, weil da­durch die Seuche in gesunde Gegenden verschleppt würde. Dann ist die Verschleppungsgefahr auf den Alpen selbst sehr groß und Touristen, Gemsen und Hirsche tragen zur Verbreitung der Krankheit bei. Im biindnerischen Prä- tigau an der Grenze gegen das österreichische Montasun, herrscht die Maul- und Klauenseuche unter den Hir­schen, die dort sehr zahlreich sind. Im Kanton Eraubünden allein sind 55 Alpen mit gegen 6000 Stück Großvieh verseucht. Da die Alpabfahrten vor der Tür stehen, ist zu befürchten, daß die Seuche nun auch in die Niederung hinunter­geschleppt wird. Das kranke Vieh wird, so lange es geht, auf den Alpen gelassen, doch treibt wohl bald der Schnee die Herden zu Tal. Gesunde Herden sind in­zwischen auf desinfizierten Straßen zu Tal gebracht wor­den. Die Hochwildjagd wird beschränkt. Das Mittel von Professor Hofmann in Stuttgart scheint sich auf den Alpen nicht bewährt zu haben. Ein Graubündner Blatt berichtet, der Gebrauch des Hofmannschen Mittels gegen Maul- und Klauenseuche sei im Kanton Erau­bünden. verboten worden.

Aus Höhen und Tiefen.

-

"" Wenn ich einst schlafen werde.

Wenn ich einst schlafen werde, legt mich in einen Schrein

Von Tannenholz gezimmert, nur einfach soll er sein,

Und eh' Ihr mit mir wandert den letzten lieben Schritt,

Gebt mir als Liebeszeichen nur Haideblumen mit.

Die sollen mich umschmiegen beim letzten stillen Gang,

Dann laßt noch einmal singen mir einen deutschen Sang,

Deutsch Hab ich erst gestammelt, deutsch sprach die Mutter mein,

Deutsch hat mein Lieb gesprochen, deutsch soll mein Abschied sein.

Stellt mir auf meinen Hügel nur kSinen kalten Stein,

Pflanzt mir in meine Erde still eine Linde ein,

Laßt tief die Wurzeln dringen ins dunkle Erdenreich,

Daß sie mich leis umfangen, mich kosen lieb und weich.

Wenn dann in Frühlingstagen die Linde duftend blüht,

Und in den grünen Zweigen ein VLglein singt sein Lied,

Wenn leis die Blätter flüstern geheimnisvoll im Wind,

Denkt, daß es meine Grüße aus ew'ger Heimat sind.

Mathilde Minuth (geb. Blaich aus Hirsau) Grand Haven, Michigan.

Die Eidechse. *

Ein Verlag hatte mir geschrieben, er gäbe ein Sam­melwerk heraus, als Einleitung brauche er einen Auf­satzDer Mensch als Krone der Schöpfung", und es wäre ihm recht, wenn der Artikel möglichstzügig" ge­schrieben werde . . .

Nun ist bestellte Arbeit nie begeisternd für Federn, die eigenwillig sind. Aber immerhin der Mensch als Krone der Schöpfung? Ei, da muß sich doch was gutes schreiben lassen! Aus einem solchen Titel strömt ja von selbst Begeisterung, wenn man nur freundlich mit der Hand darllberstreicht!

Nur mit der Hand? Vor allem mit dem Stolze, daß man selbst ein Laubblatt an der Schöpfungskrone sei und drin rascheln dürfe, wenn ... ja: wenn die Winde gehn. Hm, Wind war gerade nicht genug. Es mußte wohl auch Sturm sein, der bis an die Wurzeln

* Anmerkung: Dieser interessanten Aufsatz entnehmen wir dem 1 Septemberheft des .,Kunstworts und Kulturwarts" (Halbmonatsschau für Ausdruckskultur auf allen Lebensgebieten, vierteljäbrlich 4 kV Mark. Verlag Georg D. W. Callwey München).

rührte. Nur Stürme konnten Lieder singen von der Schöpfungskrone.

Also saß ich am Tisch vor meinem Fenster und wartete des innern Sturms. Der aber wollte nicht recht kommen. Vielleicht, weil draußen eitel Sonne schien. Vielleicht weil mir auf einmal eine Frage durch den Kopf schoß, die Frage: Sind wir auch wirklich dieser Schöpfung Krone? Genug ich weiß es nicht. -

Ich weiß nur soviel, daß ich mit meiner Bleistift­spitze zwecklos Löcher in die weihen Blätter bohrte und übers Fenstersims ins Leere starrte. Da raschelte etwas an der Mauer. Ein dreieckiges Köpflein schob sich herauf und blinzelte. Ich hielt ganz still. Da schob es sich weiter herauf, und jetzt, nach einem blitz­schnellen Schwung, sah eine schlanke Eidechse auf dem Fensterbrett des Hauses, welches sie im Dorf das Räu­berhäuschen heißen.

Sie war ganz sonderbar grün. Wie aus Stein ge­meißelt lag sie da in praller Sonne. Einen kleinen Schneller noch, so lag sie aus meinem Manuskriptpapier. Aber sie machte keinen mehr. Sie blickte mich nur un­verwandt an. Weil ich mich nicht rührte, fürchtete sie sich nicht. Ich konnte sehen, wie sich unterm Kopf die seine Schüppchenhaut hob und senkte und wie die Aeug- lein glitzerten.

Von der Straße kam ein fernes Singen. Die Ei­dechse wandte das Köpflein hierhin, dorthin sie horchte. Auf das Lied da drüben. Das verklang, und mein Dechslein sah mir wieder schnurgerad ins Ange­sicht. Mein Auge war es, das sie fesselte. Glanz kam zu Glanz und senkte sich mit Staunen ineinander. Und eine Frage spielte Fangball zwischen mir und ihr:Was denkt wohl dieses Ding da?" Was meinen Sinn bewegte, war:Der Mensch, der Schöpfung Krone." Und was im kleinen Kopf der Dechse vor sich ging? Vielleicht dasselbe:Die Eidechse, die Krone der Schöpfung."

Ich mußte lächeln, daß sich Eidechsen so was ein­bilden könnten. Dann fiel mir ein, daß sicher auch die Eidechse lächeln würde, könnte ich ihr mitteilen, daß wir der Schöpfung Krone seien.

Hatte sie nicht eben geblinzelt? Und auf einmal floß ein Strom lebendigen Verstehens zwischen mir und ihr. Auf einmal wußte ich, daß alles, was lebendig ist auf dieser Welt, nicht oben und nicht unten steht. Daß alles Lebendige gleichwertig ist, in seiner Art ein jedes eine Krone alles Lebens.

Konnte es Vollkommeneres geben als eine Eidechse? Konnte es Vollkommeneres geben als einen Vogel? Konnte es Vollkommeneres geben als den Menschen?

Aber der Mensch hat allein Verstand, sagst du! Woher weißt du das? Und ist Verstand das Höchste? Ist er mehr als schwanke Oberfläche tieferer Gewalten?

Der Mensch allein hat aber eine Seele, sagst du! Glaubst du das, so bist du noch nie in dem Strom des Lebens mitgeschwommen, der stündlich um die Erde kreiji.

Der Mensch allein kann Brücken bauen, Bücher schreiben und die Entfernung der Sterne in Millionen Meilen berechnen, sagst du! Das ist wahr, das kann er. Aber schau einem Tier ins Angesicht und wirf, wenn du's kannst, nur einen Ahnungsblick in seine Seele: Ueberkommt dich eine Ahnung dessen, was die Eidechse alles kann, das du nicht kannst? Weißt du, ob die Art und Weise, wie eine Dechse diese Welt ansieht, nicht besser ist als deine Art, sie durch Bücher hindurch zu sehn? Sag mal selbst, Dechslein ....

Husch, war sie das Fensterbrett entlang gelaufen und in einer Mauerspalte verschwunden. Ich wollte, könnte auch in einem Mauerspalt verschwinden, wenn's mich freute, oder wenn mich was nicht freute. Der Auftrag des Verlags zum Beispiel freut mich nicht. Ich weiß schon, was ich dem Verlag schreibe:Der. Mensch ist nicht die Krone aller Schöpfung, er ist nur ein Blatt mit tausend andern Blättern an dieser Krone." Fritz Züricher.

Für die kchriftleitung verantwortlich: Paul Kirchner. Druck und Verlag der B. Oelschläger'schen Buchdruckerei.

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