Kosten zu tragen. (Die Ausführung der Leitung nach dem 2. Plan kommt lt. vorsichtigem Voranschlag Calw auf 25 000 -N). Ein weiteres Entgegenkommen Hirsau gegenüber würde das Zugeständnis bedeuten, daß in einigen Jahren, wenn Calw in der Sache einmal festen Grund unter den Füßen hat, eine Durchprüfung der Easberechnung auf evtl. Herabsetzug des Easpreises vorgenommen wird. — Gestern, Donnerstag, berieten die bürgerl. Kollegien Hirsaus die Cal- wer Vorschläge vom Mittwoch. Ihre Stellung geht dahin: „Die bürgerlichen Kollegien erklären sich mit der Versorgung Hirsaus mit Gas durch das Städt. Gaswerk Calw nach dem (oben bezeichneten) Vorschlag 2 einverstanden. — Siebitten aber, um eine genügende Anzahl von Abnehmern zu bekommen, um Ermäßigung der Gaspreise von 22,21 und 2 0^ umje 1 L. — IlO Abnehmer für Kochgas haben sich unterschrieben. — Die Debatte wurde recht lebhaft geführt; es wurden weitere Vorschläge gemacht, (E.R. Eeorgii), und im übrigen recht eingehende Aussprache gepflogen. Es sprachen vom Eemeinderat die Herren Baeuchle, Staudenmeyer, H. Wagner, Dreiß, vom Bürgerausschuß die Herren Zahn, Pfrommer, Deyle, Eisenmann, Dr. Autenrieth. Stadtpfleger Dreher hatte eine gründliche Kostenaufstellung, die ins einzelne ging, aufgemacht, die den Debatterednern eine gute Unterlage für ihre Ausführungen bot. — In dieser Aussprache spiegelte sich wider, daß Hirsau keinerlei Risiko übernehmen wolle, sonst würde es die Hausanschlüsse selbst legen, daß aber andrerseits Calw, von dem das Risiko getragen werden soll, unter keinen Umständen unter 22 heruntergehen dürfe — das war die Meinung der Mehrheit. Aus dem ablehnenden Verhalten der Hir- sauer Vertreter dem 1. Plane gegenüber sei ersichtlich, daß sie die Berechnungen Calws zu Plan 2 doch als solide anerkennen. — Um aber das Aeußerste zu tun, unterbreitete Stadtschultheiß Conz den Vorschlag, von den drei Stufen (22, 21 und 20 L) die erste auszuschalten und mit der 2. Stufe zu beginnen: als Abnahmegrenze 25 000 cdm und 21 ^ als Easpreis usw. Dann hätte Hirsau den gewünschten Preis von 21 auf den es sich versteift, und nur in seiner Garantie für die Abnahmesumme wäre es kräftiger herangezogen, worin aber finanziell keine Gefahr liegt. — Die Mehrheit für prinzipielle Ausführung des 2. Planes, nach dem Calw die Versorgung Hirsaus mit Gas vollständig in die Hand nimmt, war vorhanden. Und mit überwiegender Mehrheit ergab schließlich die Abstimmung, daß Calw auf seinem Preis von 22, 21 und 20 Pfennig beharren soll und die bürgerlichen Kollegien mit den entgegenkommenden Vertragsbedingungen (der Vertrag soll auf 25 Jahre abgeschlossen werden), wie sie oben aufgeführt sind, einverstanden sind. Der Vermittlungsvorschlag des Vorsitzenden war somit erledigt. Hirsau hat nun nocheinmal das Wort. — Die Bitte Hirsaus auf Ermäßigung der Skala um je 1 über die zuerst abgestimmt wurde, wurde abgelehnt, mit 10 gegen 2 Stimmen im Eemeinderat, vom Bürgerausschuß mit allen Stimmen. — Bei Gelegenheit der Erabarbeiten sollen in den Hirsauer Weg, bis zur Markungsgrenze etwa, Wasserleitungsrohre gelegt werden, was 700—800 -4l Kosten verursacht, die verwilligt werden. —
Wie schon der Gemeinderat, stimmt auch der Bürgerausschuß einer redaktionellen Abänderung des K 5 im Vertrag mitdem E. E. T. bei, in dem gesagt wird, daß für die Pumpe des Elektrizitätswerks zur Nachtzeit 3,6 L berechnet werden. Hier soll vor „zur Nachtzeit" eingeschaltet werden: „in Notfällen". Die Sitzung dauerte Uber 4 Stunden.
Die Eisenbahnbauinspektion Calw. Am heutigen Samstag vormittag wird der Präsident der Generaldirektion der Staatseisenbahnen, v. Stieler, hieher kommen und auf der Eisenbahnbauinspektion mit den zuständigen Stellen hier über die Belastung der Eisenbahnbauinspektion in Calw verhandeln.
scd. Mutmaßliches Wetter. Für Sonntag und Montag ist immer noch mehrfach bedecktes, jedoch zeitweilig aufheiterndes und trockenes Wetter zu erwarten.
— Ostelsheim, 19. Sept. Ein hiesiger Bürger be- . merkte seit einiger Zeit, daß ihm aus seinem in der Nähe des Orts gelegenen Land Kraut entwendet wurde. Er setzte sich mit dem in Althengstett stationierten Landjäger Koch in Verbindung, welcher, da der Täter unbekannt war, den Spürhund des K. Landjägerkorps „Max" sich erbat. Derselbe wurde nun gestern mittag 3 Uhr durch seinen Führer, Landj. Giebler, aus den Tatort verbracht, nahm an einem Fußtritt des Täters Witterung und setzte sofort über den am Grundstück gelegenen Bach. Nachdem er einen kleinen Kreis beschrieben hatte, schlug er den Weg zum Armenhaus ein und verbellte dort nach Besichtigung der Küche die Stubentüre zur Wohnung eines von auswärts gebürtigen Taglöhners. — Die Haussuchung förderte das gestern früh gestohlene Kraut und einige Zwiebeln unversehrt in einem Sack zutage, wegegen sich von den vor ca. 10 Tagen gestohlenen 12 Krauthäuptchen nur noch 4 in einem Kinderbettlädchen versteckt vorfanden. Der Täter hat, als er hörte, der Polizeihund habe seine Spur entdeckt, nach vorherigem Leugnen, den Diebstahl
! eingestanden. Es kann hier nicht unerwähnt bleiben, ! mit welcher Ruhe und Sicherheit Landj. Giebler und : sein Spürhund Max miteinander gearbeitet haben.
Neuenbürg, 20. Sept. In Birkenfeld brannte die mit Heu und Streu gefüllte Scheuer des Straßenwarts Esche vollständig nieder. Der Ab- ^ gebrannte ist sehr nieder versichert. Die Brand- Ursache ist unbekannt.
Württemberg.
Die Vernehmung Wagners.
Vaihingen a. E., 20. Sept. Die Vernehmungen Wagners ergeben ein immer deutlicheres Bild davon, mit welch klarer Ueberlegung der Massenmörder zu Werke ging. Nach dem Mord in Degerloch entfernte er sich mit den Handwerkszeugen im Handkoffer, das Fahrrad vor sich herschiebend von zu Hause. Das Fahrrad ließ er als Passagiergut nach Ludwigsdurg befördern, während er den Koffer mit dem Werkzeug in den Eisenbahnwagen nahm. Nach seinem Besuch in Eglosheim fuhr er mit der Bahn nach Bietigheim, wo er. ohne eine Spur von Aufregung zu zeigen, mit einem Kollegen zusammenkam. An dem Rad ließ er noch die Rücktrittsbremse in Ordnung bringen, die etwas defekt war. Alsdann fuhr er nach Eroßsachsenheim und von da nach Untermberg und Bissingen, um den dortigen Enzübergang zu besichtigen. „Denn," sagte er, „ich hatte doch mit der Möglichkeit zu rechnen, daß ich auf meiner Fahrt von Mühlhausen nach Eglosheim verfolgt werde und mußte deshalb die Enz- übergänge genau kennen." Dann ging er wieder zurück nach Eroßsachsenheim und von da über Berkheim, Vaihingen Stadtbahnhof, Kleinglattbach, Illingen auf die Anhöhe vor Mühlhausen. Dort sprang er vom Rade, um sich für die Ausführung der Tat vorzubereiten. Währenddessen kam ein Mann vorbei, der ihn etwas fragte. Er gab ihm zur Antwort: Das Rad gehört mir; er soll seinen Weg gehen. Wenn der Mann ihn, so sagte er, länger belästigt hätte, hätte er ihn unbedingt erschießen müssen. Er ließ Rad und Rucksack liegen und machte sich an die Telefonleitung. „Aber," so sagte er wörtlich: „Ich hatte meine Kräfte überschätzt. Mit Klettern kam ich nicht hinauf und mit dem Bohren und dem Einschlagen von Kloben hätte ich zu viel Zeit verbraucht. Da mir nun das Durchfeilen der Leitung mißlungen war, konnte Mühlhausen Vaihingen telephonisch um Hilse rufen und damit war mir auch der Rückweg über die Jllinger- straße abgeschnitten, da auf diesem die Vaihinger Feuerwehr kommen mußte. Dann sah ich auf meine Uhr. 3 Uhr 33 wußte ich, daß in Mühlacker ein Schnellzug wegfährt, mit dem ich nach Ludwigsburg fahren konnte. Aber Zeit hatte ich keine mehr zu verlieren. Deshalb mußte ist so rasch als möglich hinein in den Ort und meine Tat ausführen, wenn ich zur rechten Zeit nach Eglosheim kommen wollte." In welch raffinierter Weise Wagner den Plan durchgedacht hatte, geht auch daraus hervor, daß er vor etwa einem Jahr auf dem Degerlocher Schießplatz seine Pistolen erprobte. Dabei fand er, daß die Feder, welche die Patrone von unten her in den Lauf einführt, dem Einschieben des Ladestreifens Widerstand entgegensetzte. Er kam darum auf die Idee, auf allen Ladestreifen die zehnte Patrone zu entfernen und nur 9 darin zu lasten, weil so das Laden schneller vor sich ging. Wagner sagte weiter: Wenn ihm das Mißgeschick nicht passiert wäre, daß er in Mühlhausen in der Aufregung beide Pistolen abgeschossen hätte, so wäre ihm jedenfalls auch sein Plan gelungen und er hätte auch Eglosheim so betroffen, wie es nach diesem Plan festgesetzt gewesen war.
Stuttgart, 19. Sept. Die bürgerlichen Kollegien haben in ihrer gestrigen Abendsitzung beschlosten, aus den Kreisen der Bürgerschaft ein besonderes Komitee zur Unterstützung der Jahrhundertfeier der Völkerschlacht bei Leipzig einzusetzen und diesem aus den Mitteln der Stadt 3000 -4t zuzuschietzen, sowie die Kosten für die Höhenfeuer aus städtischen Mitteln zu bestreiten. Die Sozialdemokratie hat gegen den Antrag gestimmt. — Es kam auch die Frage der Unterstützung der Veteranen zur Behandlung und dabei wurde ein Antrag angenommen, wonach den Veteranen von 1870 und von 1866 eine jährliche Unterstützung von 60 Mark verwilligt wird. Es wird dabei vorausgesetzt, daß die alten Krieger nicht mehr als mit 1200 -4l zur Einkommensteuer veranlagt sind, und mindestens ein Jahr in Stuttgart wohnen. Die Stadt verausgabt mit dieser Verwilligung eine Summe von jährlich 30 000 -4t.
Stuttgart, 19. Sept. Der württembergische Finanzminister von Eeßler hat, wie der Reichsanzeiger meldet, den Roten Adlerorden I. Klaffe, der badische Finanzminister von Rheinboldt den Kronenorden I. Klaffe verliehen erhalten.
Plochingen, 19. Sept. Der Eemeinderat hat beschlossen, die hiesigen Schutzleute, wie in Stuttgart, mit Revolvern zu ihrer und der allgemeinen Sicherheit auszurüsten.
Vom Bodensee, 20. Sept. Ein noch in jugendlichem Alter stehender Saccharinschmuggler wurde, als er seine süße Last über den Rhein gebracht hatte, von einem Erenzaufseher auf der Gemarkung Wollmatingen ertappt. Der Schmuggler entledigte sich
schnell seiner Oberkleider, sprang in den Rhein un^ suchte schwimmend das Schweizer Ufer zu erreichen. Er versank jedoch in den Fluten und ertrank, ohne daß man ihm zu Hilfe kommen konnte. Wie aus den Papieren zu ersehen war, handelt es sich um einen Bäcker aus Paffau mit Namen Schillinge!.
A»s Well -«d Zeit.
Eine Skandalaffäre in Breslau.
Breslau, 19. Sept. Zu einem Aufsehen erregenden Skandal scheint sich die Sittlichkeitsaffäre auszuwachsen, als deren erstes Opfer ein hies. Badeanstalts-Besitzer vor einigen Tagen, wie bereits kurz gemeldet, Hand an sich gelegt hat. Es handelt sich um eine ganze Reihe älterer, besser situierter Herren, die mit Schulmädchen unter 14 Jahren in unerlaubtem Verkehr standen. Auf Veranlassung der Kriminalpolizei sind in dieser Angelegenheit bis gestern neun Verhaftungen vorgenommen worden. Drei weitere Festnahmen sind im Laufe des heutigen Tages erfolgt. Da die in die bedauerliche Affäre Verwickelten sich sämtlich in pekuniär sicherer Position befinden, haben die Familien hohe Kautionen angeboten, jedoch scheint es fraglich, ob die Polizei sich bei der Schwere der Vergehen auf die vorläufige Haftentlassung einlassen wird. Die beteiligten Schulmädchen sind in Fürsorgeerziehung gegeben worden. Die Eltern haben offenbar von dem Treiben ihrer Kinder Kenntnis gehabt, und es nicht nur geduldet, sondern auch gefördert. (!) Die Mädchen sind halbe Tage und halbe Nächte dem Hause fern geblieben, neu eingekleidet worden Und haben viel Geld nach Hause gebracht, sodaß die Eltern wohl wissen mußten, woher die Kinder die reichen Mittel nahmen. Die Eltern hätten sich, falls dies zutrifft, schwerer Kuppelei schuldig gemacht. Auch sollen mehrfache Erpressungen vorgekommen sein. Unter den Verhafteten befindet sich auch.ein angesehener Breslauer Zahnarzt und ein Bäckermeister, der sich heute mittag erschaffen hat.
Die Cholera.
Belgrad, 19. Sept. Nach der amtlichen Cholerastatistik vom 16. September für ganz Serbien sind von den früheren Erkrankten 180 geheilt und 194 gestorben. Es bleiben also noch 632 Kranke.
Siickingen, 19. Sept. Der Regimentsadjutant des Feldartillerieregiments Nr. 50 stürze aus dem Manövergelände in einer benachbarten Gemarkung mit seinem Pferde und erlitt einen Achsel- und Armbruch. Desgleichen wurde bei einer Pferderevision ein Artillerist vom Hufe eines Pferdes derart getroffen, daß er bald darauf starb.
Hamburg, 19. Sept. Wegen Handels- und Konkursverbrechens und Unterschlagung wurden heute die beiden Direktoren der Hanseatischen Bankaktiengesellschaft Kramer von Klausbruch und Büthe verhaftet. Die Bücher und vorhandenen Sachen wurden beschlagnahmt und das Geschäfts - lokal amtlich geschlossen. Von den gezeichneten Aktienkapital von 2^/- Millionen Mark ist nichts mehr vorhanden._
Vermischtes
Schwäbische Gedenktage. Am 17. September 1550 wurde in Schorndorf Martin Aichmann geboren, ein ausgezeichneter Rechtskundiger, der als Geheimer Rat in sächsischen Diensten am 16. Januar 1616 zu Dresden starb. — Am 18. September 1766 ist als Sohn eines Chirurgen in Schorndorf geboren der Buchhändler Joh. Philipp Palm, der auf T^tzhl Napoleons zu Braunau am 26. August 1806 hingerichtet wurde. — Am 19. Sept. 1849 wurden in Tettnang durch eine Feuersbrunst 25 Gebäude zerstört. -- Am 21. September 1540 gingen in Tübingen 69 Häuser in Flammen auf. — Am 22. Sept. 1547 ist zu Erzingen OA. Balingen der bekannte Dichter und Philolog Nikodemus Frischlin geboren. Er war zeitweise Professor in Tübingen und starb am 29. November 1590, als er bei dem Fluchtversuch aus dem Kerker zu Hohen-Urach zu Tode stürzte. — Am 24. September 1796 verjagten die Bauern von Aufhofen und von Langenschemmern OA. Biberach die ihnen zur Einquartierung geschickten Franzosen und töteten 2 Mann. Nur mit vieler Mühe konnten beide Orte vor der Einäscherung gerettet werden.
Bebels Vermögen. „Figaro,, und „Journal des „Bruxelles" erhalten aus Zürich die Mitteilung, daß der verstorbene Führer der deutschen Sozialdemokratie August Bebel ein Vermögen von 937 500 Franken hinterlassen hat. Die Erben Bebels mußten beim Züricher Steueramt die notwendigen Erklärungen abgeben. Das von Bebel (unterlassene Vermögen stammt wohl zum größten Teil aus der Erbschaft, die Bebel i. I. 1903 von dem in einer Irrenanstalt verstorbenen vorm. bayr. Leutnant Kollmann (400 000 -4l) gemacht hat.
Für die Schriftleitung verantwortlich: Paul Kirchner. Druck und Verlag der A. Oelschläger'schen Buchdruckerei
Reklameteil.
Ein Schuhgeschäft, wo reiche Auswahl für Stadt und Land, vom einfachsten Arbeitsschuh bis zur elegantesten feinsten Aufmachung in jeder Preislage geboten ist, finden die Leser in Gayde's Schuhwarenhaus in Pforzheim nahe beim Marktplatz. Dort finden auch die militärpflichtigen „Freiwilligen" und „Unfreiwilligen" für ihren bevorstehenden Bedarf das vorschriftsmäßige Schuhzeug.