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Neues vom Tage.

Annahme der BcÄingr"»aen von Cannes duöH vre Russen.

Genna, 10. April. Die russische Delegation in Ge-! nua hat die in Cannes fiir ihre Teilnahme an der Konferenz festgesetzten Bedingungen diskussionslos und Ms angenommen. Sie wird diese Annahme in der ^utiaen Rede des Voflsk»i,">isjckrs Tfchitscherin auf ?>er Eröffnung offiziell bestätigen. Dieses Vorgehen der Russen hat in allen Konfs'-enzkreisen einen guten Eindruck gemacht und man sieht infolgedessen den beginnenden Konferenzarbeiten mit mehr Optimismus entgegen.

s Churchill für den Dreibund mit Deutschland.

Baris, 10. April. .Der englische Minister Churchill bat am Samstag in Dundee eine Rede gehalten, in er von seiner Lieblingsidee, von einem englisch- lranzösisch-deutsch en Dreibund sprach. Man babe Deutschland noch kein positives Angebot gemacht; eker die erste Etappe zu dem neuen Dreibund sei der Abschluß des englisch-französischen Paktes.

Zm Tode des Generals von Fmrcnygyn.

Berlin, 10. April. Beim Sohne des verstorbenen Lerierals von Falkenlwpn sind bereits Beileidsknnd- gsbungen des ehemaligen Kaisers, des Aaren von Bul­garien, sowie vieler Generäle etngelausen.

Zic Antwortnote nach Paris abgegaugen.

Berlin, 10. 1. Die Antwortnote der deutschen Regierung an die Reparationskommission ist. wie die Berliner Zeitung" hört, am Samstag nachmittag direkt nach Paris gesandt worden. Sie wurde heute nach­mittag in Paris übergeben.

Der neue schweizerische Gesandte in Berlin. Bern, 10. April. Minister Carlin, bisher im Haag, ist zum schweizerischen Gesandten in Berlin ernannt worden.

Tie Behauptung Poincarcs von Bayern ans dementiert.

München, 10. April. In seiner letzten Rede vom l>. April hat der französische Ministerpräsident Poin- eare auch die Behauptung aufgestellt über eine angeb­liche militärische Ausbildung der bayerischen Schupo und habed arauf erklärt, die Münchener Polizeiwehr habe eine Schiabteilung von 3 Kompagnien gebildet, die nach dem Reglement des 9. Jägerregiments in Kempten ausgebildet werde. Dazu wird von amtlicher bayerischer Seite festgestellt, daß der Bericht, aus den der französische Ministerpräsident Poincare sich bei seiner Mitteilung stützt, in allen Einzelheiten von An- iana bis Ende erfunden ist.

Frankreich will das Rheinland erheiraten. Kreuznach, 10. April. Vom Oberkommando der fran­zösischen Armee ist an die interalliierten Kommando­behörden eine geheime Anweisung ergangen, bei Heirat von Angehörigen der französischen Besatzungstruppen mit einer Rheinläuderin, deren Herkunft als Rhein- tänderin einwandfrei feststeht, in Zukunft keinerlei Schwierigkeiten mehr zu machen, Das ist der neueste Weg in die Herzen der Rheinländer, den Frankreich einschlägt. Kann es das Rheinland nicht mit Gewalt oder List erobern, so will es jetzt mit Hilfe der Sol­datenliebe das Land erheiraten. Dazu gehören aber nicht nur liebebedürftige Poilus, sondern auch die- tisM Rheinländerinnen. Die aber werben den Landes­feinden auf ihre Werbungen die Antwort nicht schuldig bleiben, die in solchen Fällen eines deutschen Mädchens würdig ist.

Ein Attentatversuch in Irland.

London, 10. April. Auf den irischen Führer Mi­chael Collins wurde gestern von den Republikanern ein Attentatsversuch unternommen. Man versuchte, den Zug, den Collins von Dublin aus nach Wexford benutzen wollte, zum Entgleisen zu bringen. Collins entging dadurch einem Unglück, daß er noch im letz­ten Augenblick von der Benutzung des Zuge?- absah.

Zlttenrteis, 11. April

Arterie»«»»- fS» trengeleistetr Ltenße. Dem Ober- Holzhaus Jsh. Fr. Girrbach »nd dem Holzhauer Adam Vächtle »on Poppeltal ist vo» der Forstdirektion in An­erkennung ihrer trerrgrleisteten Dienste durch Vermittlung des Forstamts Simmersfeld «in» Ehrenurkunde und «tu Geschenk »on je 7» Mk. überreicht

10. April. (Freiherr von LerZnKr gegen das Versailler Diktat.) Tie Deutsche Volkspartei Groß-Stuttgarts hatte am Sonntag den frü­heren Präsidenten der Friedensdelegation in Versailles, Tr. Freiherr von Lersner, zu einem Vortrag über die Schnldlüge und das Versailler Diktat gewonnen. Tie Versamnitung im Stadtgart.'nsaal war außerordentlich gut besucht und wurde von Abg. Ltckes geleitet. Freih. von Lersner bewies in seinen Ausführungen, daß das Diktat von Versailles der Hauptgrund alles Uebels sei, daß Wil­son es letzten Endes verschuldet hat, daß die Welt keinen Frieden bekam und uns dieses grausame und widerrecht­liche Diktat ansgezwungen wurde. Ter Reoner zeigte den Raub deutschen Landes im Westen und Osten, betonte, daß die En-scheidung des Feinvbnnoes über Oberschlesien niemals von uns anerkannt werde und beleuchtete die wirt­schaftlichen Verfehlungen der Entente an Deutschland (Kohlenlieferungen, Kriegsentschädigungen, Vernichtung des Handels, Viehablicferungen usw.).' Mit besonderer Schärfe wurde die Besetzung des Rheinlandes, die uner­hörten Bcsatzungskosten und anderes gestreift, um schließ­lich zu. dem Ergebnis zu kommen, daß der Friedensver­trag von Versailles der Grund aller Uebei ist, an denen Europa leidet. Die Revision des Friedensvertrags müsse von allen Volksgenossen verlangt werden. Im zweiten Teil beschäftigte sich der Redner mit der Frage der Schuld­lüg", wobei er au; Grund der Dokumente des Krieges die Schnldlosigkilt Deutschlands am Kriegsausbruch nach­wies. Ten Kamps nur die Frage des Kriegsausbruches hätten wir nicht zu scheuen. Tie Gegner aber sehen all­mählich das Dogma von der Schuld Deutschlands am Kriege erschüttert. Aus diesen Gründen ist der Redner ein Gegner der Er,üllungspolstil. Er fordert die Herausgabe der amtlichen deutschen Gegenliste oer feindlichen Kriegs­verbrechen und die Bildung einer geschlossenen deutschen .Front gegen unsere Feinde, sowie das Festhalten an der Reichsemtzeir. Tie mit lebhaftem Beifall aufgenomme­nen klaren Ausführungen des Redners fanden ihren Niederschlag in einer Erklärung, in der von der württ. Staatsregierung verlangt wird, daß sie bei der Reichs­regierung für eine baldige Klarstellung oer Frage der Schuld am Kriege und für die Herausgabe der Liste feind­licher Kriegsverbrecher eimritt (was übrigens Staatsprä­sident Tr. Hicber, wie amtlich im Landtag bekanntgegeben, schon längst getan hat).

Stuttgart, 10. April. (Flugpost.) Seit letzten Montag ist der Flngpvstb trieb von Stuttgart nach Fürth und Nürnberg regelmäßig im Betrieb und vollzieht sich fo schnell, daß die 140 Klm. lange Strecke schon in 45 Minuten zurückgelegt wurde. Tie Flugrichtung geht über GaildorfCrailsheimAnsbach.

Stuttgart, 10. April. .(Viehseuchen entschSdi- gung.) 'Durch eine Verfügung des Mimstermms des. Innern wurde die Entschädigung für Kälber von we­niger als 6 Wochen, die der Maul- und Klauenseuche, zum Opfer fielen, neu festgesetzt. Für das Kilogramm des uneröffneten Tieres werden zwei Fünftel des am lechen Stuttgarter Schlachtviehmarkt für Kälber der 2. Wert­klaffe ermittelten Pfnndtzreifes Lewährt. _ ..

MÄnsirrgen, 10. April. (Stadtvorstandswahl.) Bei der Stadtschultheißenwahl am Sonntag wurde Stadt* .Pfleger Otto Werner von hier mit 740 Stimmen gewählt. Schultheiß Schmalzried-Hegnach erhielt 247 Stimmen. Dem bisherigen Schultheißen Hörner, der zur O.E.W. nach Biberach geht, wird eine öffentliche Abschiedsfeier

bereitet. .

! Albeck, OA. Mm, 10. April. (Tot ausgefunden.) Der Landwirt Georg Fadenbaucr wurde im Wald neben seinem Fuhrwerk tot aufgefunden. Ein Schlaganfall hat I fein jähes Ende herbeigeführt. ..

Handel und Verkehr.

Tollarknrs am 10. April 299,80 Mark.

Landesproduktenbörse Stuttgart, 10. April. Die Stimmung auf dem Getreidemarkte hat sich in abge- laussner Woche etwas ruhiger gestaltet. Das Angebot der Landware war infolge Freiwerden von Saatfrucht­reserven wieder stärker und vom Ausland wurden ebenfalls größere Posten gehandelt. Die nächste Börse findet am Dienstag, den 18. April, statt. Die heutigen Preise sind nominell. Wir notieren per 100 Kilo ab ! württ. Stationen: Weizen, württ., je nach Lieferzeit 16501670, Sommergerste, württ., je nach Qualität und Herkunft 14251475, Hafer 12101240, Wei­zenmehl Nr. 0 23252345, Brotmehl 20252045, Kleie 880900, Heu, württ. 440460, Stroh, württ. sldrahtLetzreM 170180 Mk. _

itannheim, 10. April. Am heutigen Schlawr. chmarkt gestalteten sich die Preise etwas medrr- als letzte Woche. Zugetrieben: 138 Ochsen, 10o ölen, 223 Kühe und Rinder, 568 Kälber, 51 Schafe > 1593 Schweine. Preis für je 1 Ztr. Lebendgewrcyt Ockien ie nach Klasse 18002900, Bullen 1800 brs ,0 Küh'e^und Rinder 12002800. Kälber 2500 brs >0 Schafe 10001800, Schweine 25003000, Sauen >02700 Mk. Haltung: Großvieh schleppend, nrcht werkauft, Schweine mittelmäßig, Ueberstand, Kal- ausverkaust, Schafe ausverkauft. Nächster Groß-

hmarkt am Dienstag, 18. April. _

D« 8. April. Das Geschäft auf dem Pferde» rk't war ziemlich lebhaft und-hatte auch ^rchlrch nbr "ufznweflen Die Preise waren sehr hoch und NW wie folat: jüngere Arbeitspferde von 3 6 Jahren 40 009-70IlOO^Mr.. mittelschwere 3o000

«o ooo Mk, W--- M, «I

,ere 50 00070 069 Mt., ernzährrge Fohlen 12 OOlfl y.-ZOON Mk.. Zweijährige 25 00040 OOOMk. ' Z

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NauSSberfatt auf der Halle-Hcttstedter Cisenöah«. Ein unerhörter Raubüberfall auf Fahrgäste der Halle- Hettstedter Eisenbahn, bet dem drei Menschen getötet wurden, wurde am Samstag abend kurz nach 8 Uhr bei der Station Cöllme in der Nähe von Halle ver­übt. Der Zug der Halle-Hettstedter Eisenbahn hatte 7.30 Uhr dis Station Halle verlassen und fuhr aus der Station Cöllme heraus, als zwei junge Männer tm Al­ter von 18 bis 22 Jahren in ein Abteil 2. Klasse ein- drangsn, wo die Frau Rittergutsbesitzer Nette aus Schwittersdorf saß. Die Räuber verlangten sofort Geld. Frau Nette lief hilferufend in das Nebenabteil, in dem sich die Frau Fabrikant Koehier aus Gerbstedt mit ihrem erwachsenen Sohn und Frau Bahnhofsvorsteher Schulz aus Gerbstedt befanden. Der junge Köhler nahm Frau Nctter in Schutz, wurde aber sofort nieder­geschossen. Eine zweite Kugel tötete die Frau Schulz, eine weitere Kugel die Frau Nette. Nur Frau Köhler vermochte in das Nachbarabteil zu flüchten und die Notleine zu ziehen. Der Zug stand sofort. Daraufhin sprangen die Räuber ab und verschwanden in der nächtlichen Dunkelheit. Die Eisenbahndirektion Halle Hettstedt hat 5000 Mk. Belohnung auf die Ermitt­lung der Täter ausgesetzt. Die Schutzpolizei nahm noch am gleichen Abend mit Automobilen, Motorrädern und Spürhunden eine Suche nach den Verbrechern vor. Der Wald wurde sorgfältig durchsucht, aber die Spuren der Mörder gingen bei dem Regen, der eingesetzt hatte, verloren. Auf dem Halle'schen Bahnhof wurde ein jun­ger Mensch von etwa 19 Jahren als der Teilnahme an dem Verbrechen verdächtig verhaftet. Der Verdacht ließ sich jedoch nicht aufrechterhalten. Die Mörder müssen sich bei dem Verbrechen mit Blut befleckt ha­ben, wie die Spuren, die sie auf ihrer Flucht hinter­lassen haben, zeigen. Ter Wagen, in dem das Verbre­chen verübt wurde, bietet einen furchtbaren Anblick. Das Blut ist durch die Tür herausgelaufen, die Treppe hinunter auf den Bahnsteig. Die Familien der Er­mordeten haben hohe Belohnungen ausgesetzt, die sich insgesamt mit der von der Eisenbahndirektion Halle- Hettstedt ausgelobten und den von den Behörden aus­gesetzten Belohnungen aus 110 000 Mk. stellen. Man nimmt an daß die Verbrecher den Raubüberfall auf Zrau Nette flhon am Tage vorbereitet batten.

^ Me russische Hungerkatastrophe in Zahlen. Die Zahl der hungernden Bevölkerung wird von der Sowjet­regierung mit rund 33Vs Millionen angegeben, wobei 28ps Millionen aus die Landbevölkerung und 5 Millio­nen auf die Bewohner der Städte entfallen. Hievon packte die Hand des Hungers 630 000 Säuglinge. 4 760 000 Kinder unter 7 Jahren und 5 895 000 Kinder unter 15 J.I c.r. Diese Zahlen, vre ourcyaus nicht erschöpfend sein können, da sie sich auf den Januar d. I. beziehen, beweisen, daß die russische Hunger­katastrophe bei weitem alle ähnlichen Erscheinungen; in Indien und China übertrifft, wobei die Zahl deri Hungernden 2025 Millionen selbst in den schwer-, sten Jahren nicht überstiegen hat. Allein im Gebiet der Wolga und des Ural beträgt die Zahl der Hungern­den 23 325 000 Menschen.

Dn» Vxp!»fio»r»«tzlSck i» Gleiw'tz.

WTB. Gleim tz, 10. Apfll. Zu der gestrigen Explosion wird noch wrtgetecki, daß die Friedhofkapille vollkommen dem Erdboden gleichgewccht worden ist. Ein« Leiche wurde ohne Beine im Waffn des Kanals vorxefundm. Bisher fand man auf dem Friedhof gegen 40 Stiel- und Eierhandgrana­ten. Dos Betreten der Unzlückrstälte ist jedem verböte«.

WTB. «er«», 10. April. Wie die ,B. Z. am Mittag' zu der Explosion auf dem Hüttenfriedhof in Gleiwitz erfährt, erfolgte diese » cht, wie msprüngl ch gemeldet, iu der Fried- hoskopelle, sondern in der Ernst der Grafe» Einstedel. Die französischen Besetzung Struppen erschienen gestern Mittag plötzl ch auf dem Friedhof und begobm sich sofort nach der gräflichen Gruft, um dort nach Waffen zu suchen. Es ist an« zuuehme«, doß fie durch «ine Denunziation auf ein dort be­findliches Waffenlager aufmerksam -«macht worden war. Die Franzosen stiegen, nachdem die Tür der Gruft geöffnet worden war, unter Führung des Bohrmeisters Häusler m die Gruft. Was sich dort ereignet hat, läßt sich bi» jetzt nur vermuten, da die an der Waffensnchung beteiligt«, Ueberlebenden, auch der Partner der Hütte von den Fran­zosen mitgenommen worden find und eine Darstellung der Vorgänge bither nicht gegeben wurde. Angeblich soll sich auch der Stellvertreter des Kreiskontrollems unter de« To­ten befinden.

WTB. Gleiwitz, 10. April. Der Kreikkovtrolleur oer- öffentlicht über die ExplofionSkatastrophe folgenden amtliche» Bericht: Am Sonntag, den 9. April, während einer Durch­suchung auf dem Friedhof der Kgl. Hütte wurde» i« der Kapelle des Friedhofs Waffen «nd Munition in großer Menge vorgesunde». Gegen 1.15 Uhr entstand beim Ab­trankport dieser Materials eine furchtbare Explosion, wo­durch die Kap'lle zerstört und die gegenwärtigen, sowie die in der Näh, sich befindlichen französische» Soldaten getötet wurde«.

Die durch dm technische» Dienst der Genietruppen vor- genommene Untersuchung ergab als Grund der Explosion eine gegen die Mauer der Kapelle abgebrannte Mrlinitmine, welch« zur Herbeiführung der Explosion mit einem Nach­zündersystem versehen war, «m im Falle einer Durchsuchung ein abscheuliches Attentat zu bewirken. Infolge dieser Kata­strophe beschließt der Kreiskontrollenr des Stadtkreises GleO witz, daß die öffentlichen Lokale, Theater, Konzertsäle »nd Kino» bis nach dem Leichenbegängnis der Verunglückte» ge­schloffen bleibe« »nd daß «ach dem Leichenbegängnis die­selben Lokale wie auch die Ausschenkm, Restaurants usw. um 8 Uhr abends bis auf weiteres geschloffen werdm müssen.

Dr«ck und Verlag der W- Riekeflschm VujdrnSrrei Mteustrig. Für dir SchristleiAmg verantwortlich: Ludwig Lank.