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Atteaßeis» Dienstag den 11. April.

^ Ishrgaag isrr.

Eröffnung der Konferenz von Genua.

Wer zähl! die Völker, nennt die Namen ?

Zum Beginn der Genueser Konferenz. "

ob. Nach Genua fuhren in den letzten Tagen die Son-- derzüge der Diplomaten. Nun sammelt sich am Golf von Genua, in der alten, schönen Stadt, die die Italienerta superba" (die prächtige) nennen, eine stattliche Zahl von Ministern und sonstigen Delegierten, darunter allein 700 Journalisten. Tie Konferenz von Genua ist der bisher größte Kongreß der Weltgeschichte. Alle früheren poli­tischen Zusammenkünfte hatten bei weitem nicht dieses Ausmaß. Tie alte Dogenstadt ist also zum Sammelpunkt der Vertreter der Machte geworden, die üb:r Europas Schicksal beraten sollen...

Im Hafen von Genua liegen stolze Schiffe, auch solche, die die deutsche Flagge am Heck führen, sind darunter. Ein H.imatgruß sind diese Schisse der deutschen Delegation. Unser Reichskanzler ist mit seinen Getreuen erschienen,- sie gehen einen schweren Gang. Schon spitzt der franzö­sische Reporter seinen Stift, um seinem Pariser Matt ein! Zerrbild zu geben von dem, was er hört und sieht. Tie Agence Havas" und Reuter sind schon am Werke. Was das bedeutet, ist jedem aufmerksamen Zeitungsleser sofort klar: Der Lügenfeldzug gegen Deutschland ist aufs neue ^eröffnet.,.

Lloyd George hat ans seiner Reise Paris berührt und mit Poincare eine Unterredung gehabt, deren Inhalt wir gestern ausführlich widergaben. Es bleibt immerhin merk­würdig, daß Lloyd George, obwohl sein Aufenthalt meh­rere Stunden dauerte, nicht nach dem Elysee fuhr, son­dern sich mit seinem französischen Kollegen ein Stell­dichein im Zuge gab. Man wird daraus ohne weiteres schließen dürfen, daß eine gewisse Verstimmung vor­herrscht. Und bringt die französische Presse heute oder morgen eine Schönfärbung, dann wissen wir erst recht, was die Glocke geschlagen hat.

Es muß wunder nehmen, daß Frankreich, das doch ohne Englands und Amerikas Hilfe niemals siegreich gewesen wäre, daß dasselbe Frankreich, das mehr als einmal nahe daran war, Frieden zu erflehen- heute wie der Hahn im Korbe in der Entente plaziert ist. Der gallische Hahn bläht sich aus und kräht sein Lied, und die anderen fallen m ähnlicher Tonart ein. Wer gegen Frankreich im Felde stand, wird wissen, wie wenig tapfer allein abgesehen von der vorzüglichen Artillerie sich die französischen Truppen im Weltkriege gezeigt haben. Zwei deutsche Helmspitzen genügten oft, um 3040 Franzosen in die Flucht zu schlagen. Das waren nicht etwa Ausnahmen, llkch heute ist Herr Poincare die leitende Seele in Genna! Ist das nicht geradezu ein Hohn der Weltgeschichte? Sagt Schiller nicht:Die Weltgeschichte ist das Welt­gericht"? Soll denn die glorreiche Nation ewig bei den Sternen thronen? Es ist jetzt noch nicht an der Zeit, aber unsere Nachkommen und, wenn es Gott gefällt, auch wir noch im Silberhaar, werden Frankreich gedemüligt fehen, es brauchen nicht eben deutsche Waffen zu sein, die es Niederschlagen, einmal kommt doch der Tag-

Wären wir Deutschen kein Volk von so hoher Kultur, st ginge es mit uns jetzt zu Ende. Kein anderes Volk im Morgen- und Abendland kann der deutschen Kunst und Wissenschaft je ebenbürtig werden. Unsere großen Tonschöpfer haben auch in London und Paris wieder eine Heimstatt gesunden. Und solch ein Volk steht heute gcdemütigt vor seinen Feinden!...

Genua! Ein Wort mit gutem Klang, Heimat des Columbns und anderer großer Männer der Wissenschaft! Genua, Tn schöne Stadt am blauen Golf, mit Deinen: herrlichen Hasen und Deinen stolzen Palästen. Der größte politische Kongreß tagt jetzt in Deinen Mauern! Sie strömen Heroin zu Deinen Toren, die Vertreter der Mächte mit ihren Sachverständigen und sonstig u Mi:-- arbeitern. Möge das Fazit ihres'Wirkens für unser deut­sches Vaterland von Segen sein!

Ilm noch einmal Schiller zu zitieren, wollen wir un­sere Betrachtung mit seinen Worten zu Ende führen, und kvenn wir uns das bunte Bild der Versammlung von Ge­nua vergegenwärtigen, ausrufen:

,Wer zählt die Völker, nennt die Namen,

Die gastlich hier zufammerchMenL" -..

Der italienische MiniPerprSfldent de Saeta eröffnet die Konferenz.

WTB. «e»»a, 10. April. Nachdem der italienische Ministe-pästdent de Facta zum Vmsitz'nden der Konferenz gewählt worden war und diese Wahl mit Dank angenommen hatte, hielt er eine Absprache: H-me, nachdem mehrere Jahre seit de« Friedensschlaß vergangen stad, stad wir noch weit von der Rückkehr zu normalen WirtschaftSlkben entfernt. ES leben in der Welt rmgrsähr 300 Millionen Menschen, die nicht produsteren oder mcht genügend produzieren, weil es ihnen an Arbeit und Traniportmit'eln fehlt, und weil das V rtrauen fehlt. Das ist eine Nachwirkung des K ieges. Ohne Vertrauen gehen große Kapaaliea aus den Finanz- zentre» nicht in die Länder, wo sie notwendig sind. Das V-rtrauen muß mau weder Herstellen, wenn man die wirt­schaftliche M cfchine wieder in regelmäßigen Gang bringen will Nunmehr ist es nicht möglich, auf die schwere Krise, die Europa durchschreitet, gleichgültig oder mit egoistischer Gefühllosigkeit zu blicken. Ohne Verzug müssen die Schäden geb.ffert werden und man muß sogleich handeln. Kein Volk kann sich dieser Verpflichtung entziehe», weil auch diejenigen, welche heute weniger leiden als andere, vielleicht morgen schon die Strafe für ihre Gefühllosigkeit erleiden wüsten. Es handelt sich also um eine große internattonale und rein menschliche Zusammenarbeit Der Geist der Zusammenarbeit und der gemeinschaftlichen Brüderlichkeit unter den Völkern ist es, der unserer Konferenz das chnakeristische Gepräge verleiht. Au»gestrichen ist hier die E inuerung an den Haß des Krieges. Wir sind nicht mehr Freunde und Feinde, wir find nicht mehr Sieger und Besi-qt«, sondern nur Men­schen und Nationen, die alle ihre K äst« gemeinsam zur Er­reichung eines gemeinsamen idealen Z e'es vereinigen wollen. Besonders in wir>schriftlicher Beziehung erscheint Europa heute in so viele, durch Schranken voneinander getcenme Lager aufgrteilt, daß einzelne Länder isoliert sind und einander in wirtschaftlicher Beziehung feindlich gegenüberstehen. Weiter­hin gibt es in Mittel- und Osteuropa -der, besonders Rußland, die immer im europäischen Wirtschaftsleben eine ä. Herst wichtige F nkrion gehabt haben und in Zukunft sicher wieder haben wüsten, die vollständig zu ihrem und unserem Schaden aus dem Umkreise der europäischen Wirtschaft aus- geschieden stad. Wir müssen also mit allen Kräften nach Mitteln suchen, um diesen anormalen Zustand abzuschaffen. Aber nicht dies allein ist unser« Ausgabe. Die Tagesordnung enthält eine Reihe von Wütschafts- und Finanzfragen, die alle Länder Europas angehen. Ei sind das Fragen, die für uns alle «ine gewlffe Prüfung mit sich bringen, eine kritisch» Prüfung unserer Poltttk: Finanz-, Wiltschafts-, Handels- und Tcansportpolitik. Die allgemeine Politik Italiens »ach dem Krieg« ist ständig eine Politik des Friedens nnd de» internationalen Zusammenarbeit ge­wesen. Italien wird mit allen Kräften und überhaupt diejenigen Beschlüsse unte> stützen, die am besten geeignet sind, einen dauerhaften Flieden und die Beständigkeit der Be­ziehungen zwischen den Nationen zu sichern. Scho» hat die W lt als Ergebnis der jüngsten Washingtoner Konferenz die große Wolke des st lle« Ozeans verschwinden sehen. Mit dem gleiche» Geist der Aufrichtigkeit und des gute« WllenS, der die Arbeiten der amerikanischen Konferenz be­seelte, wüsten wir in Genua für den Frieden arbeite». In winschaftlicher Beziehung wird sich Italien entschlossen für alle Bo,schlüge entscheiden, di« geeignet sind, die Völker ei­nander zu nähern und die natürlichen Wege des Handels wieder gangbar zu machen, und eS ist bereit, die Hinderniste zu bekämpfen, die der Entwicklung des Hand ls durch eine Politik der Verbote und Begünstigungen erwachsen find.

In finanzieller Hinsicht ist Italien geneigt, zu­sammen mit de» anderen hier vertretenen Staaten alle Lösungen zu prüfen, die darauf ausgehen, den allgemeinen Zustand der Staatsfii-anzen zu verb ffern, dm Geldumlauf etnzuschränkm, die W-chs'lkurse auszupleichen, di« Zusammenarbeit der stärksten Staaten mit den schwäch­sten prak isch möglich zu machen und auf dies« Weise auf allen gangbare« Wegen das Werk d-s europäische« Wieder­aufbaues zu erleichtern. Nach unserer Meinung muß ein großer Grundsatz alle Besprechungen und Beratungen be­herrsche», «ämtich, daß das Heil der internationalen Ge­sellschaft nur in einer großen Jueinklangsetzung zwischen der

Unabhängigkeit, Autonomie und Souveränität der einzeln«»' Staaten und der notwendigen Rücksicht, die jede« einzelnes Staat auf die gegenseitigen Beztehunzen und die Recht» an­derer Staaten und ihre Bürger nehmen muß, besteht. Ohne! diese Voraussetzungen ist kein Friede und kein nützliches« internationales Zusammenleben möglich. Ich vertraue fest! auf die Weisheit und auf dm Sin« aller hier Vereinigte«! und gebe dem heißen Wunsch« Ausdruck, daß d'e Konferenz! der Welt das Schauspiel erhabener und ruhiger Besprechnn- gm bieten ze und daß die allgemeine Fähigkeit, die Lei­denschaft der eigenen Ueberzenguug z« dämpfen, z« jenem- glücklichen Erfolg führe« kan«, von dem zum größten Teil! die Zukunft, der Friede und das Gedeihen Europas ab-, hänge«. i

Dr. Vieths Rede bet der Eröffnung.

WTB. Genna, 10. April. (Spezia bericht des WTB.)! In seiner Rede bei der heutigen Eröffnung der Genueser' Konferenz dankt« Reichskanzler Dr. Wcrth der italienische« Regierung für die freundliche Aufnahme in der berühmten- und altehrwürdigen Start Genua an de« gesegneten Strand ' des Ligurtsche« Meeres, an dem zu allen Zetten schon die Kranken aus aller Welt Linderung ihrer Leide« und Gene­sung von ihre» Krankheiten gefunden haben. Reichskanzler, Dr. Wirth fuhr daun fort: Luch wir suche» hier, Heilung von einer anderen Art von Krankheit, welche nicht Einzelne, sondern ganze Völker und die ganze WÜt ergriffen hat, den« die ganz« W-lt ist heute wirtschaftlich krank und in Gefahr, eine« Siechtum zu erliege», da» viel verhängnisvoller wäre für die Zukrnst der Menschhett als die Seuchen, welche von Zeit z« Zeit die Mensche» heim­suche». ES ist ein tröstlicher Gedanke, daß die Einderufuug der Konferenz von Genua ein Zeichen ist für die wachsmde Erkenntnis, daß die wirtschaftliche und finanzielle Unorduung di« Zusammenarbeit und die prophylaktische Zusammenarbeit aller Völker notwendig gemacht hat. In letzter Stunde, in einer Stunde, in der die Not aufs höchste gestiegen ist, hat sich diese Erkenntnis durchgesetzt und hat zu dem Eatschluß grsührt, die Völker als die Aerzte ihrer selbst und der Ge­samtheit zu versammeln. Dm hohen Zielen und der bren­nende« Not entspringt es, wenn die Konferenz in dem streng­sten Bewußtsein zrrsammentrttt» - «ur sachliche Zusam» «»«arbeit «»- ernstester Wille zu etur« Erfelg führe» kämen. Dies ist die Aufgabe, die zu lösen uns gefetzt wird. Wir müsse» nu» eutschließe», -ie wirtschaftliche« Probleme al» ret» wirtschaftliche zu erkeune» nutz sie va» -e« poli­tische« Ziele« nutz D ffereuzr» lolzulöseu. Alle Völker der Erde bilden, wirtschaftlich gefehm, eine große, unlösbar verbundene Einheit. Auch das kleinste Glied in der Kette der Weltwirtschaft kann nicht verletzt werde», ohne daß die Kette reißt. Darum muß der G.uadsatz der Gleichberechtig­ung aller Völker bei unserer gemeinsamen Arbeit herrschen. Die Reichsregierung hat eine schwere Verantwortung auf sich geladen, bei der jetzigen unsicheren Lage unseres Landes und Volkes das Schwergewicht ihrer politische» Tätigkeit vielleicht auf Wochen hinaus zu verlegen. Aber noch schwerer wäre die Verantwortung gewesen, vor» dieser Konferenz fern z» bleiben und sich an der Aufgabe der gemeinsamen Lösung der eu opäischm Probleme nicht zu b teiligen. Die -eutsch» Regierung ist i» vollstem Siuue bereit, a« de» ber Kon­ferenz gestellte» »«fgabe» mttzvwirre» t« -er H»ff»»»g, - avch -ie a»-ere« hier vers»«melte» Mächte t» -e« gleiche» Geist mttar-eite» wer-«». Dieser Geist muß ge- tragen sein von der Bereitschaft, das Mißtraue« zu beseli­gen, das seit vielen Jahren die Wrltatmosphäre trübt, und von der Bereitschaft aller, wen» es nötig wird, für das Wohl des Ganzen auch Opfer z« bringen und auf eng ge­sehene Interessen zu verzichten. Die Auffassung, daß es der wirtschaftliche Vorteil eines Landes ist, wenn es dem andere» Lande schlecht geht, ist durch die wettwirtschaftliche EMficht bereits längst überwunden worden, die erkannt hat, daß das Blühen des einen Landes allen anderen Länder« zum Vor­teil wird und daß ein allgemeiner Wohlstand dm Friede» verbürgt. Die europäische» Staaten müssen daher mit Ent­schlossenheit und Mut auf dem gegenwärtigen Wege Halt machen, zu dem System des unbehinderten Handels zurück- kehren und den Wirtschaftsverkehr von allen Fessel» srei- machen. Ueberall wartet man darauf, ob von Genu» eine Heilsbotschaft in die Wett gehen wird. Ein Mißlinge» der Konferenz würde eine schwere Enttäuschung für alle hoffen­den Vöcker bedeuten, die bestehende Wirtschaftskrise ins Un­erträgliche steigern und ein Tod aller Zuversicht sei», die uns so not tut, wenn wir die Welt wieder aufbanen wolle».