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Die „politische Ruhe".
In England Wersen die kommenden Neuwahlen schon seit einiger Zeit ihre Schatten voraus. Die Parteiführer treten deshalb mehr als bisher an die Oeffentlich- keit, machen Stimmung und bereiten den Boden für die Schlagworte vor, unter denen dann der eigentliche Wahlkampf geführt wird. Asquith, der Führer der oppositionellen Liberalen, d. h. des linken Flügels, der nicht mit Lloyd George an der Koalition beteiligt ist, hat <nn 20. Januar eine bedeutsame Wahlrede gehalten, die auch für uns Deutsche von Interesse ist. Aus feiner, Worten geht wieder einmal ganz klar hervor, daß England auf wirtschaftlichem Gebiet feines „Siegs" nicht froh w rden kann. Die Arb eitslv sigkeit dauert in „noch nicht dagewesenem Maß fort" und koktet dem Staat allein an Unterstützungen 40 Millionen Gold- mark in der Woche. Also Summen, die um ein Vielfaches den eintreibbaren Anteil Englands an den deutschen Entschädigungszahlungen übersteigen. Daß es soweit gekommen ist, ist allerdings eigene Schuld der englischen Politik, die sich zum Schaden des Landes von Frankreich ms Schlepptau nehmen ließ. Das Londoner Ultimatum;, he für England nur schwere Nachteile im Gefolge gehabt. Als verhängnisvoll muß auch der große Einfluß bezeichnet werden, den die englische Industrie in ihrer -Furcht vor deutscher Konkurrenz aus die Entschließungen der englischen Politik gehabt hat. Asquith, der vor allem «nglische HÜ-ndel skr eise hinter sich weiß, hält die Machteile, die durch Verarmung des deutschen Käufers Hpr England entstehen, offenbar für sehr viel größer als die Vorteile, die eine gewaltsame Niederhaltung der dent- Men Konkurrenz mit sich bringen kann. Er stellt sich Damit entschieden in Gegensatz zu der von Lloyd George Htdtsächlich befolgten Politik gegenüber Deutschland.
Asquith kritisiert die Friedensverträge, die der erschöpften Welt nur neue Verwirrungen und Unruhen gebracht Hätten. Ohne Abänderung der unmöglichen Bestimmungen des Versailler Friedensvertrags sei eine wirkliche Gesundung unmöglich. Von dieser Erkenntnis sind die leitende Staatsmänner der Entente bisher noch sehr w.it «mtsernt gewesen. Für uns können die Worte Asquiths nur dann als wirklich bedeutungsvoll erscheinen, wenn Ase >— was nicht ganz zweifelsfrei aus ihnen hervorgeht—- unter einer Abänderung des Versailler Friedensvertrags sehr viel mehr verstehen, als nur eine Erleichterung unserer Tributpslicht.
si Gleichzeitig mit Asquith hat auch Churchill, der Führer der e Koalitionsliberalen, über die wirtschaftliche Rage gesprochen. Er hält die Koalition auch für die Zu- klnft noch für notwendig. Der seinerzeit in das Kriegs- rabinett eingetretene Teil will sich sogar endgültig als eigene, Partei (die „Nationalliberalcn") austnn. xsiMus Churchills Rede geht die Sorge um die englische Wirtschaftslage nicht weniger klar hervor als aus den Ausführungen von Asquith. Auch er hat erkannt, daß ie Arbeitslosenfrage dringend internationale äßnahmen nötig macht. Auch er spricht sich für die Förderung der Kaufkraft der Künden Englands aus. Er Kennzeichnet die Grundrichtung der heutigen englischen Außenpolitik, treffend, wenn er davon spricht, deß es darauf ankomme, „eine Periode der politischen Ruhe herbeizuführen, die nicht nach Monatm, sondern nach Jahren berechnet werden könne." Diese politische Ruhe, diese Frist für den Wiederaufbau des englischen Handels und der englischen Finanzen, suchen Lloyd George und Churchill bekanntlich durch ihre Politik der Garantieverträge zu erreichen. Die nach dem Zusammenbruch der Mittelmächte festgesetzten neuen Grenzen sollen von allen Ländern, auch von den verstümmelte.: Ländern selbst, garantiert werden. Damit soll, wie es scheint, auch die französische Politik an neuem Grenzraub gehindert, vor allem aber jeder Versuch der Rückgewinnung geraubter Gebiete für Deutschland unmöglich gemacht, werden. Die so geschaffene „Ruhe" soll dann dem englischen Handel zugute kommen, i Gegenüber diesen Zielen der englischen Politik wird Deutschland immer darauf Hinweisen müssen, daß eine dauernde Festigung der Lage, eine wirkliche Ruhe für > Europa und die Welt auf dem Boden des Versailler Vertrags völlig undenkbar ist. Ter Zwangsfrieden von Versailles ist nichts anderes, als die Verewigung der Erschütterungen, au denen die europäische Wirtschaft heute wet.
l-. Zum Tod des Papstes ?
D Die Trauer in Rom. i
k Rom, 24. Jan. Das gestern mittag in die Peters- : Krche zugelassene Volk zog schweigend an der Kapelle der Hl. Hostie vorbei, hinter deren Gitter die Leiche des - Papstes ausgebahrt ist. Ein einfacher würdiger Katafalk i in der päpstlichen Trauerfarbe rot gehalten und von vier ' Mobelgardiflen bewacht, von hohen Kerzen beleuchtet und - ohne jeglichen Blumenschmuck. Die Leiche des Papstes, i die ein kaum verändertes Gesicht zeigt und dem Publikum ; Angewandt ist, liegt in der Goldmitra im roten Pontisikal- f gewand da. Darüber ist eine violett und gelb gestreifte ( Doppelpelerine geworfen. Nach anfänglichem gefährlichem ! Andrüngen der feit drei Stunden harrenden Menge, - vollzog sich der Zugang geregelt unter starkem Aufgebot ' von italienischem Militär, das auf der Freitreppe und . innerhalb der Peterskirche Ordnungsdienste versah. Der : Königspalast Quirinal und der Palast der Königin-Mutter , haben Halbmast beflaggt, was im Vatikan einen beson- f ders günstigen Eindruck gemacht hat. Zluch im übrigen ' amtlichen Italien haben Trcmerkundgebungen stattgefun- f den. Der Justiz- und Kultusminister Bodino und ' Unterstaatssekretär Longo notti statteten der Leiche ci- f neu Besuch ab. Die Regierung hat die Schließung des i Lheaters, der Kinos und Schulen zum Zeichen der Trauer f ungeordnet. Montag früh wird erstmals seit 1870 der f Tod des Papstes durch zwei Prälaten der apostolischen j Kirche der Staatsbehörde aus dem Kapitol amtlich mit- f geteilt. Der Gcmeinderat hob die gestrige Sitzung nach f der Trauerrede des Bürgermeisters auf. Auch der ita- ' Renvichp Staatsanzeiger veröffentlicht an der Spitze i des Blatts die Todesanzeige mit Trauerrand. !
Die deutsche» Kardinale reisen zur PaPsMahl. ,!
Berlin, 24. Jan. Der „Germania" zufolge wird ' Kardinal Pertram sich heute von Breslau nach Rom - Hur Papstwahl begeben. In München wird er mit Kar- i dinal Faulhaber und voraussichtlich auch mit Kardinal ! Schulte (Köln) Zusammentreffen, mit denen er gemein- l meinsam die Reise sortsetzen wird. An der Papstwahl wer- f den acht deutsch-sprechende Kardinale teilnehmen und zwar ? außer den drei Genannten der Erzbischof von Wien, K c- f dinal Pfifsl, und die beiden Kurien-Kardinäle Frühwirth - und van Rossum. ..-k -
Benedikt XV. letzter Plan. -WM -
München, 24. Jan. Des Papstes letzter Plan war, - wie „Popolo Romano" berichtet, der Konferenz von > Genua gewidmet. Er war im Begriff, einen Brief > an den Erzbischof von Genua zu senden, um die Grund- l sätze des Heiligen Stuhls über die europäischen Fragen darzulegen. Der Brief sollte am Vorabend der Konferenz - veröffentlicht werden. Der Papst ist über die ersten ein» - leitenden Sätze nicht hinausgekommen, in denen er seiner > Freude darüber Ausdruck grbt, daß seiner Vaterstadt die Ehre erwiesen werde, eine Völkerversammlung zu be- f Herbergen, der die Aufgabe Zufälle, die Welt aus dm f moralischen und materiellen Nöten des großen Kriegs » M befreien. .. .. ?
Neues vom Tage.
. - Ter Kampf um die neuen Steuern. """ "
, Berlin, 24. Jan. Der „Vorwärts" (soz.) schreibt, die Reichstagsfraktion der Sozialdemokratischen Partei sei in ihrer gestrigen Besprechung einig gewesen, daß ein Regierungswechsel bei der gegenwärtigen außenpolitischen Lage ein großes Wagnis sei, aber man dürfe auch vc' der Regierungskrise nicht zurückschrecken, um das geforderte Opfer des Besitzes als Gegengewicht gegen die Verbrauchssteuern zu betonen. Die Steuerfrage dürfe nicht in die Bahn der „großen Koalition" gedrängt werden. Wenn die bürgerlichen Parteien eine Politik in ihrem Sinn machen wollen, dann werden sie dre^Srgänzung zur Mehrheit ganz rechts suchen müssend Die Sozialdemokratie, sei damit einverstanden, dchß die von ihr geforderte Erfassung der Goldwerte zunächst in der Form der Zwangsanleihe, die kommen müsse, erfolge. Die Frage sei, ob die Zwangsanleihe in der gewöhnlichen Höhe oder in beschränktem Umfang oder zunächst gar nicht verzinst werden solle. Meinungsverschiedenheiten bestehen aber auch über die Höhe der Verbrauchssteuern, die Umsatzsteuer der Genossenschaften (Konsum- Vereine), die Bewertung der Kunst gegenstände bei der Bemessung der Vermögen. Die Lage werde da
durch verschärft, daß die Reichsregierung bis zum 27 . -Wnuar der Wiederherstellungskommission den Reform- plan vorzulegen habe.
Ter 1. Mai «nd der S. November gesetzliche Feiertage?
Berlin, 24. Jan. Die sozialdemokratische Neichs- tagsfraktion hat im Reichstag einen Antrag einge- vracht, den 1. Mai und den 9. November als gesetzliche Feiertage des deutschen Volks zu erklären.
i Poincare «nd die Schuldfrage.
München, 24. Jan. Herr v. Siebert, bis zum Krieg Sekretär der russischen Botschaft in London, gibt in den „Münch. N. N." folgende „An Poincare" Kerichtete Erklärung ab: „Der französische Ministerpräsident Poincare hat soeben in der französischen Kammer erklärt, daß die kürzlich veröffentlichte Korrespondenz zwischen dem russischen Minister Ssaso- now und dem damaligen russischen Botschafter in Paris Jswolski eine Fälschung sei. Sollte Poin- cares Behauptung sich auch aut die von mir in meinem Buch „Diplomatische Aktenstücks zur Geschichte der Ententepolitik" und neuerdings in den „Süddeutschen Monatsheften" veröffentlichten zahlreichen Briefe von Ssasonow und.Jswolski beziehen, so erkläre ich Poin- eares Behauptung für eine Lüge und bin des fer-. neren bereit, den russischen, französischen und englischen Urtext der von mir veröffentlichten Aktenstücke einer neutralen Kommission oder jeder neutralen Negierung, die zur Prüfung bereit ist, vorzulegen.'" (In England wird der Erklärung Poincares, daß seine Briefe an Jswolski und Ssasonow gar nicht existieren, wenig Glauben beigemessen.)
Zusammenkunft zwischen Poincare und Lloyd George?
Paris, 24. Jan. Aus London wird gemeldet, daß demnächst eine Zusammenknnft zwischen Llohd George und Poincare stattfinden soll, trotzdem Poincare gegen Konferenzen dieser Art ist und die Diplomatie alten Stils vorzieht. Nach den Abmachungen in Cannes habe England sich einverstanden erklärt, auf einen Teil seines Anspruchs auf die Entschädigungsleistungen zu verzichten, um dafür Frankreich und Belgien einen größeren Teil zu überlassen. Durch dis Haltung Poincares veranlaßt, habe aber England jetzt wieder auf den Versailler Vertrag zurückgegriffen, nach dem ihm 20 Prozent der deutschen Zahlungen zufallen müssen. Man nimmt ferner an, daß Frankreich den Vorschlag mache, Deutschland mit einer Anleihe beizuspringen. Dazu würde Frankreich aber England brauchen, um die Gelder zu beschaffen. (Von französischer Seite ist die Meldung noch nicht bestätigt.)
In Paris gilt es als sicher, daß Poincare an der Konferenz in Genua teilnehmen wird.
Lord Grey für englisches Einvernehmen mit Frankreich.
London. 24. Jan. Der frühere Außenminister Lord Gr eh hat gestern seine Rede in der Parteiversamm- lrmg der Unabhängig-Liberalen gehalten. Sie kann als die Rückkehr Greys in die Politik angesehen werden. Er verlangt eine Besserung des Einvernehmens zwischen England und seinen Verbündeten. Seit den letzten Neuwahlen habe England ein Unterhaus, das jeder Politik zustimme, mag sie noch so überspannt gewesen sein. Der Oberste Rat habe das aufrichtige Vertrauen, das zwischen England und Frankreich so viele Jahre bestand, untergraben. Solange dieses nicht wieder hergestellt sei, werden alle Versuche zum Wiederaufbau Europas behindert sein. Mit den Mitteln und Wegen des Obersten Rats werde aber dieses Vertrauen nicht wieder hergestellt werden können.
Die Kämpfe in Ostsibirien.
Riga, 24. Jan. Nach einer Moskauer Meldung aus Tschita sollen die nationalistischen Truppen über dis Aufständischen einen Sieg erfochten haben. In Wladiwostok seien 500 Offiziere und Beamte von Wränget- Leer an'-'kommen, weitere werden folgen.
Englische Beeinflussung des deutschen Steuerplans?
Berlin, 24. Jan. Der Pariser „Matin" läßt sich! aus Berlin melden, die englische Regierung habe in Berlin Mitteilen lassen, daß ihr die „Erfassung der Sachwerte" unangenehm sei: die deutschen Parteien sollten sich auf eine Zwangsanleihe einigen. — Die „Berliner Ztg," glaubt, daß es sich hier um einen fran- zwischen Persuch handle, die Sozialdemokraten unsicher zu machen und die Steuerverhandlungen zu verwirren. Frankreich suche einen Grund für Gewalt-, Politik, wenn die Einigung über die Steuern sich zerschlüge.
Ans dem Zelt Ins „Zimmer".
Berlin, 24. Jan. Nach der „Berl. Ztg." sind dis letzten deutschen Krieasgesangenen aus dem Zelll-mer