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WkmßeiH, Mittwoch Ärs 4. Januar
Jahrgang LML
W. W. Nicht nur die Verhandlungen"im Neichskohl.-nr- «t, vielmehr noch die Mitteilungen der Eisenbahnverwal--^ vngen, daß die Kohftnvorräte zusammengeschmmpst sind,« xigen die Größe und den Umfang der Kohlennot. Wenrtz mch die Förderung im November gestiegen ist, wenn auchk iie Gesamtförderung für 1921 voraussichtlich um 5 ode« » Millionen Tonnen Steinkohlen höher sein wird als. Ä20, so ist damit doch keine Gewähr für die lieber- »indung der Kohlennot geboten, im Gegenteil, ihre Schärfe« vird noch zunehmen, da unS trotz aller Abmachungen »er größte Teil der Förderung in Oberschlesien verloren >ehen wird. Diese Förderung ist aber bei den statisti- chen Angaben immer berücksichtigt worden und hat viele iber die Gefährlichkeit der Lage getäuscht. Tie Gesamt- nenge an Steinkohlen, die uns aus der Förderung im Znland noch zur Verfügung steht, beträgt ohne alle Ab- Kge nicht viel mehr als 115 Millionen Tonnen. Da- wn sind die Lieferungen für den Verband mit 25 Milionen Tonnen abzuziehen. Was bleibt, reicht nicht aus, ne Bedürfnisse des Verkehrs, der Industrie und der Landwirtschaft zu decken, selbst wenn der Hausbrand mrchweg auf die Braunkohle verwiesen wird.
! Tatsache ist, daß es nicht möglich war, die Liefe- «ngen an den Verband auszuführen, fodaß die Wieder-^ »erstellungskommission schon das Verbot der Kvhlen- msfuhr nach neutralen Ländern verlangt hat. Tatsache st auch, daß die Eisenbahn einfach die für die Industrie »estimmte Kohle beschlagnahmt, weil ohne diese Gewalt- naßnahmc der Verkehr zum Teil zum Erliegen gewinnen wäre. Dafür hat die Industrie mit wachsenden -tchwierigkeiteil zu kämpfen. Welche Werte hier auf «em Svrel stehen, welche volkswirtschaftlichen Verluste nsher schon durch den Kvhl.nmangcl entstanden sind, ;eht daraus hervor, daß die Industrie nicht in der Lage vor, die verhältnismäßig günstige Wirtschaftslage voll «rszunutzen. Weg n Kvhlenmangels mußte sie auf man- hes belangreiche Auslandsgeschäft verzichten und damit mch auf die Beschaffung von Devisen, die für den Kohstoffbezug unentbehrlich sind. Neue Rohstoffe bedeu- en wirtschaftlich neue Beschäftigung. Die Kohlcnnot wird n der nächsten Zeit an Schärfe zunehmen, ganz abge-- ehen davon, daß der Kvhlemransport durch den uninnigen Streik der Eisenbahner Westdeutschlands vor- tbergehend in völlige Stockung geriet. Was immer mch die deutsch-polnischen Verhandlungen ergeben wer- »en, es ist wenig wahr scheinlich, daß der Osten Deutschlands wie bisher mit oberschlesischer Kohle versorgt toer- >en kann. Daß wir die Braunkohlenförderung steigern können, bietet dafür keinen Ersatz. Industrie und Verkehr sind nun einmal auf die Steinkohlen angewiesen, nicht nur aus technischen, sondern auch noch mehr ms wirtschaftlichen Gründen. Heute genügt die Förderung an Steinkohlen nicht mehr, um nur die wichtigsten Verbraucher zu versorgen.
Indessen handelt es sich nicht nur um den Inlands- Verbrauch, wir .aussen auch em Mehr an Steinkohlen Ordern, um hochwertige Ausfuhrgüter zur Versitzung zu haben. Es hat sich nun gezeigt, daß der Fort- M der Ueber schichten nachteilig auf die Förderung wirkte. Am 14. März 1921 stellten die Bergleute im Ruhrgebiet das Verfahren von Ueberschichten ein. Die M i n d e r förderung ist bis Ende Dezember auf «und 900000 Tonnen Steinkohlen zu schätzen. Dabei dgen die Ueberschichten betriebstechnisch ungünstig, «veil sie nur an zwei Tagen in der Woche verjähren wurden. Das bedeutete betriebstechnisch eine Energievergeu- mng, weil sich die Förderungsanlagen an den übrigen Arbeitstagen nicht voll ausnützen ließen. Wenn sich >ie Bergleute für die Wiedereinführung der Neberschich- len entscheiden, so ist es notwendig, sie auf alle Arbeitstage zu verteilen, um so die sonst unvermeidliche Verteuerung der Förderungskostrn zu verhindern.
Was bedeutet »Kontrolle"?
W. W. Wenn ein Wort allzu oft ausgesprochen wird, verschiebt sich für viele, die es hören, die Bedeutung. Bo droht es mit dem Worte „Kontrolle" zu gehen. Seit Monaten «vird von bevorstehenden Eingriffen unserer Gläubiger in unsere Finanz- und Staatsverwaltung geredet. In Deutschland wächst die Zahl der Menschen, die erklären: „Bei unserem emschlußjchwach:!', verhetzten Volk hilft nur «och der Druck von ««Len'."
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Andere wieder meinen, daß bei einer auswärtigen Finanzkontrolle nicht mehr, sondern weniger herauskommen werde als bei der bisherigen deutschen Finanzpolitik und daß daher Kontrollversuche nur von kurzer Dauer sein würden. Für einen richtigen Deutschen dürfte es eigentlich nur den einen Standpunkt geben: Aus eigenem Antrieb alle Anstrengungen zu machen, um eine fremde Finanzkontrolle zu vermeiden.
Wem mit dem Hinweis aus das Unwürdige einer fremden Kontrolle nicht beizukommen ist, möge sich vergegenwärtigen, welchen Zweck die Kontrolle haben würde. Es steht fest, daß England bereit ist, auf einen großen Teil seiner Finanzanfprüche gegenüber seinen ihm verschuldeten europäischen Bundesgenossen, wie auch gegenüber Deutschland zu verzichten. Durch diesen Verzicht dofft England seine Ueberlegenheit im Welthandel wieder herzustellen und rm besonderen die durch die Verhältnisse erzwungene deutsche Schleuderkonkurrenz auf dem Weltmarkt zu beseitigen. England wird aber auch den normalen und gesunden deutschen Handel bei dieser Gelegenheit ein für allemal lahmzulegen suchen. England dürfte also seinen Einfluß auf die deutsche Finanzkontrolle dahin geltend machen, daß Deutschlandx aufhört, im bisherigen oder im Vorkriegs-Um ang Aus- sriftr r:i treiben. Das beoeiu. ..«.für. Deutschland eine -.ürct:'.erliche Verschärfung der Arbeit s- frag« unter gleichzeitigem Fortfall ausreichender Für- sorgetätigkeir durch das Reich. Die bisherige Handhabung des Entschädiginrgsprogrammes drohte uns mit finanzier' lem Ruin, die kommende „Revision" beschwört über uns die Gefatft einer Wirtschaftskatastrophe größter Umfangs herauf. Eine Auslandskontrolle würde für uns keine Erleichterung, sokldcrn eine ernste Erschwerung bei Lage bedeuten.
Neues vom Tage.
Großadmiral von Tirpitz über seinen Rücktritt.
Berlin, 3. Jan. Zn der am 6. Januar erscheinenden Nummer des „Grenzboten" veröffentlicht Großadmiral Tirpitz unter dem Titel „Mein Abschied" einen Artikel, dem insofern geschichtliche Bedeutung zukommt, als er die persönlichen und sachlichen Gegensätze beleuchtet, die im Großen Hauptquartier miteinander rangen. Der T U. zufolge stellt Tirpitz fest, dqtz, entgegen der Behauptung Bethmann-Hollwegs, die Pressekontrolle bei der Marine gemäß der schon im Frieden erlassenen Mobilmachungsbestimmung nicht dem Marineamt. sondern dem Admiralstab unterstellt war. Diese Feststellung ist deshalb wichtig, weil der Artikel der „Deutschen Tageszeitung", der den Unwillen des Kaisers erregt hatte, dazu benutzt werden sollte, die unsachgemäße Handhabung der Pressezensur seitens des Marineamtes abzuweisen und den Rücktritt des Großadmirals von Tirpitz zu erzwingen. Dann kommt Tirpitz auf die Gründe seines Rücktritts zu sprechen. Seine „Krankmeldung" vom 8. März 1916 sei erfolgt, als der Admiralstabschef mit der amtlichen Mitteilung nach Berlin zurückgekehrt war, daß der Tauchbootkrieg endgültig aufgegeben sei. Durch die Ausschaltung dieser wichtigsten Kriegswasfe, die nur aus politischen Gründen nach dem Willen Bethmann-Hollwegs erfolgte, war nach der Ueberzeu- gung des Großadmirals Tirpitz mit großer Wahrscheinlichem mit einem verlorenen Krieg zu rechnen, wenn nicht der Frieds bald zustande kam. Tirpitz erblickte in der Entscheidung eine starke Verletzung der ihm zustehenden Rechte und er verlangte, daß die Entscheidung rückgängig gemacht werde. Die Antwort war die Aufforderung an ihn, seinen Abschied einzureichen
Ter Eisenbahnerftreik beendet.
Berti«. 3. Jan. Der Aufforderung des Vorstands des Deutschen Eisenbahnerverbands, den Ausstand zu beenden, ist in Berlin und den meisten Bezirken des Westens mit wenigen Ausnahmen Folge geleistet Worden.
Französisches Kapital in Dberfchkesie«.
Verki«, 3. Jan. Nach dem „Berk. Tagebl." soll in Oberschlesien eine franzö ich Polnische Bank mit einem Kapital von 200 Millionen deutschen Mark gegründet werden, das zur Hä sie von Po en übernommen wird. Das Geld wird von französischem Privatkapitak gegeben.
Beschränkung der Bcsatznngsko'te«?
Brüssel, 3. Jan. In Cannes soll der Vorschlag gemacht werden, die Kosten für die Besatznngsheere auk 40 Millionen Goldmark zu beziffern. Die Länder,
die diese Summe überschreiten, sollen in Zukunft blasen Fehlbetrag aus ihrer Tasche bezahlen.
Briand über ein englisch-französisches Bündnis.
Paris, 3. Jan. Briand hat vor seiner Abreise nach Cannes einem Berichterstatter der Londoner „Daily Mai erklärt, der Schlüssel für die Regelung der europäischen Lage liege in der Sicherheit Frankreichs. Ein Bündnis zwischen Großbritannien und Frankreich, wie es Frankreich bereits vorgeschlagen, bisher aber noch nicht erreicht habe, wäre der beste Beweis dafür, daß das französische Flottenprogramm in keiner Weise gegen England gerichtet sei. Dieses Bündnis wäre auch der Ausgangspunkt für den Wiederaufbau Europas; dann könnten nach und nach andere Bündnisse daran geknüpft werden, etwa in der Art des Abkommens über das Stille Weltmeer.
„Daily Mail" schreibt an anderer Stelle, daß in Frankreich die überhand nehme, daß man die
Tauchboote auf das Scittelmcer beschränken könne und sie auf keinen Fall als Zerstörer von Handelsschiffen gebrauchen würde, wenn England seinerseits die Sicherheit der atlantischen Küste gewährleisten würde. Wenn diese Frage in Cannes zur Verhandlung komme, so werden die französischen Vertreter alles daran setzen, um England in dieser Hinsicht zu beruhigen.
Frankreichs schwerer Standpunkt in Cannes.
Paris, 3. Jan. Der „Jntransigeant" beront, daß die französisch-englischen Gegensätze aus der Konferenz von Cannes in Gegenwart der italienischen, belgischen, japanischen und sogar amerikanischen Zeugen aufgeklärt würden. Der französische Standpunkt sei, Deutschland könne zahlen. Frankreich werde daher in Cannes einen schweren Stand haben und es müsse vor allem auf der Bestätigung des Wiesbadener Abkommens bestehen.
Unzufriedenheit mit der Sachverständige,r-Konfercrrz.
Paris, 3. Jan. Gegen die Pläne, die aus der Konferenz der Vertreter von Industrie und Handel in Paris beraten wurden und die sich agf Ansichten Lloyd Georges gründen sollen, werden von belgischer Seite starke Bedenken erhoben, weil man glaubt, die belgischen Interessen seien bei dem beabsichtigten Wiederaufbau Rußlands nicht genügend berücksichtigt gegenüber der Beteiligung, die England, Frankreich, Amerika und Deutschland zugedacht sei. Von belgischem Kapital seien schon vor dem Krieg drei Milliarden Franken in Rußland angelegt gewesen, Belgien habe als» Anspruch auf höheren Anteil an der privaten Wiederaufbaugesellschaft, als vorgesehen sei. Die belgischen Minister Theums und Jaspar werden ans ihrer Reis^ nacw.Cannes Gelegenheit nehmen, über die Angelegen- heitHmit der belgischen Vertretung in der Wiederher- steW n gskommiss ion^ zr ^ shrechen—
Die Londoner „Times"
Wiederaufbaugesellschaft sei .. ——
misse aber in ihren Plänen die Angabe, gangomctti Wege zu ihrem Ziel. ^
Um die Anwendung der Tauchboote. E
Paris, 3. Jan. Reuter bestätigt die Meldung/da man in Washington bei Beschlußfassung über die Nn- wendung der Tauchboote aller Wahrscheinlichkeit'nachs zu einer Art Füns-Mächte-Abkommen gelangen würde. Dieses Fünf-MSchte-Bündnis in der Tauchbootfrage war ein Vorschlag des englischen Vertreters Balfour
Französisch-japanische Geheimabmachunge« über Sibirien. <-i
Haag, 3. Jan. Der Washingtoner Berichterstatter des „Handelsbladet" hatte aus zuverlässiger Quells Nachrichten bekommen, daß geheime Verhandlungen« zwischen Frankreich und Japan in der Zeit zwischen dem Vorschlag des Präsidenten Harding zur Abhaltung einer Abrüstungskonferenz und der Eröffnung dieser Konferenz bestanden haben. Die Verhandlungen sollen die französischen und japanischen Interessen in Sibirien zum Gegenstand haben. Im Hinblick auf die Haltung Frankreichs und Japans auf der Washingtoner Konferenz befürchtet man, daß nach den „versöhnenden" Abmachungen in Washington Über den freien Osten e-pe neue Mächtegruppierung beabsichtigt werde e für den Weltfrieden verhängnisvoll werden kön.ue.
Die Sr«it!l«u»ie» i« Krzdergermord.
lieber eine am Montag in Offenburg gehaltene Be- Arechung über den Stand der Ermittlungen in der Mordsache ErzLerger wird berichtet, es sei eine Uebereir»- stimmung dahin erzielt worden, die Untersuchung in der Frage der Geheimbündelei wegen der Teilnahme an d«, „Organisation 6" dem Münchner Gericht zu übertrage«, da sich die Leitung der Organisation in München befun- den hatte. Festgestellt wurde ferner, daß die seinerzeit in München verhafteten Personen ebenso wie die als Mör
schreiben, der gute Wille derZ sei anzuerkennen, man Ver-H