Verständig« mit de« Eisenbahner«.
Berlin, 2. Jan. Am 31. Dezember nachmittags ist bei den im Mckeh: -Ministerium geführten Verhandlungen mit den Eisenbahnerverbänoen endlich die Ver-j Kündigung zustande gekommen. Darnach tritt für di«! Arbeiter das vom Reichstag beschlossene Ortsklassen- herzeichnis mit den bis 1. Mai noch zu beschließenden Aenderungen schon mit Rückwirkung bis 1. Oktober 1921 in Kraft. Wo bisher in den Lohntarifverträgen Zuschüsse vereinbart waren oder im neuen Ortsklassenverzeichnis vorgesehen sind, werden sie vorläufig um 1 Mark für die Stunde ab 1. Oktober 1921 erhöht. Die allgemeinen Verhandlungen über Gehalts- und Lohnbedingunaen sollen am 5. Januar beginnen, wobei die Zuschüsse endgültig vereinbart werden. Im besetzten Gebiet erhalten die Arbeiter neben den Zuschüssen eine Zahlung von 1000 Mark. Maßregelungen «egen des Streiks finden nicht statt, die Streiktage «erden aber nicht bezahlt. — Damit haben die Eisen- öahnerverbände im wesentlichen ihre Forderungen erreicht
Inanspruchnahme der deutsche« Anslandsguthaben.
Paris, 2. Jan. „New York Herald" erklärt, daß Deutschland seine nächsten Berpflrchtungen dadurch erledigen solle, daß die deutschen Kapitalien im Ausland erhoben würden. Rathenau habe selber zugegeben, daß sich bedeutsame Summen, die Deutschland gehören, im Ausland befinden. Man solle deshalb Vorschlägen, von diesen Guthaben 500 Millionen Goldmark abzugeben. Dies würde Deutschland den großen Nachteil, daß sich die Industrie andernfalls nicht mit Rohstoffen versorgen könne, ersparen.
Frankreich küßt nichts «ach.
Paris, 2. Jan. Im Senatausschuß erklärte Briand, Frankreich werde weder seine Zahlungsforderungen noch die Sachleistungen auch nur im geringsten herabsetzen Wenn Deutschland nicht bezahle, werden die „Sanktionen" von selbst in Kraft treten. Ein fester Plan für Cannes sei zwischen ihm und Lloyd George nicht vereinbart worden. Auf der europäischen Wirt- ich ^ ercnz werde aber die Entschädigungssrage tmorden.
Aus Stadt und Land.
Mir» »tri«, S. Januar irr»
— «cschteunigte Personenzüge 4. Klasse. Tie
Reichsbahn beabsichtigt, ab 1. Juli beschleunigte Per- wnenzüge mit 4. Klasse einzuführen, die auf weite Ent- nungen durchgehen und für die Hauptverkehrsplätze günstige Verkehrszeiten aufweisen werden. Tiefe Züge werden nur an den wichtigsten Stationen Aufenthalt nehmen.
— Tariferhöhung im Güterverkehr. Vom 1. F - bruar 1922 an werden die Tarifsätze des Güter- und Tierverkehrs in den Binnen und Wechseltarijen um rund 50 Prozent erhöht.
— Erhöhung der Ge-ändebrandversichernng.
Vom 1. Januar ab ist der Zuschlag zu den Brandentschädigungen von seither 500 Prozent auf 900 Prozent erhöht worden, so daß jetzt bei Vollschäden die ordentliche Entschädigung (Grundentschädigung nach Friedenspreisen zuzüglich Zuschlag) bis zum zehnfachen der Friedensversicherungssumme betragen kann. Tie Gebäudeeigen-- tümer sind außerdem berechtigt, noch eine freiwillige Teuerungsversicherung bis zu 600 Prozent (statt seither 4M Prozent) zu beantragen, so daß der Gebäudeeigen- tümer künftig bis zum Fünfzehnfachen des Friedens- versicherungsanschlags gedeckt ist. Tiefer Betrag genügt in der Regel bei den gegenwärtigen Baupreisen, um .den Wiederaufbau zu ermöglichen.
Im Kampf um Liebe.
Roman oo» Rudolf Zollinger.
(45) (Nachdruck verboten.)
11. Kapitel.
Run waren volle elf Monate seit Jens Ienssens Tod« »ersinchen, und hinrer Hermann Rodeck lagen die Erleb, „isse. die sich für ihn an diesen Todesfall geknüpft hatten, säst wie ein seltsamer Traum. So rasch freilich, wie er stch's bei seiner Abreise aus Hamburg vorgesetzt, hatte er die Erinnerung an sie nicht aus seinem Gedankenlebe» tilgen können. Das Bild der schönen Brasilianerin und der Rachklang ihrer so eigentümlich freimütigen Bekennt- «iss« waren in seiner Seele noch lebendig gewesen, als alle« andere, was mit dem Tode seines Oheims zusammenhing, sich mehr und mehr zu verwischen begann. Ost hatte er sich mitten in der eifrigsten Arbeit darüber e^ tappt, daß er diese oder jene Einzelheit seines Bespräche» mit Luisa Magnus zu rekonstruieren versuchte, 'oder daß er sich mit der Farbe ihrer Augen, mit der Form ihre» «lundes, mit irgendeiner Besonderheit ihrer klassischen Gestalt beschäftigte.
Die Gedanken an Luisa waren jedesmal ärgerliche, ja, sost beschämende Augenblicke für Rvdeck gewesen; denn e» war ja sein fester Entschluß, sich von diesen Erinnerungen «in De allemal loszumachen. Bon außen her hatten sie während dieser ganzen Zeit nicht die geringste Nahrung erhalten. Er »nßte weder, wo sich die Brasilianerin befand, noch wie «» «m ihr Ergehen bestellt war. Wenn der Oberst inzwischen «u« dem Leben geschieden war, so hatte seine Tochter «» jedenfalls für überflüssig gehalten, ihn davon in Kenntnir zu setzen. Und ebensowenig hatte sie ihn über die wertere Gestaltung ihre» Verhältnisse» zu Gerhard Holthausen unterrichtet. Daß er darüber sehr gern Gewißheit gehabt hätte, wagt« sich Rodeck freilich trotz all seiner mannhafte» «orsötze nicht zu »erhehlen. und wenn er sich auch «ich» hatte entschließen können, unter irgendeinem Borwand« «« Holthausen selbst -« schreiben» so war er doch «ine» Tage» der Bersnchnn, «nterlege«, sich «it seiner Schwester brieflich in verbind««« «, sehe».
s — Ler .Hauptgewinn der SParankeihe von 1 Mil- j lion Mark fiel auf Gruppe 2475, Nr. 23.
! — Telephonbenützung bei Privatanschlüssen. Die
Post überläßt jetzt die Regelung der Frage, wieviel sich der Anschlußteilnehmer von Dritten für die Benutzung seines Anschlusses erstatten lassen darf, der freien Vereinbarung zwischen den beiden Parteien. Wer deshalb z. B. die von einem Hotel erhobene Einzelgesprächsgebühr beanstandet, kann sich immer nur mit dem Besitzer des Hotels, nicht aber mit der Post darüber auseinandersetzen, weshalb das Hotel für die Benutzung seiner unter Umständen mit erheblichen Kosten ganz überwiegend für die Gäste eingerichteten Fernsprechanlage als Entgelt eine Einzelgesprächsgebühr erhebt, die über den Satz von AutomatengesprL- cken hinausasbt.
Für den Religionsunterricht. Gegen die Bs strebungen, den Religionsunterricht in der Volksschuh auf zwei Wochenstunden herabzumindern, haben die evangelischen Verbände in Württemberg eine Eingabe an der Landtag beschlossen, in der wöchentlich vier Stunde« Religionsunterricht gefordert werden.
— Dienstbotenehrenzeichen. Im Jahr 1921 wur- den von der Zentralleitung für Wohltätigkeit für 25- jährige treue Dienstzeit 82 silberne und für 50jährige Dienstzeit 3 goldene Ehrenzeichen vergeben. Außerdem wurden in diesem Jahr zum erstenmal für 10jährige Dienstzeit Ehrenzeichen in Form von Broschen verteilt. In ganz Württemberg sind auf Weihnachten 1330 Dienstboten m dieser Weise ausgezeichnet worden.
— Arzncitaxe 1922. Mit Wirkung vom 1. Januar ab ist die neue Arzneitaxe für 1922 in Kraft getreten, wornach für jede auf ärztliche Verordnung vom Apotheker zur Abgabe hergerichtete Arznei ein Teuerungszuschlag von 1.20 Mk., für Arzneimittel oder Arzneien, die in abgabefertiger Packung aus dem Handel bezogen und in dieser Packung abgegeben werden, für jede Packung ein Teuerungszuschlag von 60 Pfg. erhoben wird.
— Hinaussetzung der Wohnnngsabgabe auf 80 Prozent der Friedensmiete? Wie verlautet, besteht die Absicht, für das Jahr 1922 die Abgabe zur Förderung des Wohnungsbails auf 50 Prozent der Friedensmietk von Länden und Gemeinden zu erheben, da nach dev Schatzungen des Reichsarbeitsministeriums aus der Abgabe für 1922 ein Betrag von mindestens 2 Milliarden aufzubringen sein wird, der unter Berücksichtigung der Erhebungskosten und der voraussichtlichen Ausfälle etwa 40 Prozent der Friedensmiete betrüge.
— Ein Kolonialabzeichen. Wie die „Afrika-Nach- richten" erfahren, ist die Schaffung eines Kolonialabzei- 'chens verfügt worden, das auf Antrag an alle Kolonial- deutschen, die sich in den Kolonien betätigt oder am Weltkrieg teilgenommen haben, und ausnahmsweise auch an Reichsdeutsche, die in der Heimat hervorragend in kolonialem Interesse tätig gewesen sind oder zur Verteidigung der Kolonien im Weltkrieg von der Heimat aus beigetragen haben, verliehen wird. Tie Kosten für dik Auszeichnung muß der Empfänger tragen. Tie Herstellung des Abzeichens ist auf unerwartete technische Schwierigkeiten gestoßen, so daß Anträge an die Kolonial-Zen- tralverwaltung auf Uebersendung des Besitzerzeugnisses erst entgegengenommen werden können, wenn weitere Mitteilung erfolgt ist.
' Brrxrck 3. Jan. (Weihnachtsfeier.) Die am gestrigen Neujahrsfest vom hsistgin Arbeiterverein im Gasihof zum .Waldhorn' veranstaltete W ihriachtsfeier war sehr gut besucht und nahm einen gemütlichen Verlauf. Die beiden Theaterstücke wurden sehr gut wiedergegeben und die Mit- wirkenden fanden damit reichen Beifall, auch die Darsteller der »Rasierstube' und die Dmbieiungen des Männergesang- verein«, welche den Abend verschönte».
Ntnenlürg, 1 . Jan. lGrlppe). In letzter Zeit ist auch hier ei« staikeS Auftreten der Gruppe zu beobachten. In manchen Häusern sind fast ganze Familien erkrankt.
ll WUrvad, 3. Jan. (Einbruch.) In der Nacht wurde im Frtseurgrschäft Braun und Schlegel eingebrochen uud ein Geldbetrag von etwa 3000 Mk. entwendet.
6p. Stuttgart, FT^Jan. (Deutscher Evang. Kirche nbu nd.) Tie Evang. Kirchcnregieruna Württembergs gibt der Landeskirchenversammlung Kenntnis von dem Wortlaut des Kirchenbundsvertrags und de» Kirchenbundsverfassung, wie er vom Stuttgarter Kirchentag. im Sept. d. I. beschlossen worden ist. Tie Kir- chenregierung bittet die Landeskirchenversammlung um die Ermächtigung: 1) den Beitritt der evang. Landeskirche in Württemberg zum Deutschen Evang. Kirchenbund jörm sich zu erklären; 2) nach vollzogenem Beitritt Kirchen- bundesvertrag und Kirchenbundesverfassung mit der aus drücklichen Erklärung zu verkündigen, daß die Bestimmungen von ihrem Inkrafttreten an für die evang Landeskirche in Württemberg Geltung haben sollen.
Todesfall. Im 71. Lebensjahr ist der früher, Rektor des Eberhard-Ludwig-Gymnasiums, Ob.'rstudien rat Tr. Theodor Klett, nach längerem Leiden gestorben.
Neue Postordnung. Am 1. Januar 1922 tritt eine neue Postordnung in Kraft, die für das gesamte Reichsgebiet gilt. Tie bisherigen besonderen Postordnungen von Württemberg und Bayern traten somit an 31. Dezember außer Kraft. Eine Anzahl früherer württ und bayer. Bestimmungen sind in die neue Postordnun, übrrgcgangen.
Der erhöhte Brotpreis wird nach einer Mir r Üung des Stützt. Nachrichtenamts vorläufig in Stuttgar ,> ch nicht in Krast treten.
Die Sammlung für die Mittelstandshild hat in Stuttgart rund 2 Millionen Mark ergeben. Vor Neujahr sind noch 400 Gaben an Einzelpersonen zur Verteilung gelangt. Auch in den Bezirken sind du Beiträge reichlich gelassen. Gesuche sind iür Stuttgarts Mittelstaiidsangehörige an die Geschäftsstelle der Mir telstands-Nothilie, Falkertstraße 29, zu richten, im La«! an den bctr. Wohltätigkeitsverein in jedem Oberamt.
Einschränkung der Fastnachtslustbarke»- ten. Durch Verfügung des Ministeriums des Inner! wird in Württemberg jedes Fastnachtstreiben auf der öffentlichen Straßen und Plätzen, insbesondere das Tragen von Masken und Verkleidungen verboten. Der Fastnachtsbetrieb wird also auch für 1922 auf Wirtschafts- '-äumlichkeiten beschränkt sein. Tanzvergnügungen usw haben mit der Ansetzung so hoher Sporteln zu rechne» als der Sporteltarif überhaupt zuläßt. Eine Verlängeruris der Polizeistunde über 2 Uhr hinaus ist keinesfalls n> Aussicht zu nehmen, vielmehr wird den Ortspolizei- behörden nahegelegt, Polizeistundenverlängerung tunlichst nicht zu gewähren.
Milchpantscherei. Das Dienstmädchen einer vor kurzem verstorbenen Stuttgarter Milchhündlerin hatte in Gemeinschaft mit dieser Frau der Milch bis zur Hälfte Wasser zugesetzt und so verschiedentlich an einem Tag bis zu 80 Liter Wasser in Milch verwandelt. TaS Schöffengericht verurteilte die Person zu 500 Mark Geldstrafe.
Bestrafter Kartoffelschieber. Der ledige Kaufmann Johann Vetter von Stuttgart-Nürtingen, der Tausende von Zentnern Kartoffeln aus der Gegend von Augsburg in das besetzte Gebiet oder nach Frankreich verschob, wurde vom Schöffengericht Augsburg zu 1 Jahr Gefängnis und 20000 Mark Geldstrafe ver- urteilt-
E» war ein sehr vorsichtiger und ganz unverfänglicher Brief gewesen, ein Lebenszeichen» das ihr lediglich als die Erfüllung einer Hüslichkeitspsiicht erscheinen mußte, und da» nicht einmal mit Notwendigkeit eine Antwort heischte. Beiläufig hatte er des großen Bildes erwähnt, das dem» »üchst in Hamburg zur Ausstellung gelangen würde, und
für das er auf eine ebenso freundliche Beurteilung hoffe, wie sie seinen „beiden Leonoren" hatte widerfahren lassen. Und ganz am Schluffe hatte er der Hoffnung Ausdruck gegeben, daß Gerhards Gesundheitszustand sich inzwischen in dem erhofften Maße gekräftigt haben möge. Er hatte lange gezögert, den Brief abzuschicken, dann aber hatte er mit einer Ungeduld, wegen deren er sich selber verspottete, auf das Eintreffen der Antwort gewartet. Aber es war ein vergebliches Warten gewesen. Nicht mit einem einzigen Wort hotte Inge Holthausen ihm für seine Höflichkeit gedankt, und nachdem er den begreiflichen Aerger über diese Enttäuschung erst einmal verwunden, hatte sich Hermann Rodeck gesagt, daß es so doch vielleicht am besien sei. An eine Möglichkeit» das gelockerte Freundschaftsband mit Gerhard Holthausen von neuem zu knüpfen, konnte er nach den peinlichen Eindrücken, die er in Hamburg von Dem so traurig veränderten Wesen des Arztes empfangen, nicht mehr glauben. Und alles Unwahre und Unklare in den Beziehungen zweier Menschen zueinander war ihm von jeher so in innerster Seele verhaßt gewesen, daß er nicht nur sich selbst, sondern auch dem anderen mit einem unzweideutigen Abbruch allen Verkehrs de» besten Dienst zu leisten meinte.
Daß auch Inge dabei «inbegriffen sein mußte, verursachte ihm sreilich noch sür geraume Zeit ein unbehagliches Gefühl aufrichtigen Bedauerns. Denn er konnte nicht an sie denken, ohne daß es ihm warm um» Herz wurde, und ohne daß ihm allerlei liebe Erinnerungen durch den Sinn gingen. Sie wird den Mann, dem sie eines Tages Leib und Seele schenktz sehr glücklich machen, dachte er dann wohl — nicht durch Seligkeiten von jener berauschenden und überschwenglichen Arh wie «in« Luisa Magnus sie vielleicht zu vergeben hat» wohl aber durch jene stillen und tiefen Freuden, deren Köstlichkeit nicht zum geringsten Teil in der Gewißheit ihrer Dauer besteht. Freilich regte sich nichts von Neid oder eigener Begeh»- «Gkett in seinem Herzen, wen« er solch«« Vorstellungen
nachhing. Was er für sich selbst erträumte, war oo« ganz anderer Art. Und es wurde nicht beherrscht von dem Phantom irgendeiner berückenden Frauengestalt. Wie er den Frauen bis zu diesem Tage keine entscheidende Gewalt eingeräumt hatte über sein Schicksal, so gedachte er sich auch in Zukunft seine Unabhängigkeit von ihnen zu bewahren. In all seiner reifen und vollkräftigen Männlichkeit war er noch immer naiv genug, seine» Beruf als Künstler fast wie ein Priestertum aufzufassen» das die Hingabe des ganzen Menschen verlangte. Er überschätzte seine Fähigkeiten nicht, aber er war entschlossen. das Höchste zu erreichen, das ihm mit Anspannung aller Kräfte zu erreichen möglich war. Er wollte sein Temperament und seine Begeisterungsfähigkeit so wenig wie seine physische Kraft in Liebschaften oder aufreibenden Genüssen anderer Art vergeuden. Er wollte sich seine Freiheit bewahren, und er hatte aus hundertfältiger Beobachtung die Gewißheit gewonnen, daß es im Leben keine schlimmere Knechtschaft gibt» als die sklavische Abhängigkeit von den eigenen Lüsten und Begierden. Schon auf der Akademie war er um seiner Enthaltsamkeit und um des strengen Ernstes seiner Lebensführung willen ein Gegenstand des Staunens sür seine zu allerlei Leichtfertigkeiten aufgelegten jugendlichen Kunstgenossen ge wesen. Nicht des spöttischen Staunens allerdings, sondern viel eher de» bewundernden; denn in seiner Art war schon damals etwas gewesen, das zur Achtung und zur Ehrerbietung zwang. Er hatte nur selten einen Tropfen geistiger Getränke über die Lippen gebracht, und war doch allezeit ein fröhlicher und aufgeräumter Gesellschafter gewesen; er hatte sich in seiner Lebensweise einer geradezu asketischen Genügsamkeit «nd Sparsamkeit befleißigt, aber er hatte sich nie vergeben» "Oien wenn es galt, die augenblickliche Roi eine»
guten Bekannten zu lindern. Und er hatte den andere» vor allem durch die eisern«, von keiner lockenden Ver juchung zu erschütternde Beharrlichkeit imponiert, mit der er in rastlosem Fleiß an der Entwicklung seiner künstlerischen Fädigkeiten arbeitete. Auch ihm war das Suchen und Tasten nicht erspart geblieben: auch er hatte erst über den Umweg mannigfacher Irrtümer die klar und bestimmt vorgezeichnete Bahn gefunden, die er nach der Art seiner persönlichen Lersnttigung gehen mußte, um He» vorgelteckte Viel rir «reich«« Dan- «der hatte er