gestellt uno FMn fortgesetzt weiter ein, besonders aus Amerika. Dagegen wird von einem Mitglied der besiegten Länder kein Beitrag angenommen.

Der St^nd der Auswanderungsbewegung.

Die Auswanverungsneigung, die unmittelbar nach dem -Kriege sich in Deutschland stark bemerkbar machte, hat in ber letzten Zeit nachgelassen. Dies gilt namentlich, wie >daS Reichsmanderungsamt feststellt, vom westliche» Deutschland, vom Rheinland und von Westfalen, wo die Besserung der Arbeitsverhältnisse in eister Reihe zu die­sem Ergebnis geführt hat. Allerdings hat sich in anderen Landesteilen die Auswanderungsbewegung auf derselben Höhe wie bisher gehalten und sich teilweise noch gesteigert. Als Beweggründe für die Auswanderunasneigung tritt neben den bekannten allgemeinen Ursachen m zuneh­mendem Maße die Erleichterung der Einreise in die Vereinigten Staaten von Amerika in Erschei­nung. Im ganzen Reiche ist die Wahrnehmung gemacht worden, daß eine Anzahl von Personen durch Verwandte, die vielsach die Ueberfahrr bezahlen oder gelegentlich die alte Heimat besuchen, zur Auswanderung nach den Ver­einigten Staaten veranlaßt werden. Als Ursache zur Auswanderung svielt ferner der Drang nach wirtschaft­licher Selbständigkeit besonders in landwirtschaftlichen und Arbeiterkreisen eine Rolle, sowie die Sorge um die un­sichere Zukunft Deutschlands und die eigene Versorgung im Alter. Unter den überseeischen Zielländern besteht außer den Vereinigten Staaten von Nordamerika nach wie vor für Brasilien, von dem zahlreiche Auswan- berungswillige Freuahrtangebote erwarten, ferner für Ar­gentinien, Paraguay und Niederländisch-Jndien Inter­esse. Infolge der Verteuerung der Ucberfahrtskosten wer­den in wachsendem Maße auch die europäischen Staa­ten ins Auge gefaßt. Größte Nachfrage besteht nach Holland. Steigendes Interesse zeigt sich für Rumä­nien, Spanien, Spitzbergen und die östlichen Randstaaten, insbesondere für Finnland und Litauen. Die deutschrussi­schen Wirlschaftsverhandlungen und die Errichtung einer deutschen Vertretung in Moskau haben eine rege Nach­frage über Betätigungsmöglichkeiten von Ingenieuren und Kaufleuten in Rußland zur Folge gehabt. Zu bemerken sind ferner die Anfragen ehemaliger Kolonial- deutscher über ihr früheres Betätigungsgebiet und die portugiesischen Kolonien. Die Zahl oer Leute, die plan­los in oie Welt hinaus wandern wollen, nimmt immer mehr ab. Dafür steigt die Zahl der Rat suchenden Per­sonen, die vor der Vereinbarung über eine feste Stellung stehen und sich über die Verhältnisse genauer erkun­digen wollen. Wie bisher schon, entstammen die Auswan­derungswilligen allen Kreisen der Bevölkerung. Beson­ders starken Anteil haben Industriearbeiter und Handwer­ker, sowie weibliche Hausangestellte.

Warum ich an Gott glaube?

Am Dienstag abend hielt im gut besetzten Festsaal der Liederhalle m Stuttgart Sttstspredlger Groß den ersten der drei von der Evang. Gesamtkirchengemeinde Stuttgart veranstalteten apologetischen Vorträge über die Frage:Warum ich an Gott glaube?" Der Redner hat die Frage so persönlich gefaßt, weil man nur aus Grund persönlichen Erlebens einen wirtlichen Gottesglauben, der etwas anderes ist als eine philosophische Weltanschauung, haben kann. Die Unentbehrlichkeit dieses Glaubens für ei« zuversichtliches und sinnvolles Leben ist freilich noch kein Beweis für seine Wahrheit. Andererseits ist auch dar gesetzmäßige Geschehen, das die Naturwissenschaft für ihren Forschungsbetrieb voraussetzen muß, so wenig eine Widerlegung des Gottesglaubens, als durch die physio­logische Bedingtheit der körperlichen Vorgänge das Walten deS menschlichen Geistes im Körper widerlegt wird; viel­mehr führt jene Gesetzmäßigkeit gerade hin auf ein Walten eines schaffenden Geistes in der Natur. Den Schwierig­keiten, die die ungelösten Rätsel des Leids und des Bösen dem Gottesglauben verursachen, kann mit dem Hinweis begegnet werden, daß Gottes Liebe nicht irdischer, sondern ewiger Art ist und daß wir im diesseitigen Leben erst die Anfänge des göttlichen Waltens sehen. Entscheidend für die Begründung des Glaubens ist. daß uns Gott

als Wirklichkeit entg gentrttt in Menschen der Vergangen­heit und Gegenwart, vor allem im Leben Jesu Christi. Wer in Berührung mit dem im Neuen Testament be­zeugten Christus kommt, wird von dem hier spürbaren Gottesleben ergriffen, das nicht aus einer Dichtung, sondern nur aus geschichtlicher Wirklichkeit quellen kann. Vorauss tzung dafür ist allerdings das Verständnis für das von Christus dargebotene religiöse Gut der Vergebung der Schuld und der Gotteskindschast.. Damit sind die Rätsel des Lebens für den lebendigen Gottesglauben zwar nicht alle gelöst, aber überwindbar geworden. Seine größte Schwierigkeit liegt nicht auf der theoretischen Seite, sondern darin, daß er die Dahingabe unserer eigensüch­tigen Wünsche und unserer vermeintlichen Selbständig­keit fordert. Diese Unterwerfung jedoch, weil dem Gott der heiligen Liebe dargebracht, befreit uns aus der Gebun­denheit an die herzlose Natur, beseeligt innerlich und führt zum ewigen Ziel des Lebens.

Vermischtes.

Drahtloser Fernsprechverkehr vom D-Zug a»S. Seit einigen Tagen werden in verschiedenen D-Zügen der Strecke HamburgBerlin Versuche mit drahtloser Te- lephonie vorgenommen. Bei den betreffenden D-Zugs- wagerr sind aus den Dächern Antennen angebracht und die Züge selbst mit allen Einrichtungen für draht­losen Fernsprechverkehr versehen. Wenn die Versuche ein gutes Ergebnis haben, wird die Neuerung für den Geschäftsverkehr von großer Bedeutung sein.

Der Erfinder der Gasmaske. In der Pharmazeu­tischen Gesellschaft in London ist dieser Tage eine Ge­denktafel für den Erfinder der Gasmaske, E. F. Har­ri so n, enthüllt worden. Er war, 47 Jahre alt, noch als Kriegsfreiwilliger in den englischen Heeresdienst im Weltkrieg eingetreten und erhielt, wie dieM. N. N." berichten, nach seiner Erfindung sofort den Rang eines Oberstleiltnants und die Ernennung zum Leiter der chemischen Abteilung des englischen Heers. Im Jahr 1918 ist er einer Vergiftung, die er sich bei Er­probung einer neuen Giftwaffe zugezogen hat, erlegen.

Siegesmarren in Italien. In diesen Tagen gelangen die zum Gedächtnis des Sieges hergestellten italieni­schen Briefmarken zur Ausgabe. Sie umfassen eine Serie von 4 Marken in den Werten von 5, 10, 15 und 20 Centesimi. Sie werden nur in 12 Stücken für jede Person zum Verkauf gestellt und haben bis zum 31. Dezember 1921 Gültigkeit, und zwar ausschließlich für den Jnlandverkehr und im Verkehr Italiens mit sei­nen Kolonien.

Der GNicksvsgel des Ganrisankar. Die Sammlungen von seltenen Vögeln und Pflanzen, die die englische Expedition bei der versuchsweisen Besteigung des Mount Everest (Gaurisankar, des höchsten Bergs des Hima­laja-Gebirges) zusammengebracht hat, ist nunmehr inf London eingetroffen, und es befindet sich darunter auch­ein eigenartigerblauer Vogel", der von den Einge­borenen als ein Glücksbringer angesehen wird. Der Fund dieses Märchenvogels erschien auch der Expe­dition als eine günstige Vorbedeutung für die glück­liche Bezwingung des höchsten Bergs der Welt. In der Sammlung befindet sich außerdem ein Sperling, der in einer Höhe von 18 500 Fuß gefangen wurde, sodann verschiedene Lerchenarten, Bachstelzen, weiß­köpfige Rotkehlchen, Dohlen, Rot- und Blaufinken. Außerdem gehören zahlreiche Kästen mit Vogeleiern, unbekannten Schmetterlingen und Insekten, Fliegen und Bienen, sowie Frösche, Fische und einige Säuge­tiere zu dieser Sammlung. Unter den eingesandten Pflanzen befinden sich verschiedene zur Familie der Nelken gehörige Arten, die in einer Höhe von 20 400 Fuß über dem Meeresspiegel gefunden wurden, ver­miedene Primelarten und Zwergrhododendren. 116 Pakete mit Samen kamen in gutem Zustand an.

Arbeits- und Schädlings äsender für den Monat Dezember.

DemObstbau", Monatsschrift des Württ. Obstbau­vereins, entnehmen wir:

Ziemlich unvermittelt hat sich der Uebergang vom Sommer in den Winter vollzogen, ein Vorgang, der für

unsere Obstgehölze nicht besonders günstig ist. All­en! halben sieht man eine Menge brauuge'ärbter Blätter auf den Bäumen, ein Zeichen, daß die Vegetation in ihrem natürlichen, allmähligen Rückzug gestört wurde. Viele Obstbäume, auch Kastanienbäume, haben zum zwei­tenmal geblüht, teilweise sogar Früchte zweiter Ernte zur Reife gebracht. So hat in Gaisburg ein Geißhirtle-Baum seine zweiten Früchte vollkommen zur Reife gebracht. Aus Caub a. Rh. wird sogar berichtet, daß es in erne.n dortigen Garten eine zweite Ernte reifer Weintrauben gegeben hat und in der Nahe Wiesbadens sollen Kirschenbäume die zweite Ernte noch zur vollen Reise gebracht haben. Gewiß äußerst seltene Erscheinungen, die auf den un­gewöhnlich heißen Somnpew und durch die dadurch ent­standene Austrocknung des Bodens und den im Sep­tember nicderaegangenen Regen zurückzusühren sind. Wir haben allen Anlaß, aus die Bodentrockenheit ein wach­sames Auge zu halten; einen zweiten Sommer ohne ge­nügende Winterfeuchtigkeit würden unsere Pflanzen bös übelnehmen.

Im Dezember sind die Arbeiten vom November fort­zusetzen, soweit die Witterung dies zuläßt. Vor allem sind überall an alten und jungen Bäumen Baumscheiben umzugraben. Bei den alten hält man dies gewöhnlich für unnötig. In diesem Jahr ist es aber dringend nötig, damit durch das aus der Krone und am Stamm -abrinnende Wasser der staubtrockene Wurzelballen durch­feuchtet wird. Rigolen graben, Kvmposthaufen umsetzeu, Beisuhr von Stratzenabraum, Mist und dergl., abgängige Bäume ausroden und zu Brennholz aufarbeiten, Baum­pfähle und Gartengeräte Herrichten, das sind wohl so die hauptsächlichsten Arbeiten im Dezember. Der Gar­tenbesitzer hat aber noch andere Pflichten, geistige Ar­beiten. Zu den angenehmen gchört das Ausschreiben von Rechnungen für geliefertes Obst. Zu den oft ins Hinter­treffen geratenden ist zu zählen das. Abschließen von Er­tragsbüchern, das Richtigstellen der Sortenverzeichnisse. Ende Dezember kann auch schon der Most abgelassen werden; nur nicht zu lange damit warten oder diese Arbeit gar unterlassen. Wenn eine Schneeoecke liegt, rieren und hungern unsere armen Vögel; daß wir sie üttern, ist unsere Pflicht, wie wir sie füttern sollen, steht im alten und neuen Obstbuch zu lesen.

Der Gemüsegarten kann nach dem anhaltend guten Wetter tadellos hergerichtet sein, d. h. alle Kvhlstrünke sind verbrannt, die Gemüse bis auf Rosenkohl, Krauskohl, Lauch und Schwarzwurzeln eingewintert und die Beete in rauher Scholle umgegraben. Im gutdurchfrorenen Land kann man im Frühjahr alles mit bestem Erfolg säen und pflanzen, im nichtdurchfrorenen geht alles fehl. Acht zu geben ist auf die Mieten. Die Mieten dürfen bei ge­lindem Wetter nicht zu stark eingedeckt seiry sonst ist der Schaden größer als der Nutzen.

Daß man den Gartenzaun häufig auf seineHasenrein­heit" nachsieht, ist für Obst- und Gemüsegärten gleich wichtig. Drahthosen an freistehenden Bäumen umlegen!

Im Blumengarten sind die Rosen niederzulegen und einzudecken, soweit dies noch nicht geschehen ist. Was zu graben geht, mußt jetzt gemacht werden; den Blumen und Stauden sagt ein durchfrorener krümeliger Boden im Frühjahr ebenso zu, wie den Gemüsepflanzen. Hat man rechtzeitig Ende Oktober einige Hyazinthen, Tulpen, Narzissen eingetopft, oder die Knollen auf sogenannte Hya^"ttysnglaser gelegt, so darf man sich über die Feiertage an diesen Seltenheiten freuen.

Diejenigen unserer Mitglieder, die in der glücklichen Lage sind, ihren Obstschrank im Keller gefüllt zu haben mögen daran denken, daß es viele Tausende verlangender Kinderaugen gibt, die an den Weihnachtsauslagen der ^Schaufenster hängen, mit dem Bewußtsein, daß diese Sachen für sie unerreichbar sind. Ein rotbackiger Apfel in eine Kinderhand gegeben, wird in diesem Jahr mehr Weihnachtsfreude auslösen, als wertvolle Geschenke zu 'Friedensreite n. .>, .. « -......

Für die LchustleUrmg rerarmvorIKL: tÄwtg Lauk.

Druck »od Verlag der W. Rlettr'lckev Evätircknel -ltersteig.

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