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Rr. 287.

Der Aufstand in Karelierr.

Dieser Ausstand scheint mit einem besonderen Maß- stab gemessen werden zu müssen. Vor etwa vier Wochen ausgebrochen, pflanzt er sich mit einer Stetigkeit durch ein Gebiet fort, welches an Flächenausdehnung etwa dem der Provinzen Ostpreußen, Westpreußen, Pommern und Brandenburg zusammengenommen gleichkäme, ohne daß die Sowjetrcgicrung irgend einen greisbaren Gegenerfolg meldete oder zum mindesten starke Gegenmaßregeln an­sündigte. Nur einige wenige Tage war in Moskau da­von die Rede, nach Karelicn die kommunistischen Kriegs- schülcr, dieroten Junker" zu senden, doch scheint dieser Man fallen gelassen zu sein, wie überhaupt sich Moskau dieser Aufstandsbewegung gegenüber äußerst gleichgültig verhält. Nur wurde aus Moskau kurz gemeldet, daß eine Menge finnischer Staatsbürger in Petersburg und Mos­kau verhaftet worden seien, ohne daß diese Nachricht auch -irgendwelche Bestätigung erhielt. Und dennoch erscheinen die finnischen Meldungen über die Aufstandsbewegung durchaus glaubwürdig.

Von diesem Aufstand kann kein großes Hin und Her erwartet werden. Der bereits erwähnte Flächcnraum ist stark gerechnet von etwa 200 000 Einwohnern bewohnt. Dem Stamm nach Finnen und Karelier. Ein finnischer Nebenstamm, schwach von russischer Bevölkerung durch­setzt. Das Gebiet ist sehr stark von Walo, Seen und Sümpfen ourchzogen. Die menschlichen Anfiedlungen und kleinen Städte liegen nach mitteleuropäischer? Begriffen unfaßbar weit voneinander entfernt. Es lann sich also nur immer um rein örtliche Bewegungen handeln, welche von verhältnismäßig kleinen Trupps durchgeführt werden konnten. Dem Stamm und den Sympathien Nach neigt die Bevölkerung zweifellos zu Finnland. Der Versuch, ihren Anschluß an Finnland bei dem Friedensschluß mit den Bolschewisten durchzusetzen, mißlang, weil Sowjet­rußland auf den Zugang zu seinem einzigen eisfreien Hafen Alexandrowsk an der Murmanküste nicht verzich­ten konnte, aber dafür den Kareliern weitgehendste Auto­nomie einräumte.

Die Fragwürdigkeit dieser Autonomie ist nun die eigent­liche Ursache dieser Aufstandsbewegung. Diese ganzen nationalen Autonomien Sowjetrußlands sind eben nichts weiter, wie eine jener Lockspeisen, mit denen der Bolsche­wismus sein jeden kulturellen und wirtschaftlichen Fort­schritt tötendes Regime begehrenswert machen will. Noch in diesen Tagen brachte die Sowjetprefse einen langen Bericht über einen Kongreß der karelischen Arbeitskom­mune, welcher das friedfertige Zusammenarbeiten der ver­schiedenstämmigen Bevölkerung aufzeigen und ihre Zufrie­denheit und Anhänglichkeit zum Sowjetregime beweisen sollte. Aus der Praxis des Bolschewismuss heraus finden diese Kongresse ein berechtigtes Mißtrauen. Ta werden ein paar mehr oder minder echte Bolschewisten zusammenge­trommelt, ein Präsidium präsidiert, einige Redner reden, eine Resolution wird vorgelesen und die verdammte Pflicht und Schuldigkeit eines jeden echten Bolschewisten ist es, die Hand hochzuheben und für die Resolution zu stimmen. In diesem Fall aber vergaß die Sowjetprcsse sogar Ort und Datum einer solchen Ausführung anzugeben. Stra­tegische. Bedenken, solche zu nennen, können wohl kaum Vorgelegen haben, so daß die wohlbegründete Mutmaßung besteht, daß der ganze Kongreß einzig und allein aus der wenig geübten M>er eines Sowjet-Journalisten geflossen ist.

Diese Waffe der Sowjetleute ist zwar nicht neu, doch wird sie in diesem Fall kaum durchdringen. Als Hilfe­leistung für die von den Kareliern eingeschlossenen rojen Besatzungen muß sie jedenfalls recht schwach bezeichnet wer­den, und wie bereits erwähnt, ist von einer anderen Hilfe­leistung wenig zu hören. Inzwischen fällt aber den Kareliern einer der weit voneinander abgelegenen Orte nach dem anderen zu. Die große Murman-Bahn ist an mehreren Stellen von den Aufständischen besetzt. Das gleiche soll auch mit Kein, einem kleinen aber wichtigen Verwaltungsort an der Onega-Bai, geschehen sein. Pe - fawodsk, dieser wichtige Ort am Onega-See, wurde auch bereits als besetzt gemeldet, doch ist diese Meldung bisher durch die Umstände noch nicht bestätigt morden. Alles in allem ist die rote Besatzung Kareliens es scheint das ganze große Gebiet von nicht mehr wie 23000 Mann roter Truppen besetzt gewesen zu sein vollständig überrumpelt worden. Einer der wichtigsten Erfolge der Karelier ist die Sprengung der 200 Meter langen Brücke über den Swir, wodurch die Eisenbahnverbindung von

Ultra «et«. Don«er»1ag »«« 8 Dezember.

Mutz'and un erbenden ist. Ein Bcrteidigui'gsmi tek wird der Swir. der Verbindungs tust des Ladoga- und Onega- S es, in der jetzigen kalten Jahreszeit nicht bilden, das Eis ist dort oben recht dick, aber mit der Sprengung der Brücke haben sich die aufständischen Karelier in Pc.ers- burg sehr bemerkbar gemacht.

Die deutsch polnischen Verhandlungen.

W.W. Nunmehr stehen die Tagungsorte für die Un- i terausschüsse fest. Daß sie sich in Obwschlefien befinden, j ? ist nützlich, daß sechs Orte in der deutschen und nur - f fünf Orte in der polnischen Zone liegen, verbürgt aber ;

noch nicht den Erfolg der Vertreter. Die Schwierig- ? j leiten beginnen erst, sobald die Unterausschüsse zu fach- j

- lichen Verhandlungen zusammentreten. Leider hat sich f ^ auch bei diesen Vorbereitungen schon wieder der Zwie- s : spalt gezeigt, der im Abstimmungsfeldzug so s

verhängnisvoll und nachteilig für Deutsch- ^ landwirkte. Dieser Zwiespalt besteht darin, daß die Berliner Amts stellen sich um die oberschle- f fische Industrie und ihre Vorschläge so gut wie gar-

- nicht gekümmert haben. Fast zwei Jahre lang ha- ! ben die Reibereien gedauert, von denen leider der Oef- ! fentlichkeit so gut wie nichts bekannt geworden ist. Ihren ! Ausd uck haben sie auch darin gefunden, daß die ober- ! schlesi' nn; Wirtschastsführer bei der Bestclluna von Ver- f tretern für den deutsch-polnischen Wirtschaftsausschuß f übergangen worden sind. Und doch hätte gerade die Lei- f tung dieser Verhandlungen Männern übertragen wer- ! den müssen, die den Wirtschaftsorganismus der ober- f schlesischen Industrie in allen Zellen und Fasern genau f und zuverlässig kennen. Ver^geuwärtigxn wir uns, daß

- die Grenze durch den Kern des Industriegebiets läuft,

! daß sie den großen Arbeitssaal buchstäblich zerreißt. Nur

f wer über den Standort aller Maschinen und Werke und i f über ihre Zusammenhänge unterrichtet ist, vermag bei ,

- den Verhandlungen für die eine oder andere Seite Bor- s

, teile herauszuschlagen. >

- Wir haben es statt dessen mit hohen Beamten ver- f j sucht, gegen die in der Sache nichts weiter vorliegt, als - ; daß ihnen die oberschlesischen Verhältnisse aus eigener f f Erfahrung nicht genügend vertraut sind. Die Polen ! f wissen, daß sie für ihre Jndustriezone den deutschen ; ! Markt auf unabsehbare Zeit gebrauchen. Es war deshalb f i schon ein Gebot der Klugheit und der Voraussicht, die ' f oberschlesischen Wirtschaftsführer heranzuziehen, um so f f die deutsche Wirtschastsleitung des ganzen Jndustriege- ? ! bsrts zu sichern. Bürokratische Eifersüchteleien und amt- f j liche Ueberheblichkeit haben also wieder einmal eine gün- !

- stige Gelegenheit verpaßt. Dafür haben die Polen zu- f

f gegriffen, die unterrichtet über die Mißhelligkeiten der l l oberschlesischen Industrie mit der deutschen Regierung, ! ! die Wirtschastsführer veranlagen, in besondere Verhand- > ! langen einzutreten. Auch diesen Ausgang hätten wir ! ! uns sparen können. Es kommt noch heute darauf an, an ! j wirtschaftlichen Interessen für Deutschland zu retten, was > ? zu retten rst. j

! -

! Das Kindereleno in Nuß and.

! Die bolschewistische ZeitungNovyj Mir" schreibt:

In Siverskaja (Villenort bei Petersburg) sind jetzt 35000 Kinder. Die große Zahl derselben fällt einem sofort ins Auge, wenn der Zug dem Bahnhof naht. Längs der Geleise stehen in langen Reihen die Kinder mit ihren Erziehern und Wärterinnen, winken mit Hän­den und Tüchern und begrüßen die Ankommenden, unter denen sich vielleicht auch ihre Eltern befinden. Diese langen Reihen saubergekleideter, sonnenverbrannter Kin- t der können einen begeistern. Ein Lächeln erscheint auf allen Gesichtern.

Wie schön ist es hier!" erklingt es von alle?' Sei­ten . . .Und wie werden sie verpflegt?" Sie erhalten die Norm, welche für Kinder verschiedener Kategorien auf­gestellt ist. Ihr Aussehen beweist, daß sie im allgemei­nen nicht schlecht verpflegt werden."

So derNovyj Mir". Aus dem Bericht des Ko­mitees für Kinderschutz am Volkskommissariat für Bolks- aufklärung erfahren wir dagegen folgendes:

Seit idl.8 beginnt die Aussichtslosigkeit von Kindern katastrophalen Umfang anzunehmen. Der Prozentsatz un­beaufsichtigter Kinder, der (in Moskau) 1917 nicht 1 bis 2 Prozent überstieg, ist 1920 auf 2530 Prozent angewachsen. 70 Prozent aus der Zahl unaufbesichugter Kinder entfallen auf die Arbeiterklasse, 20 Prozent aus

Jahrgang L»2L.

orc ^memgenz, 10 Prozent aus unbeinmmbare Devöl- kerungsklassen." Der Bericht derBeratung über die Kindersrage" führt an:

Die unter 5300 minderjährigen Mädchen bis zum 15. Jahre angestellte Rundfrage, weiche von der Kommission für Minderjährige vorgenommen wurde, ergab, daß 4100 aus ihrer Zahl, d. h. 88 Prozent, Prostituierte waren Darunter Mädchen von 1011 Jahren. Tie Zahl dieser Mädchen ist seit 1917 ums Zehnfache gestiegen.

Aus dem Bezirksgericht der Pädagogen Petersburgs erfahren wir ferner:

Hilsslos stehen wir einer Erscheinung gegenüber, die in Rußland früher fast nirgends anzutreffen war. Das ist die Zunahme der Kinderunzucht und Kinderverbre­chen. Jene ist eine Folge der allgemeinen Entsittlichung und besonderer Experimente der Sowjelgewalt (gemischte Internate!), diese eine Folge der schwierigen wirt­schaftlichen Verhältnisse . . ."

Hierzu fügt noch das offiziöseKommissariat für Ge­sundheitswesen hinzu:

Kalininschen Krankenhaus in letzter Zeit ums Fünffache

Die Zahl geschlechtlich erkrankter Kinder ist in dem gestiegen. Während 1917 die Zahl nur 12 zu 88 Er­wachsenen betrug, entfallen auf 100 Kranke in der Klinik 60 Kinder und nur 40 Erwachsene. Unter den solcher­maßen erkrankten Kindern trisit man häufig 910- jähtige.".^ ------

Neues vom Tage.

Zum Explosiorrsunglürk im Saargediet.

Berlin, 7. Dez. Bei der Dynamitsabrik vormals Friedrich Nobel u. Co. in Saarwcllingen handelt es sich um eine Zwcigsabrik der bekannten Dynamit-Aktien­gesellschaft, die infolge des Uebergangs der Kohlengruben der Saar in französische Verwaltung an dieAgence Franco-Sarroise-Explofive-Nobel" in Saarbrücken auf eine Reihe von Jahren verpachtet worden ist.

Das Unglück entstand durch Explosion eines Nitrokörper- beim Versuch, das Feuer zu löschen. Es folgten weitere Zer­störungen, die großen Schaden anrichteten. Jin Augen­blick der Explosion befanden sich etwa 120 Arbeiter in den Fabrikräumen, von denen eine Anzahl leicht ver­letzt wurden. Das Feuer wurde, gelöscht.

Bolschewisten in Wien.

Wien, 7. Dez. Die Polizei verhaftete in einem Hotel vier Bolschewisten aus Rußland, die die letzten Plünderungskrawalle geleitet hatten. Die Verhafteten gehören dem russischen Hauptbüro in Berlin an. (Tie Plünderungen in Berlin dürften demnach ebenfalls auf bolschewistische Einflüsse zurückzuführen fein.)

Neuer Sieg Briands.

Paris, 7. Dez. Ministerpräfid.m Briand sollte gestern im Senat und in der Abgeordnetenkammer Aus­kunft über das Ergebnis seiner Reise nach Washington geben. Briand lehnte es ab. Der Regierungsantrrg, die Anfrage über die Abrüstungskonferenz zu verschiebe!?, wurde vom Senat mit 499 gegen 2, von der Kammer mit 460 gegen 100 Stimmen angenommen.

Gencralhypothek auf Deutschland.

Paris, 7. Dez. Bei der Besprechung der Reparations­frage im Senat hat Briand folgendes erklärt: Auf Grund der Untersuchung der Reparationskoinmijsion habe ich die Ueberzeugung gewonnen, daß der Staat Deutsch- land zwar sehr verarmt ist, seine Einwohner aber nicht. Wenn Deutschland bankrott machen würde, so würde das kein gewöhnlicher, sondern ein betrügerischer Bank­rott sein. Im Jahre 1870 habe die französische Regie­rung keine 5 Milliarden Francs in ihrem Staatsschatz gehabt. Aber alle Bürger hätten durch ihre Unterschrift Bürgschaft geleistet. Deutschland werde daran ein Bei­spiel nehmen müssen und in diesem Sinn habe Frankreich eine Generalhypothek auf Deutschlaltd. Bis jetzt habe sich-Deutschland noch nicht geweigert, zu zahlen.

Lloyd George nimmt au der Besprechung mit Briand teil.

Paris, 7. Dez. DerMatin" berichtet, Lord Cur- zon habe seine Reise nach Paris verschoben, weil auch Lloyd George an der Besprechung mit Briand und dem italienischen Minister Torretta (über die Eutschädigui.g'rr und dm Vertrag von Angora) t.ilzunehinen wüns he. Ls verlautet, Lloyd G orge werde auf die Reise nach Washing­ton verzichten.