der Stafette gegen die Fußballmannschaft der 7. Komp. 180.

Tuttlingen» 31. Aug. Die Anregung, der hiesige Mi­litärverein solle demWürttembergischen Kriegerbund" beitreten, war der Anlaß zu Differenzen innerhalb des Vereins, die zum Rücktritt des 1. und 2. Vorstands, des Kassiers und des Schriftführers führten. In einer außerordentlichen Generalversammlung wurde der Aus­schuß durch andere Miglieder gebildet. Bei der Ab­stimmung über den Beitritt des Vereins zum Württ. Kriegerbund stimmten 25 Mitglieder für und 96 gegen den Beitritt. Der Verein zählt 600 Mitglieder und hat eine eigene Krankenunterstützungskasse, weshalb keine Neigung zum Beitritt in den Kriegerbund besteht. Der Verein hat seit seinem Bestehen über 12 000 oll an Krankenunterstützungsgeldern ausbezahlt.

Göppingen, 1. Sept. In der Wahlkreisver­sammlung der Sozialdemokratie des 10. Reichstags- Wahlkreises ist an Stelle des nicht mehr kandidie­renden Dr. Lindemann der Redakteur der Schwä­bischen Tagwacht, Crispien, einstimmig als Kandidat für die freilich erst in einigen Jahren zu erwarten­den Reichstagswahl aufgestellt worden. Ferner wurde die Einberufung einer außerordentlichen Landesversammlung gefordert, auf der das Vertreter­recht zur Landesvers. neu geregelt werden soll.

Geislingen, 2. Sept. Eine nicht für jedermann angenehme Ueberrachung wollten am Samstag 2 Mann von der Bespannungsabteilung des 1. Bataillons des Fußart.-Reg. Nr. 13 (Ulm) der hiesigen Ein­wohnerschaft bringen, indem sie im Rathaus erschie­nen und vom Stadtschultheißenamt Quartier für 168 Mann nebst Pferden auf Montag verlangten. Da jedoch die auf Samstag angesagte Einquartierung abbestellt und von einer neuen Einquartierung amtlich nichts bekannt gegeben war, wurden sofort telepho­nische Erhebungen angestellt. Es stellte sich heraus, daß die Einquartierung nach Ludwigsburg kommt. Die Quartiermacher wurden zunächst nach Ulm wieder zurückgesandt, von wo aus sie sich mit ihren neuen Weisungen nach Ludwigsburg zu begeben haben.

Bopfingen, 1 . Sept. Seit einem Vierteljahr wird ein aus Oberdorf gebürtiger 17jähriger junger Mann vermißt, der durch Lesen von Schundliteratur bewogen wurde, durchzugehen und schließlich in die französische Fremdenlegion geriet. Wo und wie seine Anwerbung erfolgte, ist noch nicht festgestellt, da der Unglückliche in einem Brief an seine Eltern nur seinen Aufenthalt mitteilt und flehentlich bittet, man möge ihm zu seiner Befreiung verhelfen. Mit Rücksicht darauf, daß er noch nicht 18 Jahre alt ist, dürfte die eingeleitete Unter­suchung ihm Rettung bringen.

Friedrichshafen, 1. Sept. Der Kaiser hat dem Königl. Württemb. Jachtklub in Friedrichshafen die Genehmigung erteilt, das ihm vom König von Württemberg verliehene Abzeichen in der National- flagge zu führen._

Au» Wett und Zeit.

Getreue Nachbarn und dergl."

Heidelberg, 29. Aug. In Dossenheim, dem großen Odenwalddorf mit dem schönen Obst, das wenige Kilo­meter von Heidelberg an der Bergstraße liegt, brach Eroßfeuer aus. Wie liebevoll und im Sinne werk­tätigen Christentums sich bei dieser Gelegenheit die dortige Bevölkerung benahm, darüber berichten die Badischen Neuesten Nachrichten" vom 27. August. Es heißt dort:Gleich am andern Morgen nach dem Brand­tage wurde uns gemeldet, daß sich verschiedene Dosten- heimer weigerten, sich an den Löscharbeiten zu beteiligen mit dem Hinweis, daß esjabetEvangelischen brenne! Wir hielten diese Stellungnahme geradezu für unmöglich. Nun aber berichten auch andere Blätter über dieses fast unglaubliche Vorkommnis in nach stehenden Ausführungen:Die Einwohnerschaft von Dossenheim hat sich während des Feuers nach jeder Seite hin passiv verhalten. Da die Feuerwehr die Lösch- und Pumparbeiten auf die Dauer nicht aushalten konnte, wurden die Einwohner verschiedene Male um Hilfe ge­beten. Sie lehnten diese einem Obmann gegenüber ab mit den Worten:Das müßte uns einfallen, das sind Evangelische!" Die Hauptleute mußten daher durch die Gendarmerie eine Anzahl Zivilpersonen zwangs­weise zu den Pumpen beordern. Mehrere Personen wurden von der Polizei notiert." Da auch die Polizei dieses passive Verhalten feststellte, ist nicht mehr daran zu zweifeln, daß diese bedauerlichen Auswüchse konfessio­neller Verhetzung leider auf Tatsachen beruhen."

Reichstagsersatzwahl.

Landshut, 1. Sept. Bei der gestrigen Reichs­tagsersatzwahl im Wahlkreis Niederbayern I wurden von 22761 Wahlberechtigten 16637 gültige Stim­men abgegeben. Es erhielten Gutsbesitzer Frhr. v. Aretin-Haidenburg (Ztr.) 10162, Bürgermeister Eisenberger-Ruhpolding (Bauernbund) 4920, Gau­leiter des Holzarbeiterverbands Raith-München (Soz.) 1341 Stimmen. Zersplittert waren 14 Stim­men. Frhr. v. Aretin ist somit gewählt.

Mannheim, 1. Sept. Wie die Neue Badische Landeszeitung meldet, ermordete die Ehefrau des

Korbmachers Freiler ihre beiden Kinder im Alter von IV- und 3 Jahren und verübte darauf Selbst­mord. Sie durchschnitt dem jüngeren Kind den Hals, sodaß der Tod sofort eintrat. Bei dem äl­teren Kind, dem sie beide Arme vom Leibe trennte, trat der Tod bald nach der Einlieferung ins Krankenhaus ein. Der Grund für die Tat soll in Streitigkeiten mit Verwandten zu suchen sein.

München, 1. Sept. In Rheinhausen bei Regens­burg schlachtete ein 7V- Jahre alter Knabe die 2'/- Jahre alte Tochter eines Taglöhners buchstäb­lich. Nachdem er das Kind mit einem Holzhammer betäubt hatte, spaltete er ihm mit einer Hacke drei Mal den Kopf und hackte ihm Arme und Beine ab. Der jugendliche Mörder ist jedenfalls geistesgestört.

Prien, (Chiemsee), 1. Sept. Heute mittag mieteten in Stock ein Mann und eine Frau ein Boot, fuhren in den See hinaus und erschossen sich daselbst. Die Leichen fielen ins Wasser. Die Leiche des Mannes wurde geborgen. Es soll sich um einen österreichischen Beamten handeln.

Barmen, 1. Sept. Der 20 jährige Bandwirker Krimmel wurde, als er sich nachts mit einem Mäd­chen und einigen Bekannten auf dem Heimweg be­fand, von mehreren italienischen Arbeitern belästigt und bedrängt. Nachdem er vergeblich nach einem Polizeibeamten gesucht hatte, begab er sich in eine Wirtschaft, um einem Zusammenstoß aus dem Wege zu gehen. Eine Stunde später wollte er seine Wohnung aufsuchen. An der Haustür wurde ihm von hinten ein Dolch in den Rücken gebohrt. Er starb bald nachher. Der Täter ist unerkannt ent­kommen und konnte bis jetzt noch nicht ermittelt werden.

Paris, 1. Sept. Der Flieger Pegaud, der erst vor wenigen Tagen erfolgreiche Versuche mit einem Fall­schirm anstellte, unternahm heute ein halsbrecherisches Luftkunststück. Er schraubte sich auf einem Bleriot-Ein- decker in etwa 1000 Meter Höhe und stellte dann das Höhensteuer so ein, daß er mit laufendem Motor senk­recht abwärts sauste. Doch schon nach 200 Meter wen­dete er die Höhensteuer von neuem und flog jetzt in horizontaler Richtung, aber mit verkehrt stehender Ma­schine weiter . Die Räder des Fahrzeuges befanden sich also oben. Pegaud hatte sich vorher durch Fest­schnallen an seinem Sitz vor einem Absturz geschützt. Als er etwa 600 Meter auf diese Weise geflogen war, steuerte er, von neuem abwärts fahrend, zuerst in die senkrechte, dann in die horizontale Richtung der Lage zurück. Der Flieger will den Apparat morgen der Mi­litärbehörde vorführen.

London, 1. Sept. Die Streikunruhen und Straßen­kämpfe in Dublin dauern an. Bisher mußten über 400 Schwerverletzte in die Spitäler geschafft werden. Einige von diesen sind ihren Verletzungen bereits erlegen.

Panama, 1. Sept. Die letzte Barriere des Panamakanals an dem nach dem Stillen Ozean gelegenen Ende ist gestern gesprengt worden. Am Dienstag wird man damit beginnen, die letzte Bar­riere am Atiantischen Ende des Kanals zu zerstören.

Landwirtschaft und Markte.

Wöchentlicher Saatenstandsbericht der Preisbericht­stelle des Deutschen Landwirtfchaftsrats. Nach einer vierzehntägigen Regenperiode setzte am Freitag voriger Woche in ganz Deutschland schönes Wetter ein, das aber zunächst nicht überall von Dauer war. In den öst­lichsten Provinzen, namentlich an der Weichsel, stellte sich nach zwei schönen Tagen wieder Regen ein, so daß die kaum aufgenommenen Erntearbeiten neuerdings uterbrochen werden mußten. Allmählich hörten aber auch in diesen Gebieten die Niederschläge auf, und am Dienstag regnete es nur noch in Oberschlesien bis Bres­lau hin. Seither herrscht überall schönes, sonniges Wet­ter, das den Fortgang der Ernte begünstigt. Es ist in den letzten Tagen in vielen Gegenden noch Roggen ein­gefahren worden, ebenso Gerste, die jetzt wohl zum größten Teile unter Dach sein dürfte. Weizen und Hafer standen vielfach noch am Halme, namentlich von letzterem war noch viel zu mähen, zumal seine Reife sich durch die langandauernde Nässe sehr verzögert hat. Da außerdem das Lagern der Frucht die Erntearbeiten schwierig gestaltet, so wird sich die Räumung der Fel­der selbst bei anhaltend günstiger Witterung in vielen Gegenden wohl noch 8 bis 10 Tage hinziehen. Der größte Teil des in der letzten Woche geborgenen Ge­treides zeigt die Spuren der langen Regenperiode und ist stark mit Auswuchs behaftet. Die Futterpflanzen haben sich allgemein sehr günstig entwickelt, auch der frisch gesäte Klee steht gut. Die Erummeternte ist überall im Gange und liefert einen reichlichen Ertrag von guter Beschaffenheit. Für die Rüben war das warme und sonnige Wetter sehr vorteilhaft; sie haben im Wurzelgewicht zugenommen und sich auch im Zucker­gehalt gebessert. Heber die Kartoffeln wird berichtet, daß sie schon viel unter Nässe gelitten haben, von Krankheiten befallen sind und vielfach zu früh abster­ben. Immerhin hat sich auch bei dieser Frucht der Wit­terungsumschlag als günstig erwiesen.

Stuttgart, 1. Sept. Landesproduktenbörse. Das schöne Wetter der abgelaufenen Berichtswoche hat

die Erntearbeiten sehr gefördert. Hauptsächlich durch diesen Umstand, andererseits aber auch, weil Nord­amerika seine Preise wieder erheblich ermäßigte, hat sich die Stimmung auf dem Eetreidemarkt ruhi­ger gestaltet. Die Käufer beschränkten sich darauf, wie schon seit vielen Monaten, nur den dringendsten Bedarf zu decken. Die Zufuhren in neuer Ware sind noch nicht belangreich. Deshalb bleibt gute alte Ware begehrt. Auf der heutigen Börse war wenig Geschäft. Es wurden nur einige kleinere Pöstchen hauptsächlich effektive ruffische und ameri­kanische Weizen gehandelt. Dagegen ist für Mais rege Nachfrage, doch waren infolge der wesentlich höheren Forderungen die Umsätze nicht von Bedeu­tung. Der diesjährige Herbstsaatfruchtmarkt findet am Montag den 15. September d. I., von vormit­tags 10 Uhr ab, im Lokal der Landesprodukten­börse (Europäischer Hof) in Stuttgart statt. Muster sind spätestens bis Samstag den 13. September, vormittags, an das Sekretariat der Börse (Euro­päischer Hof) einzusenden. Wir notieren:

Weizen württ.

20.80 bis 21.80

fränk.

-.-

.

bayr.

- . -

.-

nied.-bayr. In.

- . -

.

., Ulka

23.75

24.28

Saxonska 24.28

24.73

Azrma

23.80

24.

Laplata

23.80

24.25

Kansas II 23.78

24.25

Manitoba II

,

,_

Kernen, alt

.

.

Roggen, neu

17.

18.

Gerste, Pfälzer

19.80

20.50

Futtergerste

18

15.50

Hafer, württ., alt

15.

17.

., neu

IS­

18

russ.

IS

21.

Mais, Laplata

18.78

16.

t Sack, Kasse 1°/°

Skonto.)

Tafelgries

38.78

34.78

Mehl 0

33.78

34.75

1

32.78

33.75

2

31.78

32.75

3

30.28

31.25

4

27.78

27.75

Kleie

9.

9.50

(netto Kasse ohne Sack).

Neuenbürg, 30. Aug. Dem heutigen Schweine­markt waren 26 Stück Milchschweine zugeführt, welche zum Preise von 3244 oll pro Paar verkauft wurden.

Pforzheim, 30. Aug. Der heutige Schweinemarkt war befahren mit 83 Stück. Verkauft wurden 60 Stück. Preis das Paar oll 46^-63.

Herrenberg, 30. Aug. Auf den heutigen Echweine- markt waren zugeführt: 146 Stück Milchschweine; er­lös pro Paar 4668 oll. 63 St. Läuferschweine, Erlös pro Paar 70116 oll. Verkauf: flau.

Freudenstadt, 30. Aug. Der Wochenmrrkt hatte un­ter dem morgens einsetzenden Regen etwas zu leiden. Die Preise besonders für Butter waren schwankend. Es wurden bezahlt: Kartoffeln 3.203.60 oll pro Ztr., 4 pro Pfd., Kraut 3.20 oll pro Ztr., 16 bis 25 ^ pro Stück. Oehmd 2.302.60 oll, Heu 2.50 oll. Butter 110120 Eier 10 L, Weißkraut 2026 L, Blau­kraut 2025 Blumenkohl 50SO Wirsing 15

Pfg., Gelbrüben 10 L pro Büschel, Bohnen 1016 L pro Pfund, Endivien 5 Salat 8 L, Gurken 10 bis 16 je per Stück, Zwetschgen 2636 Aepfel 10

Pfd. 1.40 -ll, Birnen 35 L. Beim Italiener: Ba­nanen 10 St. 60 Aepfel 4 Pfund 1 oll, Birnen 4 Pfd. 1 oll, Zitronen 10 St. 80 Trauben pro Kistle 1.50 oll. Zwiebel 10 Pfd. 60 ^

Stuttgart, 30. Aug. Auf dem heutigen Eroßmarkt kosteten Aepfel 1220 L, Birnen 1820 Preitzel-

beeren 2428 L, Zwetschgen 1518 Reineclauden 1218 per Pfund. Einmachbohnen standen auf 13 bis 14 per Pfund. 100 Stück kleine Einmachgurken kosteten 5055 L. Auf dem Filderkrautmarkt koste­ten 100 Stück 2026 oll. Auf dem Kartoffelgroß­markt war der Preis 3.304 oll per Zentner.

Schafeinfuhv nach Frankreich. DieSüddeutsche Schäferzeitung" brachte unlängst die Mitteilung, daß die Einfuhr deutscher Schafe nach dem Schlachthof in Nancy unter gewissen Bedingungen freigegeben worden sei. Nachträglich ist dem Verband süddeutscher Schäferei­besitzer von dem Schlächtereisyndikat in Nancy eine Zu­schrift zugegangen, in welcher der Verband gebeten wird, mitzuteilen, ob er Tiere von guter Qualität und schönen Formen zu liefern im Stande sei. Die Zuschrift erwähnt, daß, wenn Preis und Ware dem Syndikat Zu­sagen, werde der Verband in Nancy einen guten Markt finden und es werde sicher sein, daß er im Herbst ihm seine Aufträge zugehen lasten werde. Die Süd­deutsche Schäfereizeitung gibt ihren Mitgliedern von diesem Schreiben Kenntnis und weist auf die Wichtig­keit dieses Angebots hin; in dem Angebot biete sich, nachdem Frankreich für die Einfuhr jahrzehntelang verschlossen gewesen sei, eine jedenfalls beachtenswerte Absatzmöglichkeit. Es wäre erwünscht, wenn die Ver­bandsmitglieder zu dem Angebot Stellung nehmen würden.

Für di« Schrtftleitung verantwortlich: Paul Kirchner. Druck und Verlag der A. Drlschläger'schen Buchdruckerei.