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Nr. LS7.

AiteuRriz. Donnerstag den 3. November.

Jahrgang LS3L.

England und Indien.

Mm 26. Oktober hat der Prinz von Wales, der eng­lische Thronfolger, auf dem KreuzerRenown" eine Reise nach Indien angetreten, und damit hat ein politi­sches Wagnis ernster Art seinen Anfang genommen. Es ist nicht zu viel bchauptet, wenn man sagt, daß England den Prinzen mit schwerem Herzen ziehen läßt. Seine Be­liebtheit im ganzen Volke ist außerordentlich größt Er hat schon Kanada, Südafrika und Australien besucht und überall den besten Eindruck hinterlassen. Aber er reist jetzt in Länder und zu Völkern ganz anderer Art, und man fragt sich, ob das wohlgetan ist.

Das Oberhaus hat am Tag vor der Abreise des Prinzen die politische Lage in Indien zum Gegenstand einer ausgiebigen Erörterung gemacht und Bedenken gegen die Reise Ausdruck gegeben, der nicht überhört werden kann. Lord Sydenham nannte es eine bedenkliche Erscheinung, daß in England die Neigung, in den indischen Zivildienst zu gehen, angesichts der unruhigen Haltung der Bevöl­kerung immer mehr abnehme. Lord Ampthill, der fünf Jahre Gouverneur von Madras war, führte die Unruhen auf die schwächliche Haltung der indischen Regierung zu­rück, in den Indiern das Gefühl erzeuge, daß die bri­tische Herrschaft sich ihrem Ende nähere und Indien in der Lage sei, sich unabhängig zu machen. Freilich werde die Selbständigkeit zu nichts anderem führen, als daß sich Hindu und Mohammedaner g'gms.itig die Hälse ab- schnitten. Lord Chelmsförd, der sichere Vizekönig von Indien, begegnete dem Vorwurf der Schwäche mit der Erklärung, daß ein anderes Vorgehen in Indien gar nicht mehr mögll-^ sei. Er sagte: ,

Entscheiden.) für die Lage Indiens ist die Frage der Rasse und der Hautfar b e. Sie ist keine rein indische Frage, sie erfüllt die ganze Welt. Alle farbigen Rassen bäumen sich aus gegen die Vorherrschaft des weißen Man­nes, und wir begegnen diesem Widerstand in Indien auf Schritt und Tritt. Früher regierten wir Indien auf Grund der anerkannten Ueberlegenheit der britischen Rasse, und es hilft nichts, wir müssen feststellen, daß diese Ueber- legenheit heute in Frage gestellt wird. Zum andern hieß es früher mit Recht, daß es keine indische Nation gebe, sondern nur Hunderte von Rassen und ungezählte Reli­gionen. Wer diese Frage der Hautfarbe hat Indien ge- Winigt und die Unterschiede der Rasse und der Religion besiegt. Dieser neM Geist Indiens hat dine liberale Uegierungspolitik zur zwingenden Notwendigkeit gemacht; ohne sie hätte sich das ganze Land gegen die Fremdherr­schaft gewandt, und England würde heute keinen ein­zigen Freund dort mehr haben. Im Namen der Regie­rung versicherte dann noch Lord Lytton, daß man nicht daran denke, von der Politik der Reformen abzugehen, da man glaube, mit ihr auf dem rechten Weg zu sein. Uebrigens seien die größten Unruhestifter heute die Mo­hammedaner, die über den türkischen Friedeusvertrag verbittert seien, und sobald das Kapitel des türkisch-grie­chischen Krieges befriedigend geschlossen sei, werde auch diese Quelle des Haders verstopft sein.

Zur Erhöhung des GoLdaufgelds bei Zottzahlungen.

W.W. Laut Bekanntmachung des Reichsfinanzministers beträgt vom 20. Oktober d. I. bis auf Weiteres das Goldaufgeld bei Zollzahlungen statt wie bisher 900 Pro­zent nunmehr 1900 Prozent. Hierdurch wird eine wertere nicht unerhebliche Verteuerung derjenigen Nahrungs- und Genußmittel eintreten, bei deren Bezug wir von dem Auslande abhängig sind, und die schon durch die stän­dige Verschlechterung des Markwertes für weite Volks­kreise fast unerschwinglich geworden sind. Zu ihnen rech­nen wir vor allem Kaffee, Kakao und Tee. Mb Borkricgs-Statistik (während des Krieges waren wir ja durch die Blockade vom Weltmarkt abgeschnitten) ergibt, daß der Verbrauch von Kaffee in Deutschland zahlen­mäßig an erster Stelle steht. Er stieg vom Jahre 1871 mit einem Gesamtverbrauch von 93249 Donnen und' 2,27 Kg. auf den Kopf bis auf 164240 Tonnen und 2,44 Kg. im Jahr 1913. An zweiter Stelle steht der Ver­brauch von Kakao, der eine Steigerung des Gesamtver­brauchs von 1841 Tonnen (1871) und 0,05 Kg. auf den Kopf im Jahr 1913 auf 51593 Tonn, und 0,7? Kg. auftmweilen batte. Der Te»-Verbra»K wurde fikr

das Jahr 1886 mit 1912 Tonnen Gesamtverbrau'ch und 0,04 Kg. als Kopfquantum und 1913 mit 4270 Tonnen und 0,96 Kg. auf den Kopf berechnet.

Diese Ziffern zeigen deutlich, welche Wichtigkeit den genannten Auslandserzeugnissen für die gesamte deut­sche Wirtschaft wie für die Lebenshaltung eines jeden Einzelnen zukommt. Vor allem der Kaffee ist gewisser­maßen als Nationalgetränk der Deutschen zu bezeichnen. Seine Verteuerung wird daher ganz besonders schwer ge­tragen werden. Von fachmännischer Seite wird sestgestellt, baß der Zoll auf Rohkaffee nach dem neuen Gesetz von 130 Mk. auf 200 Mk. für den-Doppelzentner ge­bracht werden wird. Betrug bei den bisherigen gewaltigen Zuschlägen, unter Berücksichtigung, daß der Kaffee beim Rösten 25 Prozent seines Gewichtes verliert, der Zollsatz für ein Pfund gebrannten Kaffee etwa 5.85 Mk., so wird zukünftig ein Zollsatz von 23.75 Mk. in Anrechnung zu bringen sein. Aus Vorschlag des Reichswirtschaftsrats soll nun der Zollsatz für Rohkaffee auf 160 Mk. festgesetzt werden. Dessen ungeachtet würde, wie eine Berechnung von sachkundiger Seite ergeben hat, der Durchschnitts- Ladenpreis für ein Pfund gebrannten Kaffee sich in Zu­kunft auf eüva 60 Mk., bei edleren Sorten noch erAb- lich höher stellen. Es wird endlich mit Recht noch dar­auf hingewiesen, daß in handelspolitischer Beziehung eine erhebliche Erhöhung des Kaffeezolls verderbliche Folgen Artigen kann, da Brasilien, das wichtigste Ursprungs­land dieses Volks-, Nahrungs- und Genußmittels eine Erschwerung der Kaffee-Einsuhr nach Deutschland vielleicht mit Gegenmaßnahmen beantworten könnte. Das bra­silianische Parlament hat, wie gemeldet wird, der Regie­rung bereits Vollmacht gegeben, für die Einfuhr von Er­zeugnissen solcher Länder, die die brasilianischen Waren Ungünstig behandeln, eine Zollerhöhung bis zu 400 Pro­zent eintreten zu lassen. Diese Maßnahme würde uns­er auf unseren immerhin nicht unerheblichen Apsfuhr- mdel nach Brasilien von sehr nachteiliger Wirkung sein, eutsche Exportkreise werden daher größtes Interesse daran haben, daß die Erhöhung der Zollaufschläge, in diesem Fall besonders auf die Kaffee-Einfuhr, in ihren Folgen sorgsam beobachtet und gegebenenfalls einer Nach­prüfung unterworfen wird.

Die Zerstörung der Deutschen Werke

Die Reichsregierung wird, wie verlautet, gegen die Von der feindlichen Ucberwachungskommission geforderte Zerstörung der Deutschen Werke eine Vereinigung von Fabriken, die während des Kriegs mit Reichsunter­stützung zur Herstellung von Kriegsmaterial errichtet wurden, inzwischen aber längst zur Herstellung von Frie- deuswaren übergegangen sind beim Verband Ein­spruch erheben und darauf Hinweisen, daß die Forderung mit dem Friedensvertrag im Widerspruch stehe und die deutsche Wirtschaft ungeheuer schädige.

ImBerl. Lokalanz." schreibt Generalleutnant von Cramon, der Vorsitzende der Hauptverbindungsstelle der Heeres-Friedenskommission:

Ich, der ich den zweifelhaften Vorzug genossen habe, in mehrjähriger Tätigkeit mit der Ueberwachungskom- mission des Verbands über die Durchführung des Ver­sailler Friedensdiktats zu verhandeln, kann die Ansicht Wer die Folgen, die den Deutschen Werken dro­ben, aus eigener Erfahrung nur bestätigen. Aus dem Verlangen der Kommission, das die Lebersfähigkeit der Deutschen Werke aufs äußerste bedroht, spricht nicht nur geradezu die krankhafte Angst unserer Feinde vor dem Wiedererstarken Deutschlands, sondern vor allem der absolute Vernichtungswille, der, von Frank­reich in erster Linie genährt, mitunter ich nenne es beim richtigen Namen an Wahnsinn grenzt. Ich habe im Laus der Jahre besser als jeder andere beob­achten können, wie die ursprünglichen Ansichten der Kom­mission über die Auslegung des Friedensvertrags sich änderten und immer schärfer wurden, um schließlich ge­radezu in wilde Forderungen auszuarten. Unsere Feinde wollen nicht aufbauen, sondern sie wollen vernichten. Daran ändern alle schöne Re­den und abgeschlossenen Verträge nichts. Um der Wahr- beit die 'Ehre zu geben, muß ich aber betonen und kann dies beweisen, daß die Schuld an diesem Vorgehen lediglich den französischen Mitglieder» der Kom­mission und in erster Liüi^ dem Vorsitzenden derselben, dem französischen General Wollet, zuzuschreiben ist. Sollte «S tatsHMich zu dem völligen Stillegen der Deut­

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schen Werke kommen, und sollten'damit abermals MW- ten deutscher Kultur und deutschen Fleißes der Vernich­tung preisgegeben werden, sollten abermals Tausende Knd Abertausende von friedlichen deutschen Arbeitern durch das Machtgebot der Entente brotlos werden, sitz sollen diese, so soll es ganz Deutschland wissen, wem Her Dank für dieses rücksichtslose Vorgehen abzustatten ist und wen die Schuld än dem schließlichen VerelenZ den nicht nur Deutschland, sondern ganz Europas trifft."

Die Leitung der Deutschen Werke teilt über die Men der bisher auf Befehl des Verbands durchgesührten Uerstörungsarbeiten mit, daß in Spandau al­lein an Kosten für die Zerstörungen an Baulichkeiten bisher 45 Millionen, in Siegburg 2,6, in Kassel 1,3 Millionen verausgabt worden sind. Man hat an Löh­nen für die Zerstörungsarbeiten in den Deutschen Wer­ken, ausgenommen das Werk Wolfgang bei Hanau, 27 Millionen ausgegeben, sodaß die Gesamtaufwendungen hierfür bisher, da für Wolsgang 10 Millionen veraus­gabt wurden, 37 Millionen betragen.

Neues vom Tage.

Russische Gelder.

Berlin, 2. Nov. Nach einer Meldung der Peters­burgerPrawda" vom 22. Okt. sind den deutschen kommunistischen Parteien zur Unterstützung der kom­munistischen Agitation in Deutschland vom 1. Januar bis 1. Oktober d. I. insgesamt Beträge von 120 Mil­lionen Zarenrubel durch die Moskauer Regierung laut Beschluß des Zentralrats überwiesen worden.

Zur Balntafrage

Genf, 2. Nov. Eine Versammlung von Vertretern der Schweizer Banken hat sich in Uebereinstimmung mit dem Präsidenten des Finanzamts einstimmig gegen das System der Banknotenüberslutung ausgesprochen und er­klärt, der Weg zu einer Besserung der Lage sei derjenige, den man bei dem rumänisch-schweizerischen Handelsab­kommen angewendet habe: Anleihe für Rumänien mit der Verpflichtung, in der Schweiz für eine bestimmte .Summe einzukaufen.

Beweise, Herr Lloyd George!

London, 2. Nov. In seiner Rede im Unterhaus Wer die Verhandlungen mit den Iren sagte Lloyd George nach den Blättermeldungen, unter Bruch des Wafsenstill« ffandsvertrags sei versucht worden, Waffen nach Irland zu verschiffen. Ein Teil des Beweismaterials weise aus eine Mitwirkung der deutschen Reichsregio» rung hin. Lloyd George wird hoffentlich von» Reichsregierung aufgefordert werden, seineBe-oeis- material" bekannt zu geben.

Einheitsfront des Proletariats.

Paris, 2. Nov. Der hier tagende Sozialistenkongretz M eine Tagesordnung angenommen, das Bureau von Wien möge sich mit der Labour Party (Arbeiterpartei) in Verbindung setzen, um alle, den Internationalen von Wien, London und Moskau angeschlossenen Organisatio­nen aufzufordern, eine Einheitsfront des Proletariats her- Kustellen, um so die Gründung einer Gruppe von Par­lamentariern alter Länder ins Auge zu fassen zw«8 gemeinsamen parlamentarischen Vorgehens. Ein zwei­ter Kongreß soll die bei allgemeinen Wahlen zu be­folgende Taktik feststellen.

Frankreich lehnt das russische Angebot ab.

Paris, 2- Nov. DerMatin" meldet: Im Finanz­ministerium beabsichtigt man, von der neuen russischen Note, die die Vorkriegsschulden anerkennen will, keine Notiz Hu nehmen, da die jetzige russische Regierung über­haupt nicht in der Lage ser, 20 Milliarden Franken Vorkriegsschulden und 22 Milliarden Kriegsschulden zu- rückzuzcchlen. (Anerkennung der Kriegsschulden hat Ruß­land gar nicht angeboten. D. Red.)

Der Große «nd der Kleine Berband.

Prag, 2. Nov. Der tschechoslowakische Gesandte hat dem Botschafterrat eine Note übergeben, daß der Kleine Verband an der Forderung festhalten müsse, daß Un­garn die Kosten der gegenwärtigen Mobilmachung zu ersetzen habe. Der Botschafterrat möge Ungarn eine

io-.,-, stellen: eher sei die Einstellung der Mobilmachung nicht möglich.

Paris, 3 . Nov. Der tschechoslowakische Ministerpräsi­dent Be ne sch erklärt in einem Telegramm an den