!

Nagold, 30. Aug. DerGesellschafter" erzählt: In einem Vezirksorte ahmte ein Landmann den Kollegen in Tübingen nach, der diesen Sommer auf fremdem Acker Klee mähte und dem dazu gekom­menen Eigentümer auf dessen Einsprache erwiderte: Soll i mei Kuah' wega deim Klai verrecka lau?!" Unser Bezirksangehöriger mähte also auch auf dem Acker eines Anderen Klee; als ihn eine Frau zur Rede stellte, meinte er:Denn Klai brauch i, mei Viech muatz gsressa hau!", Der Mann scheint sich auf denMundraub" im Strafgesetzbuch berufen zu wollen, übertragen bezw. angewendet aufMaul" seines Viehs. Von den am letzten Sonntag hier ausgestellten 136 Hunden hat ein starkes Drittel das Zeugnis vorzüglich erhalten. Es kamen 52 Ehrenzeichen zur Verteilung.

Renningen, 30. Aug. Die K. Eeneruldirektion der Staatseisenbahnen ist durch die Verkehrsabteilung des K. Ministeriums ermächtigt worden, für eine Bahnver­bindung von Renningen (Weilderstadt) nach Mühlacker einen Entwurf zu bearbeiten.

Württemberg.

Der Jahresbericht der Stuttgarter Handelskammer.

I.

In ihrem Jahresbericht 1912 wirft die Handels­kammer Stuttgart einen Rückblick aus die allgemeine Wirtschaftslage dieses Jahres, dem wir u .a. folgende Ausführungen entnehmen: Selten sind, wie 1912, Hoch­konjunkturen mit politisch gefährdeten Zeiten zusam­mengefallen. Politische Konflikte tragen in der Regel ein so starkes Moment der Beunruhigung und Unsicher­heit in das Wirtschaftsleben, daß erfahrungsgemäß eine Lähmung der Unternehmungslust und eine starke Ein­schränkung aller größeren Transaktionen zu erfolgen pflegt. Diese ungünstigen Folgeerscheinungen fehlten natürlich auch nicht gegenüber den kriegerischen Ereig­nissen des Berichtsjahres, ja sie traten in den ersten Oktobertagen mit krisenhafter Stärke zu Tage, als wie ein Blitz aus heiterem Himmel die Nachricht von dem Bestehen eines Balkanbundes, der Eröffnung der Feind­seligkeiten zwischen ihm und der Türkei, seinen über­raschenden Siegen und dem völligen Versagen der tür­kischen Waffen durch Europa eilte. Aber so wenig in den vergangenen 8 Monaten der italienisch-türkische Krieg die starke Aufwärtsbewegung ernstlich beeinträch­tigen konnte, so wenig vermochten die ungleich schwerer Wiegenden Ereignisse auf dem Balkan und ihre un­mittelbaren Schädigungen der Konjunktur endgültig Einhalt zu gebieten. Maßgebender als die äußeren Er­eignisse erwiesen sich für die endgültige Gestaltung der Konjunkturkurve die aus der ganzen wirtschaftlichen Entwicklung seit der Ueberwindung der Depression selbst sich ergebenden Faktoren. Auch hier sind eine Reihe von Hemmnissen hervorzuheben, die sich einem be­schleunigten Aufstieg und der namentlich im Börsen­geschäft während der ersten 9 Monate charakteristisch her­vortretenden Hausse-Stimmung entgegenstellten. In erster Linie ist hier der Geld- und der Kreditverhältnisse zu gedenken: Die Ruhepausen zwischen der 1908/09 zum Abschluß gekommenen letzten Hochkonjunktur und dem neuen Aufstieg 1910 war zu kurz, als daß die durch die Anspannung aller Kräfte erschöpften Kapi­tal-Reserven sich hätten zureichend ergänzen können. Bereits im Jahre 1911 hatten sich daher die Anzeichen dafür gemehrt, daß die Kapitalneubildung mit dem Kapitalbedarf nicht Schritt zu halten vermochte. So lange die Käufer noch, wie im Vorjahre, vorsichtig zu- rückhielten, war den Produzenten eine gewisse Ein­schränkung von selbst geboten. Als aber das Vertrauen der Käufer ganz erheblich seit 1911 stieg und sich bei fast allen Industriezweigen in großen Aufträgen kund gab ein wichtiges wirtschaftliches Moment, das dem an sich gleichfalls dem Bestätigungsgrade nach sehr leb­haften Vorjahre fehlte und ihm damit einen wesent­lichen Charakterzug der Hochkonjunkturjahre nahm wurden die Ansprüche an den Geldmarkt immer drin­gender. Ein wahresWettrennen" um die Beschaffung neuer Mitel setzte ein. (Forts, folgt.)

über nimmt sich der Schluß der Eingabe Sulzmanns merkwürdig aus, der lautet:Diesem Gesuch hätten die tit. Eemeindekollegien Vorbeugen können, wenn sie meiner Bitte um Gehaltszulage entsprochen hätten". Die Kollegien genehmigten das Gesuch, behalten sich aber weitere Schritte vor. Hierauf wurde der seitherige Stadtschultheitzenamtsverweser Maisenbacher wiederum einstimmig als Amtsverweser gewählt. Wie es heißt, hat Stadischultheiß Sulzmann, zur Zeit in Wörishofen, beim Kgl. Oberamt hier heute sein Pensionierungs­gesuch eingereicht.

Geislingen a. St., 31. Aug. Heute vormittag be­gann hier der oberschwäbische Parteitag der Fortschritt­lichen Volkspartei mit einer geschlossenen Versammlung, an die sich nachmittags eine öffentliche anschloß, die Postsekretär Kllbler-Eeislingen eröffnete. Für den er­krankten Landtagsabgeordneten Scheef sprach Landtags­abgeordneter L ö ch n e r - Stuttgart über die Aufgaben des wllrttbg. Landtags. Stadtrat Wunderlich- Heidenheim gab kund, daß er sich alle Mühe geben werde, in den schwarzen Erdteil des Oberlandes recht viele rote Punkte hineinzumachen. Reichstagsabg. Hähnle behandelte die Aufgaben des Reichstags. Einen dritten Vortrag hielt Landtagsabg. Fischer über das Verhältnis des Volkes zum Staat. Die Ver­sammlung war gut besucht und vom Wetter sehr be­günstigt.

Au» Wett und Zeit.

Helgoland.

. Zurzeit sammelt sich die deutsche Hochseeflotte in der Nordsee, um in den nächsten Tagen die Herbstmanöver in der Nähe von Helgoland abzuhalten. Die rote Fel­seninsel wird dabei eine große Rolle spielen, denn sie bildet den Angriffspunkt der feindlichen Flotte. Die Rhein.-Westfäl. Ztg." bemerkt dazu: Wer seit einigen Jahren Helgoland nicht besucht hat, wird jetzt bei einem Wiedersehen enttäuscht sein. Er kannte die Insel als Badeort, als Dorado der Heufieberkranken, als inter­essantes Felsengebilde mitten im Meer. Eine kleine Stadt, in Ober- und Unterland getrennt, wo die Häu­ser aufhörten, einige grüne, karge Wiesen, Kartoffel­felder, weidende Lämmer, Hühnervölker, Gemüsegärten und als Sehenswürdigkeit ein altes Pferd. Diese Zeiten sind dahin. Die rote Kante strahlt noch im Son­nenlicht, aber nicht mehr unberührt. Gewaltige graue Schutzmauern umsäumen sie, um den anstürmenden Wo­gen Halt zu gebieten. Ab und zu gewahrt das scharfe Auge im roten Gestein kleine Balkone und Türen, die in das innere Gestein führen, Postenstände. Helgoland ist Seefestung geworden. Vor 68 Jahren traf der Besucher Helgolands knapp 100 Matrosen auf der Insel. Hinter den Häusern des Oberlandes standen einige ver­deckte Geschütze in Türmen, die Kommandantur und der Leuchtturm. Die militärische Bedeutung der Insel kam damals noch nicht zur Erkenntnis; Helgoland bildete nur einen Flottenstützpunkt, aber keinen Faktor im See­kampfe. Ein Hafen war damals nicht vorhanden, alle Schiffe lagen auf der Reede. Kohlenmagazine fehlten, einige Barkassen lagen an der Brücke. Helgoland war in erster Linie Badeort. Dieses Idyll hat sich in den letzten Jahren geändert. Die Marineverwaltung hatte den Plan gefaßt, aus Helgoland eine starke Festung zu machen, die Elbe- und Wesereinfahrt schützen solle, einen starken Flottenstützpunkt und einen Schutzhafen für Tor­pedoboote und wenn nötig, auch für kleinere Kreuzer. Dazu gehörte eine starke Armierung der Insel. In aller Stille ist Helgoland die stärkste deutsche Seefeste, abgesehen von Kiel und Wilhelmshaven, geworden. Der militärische Wert der Insel ist für uns unermeß­lich, und er soll jetzt bei den Flottenmanövern erprobt werden. Noch größeren Wert wird Helgoland als Zu­fluchthafen später für kleine Kriegsschiffe haben; kön­nen doch mindestens zwanzig Torpedoboote hier Zuflucht finden. Als Seefeste ist die Insel unbestürmbar. Sie kann nur durch Hunger zur Uebergabe gezwungen werden.

Madrid, 30. Aug. In Huesca duellierten sich ein 13jähriger und ein 17jähriger Knabe, die beide dasselbe Mädchen liebten. Jeder von ihnen verschaffte sich ein Gewehr. Nachdem das Los zu Ungunsten des 13jährig. Knaben entschieden hatte, schoß sich dieser eine Kugel in den Kopf.

Tokio, 30. Aug. Ein furchtbarer Wirbelsturm hat die Umgebung von Tokio verheert. Der Sturm zer­störte Brücken und Straßen. Eine mächtige Flutwelle brauste durch die Stadt, sodah 15 000 Häuser Tokios un­ter Wasser stehen. Hunderte von Personen wurden ge­tötet, darunter auch 17 Kinder, die auf einem Ausflug begriffen waren. Die Eisenbahnen sind auf große Strecken zerstört. Die Ernte ist meilenweit vernichtet.

Landwirtschaft und Markte.

Stuttgart, 30. Aug. Vom Obstmarkt. Die heutige, nicht übermäßige Zufuhr des Obstmarkts bestand zum größten Teil aus italienischen Tiroler Tafeläpfeln, Bir­nen und Weintrauben. Besonders in letzterer Obstart herrschte ein lebhafter Umsatz. Die Qualität war gut, bei niedrigen Preisen. Von einheimischen Früchten ka­men nur wenige Körbe Falläpfel von nicht verlockendem Aussehen und vereinzelte Birnsorten zum Angebot. Die fremde Ware beherrschte den Markt vollständig. Leb­haft gehandelt wurden die billigen ital. Kanadareinet­ten, die an Qualität befriedigten. Auffällig ist in die­sem Jahr das Schrumpfen der Zwetschgen vom Stiel aus; Die Erscheinung ist lediglich auf den schroffen Wit­terungswechsel zurückzuführen. Zwetschgen - Angebote laufen immer nur vereinzelt ein. Man sollte in dieser Hinsicht doch mehr vom Auslandshandel lernen, nur große Sammelangebote ziehen die Käufer an! Die Zentralvermittlungsstelle für Obstverwertung in Stutt­gart weist Nachfragenden in Anbetracht des geringen Angebots in einheimischem Obst zuverlässige Großhänd­ler zum Bezug von Mostobst und zum Einkauf von Tafel- und Einmachfrüchten auf dem hiesigen Engros- Markt nach.

Sprechsaal.

(Für Einsendungen unter dieser Rubrik übernimmt die

Redaktion nur die pretzgesetzliche Verantwortung.)

Der neue Gesangverein.

Nach dem Bericht in der letzten Nummer dieses Blattes hat Calw in dem neugegründeten Gesangver­einFrohsinn" nun auch einen dem Deutschen Arbei­tersängerbund angehörenden Gesangverein. Eingeleitet wurde diese Gründung wohl schon vor einigen Wochen durch den Besuch des ArbeitergefangvereinsFrohsinn" Reutlingen. Die Gründung solcher Vereine entspricht der Forderung der Sozialdemokratie, daß keiner ihrer Angehörigen Mitglied eines sogen, bürgerlichen Gesang­oder Turnvereins sein sollte. Durch den sofortigen An­schluß des neuen Vereins an den Arbeitersängerbund bekundet derselbe, daß er wie letzterer sozialdem. Ten­denzen hat. Während in den seither hier bestehenden Gesangvereinen Politik ausgeschlossen ist, soll der neue Verein politischen Zwecken dienen; er soll Mittel zu die­sem Zweck sein. Die Mitglieder der beiden alten Ge­sangvereine gehören allen Kreisen und Ständen an und es ist eine Hauptaufgabe dieser Vereine, durch die ge­meinsame Pflege des deutschen Liedes Standesunter­schiede zu überbrücken und auszugleichen, welcher Grund­satz jederzeit hochgehalten wird. Nun soll aber durch den neuen Verein die Arbeiterschaft von den bestehenden Gesangvereinen abgehalten und dem sozialdemokrati­schenFrohsinn" zugeführt werden. Dadurch werden die Klaffenunterschiede verschärft und es wird ein weiterer Keil in die gegenseitigen Beziehungen der einzelnen Stände getrieben. Mit dem Hereintragen von Politik und Klaffenabsonderung in die Gesangvereine erleiden dieselben eine starke Einbuße an ihrem idealen Werte, und es mutz deshalb jeder, dem der deutsche Männer­gesang am Herzen liegt, eine solche Neugründung be­dauern, ganz abgesehen davon, daß auch für die hiesige Stadt aus ideellen und materiellen Gründen die Zu­sammenlegung bestehender Vereine viel angezeigter wäre, als eine weitere Zersplitterung.

Freudenstadt, 31. Aug. Nun haben wir wohl den Höhepunkt des Fremdenverkehrs überschritten. Er war Heuer noch ergiebiger als im vorigen Jahre. Am Donnerstag wurde die Gesamtzahl von 8746 Gästen festgestellt. Im vorigen Jahre waren es an diesem Tage 8581. Eine Badener Zigarettenfirma gab hier ihren Angestellten ein Schwarzwaldfest. Die Teilnehmer ka­men 50 Personen stark mit Automobilen das Murgtal herauf und kehrten auf demselben Wege wieder heim.

Oberndorf, 30. Aug. Nachdem die bürgerlichen Kollegien in ihrer Sitzung vom 26. August das Ge­such des seit drei Monaten im Krankheitsurlaub be­findlichen Stadtschultheißen Sulzmann um Gehaltser­höhung abgelehnt und ihn aufgefordert hatten, am 1. September sein Amt wieder anzutreten, reichte Sulz­mann ein weiteres Gesuch um Verlängerung seines Krankheitsurlaubs bis 1. Oktober ein. Das Gesuch, das vom 26. August datiert war, stützte sich auf das Zeug­nis eines Arztes in Wörishofen, in dem es heißt, daß Sulzmann infolge eines neurasthenischen Leidens sein Amt vorläufig nicht weiter führen könne. Demgegen-

Trier, 30. Aug. Das gestrige Gewitter verursachte außer dem Unglück bei Neuerburg zwei weitere Todes­fälle durch Blitzschlag. Bei Kornscheid wurde eine 66- jährige Frau auf dem Felde vom Blitz getötet. Bei Korforst traf der Blitz einen Schmiedmeister und einen Ackerer. Der Schmiedmeister wurde getötet.

Rom, 30. Aug. Vor dem Kaffationshof beginnt heute ein Aufsehen erregender Prozeß. Der zur Dis­position gestellte Corvettenkapitän Carlo de Rosa hat den Marineminister Admiral Millo und den Herzog der Abruzzen wegen Beleidigung verklagt, um dadurch die Wiedereinstellung in den Marinedienst zu erzwingen. Carlo de Rosa nahm an der bekannten Fahrt der italienischen Torpedoboote durch die Dardanellen teil. Nachdem diese gescheitert war, wurde er auf Vorschlag Admiral Millos vom Herzog der Abruzzen wegen Un­fähigkeit zur Disposition gestellt. Carlo de Rosa be­hauptet nun, daß nicht er, sondern die mangelhaften Vorbereitungen und die Unfähigkeit des kommandie­renden Admirals, also des jetzigen Marineministers, den Forcierungsversuch der Dardanellen zum Scheitern ge­bracht hat.

Ein Sangesfreund.

Für die Schriftleitung verantwortlich: Paul Kirchner. Druck und Verlag der A. Oelschläger'schen Buchdruckerei.

Rettameteil.

Die Meinung eines asthmakranken Arztes über Apotheker Neumeier's Asthma-Pulver und Asthma-Ciga­rillos. Derselbe schreibt wörtlich:

Ich kann nicht genug danken für die gefällige Sendung des Asthma-Pulvers, das gerade zu einer Zeit eintraf, als ich schwer an Asthma zu leiden hatte. Die Wirkung war eine vorzügliche." Dr. Kirschner, Arzt, Polzin, Pommern. Erhältl. nur in Apoth., Dose Pulver M. 1.50 od. Karton Cigarillos M. 1.50. Apotheker Neumeier, Frankfurts. M.

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kranko u. »vkon verzollt ins HLus geliefert, keicke dlusterausuLbi umgekenck.

6, HöiUIöhöl'A, Holl I dl 6 äeutsck. Kaiserin ^Ürloil.