Artikel über angebliche ungeheure militärische Rüstun­gen in Deutschland. Alle Angaben sind natürlich frei erfunden.

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Berlin, 26. Sept. Der Reichskanzler hatte heute eine Besprechung mit den Führern der Koalitionspar­teien des Reichstags über die Aufnahme der Deut­schen Volkspartei in die Koalition. Am Mittwoch sollen Verhandlungen wegen der Aufnahme der So­zialdemokratie in die Koalition des Preußischen Land­tags stattfinden.

Berlin, 26. Sept. Der Direktor der chemisch-tech­nischen Reichsanstalt, Oberregierungsrat Dr. Lentze, ist nach Oppau abgereist, um an der Aufklärung des Explosionsunglücks mitzuwirken.

Berlin, 26. Sept. Gestern vormittag trat in der Universität die preußische verfassunggebende Kirchen­versammlung zusammen. Zum Präsidenten wurde Ge­neralsuperintendent O. Reinhard durch Zuruf ge­wählt, zu Vizepräsidenten Graf Sehdlitz und Gewerk- schaftssrkretär Streiter.

München, 26. Se^l. , . sozialdemokratische Fraktion des Landtags hat eine Interpellation eingebracht, worin sie auf Mitzstände und Mißbräuche in der Justiz- und Polizeiverwaltung Bayerns, besonders bei der Behandlung politischer Fälle, hinweist, und dringend gründliche Abhilfe fordert.

Aus Stadt und Land.

KNeurttts. 27. September 1«Ll.

* Unfall. Am Sonntag Abend fuhr ein auswär iger Radler kurz vor 7 Uhr in rasendem Tempo die Halden­straße hinab und überfuhr bei der Wendeplatte einen Herrn und ein Fräulein von hier. Der Herr kam mit dem Schrecken und einigen Hautschürfungen davon, dagegen erlitt das Fräulein erhebliche Verletzungen und war längere Zeit be wußtlos. Der rücksichtslose Radler kümmerte sin, wenig um die Verletzten und scheint möglichst rasch das Weite ge­sucht zu haben.

Der Dollar kletterte an der Berliner Börse am 36. September auf 117 Mark.

Schutz der Kriegshinterbliebenen gegen Zwangsvollstreckung. Vom Reichsjustizminister mm ist am 29. April 1921 ein Rundschrerben an die Landes­justizverwaltung gerichtet worden, in welchem die Ge­richte veranlaßt werden, von sich aus Feststellungen zu treffen, ob es sich bei Beklagten um schutzbedürftige Kriegshinterbliebene handelt. Kommen solche in Frage, dann werden die Gerichte hinfort den Fürsorgestellen Mitteilung machen und diese Stellen dadurch in die Lage versetzen, mit größter Beschleunigung zu prüfen, ob ern Eingreifen der Fürsorge nach Lage des Falls notwendig erscheint. Die erforderlichenfalls alsdann sofort einsetzende Tätigkeit der Fürsorgestcllen hat dahin zu wirken, daß durch Verhandlungen mit den Gläubigern erleichterte Zahlungsbedingungen, Stundung, Herabsetzung der Schuldsumme nsw. vermittelt werden. Sie hat ferner für Bereitstellung von Mitteln und Hergabe von Darlehen Sorge zu tragen, aber auch andererseits der pünktlichen Einhaltung der für die Verpflichteten erwirkten gün­stigeren Zahlungsbedingungen Beachtung zu schenken. So­weit Kriegsbeschädigte zur Führung etwaiger Prozesse nicht in der Lage sein sollten, werden die Fürsorgestellen der sozialen Kriegsbeschädigtenfnrsorge ebenfalls ohne wei­teres eintreten und ihnen Schutz und Hilfe angedeihen lassen.

Hochdorf OA. Freudenstadt, 37. Sept. Unter zahlreicher Beteiligung von nah und fern wurde am lktzten Sonntag, 35. Sept., hier die Ehrentafel für dieGefallenen ringeweiht. Die geschmackvolle Tafel ist aus heimischem ro­ten Sandstein ausgehauen von Bildhauer Kienzls in Spiel­berg und außen an der Westwand der Kirche angebracht. Sie enthält nicht weniger als 13 Namen von Gefallenen, bei einer Einwohnerschaft von nicht einmal ganz 360; ein Beweis, wie stark auch unser Ort an den Opfern des Krie­ges beteiligt ist. Bei der Feier waren die Namenplakate der Gefallenen, die bisher von Kränzen umgeben, in der Kirche angebracht waren, neu bekränzt noch einmal ausgestellt und bildeten mit Tannengrün zusammen einen würdigen Hinter­grund der Feier Die letztere begann, nach dem die Vereine unter Musikbegleitung anmarschtert waren, mit dem ergrei­fend gksungeneu Volkslied: »Ich hall' einen Kameraden', das der Besenfelder Männergesangverein zum besten gab. ES folgten dann allerlei Begrüßungen, darauf die ernste u. doch erhebende Ansprache des OrtSgeistlichen, der auslegte, woran der Gedenkstein uns erinnere, sowie eine Ansprache von Herrn Oberlehrer Zoller, der zu treuem Deutschtum aus­rief, das der Gefallenen würdig sei. Dazwischen hinein sang der Gesangverein Besenfeld noch einmal in dankenswerter Weise und mit ihm wetteifernd der eben für die Feier neu­gegründete Männerchor von hier. Böllerschüsse zeigten den Augenblick an, da die Hüllen des Denkmals fielen u. dann schwenkten die Fahnenträger der mit ihren prächtigen Fahnen erschienenen Milttärverrine die Fahnen zum Zeichen der Ehr' für die gefallenen Söhne der Heimat. Aus der Gemeinde Hochdors «urden noch verschiedene Kränze niedergrlegt, auch einer vom Vorsitzenden des Militärvereins Göttelfingen, der in ungebundener u. gebundener Rede seinen Gefühlen Aus­druck gab. Es war eine unvergeßliche, vom Wetter über­aus begünstigt« Feier, die ganz gewiß bei recht vielen Teil­nehmern den Wunsch gestärkt hat, uns der Gefallenen wür­dig zu erzeigen. K.

* Freuteustatztz 36. Sept. Der Obstbauverein hielt am gestrigen Sonntag seine Hauptversammlung verbunden mit einer kleinen Ausstellung, von für den Bezirk empfehlens­

werten Obstsorten, ab. Der Vorstand, Kaufmann Fahrnrr, berichtete dabei über die Verelnstätigkeit, die eine sehr rüh­rige war. Bei der erfolgten Neuwahl wurde für den nach 31 jähriger Tätigkeit zurücktretendm Vorstand, der eine Wiederwahl ablrhme, Korbmacher Blickten durch Zuruf zum Vorstand gewählt. K. Blickten berichtete hierauf eingehend über seine Beobachtungen bei dem Obstbautag in Oehringen und über die Bekämpfung der Obstbanmschädlinge.

* Uvterrrmsbach, 36. Sept. Zu der gestern stattgefun­denen Schuliheißenwah! stellte sich der seitherige Ortsvor­steher Joh. Gg. Bahnet zur Wiederwahl. Von 196 ab­gegebenen Stimmen fielen 118 Stimmen auf Bahnet und ist damit wiedergewählt. Michael Oefierle erhielt 73 Stimmen, 5 Stimmen haben sich zersplittert.

Stuttrrart, 26. Sept. (Vom Landtag.) Die «bgg. Bazille, H. Hiller, Dr. Beißwänger und Wider haben folgende Anfrage an das Staatsmini- sterium gerichtet. Die von unserer Fraktion beantragte Einsetzung eines Ausschusses zur Untersuchung der Lage der Kleinrentner ist noch nicht erfolgt. Die Not dieser Kreise vergrößert sich von Tag zu Tag. Ist das Staatsministerium bereit, eine Hilfsaktion unter Aufwendung von Staatsmitteln einzuleiten, wie dies in anderen Ländern schon längst geschehen ist?

Stuttgart, 26. Sept. (Kirchliche Aufrufe zur Teuerungsnot.) Aus Schlesien kommt die Nach­richt, daß die ev. Pfarrer des Kreises Hirschberg in einem dringenden Aufruf sich an die Bauern gewendet haben, die vorgeschriebenen Getreidemengen bald abzu­liefern und erträgliche Preise zu fordern. Der Stand der Landwirte solle sich reinhalten von dem Verbre­chen, das die Engländer mit ihrer Blockade begangen haben. Der Ev. Volksbund für Württemberg hat schon vor Wochen in 130 000 Exemplaren unter der ev. Bevölkerung Württembergs einen Aufruf verbreitet, in dem ernste Worte gesagt werden über die Not un­seres Volks, über das schwere Unrecht übertriebener Forderungen und über die Pflicht, in allem Verbrauch strengste Einfachheit und Sparsamkeit zu üben.

EineinteressanteGerichtsentscheidung.

Wie derFußball" mitteilt, führt der Südd. Fußball- verband auf dem Gerichtsweg eine Entscheidung übe« die Rechtmätzigkeit der Erhebung der Lustbar. keitssteuer bei Fußballspielen nach dem 15. Sep­tember in Baden, Bayern, Hessen und Württemberg herbei.

Auf abschüssiger Bahn. Der frühere Psorz- heimer Schutzmann Karl Gutjahr geriet als ArbeitS- loser in schlechte Gesellschaft und ließ sich zu einer Reihe von Diebstählen und Einbrüchen in Stuttgart verleiten. Das Schöffengericht verurteilte ihn zu 3 Jahren 2 Monaten, seinen Genossen, den Kellner Gu- stav Entemann zu 1 Jahr 8 Monaten Gefängnis.

Backnang, 26. Sept. (Stiftung.) Von dem Ehren- bürger der Stadt, Kommerzienrat E. Breuninger, Stuttgaxz, wurden der Stadt-Bibliothek, deren Einrichtung und dauernde Unterhaltung von ihm gestiftet ist, neu« Mittel zuteil und zwar 5000 Mk. für Anschaffung von Büchern und 10000 Mk. für den Grundstock.

Mergentheim, 26. Sept. (Ein Opfer von Opau.) Der von Borbachzimmern gebürtige, verheiratete 45 Jahre alte Martin Bauer ist Bei der Explosion in Oppau ums Leben gekommen.

Vermischtes.

An nnsere Landleute!

Dank und Bitte.

Im vergangenen Jahr sind manchen unserer evang. Wohltätigkeitsanstalten mehr Gaben an Kar­toffeln und Obst zugeflossen, als je vorher und wir möchten allen Gebern dafür aufrichtigVergelts Gott" sagen und auch, allen denen, die uns diese Gaben ver­mittelt haben, von Herzen danken. Nun stehen aber wegen der gewaltigen Preissteigerung der Lebensmittel diesen Herbst die allermeisten unserer Anstalten vor nochgrökeren Schwierigkeiten«« fernd. Sin« schöne Anzahl! unserer Anstalten hat zwar selbst etwa» Landwirtschaft, aber die meisten müssen doch weitau» den größten Teil ihres Jahresbedarfs an Lebensmitteln kaufen; die Anstalten in der Stadt zumal, die weder Ar noch Halm besitzen, befinden sich angesichts der gegenwärtigen Preislage aller Lebensmittel in größter Not. Ist es da zu viel gebeten, wenn wir alle, denen Gott doch eine so reiche Getreideernte geschenkt hat, bit- ten, doch jetzt des Worts zu gedenken:Brich dem Hungrigen dein Brot". Unsere Anstalten sind auf Eure Hilfe angewiesen, und mancher Arme in der Stadt wird ohne Eure barmherzige Liebe hungern müssen. Sollte sich nicht in mancher Gemeind« un­seres Landes ein Mann finden, dem die Not unsere« Tage zu Herzen geht und der die Sache in die Hand nimmt, etwa eine Sammlung freiwilliger Gaben vor­nimmt oder mit einer Liste herumgeht und eintrage» läßt, wieviel die Einzelnen an Getreide, Kartoffeln, Obst, Kraut abgeben können und zu welchen Preisen. Wo keine evangelische Anstalt in der Nähe ist, mit der man in Beziehung treten könnte, wende man sich wegen Lieferung an Anstalten an die LandeSver- rinigung für Innere Mission und wegen Ga- ben an Arme in der Großstadt an die Stadtmission der Evangelischen Gesellschaft, beide i» Stuttgart, Obere Bachstr. 39.

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Getrei-ea-lgabe. Graf Moh in Stepperg bei Neu­burg a. Donau hat das gesamte zum Verkauf be­stimmte Brotgetreide seines Guts heuriger Ernte zum Umlagepreis für die minderbemittelte Bevölkerung zur Verfügung gestellt.

Das erste Haus mit sieben Stockwerken. Wie die Baurvelt", Berlin, meldet, hat der Bezirksausschuß Berlin die erste Dauergenehmigung für die Aus­mauerung von zwei Stockwerken auf das bereits aus fünf Stockwerken bestehende Geschäftshaus, Berlin, Nol- lendorfstraße 21, erteilt.

Ein Dampfer gesnnken. Im Aermelkanal ist in­folge dichten Nebels der PostdampferOstende-Dover" mit einem norwegischen Frachtdampfer zusammenge­stoßen. Der Frachtdampfer ist innerhalb 4 Minuten gesunken. Von seiner aus 24 Personen bestehenden Be­satzung sind alle umgekommen.

Tie französischen Verluste im Weltkrieg. General Medizinalinspektor Trouber gibt folgende Ziffern über die Verluste des französischen Heers bekannt: im Feuer getötet 674 740; ihren Wunden erlegen 250 000: ver­schollen (wahrscheinlich gefallen) 226 300: an Krank­heiten verstorben 175 000. Trouber zieht daraus den Schluß, daß 6 bis 7 mal mehr Opfer im Feuer um- gekommen sind als infolge von Verwundungen, eine Tatsache, die in der Geschichte der großen Kriege einzig dasteht.

Das russische.Hungerbrot" wird in der Zeitschrift Pomostsch" wie folgt beschrieben: Das Brot derAr­men" besteht aus Erde, vermischt mit wildem Sauer­ampfer, oder aus gemahlenem Lindenholz. Das aus Wurzeln wilder Pflanzen hergestellte Brot sieht schau­derhaft aus; noch schrecklicher aber ist das Brot aus einer Art getrocknetem gelben Schlamm. Hiervon sind Proben nach Moskau gekommen. Ein Bericht sagt: Dieses Brot läßt Würmer in den Eingeweide» ent­stehen, und vielen bringt es den Tod." Das grüne, aus Lindenblättern hergestellte Brot, ist wohl gleichfarbig, aber es ist nichts wert. Getrocknete zerriebene Linden^ blätter werden mit Wasser gemischt und der Teig ist fertig! Wurzeln, Rinde, Blätter und Holz der Linde werden zu Brot verarbeitet, Sauerampfer, Hafer- und Hirsespreu, dann Tonerde aber kein Mehl. Brot­proben davon stammen aus den Gouvernements Sa­mara und Ufa. Tonbrot kommt auch aus dem Gou­vernement Simbirsk. Diesereßbare" Ton ist grau und kommt aus einer Entfernung von 200 Werst. Er kostet 500 Rubel das Pfund. Im Munde wird er zu einer schwarzen Masse, die aber nicht unter den Zähnen knirscht, das ist ihre einzige gute Eigenschaft; im übri­gen soll sie den Magen weniger belasten, als die Wrigen Ersatzstoffe. - Somit stehen die hungernden Küssen auf dem Standpunkt der brasilianischen Oto- ^aken-Jndianer, die gleichfalls eine fette Erdart essen.

Eine Mahnung zur Borsicht. Ein Arbeiter, der am Samstag nachmittag mit dem Personenzug Aaleu- Nördlingen fuhr, beugte sich aus dem Fenster hinaus, als zwischen Hosen und Goldshöfe ein anderer Zug in entgegengesetzter Richtung vorbeifuhr. In diesem Zug war eine Seitentür offen stehen geblieben, durch die dem Mann der Schädel eingeschlagen wurde.

Unverfroren.Es ist mir wirklich höchst unange­nehm, Frau Nachbarin, daß zwei von den schönen Tellern, die sie mir zu uns'rer gestrigen Abendgesell­schaft geliehen hatten, zerbrochen worden sind. Aber da Hilst nun einmal nichts geschehene Dinge lassen sich! nicht ändern . . . das nächste Mak muß ich dann «dm zwei Personen weniger einladen!"

Handel und Verkehr.

Landes-Produktenbörse «tnttgart E.B. 26. Sept.

1931. Mit kleinen Schwankungen verkehrte der Ga- treidemarkt in abgelausener Woche in fester Stimmung. Die Landzufuhren waren infolge der Herbstarbeiten schwach. Wir notieren per 100 Kilogramm ab württ. Stationen: Weizen, württ., je nach Lieferzeit 448 bsts !476 Mk., Roggen 336375 Mk., Sommergerste 480 bis 510 Mk., Hafer 350-370 Mk., Weizenmehl Nr. 4, Sept.-Okt.-Lieferung (66proz. Ausmahlung) in Wag» gonladungen 720740 Mk., Brotmehl, Sept.-Okt.-Li«^ ferung 470490 Mk., Kleie 230240 Mk.) Heu, wür 160-200 Mk., Stroh, württ. (Drahtgepreßt) 6070

Oeffentlicher Sprechsaal.

! Für LIbskndmigm« dies» RuLrll übernimmt die Rrdawmi IMI j die preßgesetzliche Verantwortung.

Da» Et,g«sa»dt in Nr. 333 ds. Bl., »et«, obrramtltche Be1a««tmach»»g Ster Radfahre'vrrkehr war überflüssig, da vom Oberami erst am 7. ds. Mts. in Nr. 809 eine dies­bezügliche Bekanntmachung erging. Der Kosten wegen kön­nen schon seit Jahrzehnten bestehende Vorschriften nicht alle 14 Tage veröffentlicht werden, zumal die amtlichen Bttamit- machuvgen, wie der Fall de« Einsenders zeigt, großenteils doch nicht gelesen werden.

Nagold, dm 34. Sept. 1931. Oberamt: Zorrr A.-B.

Mrrtmeetzlichel Wetter.

Störungen kommen auf, denen der HMhdruck aber «ach Widerstand leistet. Am Mittwoch u. Donnerstag ist zmreh- mende Trübung, doch immer noch meist trockenes Wett« zu erwarten.

Kür die Schristlettung verantwortlich: Ludwig Lank.

Druck und Verlag der «. Rkker'schen Buchdruckerei Mtensteig.