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Aus den Tannen

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AlterrKeiA, Bienst« g L«v S. EepLember.

Jahrgang LSLt.

Per Zusammenbruch der H deutschen Währung.

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Der Zusammenbruch 8er deutschen Währung beraM Me deutsche Volkswirtschaft, nachdem ihr die Kolonien, die Handelsflotte und lebenswichtige Betriebe genommen worden sind, ihres letzten Hilfsmittels zur Ernährung des deutschen Volks und zur Erfüllung der ungeheuren Verpflichtungen. Das ist das Ergebnis des Gerichtsver­fahrens, in dem der Kläger zugleich Richter und Staats­anwalt ist und der Angeflagte, dessen Leben und Arbeits- Kost auf dem Spiel steht, nicht gehört wird. Cs ist die selbstmörderische Methode des tiefverschuldeten Gläubi­gers, den verarmten, aber fleißigen und geschickten, ehr­lichen und zahlungswilligen Schuldner zu verdächtigen, ihn seines letzten Kredits zu berauben und ihn und sich selbst zugrunde zu richten. Der einzige Erfolg der jüng­sten Konferenz des Obersten Rias ist die abermalige Ver­schlechterung der deutschen Mark. Noch mehr solche Ta­gungen und die Zahlungskraft des deutschen Gelds wird vernichtet, die Zahlungsfähigkeit Deutschlands am Ende sein. Man nehme der Welt die Ungewißheit, ob Deutschland leben und arbeiten oder einer Rachepolitik geopfert werden soll, und die Grundlage zur Wiederaufrichtung der deut­schen Währung ist geschaffen.

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Der ehrliche Wille Deutschlands ist soeben wieder in einer Reihe von Gesetzesentwürfen unerhörter Steuerlasten bekundet worden. Die höhnische Antwort des franzö­sisch? u Ministerpräsidenten lautet, daß man in Deutsch­land noch nicht begriffen habe, daß der Krieg von den Verbündeten gewonnen sei, und der Oberste Rat hat dem himmelschreienden Unrecht zugestimmt, daß dieSank­tionen^ wenn auch etwas abgeschwächt, immer noch fort- bestehen sollen. Das deutsche Volk weiß nun, daß all' sein Opferwille vergeblich gewesen ist. Aber es bleibt seine Pflicht, die Steuergesetze in allen Einzelheiten aus­zuarbeiten, darin bis an die Grenze der Möglichkeit zu gehen, aber keinen Raubbau an der deutschen Arbeits­und Steuerkraft zu treiben und an der Grenze Halt zu machen, hinter derdie zu viel lebenden Millionen Deut­scher" verhungern müßten. Ehe diese Steuergesetze in Kraft gesetzt werden können, müssen dem deutschen Volk die Bürgschaften gegeben werden, daß die furchtbaren Steueropfer nicht vergeblich sind und nicht zur ewigen Verarmung und Versklavung Deutschlands, sondern zur Möglichkeit der Erfüllung seiner Verpflichtungen und zu seiner Freiheit führen.

Dazu ist erforderlich:

1. Die Herbeiführung eines wirklichen Friedenszustands, die Vorbedingung für die Stützung und allmähliche Kräf­tigung der deutschen Währung, der Lösung des inter­nationalen Währungsproblems und des Problems der Weltkrisis, der internationalen Arbeitslosigkeit und der Wiederbelebung der Kaufkraft der verarmten Völker.

2. Die aufrichtige und dauernde Gemeinschaftsarbeit der Sieger und Besiegten zur Wiederausrichtungder er­schütterten Zivilisation Europas durch die von Herzen kommende Mitarbeit all ihrer Kinder" (s. d. Wirtschaft!. Manifest des Obersten Rats, datiert London, 8. März 192 l),

3. Der Verzicht aus alle derzeitigen und zukünftigen Sanktionen und Bedrohungen und als Gegenleistung die Sicherung der Erfüllung der deutschen Verpflichtungen durch den zu erweiternden Völkerbund bzw. durch ein dem Völkerbund angegliedertes, mit den erforderlichen Machbesugnisseu ausgestattetes unparteiisches Schieds­gericht.

4. Die Verrechnung der Besatzungs- und Ueberwa- chungskosten auf die Gesamtsumme der der deutschen Leistungsfähigkeit angepaßten Verpflichtungen, die einem tatsächlichen Friedenszustand entsprechende weitgehende Verminderung der Besetzung und Ueberwachung, die Ab­lösung der in Deutschland als tiefste Schmach empfundenen farbigen Besatzungtruppen und die dem Friedenszustand angepaßte Verwaltung und Rechtsprechung der besetzten Gebiete.

5. Die Lösung der oberschlesischen Frage unter An- erkennung der Selbstbestimmung, der geschichtlichen und wirtschaftlichen Entwicklung Oberschlesiens und unter der Wahrung der Möglichkeit der deutschen Verpflichtungen.

8. Die Durchführung des Grundsatzes der offenen Tür aivH für Deutschland und die Gleichberechtigung der wirt­

schaftlichen Betätigung der Deutschen' mit denen der anderen Nationen in allen Ländern und Kolonien der Welt.

Ohne diese Bürgschaften eines wahren Friedens kann keine Regierung und Volksvertretung die Verantwortung für die Inkraftsetzung der Steuergesetze übernehmen, die dem deutschen Volke unerhörte, vergebliche Lasten und Entbehrungen auferlegen würden. Diese Gesetze wären undurchführbar, denn kein Volk kann solche Lasten tra­gen, wenn ihm nicht die sichere Hoffnung auf eine bessere Zukunft gegeben wird.

Die verbündeten Mächte können sich angesichts der vor dem endgültigen Zusammenbruch stehenden deutschen Wäh­rung der Erkenntnis nicht verschließen, daß die Durch­führung der zur Erfüllung der deutschen Verpflichtungen nötigen Steuergesetze nur in einem wahren Friede» möglich ist.

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Das deutsche Volk kennt kün anderes Ziel, als den Frieden. Es verabscheut den Krieg und will feme Wie- deraufrjchtung nur in den Werken des Friedens und der Kultur erreichen. Dazu will es jedes mögliche Opfer bringen. Aber das deutsche Volk kann und wird sie nur bringen, wenn es im Frieden arbeiten und ohne erdrückende Existenzsorgen leben, feine Kinder ohne Al­mosen ernähren und auf eine bessere Zukunft hoffen kan».

Eise politische Rede des Justizministers Bolz.

Bei der am Sonntag in Stut gart statigeftmdenen Ge­dächtnisfeier für Erzberger gab Justizmiaister Bolz einer: bedeutsammen politischen Rückblick und Ausblick. Er führte etwa auS: Ec»berger war eine Ka m pf n atu r. Dis Kugeln haben nicht seiner Person, sondern seiner Politik gegolten, dadurch fühlen auch wir uns getroffen. Die Deutschnationaleu haben in München den politi­schen Mord abgelehnt, aber die Mehrheit, die diese Ent­schließung faßte, lobt die Mörder im geheimen, die die Tat getan haben. Erzbergers scharfe Linksorien­tierung hat ihm auch Gegner in der eigenen Partei ge­schaffen. Unsere Presse trifft die Verantwortung an dem Mord; sie ist zu sensationell und zu mammvnistisch. Die Pressefreiheit ist eine mühsam errungene Frei­heit, aber sie darf nicht ausarten zur Schimpf- und Lügensreiheit. Es ist höchste Zeit, daß man eine andere Moral in sie hinernbringt. Ich verurte ile, daß man auf Grund der Reichsverordnung den Kamps ein­seitig gegen rechts geführt hat. Die Verordnung mutz nach allen Setten gehandhabt werden. Es ist eine Anmaßung, daß di« Rechte ihre Vaterlands­liebe als die allein rechte ansieht. So stark ist unser Staat geworden, daß er vor der bolschewistischen Welle kein« Angst mehr zu haben braucht, auch wenn noch manche Erschütterungen kommen. Heute ist der Kampf gegen die Rechte in den Vorder­grund gerückt. ES find ernste Männer genug in der Deutschnationalen Partei; aber so lange sie da- na- tinalistische Treiben von Offizieren nicht tadeln, diese Leute nicht abschütteln, und Abgeordnete, die die Hetze besonders treiben, nicht ausschließt, muß ihr Einver­ständnis mit diesem Treiben behauptet werden. ES ist der Ruf durch die Presse gegangen:Die Repu­blik ist in Gefahr. (Reichskanzler Wirth.) Ich möchte vom Zentrumsstandpunkt aus sagen:Die Verfas­sung ist in Gefahr. Die Frage der Republik spielt eine untergeordnete Rolle. Das Zentrum hat sich mit der Frage: Republik oder Monarchie nochnicht auseinandergesetzt. Aber wir ha­ben die Verfassung mitgeschaffen und darin ist die Re­publik anerkannt. Wir stehen gegen jeden Versuch, diese Verfassung zu beseitigen. Dabei ist unseren Freunden unbenommen zu wünschen, es möchte einmal die Mo­narchie wieder kommen Wichtiger ist die Frage: Wie kommen wir aus unserem Elend heraus? Beim Ulti­matum hat die Mehrheit des Reichstags die Frage ver­neint, daß die Bevölkerung die Folgen eines abgelehn­ten Ultimatums zu tragen bereit ist, ohne daß das Reich dabei in Brüche geht; deshalb wurde das Ulti­matum abgelehnt. ES blieb uns nichts übrig, als der ernsthafte Versuch, die Erfüllung zu wagen, obgleich ich persönlich es für unerfüllbar halte. Die Finanzlage ist der dunkelste Punkt in unserem Innern. Wir haben bald 400 Milliarden Schulden. Der heurig» Haushall wird 160 Milliarden erfordern. Ich per­sönlich glaube nicht mehr an die Möglichkeit

mnsLre FinNnzen zu heilen mit den Mit­teln, die mananwendet. Der Austritt der Deutschen Volkspartei aus der Regierung war das folgenschwerste Ereignis. Unabhängige und Sozialde­mokraten kommen sich immer näher im Kampf, den die Rechte heraufbeschworen hat. Das ist für die bür­gerlichen Parteien kein erfreuliches Ereignis. Das Zentrum hat die Aufgabe, den Reichswagen in der Mitte zu lenken. Die Demokratie war in allen großen Fragen zerrissen. DieDeutsche Volkspar- ^ t ei wünsche ich wieder in der Regierung. Die Deutschnationale Volkspartei treibt geflissentlich Hetze und Sabotage. Sie läßt an der neuen Staats form nichts Gutes und versündigt sich an ihrem Programm, da sie für Recht und Ordnung kämpfen will. Wir sind in eine Sekretärs- und Shndikuswirtschast hineinge- raten. Das Wirtfchaftsparlament ist ein untaugliches > Instrument, ein schamloser Egoismus ist in Wirt- ^ schaft und Politik eingezogen. Der Redner gab der ' Hoffnung Ausdruck, daß der Weg des deutschen Volks,

! wenn auch unter schweren Erschütterungen, wieder zur , Höhe führen werde.

Neues vom Tage

Beratungen des Reichskabinetts.

Berlin, 5. Sept. Heute trat das Reichskabinetts M einer Beratung der, schwebenden Fragen uw» zu§ Verhandlungen mit der bayerischen Regierung über die Aufhebung des Belagerungszustands zusammen. Wich düs Wüschen Minister RAHenau ürrb vem fran­zösische» Wiederaufbauminister Loucheur getroffene Ab- L kommen kam zur Sprache. Da diese Vereinbarungen H nur besondere Veränderungen des ursprünglichen Ber- f tragsentwurfs darstellen, wird von verschiedenen Kabi- ^ nettsmitgliedern die Ansicht vertreten, daß es zweck- f mäßig sei, den Wortlaut des Abkommens baldmöa- ö licht zu veröffentlichen

' Kundgebung des Reichspräsidenten gegen die An- ! griffe ans Uniformen.

- MerR», 5. Sept. Der Reichspräsident hat eine Kund­gebung erlassen, in der es heißt: Die politische Erre der letzten Zell hat bedauerlicherweise dazu ge- l^rt, daß in verschiedenen Fällen Angehörige der Mehrmacht in den Straßen ohne jeden Grund ange- griffen, beleidigt und sogar mißhandelt worden sind. Derartige bedauerliche Ausschreitungen finden nur da- Arch ihre Erklärung, daß die Uniform in den poli­tischen Streit der Parteien hineingezogen wurde. Durch Verordnung des Reichspräsidenten ist für die Zukunft jeder Mißbrauch der Uniform verhindert. Die Re­gierung muß daher von allen Kreisen des Volks und' allen Parteien verlangen, sie in ihrem Bestreben, der Wehrmacht des Reichs die gebotene Achtung und Gel- tung zu sichern, zu unterstützen. Die Autorität des Staats macht es der Reichs'regierung zur Pflicht, Aus schreitungen gegen die Wehrmacht des Reichs und An­griffe gegen ihre Angehörigen mit den ihr zu Gebot stehenden gesetzlichen Mitteln zu begegnen.

Beschwerde der Verleger.

BeM», 5. Sept. Der Verein Deutscher Zeitungs­verleger hat gegen das Verbot der Zeitungen aus Grund der früheren Richtung eines Blattes beim Reichskanzler Beschwerde erhoben. Dadurch werde eine Rechtsunsicherhell geschaffen, die der Presse ihre Auf­gabe im Dienst von Reich und Voll unmöglich machen müsse.

Neuer Anschlag auf den Goldschatz der Reichsbank London, 5. Sept. DieTimes" meldet aus Paris, daß die Wiederherfiellungskommission die neuen deut­schen Steuergesetzentwürfe für nicht weitgehend genug erachte (!), um die Forderungen der nächsten Jahre stcherzustellen. Grundsätzlich habe sich die Kom­mission für die Neberführung des Goldschatzes der Reichsbank als Sicherung in die Be­satzungszone ausgesprochen.

Eine antimonarchische Bewegung in Spanien?

London, 5. Sept. Der Korrespondent desSun- day Expreß" meldet, daß sich in Spanien eine revv- brtionäre Bewegung bemerkbar macht, die in engem Zu­sammenhang mrt den Vorgängen in Marokko stehe. Er fürchtet, daß der Fall von Melitta das Zeichen zum Sturz der spanischen Monarchie sei.