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Rr. ros.

» Msrrtag de« S. September.

Jahrgang LS81.

Ger Zusammenbruch der deutschen Wahrung.

i.

Dr. Haegele schreibt imSchwab. Merkur":

Die Pflicht der Vertragserfüllung bedingt eine Steuer- belcismng, die von der großen Volksmehrheit nür mit der äußersten Sparsamkeit, ja mit den schwersten Entbeh­rungen getragen werden kann. Der seit der Annahme des Ultimatums eingetretene Rückgang der deutschen WA)- rung hat gezeigt, daß die Lösung des Steuer- undRe­parations-Problems nur möglich ist im engsten Zusam­menhang mit der Lösung des Währungsproblems. Bis die Steuergesetze verabschiedet sein werden, wird die Geld­entwertung und Teuerung schon einen großen Teil der Steuercrträgnisse verschlungen haben und in kurzen Fri­sten immer neue unerfüllbare Steueropfer fordern.

Aus der schwankenden Grundlage einer sinkenden Wäh­rung ist jede Steuerreform, jede Aufstellung des Staats­haushalts, jede Sicherung der Volksernähruug, jede Ncber- schußwirtschaft und jede Erfüllung der deutschen Verpflich­tungen unmöglich.

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Die Lohn- und Gehaltserhöhungen, die als die Fol­gen der Geldentwertung und der Steuerlasten notwendig werden, können nur zu dem Kreislauf einer immer neuen, ogrcssiv fortschreitenden Teuerung, immer neuer Lohn- wegnngei! und weiterer Geldentwertung führen. Wenn «re Ursachen nicht behoben werden, dgnn wird Deutschland ent Riesenschritten den Währungszuständen Oesterreichs und Polens und mit diesen Ländern dem Untergang ent­gegengehen. Die Gehalts- und Lohnerhöhungen, soweit and solange sie noch möglich sind, gewähren nur eine vorübergehende Abhilfe, denn den Erhöhungen folgt die weitere Teuerung auf dem Fuße. Lohnkämpfe kann un­sere tränke Volkswirtschaft nicht mehr ertragen; sie kön­nen nur noch, schiedlich, und friedlich erledigt werden.

Auch die Lösung des Gehalts- und Lohnproblems kann nur durch die Lösung des Währungsproblems erreicht werden.

Neben den Beamten, Angestellten und Arbeitern des Staats, der Gemeinden und aller Unternehmungen, denen gegenüber der Teuerung mehr oder weniger vorerst noch ein Ausgleich geschaffen werden kann, stehen die zahl­losen Unglücklichen, deren Einkommen sich nicht oder nicht genügend erhöht, die weiten Kreise der Kriegs- und Al- tersinvaliden, der kleinen arbeitsunfähigen Rentner und Rentncrimien, der freien, gelehrten und künstlerischen Berufe, die jetzt schon hungern und bei dem weiteren Fortschritt der Teuerung zum Hungertod verurteilt sind.

Diese Unglücklichen darf die Gesetzgebung bei der Be­messung der Möglichkeiten der Vertragserfüllung nicht vergessen.

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Der Zerfall der deutschen Währung erzeugt eine Hoch­konjunktur der deutschen Export-Industrie, einen täu­schenden Scheinreichtum an Papiergeld, dessen Zusam­menbruch mir eine Frage der Zeit ist. Je weniger das deutsche Geld gilt in der Welt, uni so größer die Wettbe­werbskraft Deutschlands. Aber es ist die Kraft des Fieber­kranken, das Vorzeichen des naheil Endes. Dieser krank­hafte Wettbewerb des valutaschwachen Deutschland wirft Millionen Arbeitsloser der valutastarkcn Länder auf die Straße und erfüllt die Welt mit neuem, unverdienten Haß gegen die deutsche Arbeit. Sie zwingt die bedrohten Länder zu Schutz- und Sperrmaßregeln, die die deutsche Ausfuhr nur zu bald lähmen und die Erfüllung der deut­schen Verpflichtungen unmöglich machen werden.

Die Währungsnot ist die Nährmutter der Weltspeku­lation, des Wuchers und des Ausverkaufs der armen Län­der. Sie untergräbt alle Ordnung und Sitte, macht die Reichen reicher, die Armen ärmer, vernichtet die Kauf­kraft Eurovas und verewigt die Weltkrisis. .

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Der Krieg nach dein Kriege" ist der ungeheuerste Irrtum der Weltgeschichte. Vier furchtbare Kriegsjahrc haben die Kaufkraft des deutschen Geldes noch nicht zur Hälfte vernichten können. Ein Tribut von 3 Vs Milliar­den Goldmark hätte nach dem Stand der deutschen Wäh­rung im November 1918 noch keine 7 Milliarden Pa­piermark gekostet, wenn das Versprechen des Präsidenten Wilson nicht gebrochen, im Waffenstillstand nicht die grau­same Hungerblockade fortgesetzt und ein wahrer Friede ge-

scllossen worden wäre. 'Nach Itt/p Jahren des Wirt­schaftskriegs hätte dagegen der Tribut nahezu 90 Mil­liarden erfordert. Nach dem Stand der Wechselkurse zurzeit des Ultimatums kostete er 45 Milliarden, nach der Pariser Augustkonferenz etwa 80 Milliarden, und niemand weiß, ob er nicht bald 100 oder noch viel mehr Milliarden im Jahr kosten und Deutschland zahlungs­unfähig machen wird.

Der Machkrieg hat auch denSiegern" ungeheure Valutaverluste auferlegt. Er ist eine Hauptursache ihrer Finanznot, die für sie selbst zur Katastrophe wird, wenn die Zahlungsfähigkeit Deutschlands zusammenbricht. In dieser Tatsache ist uns ein Bundesgenosse erwachsen, den anzurufen die Zeit gekommen ist!

Die Ausuahmeverordnungen rm Reichstags- Ausschuß.

Berlin, 4. Sept. Der achte Ausschuß des Reichs» tages, der sogenannte Ueberwachungsausfchuß beschäf­tigte sich mit der Frage des Ausnahmezustands in Bayern. Abg. Dittman (Unabh.) sagte, di« Reichsre-ierung habe in der Not zu den Ausnahme- Verordnungen greifen müssen. Aber man müsse darauf hinarbeiten, daß dieses Verbot möglichst schnell abgebaut werden könne. Durch den allgemeinen Neu­aufbau von Verwaltung und Justiz müssen die An­griffe der Reaktion zunichte gemacht werden. Das Notwendigste sei aber, daß der Ausnahmezustand in Bayern endlich falle. Auf Grund des Artikels 48 der Reichsverfassung müsse jetzt die Reichsregierung un­bedingt mittels der Reichsexekutive gegen dis Kahr-Regierung ein schreiten.

Hierauf führte der bayerisch« Gesandte v. Pr eg er «ms, entweder glaube man, daß man auf den Ausnah­mezustand verzichten könne oder man sei der gegen­teiligen Ansicht. Der letzteren Auffassung sei die baye­rische Regierung und mit ihr der weitaus größte Teil dos bayerischen Landtags. Durch die gegenwärtige politische Lage, hervorgerufen durch die verabscheu­ungswürdige Ermordung Erzbergers, habe die Reichsregierung sich veranlaßt gesehen, den Ausnahmezustand für das ganze Reich ei n- -uführen. Die Reichsrsgierung hätte aber aus schwerwiegenden politischen Gründen nicht gegen den ausgesprochenen Willen der bayerischen Regierung zur Aufhebung der bayerischen Verord­nungen schreiten dürfen. Er möchte wünschen, daß sie sich nicht durch das Treiben gewisser Parteien ver­leiten lasse, die bayerische Regierung in eine Lage zu versetzen, in der diese genötigt wäre, entweder gegen ihre bessere Ueberzeugung in einer für Bayern lebens­wichtigen Frage sich einem parteipolitischen Machtspruch einer linksgerichteten Reichsregierung zu fügen, oder es aus die berühmte Reichs­exekution ankommen zu lassen. Es war po­etisch unklug, die Verordnungen vom 29. August über den Kopf einer der hauptbeteiligten Landesregie­rungen hin zu erlassen. Es wäre der Gipfelpunkt der Torheit, den Versuch zu machen, darüber hinaus die bayerische Verordnung über den Ausnahmezustand gegen den Willen der bayerischen Regierung aufzu­heben.

Reichskanzler Dr. Wirth sprach die Hoffnung aus, daß es auf dem Weg freundschaftlicher Verhau» lungen gelingen werde, mit der bayerischen Regie­rung ein Einvernehmen zu erzielen, um sie zur Auf­hebung des Belagerungszustandes zu veranlassen. ES sei unerfindlich, daß sich zu gewissen nationalistischen Veranstaltungen an führender Stelle hervorragende Persönlichkeiten hergeben, die doch früher auch große politische Verantwortlichkeiten selbst getragen hätten und imstande seien, die verderblichen Folgen ihres Tuns zu übersehen. Sei denn wirklich Berlin an allen Spannungen schuld, die sich in Bayern ergeben hätten? Die Frage der Reichsexekutive wolle er nicht erörtern. Sie bringe nur unnötige Schärfe in die An­gelegenheit. Die Reichsregierung habe den Ausnahme­zustand bisher nicht ohne Zustimmung der Länder aufgehoben. Vor Erlaß der neuen Verord­nung sei allerdings bei Bayern nicht angefragt worden. Diese Eile sei mit Rücksicht auf die politische Hochspan­nung nötig gewesen. Von der großen Erregung, die durch das arbeitende Deutschland gehe, habe

er sich in den letzten Tagen persönlich überzeugen kön­nen. Wenn diese Erregung nicht beseitigt werde, müsse es zu der Parole kommen:Hie Bürgertum, hie Pro­letariat." Tie Reichsregierung werde einer solchen Parole nicht Folge leisten.

Abg. Kahl (Deutsche Volksp.) erklärte, daß seine Partei sich auf den Boden der gegenwärtigen Ver­fassung stelle, auch bereit sei, sie zu schützen und ieds Hetze gegen diese Verfassung zu bekämpfen. Abg. Brauns (Soz.) schloß sich dem Antrag Ditrmünn an. Die bürgerlichen Parteien (Deutsche Volks­partei, Zentrum und Demokraten) brachten folgenden gemeinsamen Antrag ein: Die Reichsregierung wird ersucht, die Verhandlungen mit der bayerischen Regierung nrit der Aufhebung des Belagerungszu­standes in Bayern fortzüsetzen und dem Reichstage baldigst Bericht zu erstatten.

Neues vom Tage.

Die Arr-«ahmeverordmmge«.

Berlin, 4. Sept." Der Verlag der 'Deutschen Zei­tung" hat eine Beschwerde an die Reichsregierung wegen dds Verbots der Zeitung gerichtet, das rechtswidrig sei, weil kein Strafgesetz rückwirkende Kraft besitze. Der Verlag werde gegen das Reich, den Reichsminister de» Innern G rad n ane r und den Staatssekretär Lewald einen Prozeß wegen Schadeners atz e s anhängig ma­chen '

Aufruf der badische» Negierung.

Karlsruhe, 4. Sept. Die badische Regierung bat an das badische Volk einen Aufruf gerichtet, in dem unter Hinweis auf die Gefahr- der politischen Gegensätze im Reich infolge der Ermordung Erzbergers und die von der Reichsregierung getroffenen außerordentlichen Maßnahmen gesagt wird, daß diese die volle Zustimmung der badischen Regierung finden und von ihr mit ge­rechter Strenge angewandt werden würden. Das badisch Volk werde auch jetzt seine Treue zur demokratischen Re publik beweisen. Von den Beamten wird erwartet, daß sie jederzeit als zuverlässige Stützen der Volksregierung in bewährter Pflichterfüllung für den Schutz der Ver­fassung und Gesetz eintrcten. Die Lehrer der Volksschulen der höheren Schulen und der Hochschulen seien berufen, die Jugend cmzuleiten zur Erkenntnis und zur Erfüllung ihrer staatsbürgerlichen Pflichten, damit sie in Achtung vor der voin Volke geschussenen Republik fähig werh: zur Mitarbeit nur Wiederaufbau des Vaterlandes. Die Regierung werde ihre ganze Kraft einsetzen im Ver­trauen aus die Unterstützung des badischen Volkes, um in verfassungsmäßiger Zusammenarbeit mit der Reichsregie­rung die den inneren Frieden Deutschlands drohende Ge­fahr abzuwenden und die Ordnung rn unserem Heimat- lande zu schützen.

AusLchreitnngc«.

Frankfurt a. M., 4. Sept. DerFranks. Zeitung" wird aus Magdeburg gemeldet: In Neuhaldens­leben bei Magdeburg zog am Sedanstag eine mehrhun­dertköpfige Menschenmenge vor verschiedene Häuser und erzwang die Herausgabe der schwarz-weiß-roten Fah­nen. Der Prorektor Gebier, der Vorsitzende der Orts­gruppe der Deutschen Volkspartei, wurde unter Miß­handlung aus einer Versammlung geholt und mit einigen anderen Bürgern mitgeschleist. Alle schwarz-weiß-roten Fahnen, sowie auch! die Bänder der Kriegervereins-Fcchneu wurden verbrannt. Der sozialdemokratische Landrat Fi­scher lehnte ein Einschreiten ab. Der Stadtrat von Neti- haldensleben hat angeordnet, daß alle schwarz-weiß-roten Fahnen, sowie sämtliche Waffen auf dem Ratbaus ab zuliefern sind.

DieDeutsche Allst. Zeitung" berichtet: Der hollän­dische Konsul rn Chemnitz hatte zum Geburtstag der Königin Wilhelmine von Holland geflaggt und die rot-weiß-blaue holländische Flagge gehißt. Die Kundgeber drangen in das Konsulat ein und verlangten, daß die Flagge sofort eingeholt werde. Da die Hcätung bedroh­lich wurde, ließ der Generalkonsul die Flagge niederhol«».

Aus den» besetzten Gebiet

(Grzl.) Köln, 4. Sept. Die RheinlanVskommission des Verbands hat angeordnet, daß die in amtlicher Eigenschaft sich im besetzten Gebiet aushaltenden Staats­angehörigen des Verbands in- und außerbalb deS be-