Neues vom Tage.

Bauernstreik im Rheinland- Köln, 15. Juli. Wegen einiger Urteile des Wncher- geeichts haben die Bauern von Bonn bis Köln hinaus die Belieferung Kölns eingestellt. Die Gewerkschaften der Eisenbahner drohen die Beförderung von landw. Erzeugnissen zu verweigern, wenn die Bauern ihren Streik nicht sofort einstellen. Auch die Arbeiter des Braunkohlengebiets drohen, die Brennstofflieferung und Elektrizitätsversorgung einzustellen.

Die Lage in Oberschlesten.

Breslau, 15. Juli. Nach demOberschl. Kurier" wird in Berlin die Nachricht bestätigt, wonach die Ent­scheidung über Oberschlesien bis zum Herbst vertagt wird.

Aus Köln und Mainz werden neue Truppensendungcn, besonders englische, nach Oberschlesien gemeldet, die schon in den nächsten Tagen abgchen. ^

Kundgebungen für die Rückkehr der Habsburger.

Wien, 15. Juli. Wie dasExtrablatt" aus Buda­pest meldet, haben in Budapest und anderen Städten Ungarns große Volksversammlungen stattgefunden für die Rückkehr der Habsburger nach Ungarn.

Staffelung der Brot- und Mehlpreise.

Wie», 15. Juli. Der Nationalrat erledigte gestern das Gesetz über die Lebensmittelprcise. Danach, werden durch Herabminderung der staatlichen Zuschüsse zur Ver­billigung von Lebensmitteln die Verbraucher nach Maß­gabe ihrer Einkommen in drei Gruppen geteilt und da­nach der von ihnen zu entrichtende Brot- und Mehlpreis lestgestellt werden.

Krcditverhandlungen mit Dänemark Kopenhagen, 15. Juli.National Tidende" mewet, daß zwischen Deutschland und Dänemark Verhandlungen über ein Kreditabkommen analog dein Kreditabkommen mit Holland eingeleitet seien.

Amerikanische Kredite für Deutschland. Neuyork, 15. Juli. Die Kreditgewährung für Deutschland ist in gutem Gang. Sechs Trans­aktionen in Höhe von 60 Millionen Dollar sind in der Schwebe, darunter eine für 9 Millionen für die Ge­treide-Einsuhrstelle. DieNew Port Tribüne", sonst feindlich, verlangt, Amerika solle das deutsche Eigentum sreigeben.

Biehlieserung ap Italien.

Lugano, 15. Juli. Die Entschädigungskommission hat ein deutsch-italienisches Abkommen ge­nehmigt, in dem sich Deutschland verpflichtet, zu Rech­nung der dem Verband zu leistenden Entschädigungen 5500 Rassepferde und 1500 Rinder an tJälicn zu liefern.

Die Franzosen als Ankläger.

Paris, 15. Juli. DerMatin" meldet, daß die Mit­glieder der französischen Kommission in Leipzig einen Bericht für das Kabinett ausgearbeitet haben, der zu dem Ergebnis kommt, daß nach den französischen Zeugen- ausiagen die Kommission die Ueberzeugung von der Schuld des Generals Stenger habe.

Die englisch irische Konferenz Lno-on, 15. Juli. Die irische Konferenz, von der der Friede zwischen Großbritannien und Irland ab- hängr, ist gestern nachmittag in Dovningstreet durch eine private Besprechung von Lloy George und de Valera eröffnet worden, in der das Verfahren für die heutige Vollversammlung der Konferenz erör­tert wurde, zu welcher Vertreter der Sinn Feiner und der Ulstw-Regiernng eingeladen und.

London, 15. Juli. Tic ersten Besprechungen zwischen Lloyd George und de Valera dauerten nach einem Be­richt der ,B. Z." 2^ Stunden. Lloyd George erklärte, die Besprechungen mit de Valera würden heute wieder aus­genommen werden, lieber den Inhalt der gestrigen Be­sprechungen verlautet noch nichts bestimmtes. De Valera erklärte Zcitungsvertretern, daß er den denkbar günstig­sten Eindruck erhalten habe, und daß man für den ersten Tag nichts besseres habe erwarten können. Von de Valera wird mitgeteilt, daß er bereit war, für Ir­land aus die BezeichninmUnabhängige irische Republik" zu verzichten, wenn ihm dafür wesentliche Zugeständnisse gemacht würd n.

Holz wurde nach Münster i. Wests, verbracht.

^ Berlin, 15. Juli. In der Nacht vom Mittwoch auf Donnerstag wurde Hölz in einem geschlossenen Auto ans dem Moabiter Kriminalgericht abtransportiert. M't Genehmigung der Oberstaatsanwaltschaft wurde der Verurteilte auf dem Transport von einem seiner Verteidiger begleitet. Auch die Staatsanwaltschaft, so­wie die Aufsichtsbehörde hatte je einen Vertreter ent­sandt. Sölz, dessen einer Fuß mit einer eisernen Kette beschwert ist, wurde nach dem Zuchthaus in Mün­ster i. W. verbracht.

Lberfchleficn, eineernste Frage". ^

London, 15. Juli. Der politische Korrespondent des , Daily Elponicle" schreibt, eine erneute Zusammenkunft , des Obersten Rats sei dringend notwendig, ob sie nun ^ in London oder in Paris abg'halten werde. Tie Frage z von Oberschlesien, die zwar vorübergehend in Ordnung gebracht worden sei (?), sei ernst und verursache große Beunruhigung. In dem ganzen Abstimmungsgebiet herr­sche große Auiregiing und Unruhe. Die Sachverständigen seien in der letzten Kommission verschiedener Ansicht ge­wesen und würden es wahrscheinlich auch in einer neuen sein. Der Oberste Rat müsse entscheiden.

Landtag.

Stuttgart, 15. Juli.

Die erste Beratung des Gesetzes über die staatliche Polizeiverwaltung wurde heute mit anerkennenswerter Energie in ch/sstündiger Borinittagssitzung erledigt und der Entwurf auf Antrag sämtlicher Parteien einem besonderen Ausschuß von 17 Mitgliedern überwiesen.

Vor Eintritt in die Tagesordnung erfuhr man, daß der Bauern- und Welngärtnerbund den früheren Stadt­schultheißen Rapp ausgeschlossen hat, der keine Be­rufung dagegen erhob. Da er vom Bund auf die Kandidatenliste gesetzt wurde, soll er nunmehr einen Sitz verlieren, worüber der Geschäftsordnungsausschutz das Nähere zu beraten hat.

In der Debatte über das Polizeigesetz trat Kinkel (USP.) als scharfer Geguer auf. Kein Gemeinderat und Oberbürgermeister sei dann mehr vor einer Ver­haftung sicher. Das seien Anfänge des neuen, des kleinen Militarismus und eine Kastrierung der Ge­meinden, um arbeitslosen Offizieren Platz zu schaffen und die satten Polizisten auf das hungrige Volk los­zulassen. Die Unabh. soz. Partei lehne auch die Kom­missionsberatung ab.

Präsident Walter teilte unter großer Heiterkeit des Hauses mit, die Unabh. soz. Partei habe Polsterstühle. Sofa und Ledersessel für ein Beratungszimmer ge­wünscht.

Abg. .Heymann (S.) setzte sich wieder mit dem Mi­nister Graf über die Unterschiede in der Führung des Ministeriums unter Heymann und Graf ausein­ander. Seine Partei könne nicht zustimmen, daß die Polizei ein Machtmittel des Staates werde, sie sei für die Verstaatlichung der Kriminalpolizei und behalte sich alles weitere für die Ausschußberatung vor. Die Finanzfrage bereite große Schwierigkeiten. Die poli­tischen Gefamtumsiände seien der Verabschiedung nicht günstig. Man solle noch eine zeitlang warten. Die Sozialdemokratie sei für eine Zentralisierung der Si­cherheitskräfte, wolle sich aber über Zweckmäßigkeit und Notwendigkeit noch verständigen.

Abg. Bazille (B.P.) erklärte, seine Fraktion stehe grundsätz ich auf dem Boden des Entwurfs und behalte sich die Einzelheiten für den Ausschuß vor.

Abg. Bock (Z.) trat energisch für das Gesetz ein. Die Meinung dürfe nicht auskommen, als ob die de­mokratische Staatsverfassung der Tummelplatz wäre, der mit Ordnung nichts gemein habe. Die Mehraus­gaben würden sich lohnen, was sich bei den Unruhen in Mitteldeutschland gezeigt habe.

Abg. Müller (Komm.) erklärte das Gesetz als ein Gewaltgesetz schlimmster Art, das vom proletarischen Standpunkt aus einfach unannehmbar sei. Als er darauf anspielte, daß das Gesetz mit den Grundsätzen des Friedensvertrags nicht übereinstimme, erschallten aus der Mitte, namentlich von der Demokratie, die Rufe: Denunzation.

Abg. Dr. Miihlbcrger (D.d.P.) hielt den Kommuni­sten vor, daß doch gerade der Kommunismus die Ver­staatlichung und Zentralisierung auf die Spitze getrie­ben habe. Aber die Stellung der Polizeiämter zu den Oberümtern scheine nicht glücklich gelöst und nach der finanziellen Seite seien die Lasten für die Ge­meinden zu hoch. Wenn die Freiheit des Bürgers durch das Gesetz berührt würde, müßte die Demokratie sich dagegen stellen.

Abg. Bickes (D.VP.) erklärte für seine Fraktion Zu­stimmung und Mitarbeit im Ausschuß.

Minister Graf verwies auf die Verhältnisse in an­deren Staaten. In Sachsen sei ein viel weitergehendes Gesetz von einer sozialdemokratischen Regierung ver­abschiedet worden. Aehnlich sei es auch in Hessen, und in beiden Ländern sei sogar dem Ministerium über­lassen, was der Landtag bei uns zu bestimmen hat. Baden habe schon jetzt 8 Städte mit staatlicher Po­lizei. Der Minister wies sodann Heymann nach, daß zwischen Heymanns und Grass Entwurf kein wesent­licher Unterschied bestehe und daß der neue Entwurf in verschiedenen Punkten zu Gunsten der Gemeinden sogar weitergehe. Der Minister legte großen Wert auf schleunige Verabschiedung; innerhalb einer Wo­che könnte der Ausschuß das Gesetz vorberaten.

Aus Stad! und Land.

Klttnrttlg. 18. Juli 1»Li. r Die neuen Brot- und Mehlprerse. Gegenüber den Nachrichten aus Berlin, daß der neue Brotprers für markenfreies Brot sich auf 1215 Mk. für den 4 Pfund-Laib erhöhe, erfahren wir, daß bis zur Stunde der neue Mehrpreis noch nicht festgesetzt ist. Man rechnet damit, daß der Doppelzentner Brotgetreide sich aus 600700 Mk. stellen wird. Vorschriften über die Ausmahlung liegen noch nicht vor. Man nimmt an, daß der Preis für markenfreies Brot 10 Mk. nicht übersteigen wird. Zurzeit weilen Vertreter großer ame­rikanischer Firmen in Deutschland, um mit den deut­schen Bäckereigenossenschaften über fortlaufende Lie­ferungen von Brotgetreide und Mehl zu verhandeln. Das Angebot der Amerikaner soll sehr vorteilhaft sein.

Ausruuftertsilrrng durch die Reichseisenvahne».^ Die Eisenbahn-Generaldirektion teilt mit: Nach einer Anordnung des Reichsverkehrsministeriums sind die Behörden und Dienststellen der Reichseisenbahnen an­gewiesen worden, Gesuchen von Privatpersonen um Er­teilung von Auskünften, die lediglich im Interesse des Anfragenden liegen, künftighin im allgemeinen nur zu entsprechen, wenn die Postgebühren für die Antwort dem Gesuch betgesügt sind.

Freie Schreinert«,»»« Nagold. Am 14. Juii nachm. 8 Uhr hielt die Innung eine gut besuchte Versammlung im Gasthaus zur Traube in N gold. Nach kurzen Begrüßung^ worlen durch Obermeister Gabel wurde Verschiedenes von der Handwerkskammer bekannt gegeben. Viel gerügt würde die ungerechte Forderung der Handerkikammer Reullinge», wo­nach für jeden Lehrling 10 Mk. bezahlt werden sollen, da­mit sie in die Lehrlingsstammrolle eingetragen werden. Eben­so die Festsitzung der Lehrlingszahl. Betreffend Möbellte- ferungen von mehreren 100 Zimmern wurden die Kollegen ermahnt, werns möglich sei, Zeichnungen mit Preisangabe einzusenden. Obermeister Gabel und Kollege Köhler Alten- st'ig erstatten eingehend Bericht über den Verbandstag i» Ravensburg, wofür ihnen Kassier Töttling im Namen der Versammlung Dank zollte. Die Handwerkertagung in Stutt­gart soll beschickt werden. Beschlossen wird, daß die Innung Leim einkausi. Anmeldungen können noch, möglichst aber sofort, beim Obermeister oder Schriftführer Riempp schriftlich oder mündlich gemacht werd-n. Betreffend Arbeiterferien wurde der Beschluß den Zahlstellen rnttgeteilt. Um 8 Uhr konnte die allgemein anregende Versammlung geschloffen werde».

' Rohrdorf, 15. Juli. Heute früh gegen V-K Uhr brach im Rathaus ein Brand aus. Das Feuer konnte durch die sofort herbeigeeilte Feuerwehr gelöscht werden, so daß der Schaden unbedeutend ist. Boden und Türfutter des Rat­hauses sind verbrannt.

* Nagold, 16. Juli. (Kinderfest. Schauturnen.) A« heutigen Samstag findet hier noch 7 jähriger Pause wieder ein Kinderfest statt. Morgen Sonntag Nachmittag 1 Uhr veranstaltet der hiesige Turnverein im Etadtgarten ein Schau­turnen verbunden mit Schülerwetturnen.

' Sulz OA. Nagold, 14. Juli. (Amtseinsitzung.) Unter dem Vorsitz von Herrn Oberamimann Münz fand heute i» feierlicher Weise die Amtsetnsetzung von Herrn Schultheiß Barth statt.

- Calw, 15 Juli. Nach Jahresfrist fand gestern Abend im Badischen Hof wieder ein Elternabend für die Schüler des Realp ogymnastums und der Realschule statt. Ein aus Sckiülern zrrsam»kngestelltes Streichorchester spielte sicher und flott den Finwschen ROtermarsch, worauf einige Schüler der oberen Kl< ffen den Roßdieb zu Fünz'ng vo» Hans Sachs zu vorzüglicher Aufführung brachten. Nach dem Hohenfriedberger Marsch hielt Studiendirektor Dr. Knödel einen VoOrag über die Einführung der Schüler in die Staats- bürge, künde und über den 8- ober v jährigen Lehrgang in den höheren Schulen. Für die Erziehung zur vaterländi­schen G'sinnung wurden l» sondere Unterichisstunden für un- :ig gehalten, da der Unterricht in den Fremdsprachen, in Deutsch, Geschichte und Erdkunde genügend Gt legen heit gebe, um Vergleiche zwischen einst und jetzt zu ziehen und die Schüler über Rechte und Pflichten des Bürgers aufzuklären. E ne Resolution zugunsten des 9 jährigen Lehrgangs an den böHeren Schulen fand allgemeine Zustimmung. Die Aus­sprache über diese Frage und über die Grundschule war sehr lebhaft. Außerdem kamen zur Sprache d e Notwendigkeit der Beschaffung besserer Schullokale, die Gewährung vo» Heidelbeer- und Hitzoakanz. Die Vnsammlung, die gut be­sucht war, zeigte großes Interesse sür das Wohlergehcn der Schuss und nahm einen sehr sck- 'en, harmonischen Verlaus.

Stuttgart, 15. Juli. (Bon der Landwirt-,

schastskammer.) In verschiedenen Gegenden des Landes werden von der Württ. Landwirtschastskammer Zicgenzucht-Lchrkurse abgehalten. Die Kurse, in denen die Maßnahmen zur Förderung der Ziegenzucht, Milch- leistungsprüsungen, Körung, Bockhaltungsgesetz, Vereins­organisation usrv. behandelt werden^ erfreuen sich sehr regen Besuches. , i

Heilbronn, 15. Juli. (Zur'Stadkvo rstands- wahl.) Regierungsbaumcister Wetzel hat seine Kan­didatur zurückgezogen, so daß sich außer dem Gemeinderat Schwan (Komm.) nur noch Dr. Schmid und Professor Beutinger gegenüberstehen.

Altshausen, 15. Juli. (Verhütetes Verbre­chen.) Aus der Hauptstraße von Hirschegg nach Alts­hausen wurde ein 16jähriges, unbescholtenes Mädchen im Beisein einer Freundin in unsittlicher Weise ange- sallcn. Es konnte rasch Hilfe herbeigcholt werden. Die sofort ausgenommene Verfolgung des mit einem Fahrrad versehenen, vom Oberamt Riedlingen stammenden Bur­schen war von Erfolg begleitet.

Heidelberg, 15. Juli. Die Trauerfeier für den er- mordertcn Oberbürgermeister Busse, die im Garte» des Krankenhauses stattfand, wo die Leiche ausgebahrt war, machte einen tief ergreifenden Eindruck. Stadtpsarrer Götz hielt die Trauerrede und nach ihm legte Ober­bürgermeister Dr. Wal st einen Kranz an der Bahre nie­der. Hieraus erfolgte dre Ueberführung der Leiche durch die mit Tausenden von Menschen bes.tzten Straßen zum Bahnhof, wo die Ueberführung nach Herford erfolgte. Gestern vormittag erfolgte im Krematorium die Bei­setzung des Bürgermeisters a. D. Werner. Bei der Feier wirkte der Bachverein mit. Zahlreiche Kränze wurden ni> dergelegt.

Handel und Verkehr.

Mannheim, 15. Juli. (Vieh markt.) Der Auf­trieb zum letzten Kleinviehmarkt belief sich aus 155 Kälber, 66 Schafe, 313 Schweine und 605 Ferkel. Ess wurden folgende Durchschnittspreise erzielt: Kälber 500750 Mk., Schafe 300500 Mk., Schweine 1100 bis 1250 Mk. (für je 50 Kg. Lebendgewicht). Derf Schweineha-del nahm einen 'lelmäßigen Perlauf, es veröltet -n kleiner Heberst Der Zutrieb an Kälbern tx . bei normalem H k ausvsrkauft. Für Ferkel 00-3(7 's Stück bezahlt.

Der Ma ' ru-, wurde nicht

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