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Korfanty und das deutsche Geld.

Aus Oberschlesien wird unszensurfrei" geschrieben:

Oberschlesien ist zwar zunächst nurauf dem Papier^ befriedet, aber soviel kann mit Genugtuung festgestellt werden, dah das Unternehmen Kvrfantys trotz vielseitiger ftanzösischer Unterstützung für dieses Mal gescheitert ist. Der Grund des MiUingens war nicht zum Geringste» der Mangel an deutschem Gelbe.

Zn kluger Ueberlegung begann der Aufstand am 2. Matz als die oberschlesischen Arbeiter genügend deutsches Geld in der Tasche hatten. Bekanntlich erhalten die Berg- und Hüttenleute ihren Lohn erst am 15. des folgenden Mo­nats; aber am 1. erhalten sie schon einen Vorschuß von etwa der Hälfte ihres Verdienstes. So konnten die Arbeiter, die, teils als Anhänger Kvrfantys, teils durch den polnischen Terror gezwungen, den Aufstand mit-« machten, eine Zeit lang ohne Bezahlung durch Korf-anty auskommen, zumal ihreTätigkeit" unrechtmäßiges Gut in Menge einbrachte. Die letztereEinnahmequelle" ver­siegte, als mauan die Front'" mußte. Umsomehr wa­ren die Aufrührer und die Daheimgebliebenen auf den am 15. Mai fälligen Lohn angewiesen. Für diese Lohn­zahlung hatten zwar Werkleitungen und Banken aus dem laufenden Geschäft erhebliche Beträge bereit, immerhin fehlte aber noch die Kleinigkeit von etwa 270 Mill. Mk. Diesen Fehlbetrag an Zahlungsmitteln hätte die Reichs­bank wie sonst gern zur Verfügung gestellt, aber nie­mand, auch nicht die Aufstandsleitung, wollte die Ge­wahr für den sicheren Transport des Geldes bis in den Industriebezirk übernehmen. Das gelobte Land Polen und Korfanty dagegen konnten deutsches Geld nicht be­schaffen! Die Industrie zahlte daher zunächst nur einen Teilbetrag, borgte sich aber allmählich bei Kaufleuten und Handwerkern selbst in kleinen Beträgen das fehlende Geld zusammen^ diese waren den Werken umso lieber behilf­lich, als sich jeder aus Furcht vor Plünderungen gern vom Bargeld trennte.

Noch schwieriger gestaltete sich der nächste Zahltag Ende Mai. Zwar hätte ein großer Teil der Arbeiter im Mai nicht mehr gearbeitet, dafür waren aber jetzt die Kas­sen vollständig leer. Denn der Absatz nach! Deutschland hatte mit der Lahmlegung des Bcchuverkehrs aufgehört, es kam daher kein deutsches Geld mehr nach Oberschlesien. Polen selbst nahm nur einen geringen Bruchteil der Kohle aus, und selbst diese kleine Menge wurdeauf An­ordnung" nur zur Hälfte bar bezahlt. Aber schon nach wenigen Tagen wurde die Barzahlung eingestellt.

Was Wunder, wenn Korfanty den Aufrührern schon nach kurzer Zeit den versprochenen Sold schuldig blieb? Polnisches Geld ihnen anzubieten, wagte er nicht, nur das aktive polnische Militär erhielt seinen Sold in seiner Landeswährung. Dabei siel trotz der erheblichen Anfangs­erfolge in Oberschlesien das polnische Geld immer mehr im Kurs. In dieser Not gedachte Kvrfanty nach berühm­ten Vorgängen,eigenes" Geld, gedeckt durch die in sei­nem Besitz (!) befindlichen Gruben und Werke, auszugeben, fand aber damit bei seinen Anhängern so wenig Gegen­liebe, daß er den Plan ausgab. Man wollte als guter Dole deutsches Geld?

Woher sollte dieses kommen? Der Absatz nach Deutsch­land hatte anfgehärt, zudem konnte man aus Mangel an Rohstoffen und Geld nicht Weiterarbeiten. Die deutsch gebliebenen Städte hatten zwar noch Geld, aber, da sie ausgehungert werden sollten, durfte der Bauer nichts hineinbringen und mußte seine Erzeugnisse verfaulen las­sen. Der Mangel an deutschem Gelde, für das allein etwas zu kaufen war, wirkte schließlich so lähmend auf die polnische Begeisterung, daß Korfanty froh sein wird, den Ausstand mit Anstand liquidieren zu Wunen. Wie lange werden sich die Polensreunde in Oberschlesien diese mrt Gut und Blut teuer erkaufte Lehre merken ? - W. W,

Neues vom Tage.

Das Konferenz-Programm.

In Washingtoner Kreisen wird erklärt, daß die Washingtoner Abrüstungskonferenz ein sehr ausgedehn­tes Programm haben werde. Es sollen alle mit der Abrüstung im Zusammenhang stehenden Fragen erör­tert werden. Namentlich wird nicht nur die Frage der Abrüstung zur See, sondern auch zu Lande be­sprochen werden. Die amerikanische Negierung wir­keine Einwände gegen die Teilnahme anderer als d«

bisher eingeladenen Staaten erheben, sivenn die An­wesenheit von Vertretern dieser Staaten auf der Kon­ferenz bei den Besprechungen sich als nützlich erweisen sollte. Präsident Har ding wird die Eröffnungsrede halten. Staatssekretär Hughes, dem der Senator Root helfend zur Seite stehen soll, wird die Ver­handlungen leiten. Die Gegner des Völkerbunds er­klären, daß der Plan des Präsidenten Harding die Bereinigten Staaten davon abhalten will, in den Völ­kerbund einzutreten.

Für die Konferenz wird folgendes Programm an­gegeben:

1. Abschaffung aller strittigen Fragen zwischen den Staaten als Vorbedingung einer wirklichen Abrüstung:

2. gegenseitige Verpflichtung, Kampfmittel, wie gif­tige Gase, Luftbeschießungen usw., nicht anzuwenden:

3. Anwendung des Grundsatzes der offen i Türe iv Sibirien und China.

DemMessagero" zufolge wird auch Italien der Einladung des Präsidenten Harding für die Abrü stungskonferenz folgen.

Japan hat die Einladung zur Abrüstungskonfe­renz ebenfalls angenommen.

Wie verlautet, soll auch Deutschland und Ruß­land zur Teilnahme an den Beratungen eingeladen werden.

Als Zeitpunkt für die Eröffnung der Konferenz wird der 11. November, der dritte Jahrestag des Waffen­stillstands, angegeben.

Die deutsche« Sachleistungen.

Berlin, 13. Juli. Die Verhandlungen zwischen den deutschen und den französischen Vertretern über die Re- parationsfrage, die vorgestern wieder aufHenommen wur­den, sind gestern in den Unterkommisswnen weiterge- s führt worden. In der Hauptsache ist die Frage der Ab- s lösung der Restitutionen durch Substitutionen erörtert worden. Heute findet wieder eine Vollsitzung statt, in l der diejenigen Punkte, über die noch keine Einigung be-

- steht, geregelt werden sollen. In Anbettacht der Wich- i tigkeit der Beratungen wird die Reichsregierung dmr i Staatssekretär Hirsch vom Reichswirtschastsministerium

- als deutschen Delegierten nach Paris entsenden.

! WLB. Par», 13. Juli. Die deutschen und die fran- ! zöstschm Vertreter, die hier über die Sachltrfrrrmge« ver­handeln, haben heute in einer Vollsitzung ihre Beratungen ; fortgesetzt und vorläufig zu Ende geführt.

! Nkommnnifrrstyer Terror.

! Halle, 13. Juli. Hier versuchten Kommunisten eine l Versammlung zu sprengen, in der u. a. auch Reichstags- i Präsident Lobe sprach. Während der Diskussion kam es zu Tumulten und Prügeleien. Lobe und die mehrheits- ^ sozialistischen Führer mußten aus dem Saale flüchten.

! Die Versammlung wurde ausgehoben.

! Die Luge in Oberschlesien,

s Berlin, 13. Juli. In einer Unterredung mit dem ! Vberschlesischen Berichterstatter derVossischen Zeitung" l erklärte der englische General Henniker, dah ein ' »euer polnischer Ausstand gewaltsam unterdrückt

- werden würde. Die polnische Grenze werde jetzt abge-

- sperrt werden, und zwar durch Truppen aller drei in Oberschlesien vertretenen Mächte. Henniker bat dann, dah

' die deutsche Preise die Deutschen Oberschlesiens möglichst : zur Geduld mahnen möge, da irgend welche Gewalttätig- r leiten von ihrer Seite für die Sache der Deutschen von l allergrößtem Nachteil sein würden. Er hoffe, daß die . Entscheidung des Obersten Rats über Oberschlesien bald falle und könne versichern, daß die Verbandskommission ständig aus Beschleunigung dringe. Nach einer wei- ! teren Meldung des Blattes sind in Oberschlesien die eng­lischen Truppen in den letzten Tagen an verschiedenen ^ Orten tatkräftig gegen die noch im Besitz von Waffen ! befindlichen polnischen Banden vorgegangen. In Groh- s Dombrowtä wurden gegen 200 bewaffnete Polen, die die ! deutsche Bevölkerung in der dortigen Gegend aufs schwerste

- belästigt und mißhandelt hatten, von englischen Soldaten s entwaffnet.

Der Jrenpräsidcnt in London.

London, 13. Juli. De Balera wurde bei seiner i Ankunft inLondon von einer begeisterten Menge emp­fangen. Er hatte die größten Schwierigkeiten, seinen , Kraftwagen zu erreichen und mußte von der Polizei unter­stützt weiden. De Valera ist begleitet von Artur Grif-

fith, dem Vizepräsidenten der irischen Republik, dem Landwirtschaftsminister, dem Innenminister und drei Ab­geordneten der Sinnfeiner. Außerdem waren mit ihn, der Graf Plumkett und der Lordmayor von Dublin. De Valera veröffentlichte gestern abend die folgende Bot­schaft:Ich bin sehr gut augekommen und von dein begeisterten Einpfang der Freunde Irlands erfreut. Es gibt keinen Grund, weshalb die beiden Völker die ec Insel länger Feinde bleiben >l!en. Es handelt sich nur darum, auf Grund von Oft sig-eit einen Frieden anfzu- bauen." Die erste Zusammeunmst zwischen de Valera uuc> Lloyd George wird am Donnerstag morgen 11 Uhr in der Dowuig-Street stattfinden.

Griechische Gegenoffensive

Athen, 13. Juli. Gestern hat die griechische Ar­mee ihren Vormarsch begonnen und nach lieber- Windung des türkischen Widerstands verschiedene Orte süd­lich von Brüssa besetzt.

Konstantin opel, 13. Juli. Die Griechen haben der Versuch gemacht, aus Jsmid vorzurücken; doch hat du Bevölkerung der Stadt, die von türkischen Truppenabteü, kungen verstärkt war, 20 Kilometer vor der Stadt eine» Hinterhalt vorbereitet. Dir Griechen wurden umzingelt und verloren in dreistündigem Kampf mehr als 200 Tote und Verwundete. Die Beute ist groß. Nach die­ser Niederlage haben die Griechen die Gegend von JSmid Micher geräumt.

Neichsminister Schisser über sie Brrayd'sa-en Ausfälle.

s Berlin, 13. Juli. Reichsjustizmücifter Schiffer z äußerte sich gestern einer Anzahl Politikern und Presse- i Vertretern gegenüber über die provozierenden Beleidigun- s gen des französischen Ministerpräsidenten Briand, welche f dieser in den letzten Tagen über die Leipziger Urteile in ! der französischen Kammer und anderorts ausgesprochen ! hat. Der Minister sagte u. a.:Aus die Beleidigung, die ' Briand der deutschen Justiz zugefügt hat, halte ich mich j umsomehr für berechtigt, zu reden, als ich aut das Lcip- ! ziger Verfahren selber keinen Einfluß habe. Briand hat

- die Leipziger Prozesse als Komödie, Theaterspie! erei und ; Skandal bezeichnet. Trifft das zu, so habe ich zu er- l klären, daß' Herr Briand in nicht zu verantwortender § Weise mit der Ehre seiner Mitmenschen umgesp-rungcn ! ist. Die Verdächtigungen sind ohne die Angaben von

Gründen erfolgt. Oder genügt Herrn Briand als Be­gründung schon die Tatsache, daß das Reichsgericht nicht zu den Verurteilungen gelangt ist, die die auf ge­peitschte öffentliche Meinung Frankreichs gefordert hat? Hätte das Reichsgericht nur einfach verurteilt, dann wäre es wirklich in Leipzig ein Theaterspiel gewesen. Ten. Ruf der deutschen Justiz, das Erbe einer jahrhun- ; derre langen Entwicklung, kann er nicht erschüttern. Zn ! Leipzig spielt sich allerdings eine Tragödie ab, da das ? Reichsgericht, ohne daß Parteilichkeit geübt würde, alle

- Deutschen, gegen die ein Verdacht spricht, vor Gericht s zieht; auch die, die aus keiner feindlichen Liste stehen.

- Dem kann Herr Briand abhelsen, indem er denjenigen

- seiner Landsleute, gegen die ein ähnlicher Verdacht laut

- wurde, gleichfalls den Prozeß machen läßt. Tut er das

- nicht, so mag er wenigstens aufhören, den Völkerhaß ! aufzurühren."

s Der neue Aufenthaltsort Kaiser Karls, s Wien, 13. Juli. Nach einer hier eingetroffenen Nach- ! richt hat die französische Regierung dem Exkaiser Karl s einen Wohnsitz an der französischen Riviera an- ' geboten.

Die Botschaft Holdings.

i Washington, 13. Juli. Präsident Harding uu.o diese Woche an den Kongreß eine Botschaft richten, die keine Erklärung des Friedens mit Deuts ch- ! land und Oesterreich und auch keine Ankündigung ! über die amerikanische Politik mit Bezug auf den Ver- ' sailler Vertrag enthalten wird. Gegen Ende der Woche er- ! warte man jedoch einen Schritt, der die amerikanischen Beziehnnaeu zu Deutschland näher bestimmen iol''

München, 13. Juli. Der Münchener kommunistische Stadtrat T hie raus ist wie seine Mitangeklagte, dre Kontoristin Johanna Ritter, wegen Beihilfe zum Hochverrat vom Münchner Voltsgericht zu einer Miw deststrcne von 1 Jahr 3 Monaten Festungshaft verurteilt worden.