SchwaHwälöer Tageszeitung

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Nr LS8.

Nlterrßeig, Montag Le« 4 2«li.

Jahrgang 1SL1.

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Der Friede mit Amerika.

Washington, 3. Juli. Der Senat hat die Kompromißresolution, die den Kriegszu­stand zwischen den Vereinigten Staaten einer» nnd Deutschland «nd Oesterreich andererseits beendet, mit 38 gegen 19 Stimmen ange­nommen. Damit hat der Kongretz die Kom­promißresolution endgültig verabschiedet. Sie geht jetzt zur Unterzeichnung an den Präsi­denten.

Der Weltkrieg wird mit der heute erfolgenden Unter­zeichnung d es Friedensvertrags auch formell sein Ende finden. Das, was wir unter Frieden verstehen, wird natürlich damit nicht eintreten, denn die Entente und in ihr besonders Frankreich betreibt mit dem Versail­ler Friedensvertrag, dem sich Amerika aus seiner be­kannten Abneigung gegen den Völkerbund wenig­stens einem solchen nach englisch-französischem Muster nicht angeschlossen hat, ihr nun seit 3 Jahren satt­sam bekanntes Spiel, das darauf hinausgeht, aus dem ohnmächtigen Deutschland zu Recht oder zu Unrecht herauszuholen, was herauszuholen ist, weiter. Doch ist die Welt mit diesem Entschluß Amerikas zum Frie­den mit Deutschland einen Schritt vorwärts gekom­men, was zunächst ohne Zweifel auch seinen Einfluß in wirtschaftlicher Hinsicht ausüben wird, da Ame­rika, das, ohne die Pflichten aus dem Versailler Ver­trag übernommen zu haben, dessen Rechte genießt, sich in seinen Handelsbeziehungen zu Deutschland nun entsprechend einrichten wird.

Noch ein paar Worte über die lange Hinauszögerung der Friedensentschließung durch die amerikanische Re­gierung. Der Grund lag in der Abneigung der Monroe-Anhänger (Amerika den Amerikanern), gegen den Völkerbund. Die Beibehaltung des Kriegs­zustands zwischen uns und Amerika erscheint in diesem Lichte eher als Feindseligkeit gegen den Versailler Vertrag, den die Vereinigten Staaten nie unterschrei­ben werden, als gegen Deutschland.

Der Abstimmung über die Vermittlungsresolution Porter-Knox im Senat ging übrigens eine lebhafte Debatte voraus. Senator Brandeges (Republikaner) drückte in Beantwortung einer Frage die Meinung aus, -daß die Verabschiedung der Resolution die Zurücknahme Her amerikanischen Truppen aus Deutschland zur Folge haben werde. Senator Mc. Kellar (Demokrat) bat um Auskunft darüber, ob es nicht die Absicht der Repu­blikaner sei, auf die Resolution den Friedensvertrag mit Deutschland folgen zu lassen, worauf Brandeges er­widerte, daß diese Absicht nicht bestehe. Der Handels­vertrag und die Annahme der Resolution würden den Brieden mit sich bringen.

Daß die Zurückziehung der amerikanischen Truppen Ms dem Rheinland gar nicht im Sinns Frankreichs Hegt, geht aus verschiedenen Aeußerungen der Pa­riser Machthaber hervor, die besagen, daß eine solche Nachricht zum mindesten verfrüht sei. Noch gestern wurde im Quai d'Orsay erklärt, daß keine Meldung von einer angeblichen Zurücknahme der Truppen ein­gegangen sei. Man drücke im Ministerium des Aus­wärtigen die Hoffnung aus, daß ein solcher Schritt, nicht erfolgen würde, ohne daß die Verbündeten da-; von benachrichtigt werden würden. ^ ü

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Washington, 8. Juli. Die angenommene Vermitt-t lungsresolution Porter-Knox, die den Kriegszustand mit Deutschland beendigt, ist noch gestern dem Prä^ sidenten Harding zugegangen.

Neuyork, 3. Juli. Präsident Harding beginnt so-, jldrt nach Unterzeichnung der Friedensentschließung dies Handelsvertragsverhandlungen mit Deutschland, wodurch^ Ae Schädigung deutscher Industrien durch die neue Zoll-! Vorlage gemildert werden dürste, da der Präsident dafür! weitreiche Befugnisse besitzt.

WTN. Newyarl, S. Juli. Präsident Hrrdina hat Ae FriedenSresolntta« «it Deutschland «nd Dentsch-Oster- reich n»ter,eich»«t.

Die Neureglung des Getreidepreises.

In dem neuen Gesetz über die Neuregelung der Ge­treidewirtschaft wurde, wie erinnerlich, eine Art gemischten Systems eingeführt, indem bestimmt wurde, daß nur eine bestimmte Quote des jährlichen Getreideertrags im Umlageverfahren erhoben, der verbleibende Rest dagegen den Landwirten zur Verwertung im freien Handel über­lassen bleiben sollte. Die Verordnung enthielt insofern eine große Lücke, als über den für das Umlagegetreide ! zu zahlenden Preis keine bestimmten Angaben gemacht, j sondern nur ganz allgemein zum Ausdruck gebracht wurde, ! daß dieser Preis mit den Gestehungskosten in Einklang ! gebracht werden müsse. Diese Ungewißheit, die denLaud-

- wirten aus leicht begreiflichen Gründen sehr unerwünscht i war, weil sie jede Kalkulation auch hinsichtlich der doch ! sehr häufig auf lange Zeit festzulegenden Arbeitslöhne

so gut wie unmöglich machte, ist durch eine gestern im ! landwirtschaftlichen Ausschuß des Reichswirtschaftsrats ab- , gegebene Regierungserklärung beseitigt worden. Es wurde

> mitgeteilt, daß die Mindestpreise für Roggen, die sich ! bisher in verschiedenen Abstufungen zwischen 1400 u, d s 1500 Mark beliefen, auf 2100, die für Weizen v'?n

- 1540 bis 1650 auf 2300, die für Hafer auf 1800 Mok ! erhöht werden sollen. Die Erhöhung beträgt also dtw. - j schnittlich 50 v. H. Sie ist berechnet worden auf Grro s von Beratungen der sogenannten Jndexkommission nun ' in Uebereinstimmung gebracht mit den zurzeit bestehenden

- und für die nächste Zukunft vorauszusehenden Gesie- i .Mngskoften. Es versteht sich! von selbst, daß diese Stei- ' gerung des Brotgetreidepreises auf die Lebenskosten der s Gesamtbevölkerung einen erheblichen Einfluß ausüben ! wird, da man mit einem zukünftigen Brotpreis von etwa ' 7.50 Mark wird rechnen müssen. Es ist auch voraus­zusehen, daß diese Erhöhung neue Lohnforderungen ver-

! anlassen wird, um so mehr als seinerzeit von der Re­gierung aus mit Nachdruck auf diesen Zusammenhang zwischen Brotpreis und Lohngestaltung hingewiesen worden ist. Es ist ferner zu bedenken, daß dieser Preis von 7.50 Mark nur für das aus dem Umlagegetreide ' gewonnene Brot gelten, und daß, da im Umlägevcr- fahren nur 2,5 Millionen Tonnen erhoben werden sollen, die für die Versorgung der Gesamtbevölkerung , keineswegs ausrcichen dürften, der Preis des dem freien ! Handel überlassenen Getreides den Brotpreis in erheb- ; lichem Maßx mitbestimmen, d. h. voraussichtlich noch

> weiter erhöhen muß. Es sind also nicht geringe Lasten,

> die der Bevölkerung auferlegt werden sollen und die auch ; dadurch besonders schwer empfunden werden dürften, daß

- sie in eine Periode gewaltiger neuer Allgemeinverpslich- j jungen hincinfallen. Aber die Erhöhung des Getreide-

Preises war notwendig, wenn anders nicht das Mißver­hältnis zwischen den Produktionskosten der Landwirt­schaft und den von ihr erzielten Preisen sich immer weiter äuswachfen und Folgen Hervorrufen sollte, die letzten Endes doch nur wieder den Verbrauchern selbst zum Schaden gereichen mußten, da sie die heimische Pro­duktion zu lähmen und uns immer mehr von der aus­ländischen Lebensmittelerzeugung abhängig zu machen drohten. Anderseits wird die Landwirtschaft nicht um­hin können, anzuerkennen, daß ihre berechtigten For­derungen mit dieser Neufestsetzung des Brotp-reises er­füllt sind. Gewiß wird es den einen oder den andern Landwirt geben, der auch heute noch behauptet, daß er mit diesen Preisen nicht gewinnbringend produzieren könne und der sich vielleicht darauf beruft, daß die Jndex- unterlagen in diesem oder jenem Falle nicht genau den tatsächlichen Verhältnissen seines eignen Betriebes ent­sprächen. Stimmen dieser Art werden zweifellos laut werden, aber sie werden nicht davon zu überzeugen ver­mögen, daß nicht der deutschen Landwirtschaft mit der Neuen Preisgestaltung die Grundlagen für ein ihr selbst Und dem deutschen Volk nutzbringendes Wirtschaften ge­geben seien.

Neues vom Tage.

Äer Rückgang der französischen Einwohnerzahl.

Paris, 3. Juli. Die Veröffentlichung deS Ergeb­nisses der letzten Völkszählung vom 6. März hat zur Folge, daß die Zahl der Abgeordneten zur Kammer, wie dasJournal" seststellt, von 626 aus 530 herabgesetzt wird.

Zur Vorgeschichte des Kriegs»

Berlin, 3. Juli. In der letzten Juliwoche erscheinen in Berlin die ersten vier Bände der von der Reichsregie­rung herausgegebenen Urkunden über die Vorgeschichte des Kriegs.

Die zweite Internationale.

BerAn, 3. Juli. Der Geschästsausschuß der zweiten Internationale tagte am 27. und 28. Juni in London- Deutschland war durch den Genossen Wels vertrete». Aus der Besprechung über die internationale Lage er­gab sich hinsichtlich derSantionen", daß diese, nach­dem Deutschland seinen ^Verpflichtungen nachgekommen ist, aufhören müßten. Der Ausschuß kommt zu diesem Beschluß auch aus dem Grund, weil die beteiligten Völker ihre Finanzen sonst nicht in Ordnung bringen können. Es ist auch unmöglich, die internationalen Handelsbezie­hungen wieder herzustellen. Der deutsche Parteivor- stand hat dem Ausschuß eine Denkschrift über die Notwendigkeit der Schaffung einer interparlamentarischen Kommission überreicht, die zu einer ein gehenden im all­gemeinen zustimmenden Aussprache Veranlassung gab.

Die Pariser Besprechungen unterbrochen.

Paris, 3. Juli. Die Verhandlungen zwischen den deutschen und französischen Vertretern über die Wiederherstellungen sind bis zum 10. Juli unter­brochen worden. Herr Guggenheimer ist am Freitag abend nach Berlin gefahren, um von Rath enau neue Anweisungen einzuholen. Bis jetzt hat man sich über den Verlauf der Verhandlungen aus beiden Seilen befriedigt erklärt. Ueber den Preis der deutschen Warenlieferungen hat man beschlossen, einen Ausschuß aus drei Mitgliedern einzusetzen, der aus einem Deut­schen, einem Franzosen und einem Schiedsrichter zusam­mengesetzt ist. Letzterer soll eventuell von der Wiederher- stellungskommission ernannt werden. Für die Liefe­rungen in Natura hat Frankreich eine Zahlungsform er­reicht, die sich über sehr lange Zeit erstreckt. In Pariser Kreisen verlautet, daß die Garantiekommission in Ber­lin unverzüglich die Erträgnisse der deutschen Zolleinnahmen als Garantie für die Jah­reszahlungen verlangen wird. Dieses würde zur Folge haben, daß die Zollgrenze am Rhein auto­matisch weg fallen würde. Frankreich wird für seine Sicherheit zum mindesten die Besetzung von Düsseldorf aufrecht erhalten. Die Frage der Aushebung der wirtschaftlichen Sanktionen wird sofort nach Rückkehr der deutschen Vertreter zur Sprache gebracht werden. Nach einer Reutermeldung hat übrigens das englische Kabinett am 28. Juni den förmlichen Antrag bei den Verbündeten gestellt, die Rheinlands-Sanktion.m auf Widerruf auszuheben.

Deutscher Reichstag.

Die Garrktionsdebatte

Der zweier Tag der Aussprache über die volkspartei- lichio Interpellation über die Sanktionen am Rhein stand in Beziehung aus den Ton und die ganze Stimmung nicht mehr ans der gleichen Höhe wie die des ersten Tags. Immerhin war und das muß bewnders hcrvorgehoben werden der Reichstag von seiner äußersten Rechten bis zur Linken in der Verurteilung der Sanktionen einig. Man braucht gar keine schärfere Verurteilung des fort­währenden Ungerechten, das uns von den Verbands- mächten zugefügt wird, zu suchen, als der Zentrums­redner Bell sie ausspricht. Bell ist Rheinländer und um­somehr hat seine Erklärung Gewicht, daß es allem fran­zösischen Mühen nicht gelingen wird, die Treue der Rheinländer zum Reiche irgendwie zu erschüttern. Er ging aus die Kundgebungen Briands ein, daß die Auf­rechterhaltung der Sanktionen zum Schutze des gegen­wärtigen deutschen Kabinetts notwendig sei. Er w ist sie mehr ironisch als scharf zurück und man darf wohl air- nehmen, daß der Reichskanzler diese Zurückweisung bil­ligen wird, wenn er sich auch nicht über diesen Punkt äu­ßerte. Eine Regierung, so sagte der frühere Reichsmini- ster Bell, die sich etwa auf die Sanktionen stützen wollte, würde vom deutschen Volke weggefegt werden.

Aehnliche Töne, nur noch deutlicher schlug der Deutsch­nationale Dr. Reichert an; er verlangte aber auch, doch es in Bezug auf die Sanktionen nicht bei der Einigkeit