über die Entwicklung der dortigen Eerberlehrwerkstätte und die neuerdings erfolgte Einrichtung von jährigen Fortbildungskursen für Gerber, deren erster bereits -rte September beginnen soll. Fabrikant Roer-Feuer- Lach verbreitete sich über die gegenwärtige Geschäftslage am Leder- und Rohwarenmarkt. Fabrikant Häuser- Backnang teilte seine Erfahrungen bei Anwendung des Milzbrandserums gegen Milzbrandinfektionen mit. Der Vertreter der Regierung, Regierungsrat Schüle, gab Aufschlüsse und Anregungen zu vorstehenden Fragen. Der l. Vorsitzende, Kommerzienrat Roser- Stuttgart, der seine Vorstandschaft niederlegte, wurde unter lleber- reichung eines prächtigen Pokals zum Ehrenvorsitzenden des Vereins ernannt.
Stetten i. R., 18. Aug. In der Nähe des Kernen wurde gestern nachmittag an dem 18jährigen Feilenhauer I. Karstner aus Malsch, Vez.-Amts Ettlingen, ein Raubmordversuch verübt. Landjäger Eenth von hier, eben auf einer Streife begriffen, war rasch an dem Tatort. Inzwischen hatten die Täter ihr Opfer, dem Hals, Hände und Füße zusammengeschnürt war, etwa 300 Meter weit in den Wald verschleppt. Mütze, Geldbeutel und Papiere wurden aufgefunden. Geld, Uhr und Messer fehlen. Bewußtlos wurde der lleber- fallene in das Krankenhaus nach Canstatt überführt. — Dazu erfahren wir noch: Ein Pilzsucher aus Gais- burg fand den jungen Mann 15 Meter von der Römerstraße entfernt im Wald. Aus Furcht, die Unholde könnten noch in der Nähe sein, wagte er sich nicht an den Gebundenen heran. Der eben auf einer Streife befindliche Landjäger Genth von Stetten i. R. erfuhr vond em Unfall durch einen Bewohner von Fellbach, dem der Entdecker die Sache erzählt hatte. Als der Landjäger an die bezeichnet« Stelle kam, war der Mißhandelte inzwischen von den Tätern, die bei der Entdeckung noch in der Nähe waren, dreihundert Meter in den Wald nach einer Klinge geschleppt worden. Von ihrem Vorhaben, ihn dort hinabzu stürzen, wurden sie durch das Eintreffen des Landjägers gehindert. Die Mütze, ein leerer Geldbeutel und Papiere wurden 60 Meter von dem Tatort aufgefunden; Uhr und Messer fehlten.
Au» Wett «nd Zeit.
60. Katholiken-Tag. (II.)
Metz, 18. Aug. Heute morgen versammelten sich mehrere 1000 Personen, Damen und Herren, in der neu geschaffenen Organisation zur Verteidigung der christlichen Schule und Erziehung. Der Vorsitzende, Reichstags- und Landtagsabgeordneter Marx-Düffeldorf konstatierte das erfreuliche Wachsen des Vereins. Neben den bestehenden Landesausschüssen von Bayern, Württemberg, Hessen und Preußen wird am morgigen Tag derjenige von Elsaß-Lothringen gegründet werden. Eine mindestens viermal im Jahr erscheinende Zeitschrift wird das ganze Gebiet der christlichen Schule behandeln. Die erste Nummer liegt der Versammlung vor. Es sprachen sodann Oberlehrer Dr. Cuny über die konfessionelle Volksschule, Hauptlehrer Weyhaupt über vaterländische Erziehung und konfessionelle Erziehung. Endlich wies Direktor Mauel-Köln aus die Volksschule in ihrem Verhältnis zu Kirche und Staat hin. In der zweiten geschlossenen Versammlung erstattete der Vorsitzende des Zentralkomitees Graf Erbdroste zu Vischering den Jahresbericht. Nach demselben beträgt die Zahl der ständigen Mitglieder heute 5 900. Erfreulich sei es, daß die zu Aachen gegebene Anregung eines allgemeinen Protestes gegen den Fortbestand des Jesuitengesetzes bei den Katholiken auf guten Boden gefallen sei. Da der Erfolg bisher ausgeblieben sei, werde man die Anregung in diesem Jahre erneuern und nicht ruhig sein bis der letzte Rest des ungerechten Gesetzes verschwunden sei. Die Versammlung nahm sodann die bereits in früheren Jahren angenommenen Resolutionen für die Freiheit des römischen Stuhles und die Aufhebung des Jesuitengesetzes an.
Saarbrücken, 18. Aug. Beim Vorsprung eines Schützenzuges zum Scharfschießen auf dem Truppenübungsplatz Bitsch wurde durch die Unvorsichtigkeit eines Schützen ein Musketier der 4. Kompagnie des. 70. Infanterie-Regiments durch einen Schuß in d»n Rücken sofort getötet.
Köln, 18. August. Die Köln. Zeitung meldet aus Berlin: Die Maritza-Erenze ist bisher von starken türkischen Truppenmassen nicht überschritten worden, hinübergegangen sind nur einzelne Abteilungen, und in Konstantinopel gibt man als Grund dafür an, daß diese Truppen die Grenze überschritten hätten, um ihre durch bulgarische Grausamkeiten bedrohten Landsleute zu schützen. Eine gewisse Spannung in den türkisch-bulgarischen Beziehungen ist unverkennbar, aus Konstantinopel wird sogar gemeldet, daß man dort von der Möglichkeit einer
türkischen Kriegserklärung gegen Bulgarien spricht. Ruhiger urteilende Politiker glauben gleichwohl nicht, daß die Türkei im Ernst einen neuen Waffen- gang mit Bulgarien suche, indem sie es schwerlich allein mit Bulgarien zu tun haben würde. Möglich bleibt, daß trotz der Vorkommnisse der letzten Tage schließlich Verhandlungen zwischen der Pforte und Bulgarien über die neue türkisch bulgarische Grenze in Fluß kommen. Stimmung dafür scheint auf beiden Seiten vorhanden zu sein.
Berlin, 18. August. Die Berliner Gastwirte wollen es wieder einmal mit dem Boykott des Pilsener Biers versuchen. Im Verein der Saal- besitzer wurde mit Rücksicht auf die neuesten Deutschfeindlichkeiten der Tschechen und die Erhöhung der Pilsener Bierpreise empfohlen, das böhmische Pilsener Bier überhaupt nicht mehr auszuschenken und auch selbst keines zu trinken. Die Aerzte müßten darauf aufmerksam gemacht werden, daß wir in Deutschland ebenso gute und vielleicht noch bessere Biere haben als das Tschechenbier, und daß es eines Deutschen unwürdig fei, den uns feindlich gesinnten und uns beschimpfenden Tschechen dafür noch jährlich Millionen zufließen zu lassen. Mehrere Redner sprachen sich scharf gegen den Uebermut der Böhmen und für den Boykott ihres Bieres aus. Es wurde beschlossen, die „Pilsener Bierfrage" eingehend auf dem im September in Leipzig statt- findenden Bundestag der Saalbesitzervereine zu erörtern und einen Bundesbeschluß zu fassen Bekanntlich sind bisher alle Boykottversuche gegen das Pilsener Bier an der Anhänglichkeit eines großen Teils der Vierkonsumenten zu diesem Stoff gescheitert.
Newyork, 18. Aug. Der seit mehreren Jahren als geisteskrank in einer Irrenanstalt untergebrachte Millionär Harry Thaw, der den Architekten Stantford White wegen einer Liebesangelegenheit in einem New- yorker Theater durch einen Revoverschuß niederstreckte, ist geflohen. Die Flucht über die Grenze des Staates Connecticut gelang dem Millionär durch die Bestechung mehrerer Wärter. Der Thaw-Prozeß erregte im vorigen Jahr das größte Aufsehen, da seine Angehörigen es durchsetzten, daß er nicht als Mörder bestraft, sondern, obgleich er im Vollbesitz seiner geistigen Kräfte war, für verrückt erklärt wurde.
Landwirtschaft und Markte.
Ueber die Staatswaldungen des Forst- bezirks Liebenzell
im Rechnungsjahr 1. April 1911 bis 31. März 1912 ist den „Forststatistischen Mitteilungen" folgendes entnommen und sind zu Vergleichen die analogen Ziffern des Vorjahres teilweise in Klammern beigefügt. Dem Forstamt Liebenzell sind die Waldungen in den Ee- meindebezirken Dennjächt, Ernstmühl, Liebenzell, Mo- nakam, Möttlingen, Unterhaugstett und Unterreichenbach, sowie in Hausen a. Würm, Münklingen, Weilder- stadt, Veinberg, Bieselsberg, Schwarzenberg, Unterlengenhardt, und teilweise in Maisenbach und Oberlengenhardt zugewiesen. Die Staatswaldungen umfassen 1573 Hektar, wovon 1500 ka ertragsfähigen Holzgrund. Gefällt wurden 7973 (6986) m Bau- und Nutzholz und 4229 (4505) m Brennholz. Der Erlös pro m betrug in Mark für: Eichenstämme 15,96 (16,91), Nadelholzstämme 23,41 (23,23), buchene Scheiter und Prügel 8,50 (8,26), Nadelholz-Scheiter und -Prügel 5,28 (5,59). Die Gesamteinnahmen betrugen 194 019 (174282) -4t, davon für Holzertrag 184 683 (169 917) ^tt, Nebennutzungen 3328 -4t, Beförsterungsgebühren und Cchutzkosten- beiträge 3093 -1t. Die Gesamtausgaben beziffern sich auf 63 365 (41 296) -4t, wovon u. a. entfielen auf: Ver- waltungs- und Schutzpersonal 19100 -4t, Kulturen 3038 Mark, Wegbauten 5204 -N, Holzhauerlöhne 20 402 -4t, Steuern 6908 -4t. Hienach ergab sich ein Reinertrag von 130 654 (132 986) -4t oder — nach Abzug des Anteils an allgemeinen Ausgaben der Forstverwaltung — pro l,a 84,52 -N. Insgesamt waren 119 Arbeiter an 9180 Tagen beschäftigt. An Körperschaftswaldungen stehen im Forstbezirk Liebenzell 1318 tm in Staatsbe- försterung.
Landwirte, beizt die Saatfrucht! Schon seit Jahrzehnten wird immer und immer wieder empfohlen, die Saatfrucht gegen Brand zu beizen, und trotzdem kann man auf jeder Markung Felder genug finden, die 10 und 20 ja nicht gar selten 30—50 -S Brandähren tragen, die für die Ernte verloren sind. Es wird also vielfach gar nicht gebeizt, oder nur ganz ungenügend. Insbesondere wird die alte Methode des Beizens mit Kupfervitriol häufig so unzureichend angewendet, daß Mühe und Kosten fast ganz umsonst sind. Bei richtiger Anwendung der Kupfervitriolbeize leidet aber leicht die Keimfähigkeit der Saatfrucht. Deshalb empfiehlt die K. Anstalt für Pflanzenschutz in Hohenheim
seit Jahren das viel einfachere, dabei vollständig zuverlässige und billige Beizen mit Formaldehyd (bisher Formalin genannt) in 0,1-prozentiger Lösung und gibt zuverlässige Gebrauchs-Anweisungen umsonst an die Landwirte ab. Die Formaldehydbeize dient zur Bekämpfung des Stein- oder Stinkbrandes bei Weizen und Dinkel und des Flugbrandes bei Hafer. Außerdem hat es sich in den letzten Jahren als vorteilhaft erwiesen, die Wintersaaten, besonders Roggen und Weizen, mit Sublimat zu beizen. Damit verhindert man das sogen. Auswintern der Saat, das darin besteht, daß die jungen Pflanzen unter der Schneedecke verschimmeln. Bei Anwendung der Sublimatbeize erscheinen die Pflanzen schon im Herbst viel kräftiger, als die ungeheizten, kommen gesund durch den Winter und geben einen wesentlichen Mehrertrag. Doch ist bei Verwendung des Sublimats größte Vorsicht am Platze wegen seiner außerordentlichen Giftigkeit. Die Anstalt gibt die Beize deshalb nur gegen Giftschein ab und zwar in zwei Formen: entweder nur die reine Sublimatbeize, wo es sich bloß um Auswinterungsgefahr handelt, oder Sublimat vereinigt mit Formaldehyd, zur gleichzeitigen Verhütung des Brandes und des Auswinterns. Die Anwendung dieser Beizverfahren ist so einfach wie das Beizen mit Formaldehyd.
Wöchentlicher Saatenstandsbericht der Preisberichtstelle des Deutschen Landwirtschaftsrates. Durch das in der Berichtswoche herrschende kühle und feuchte Wetter wurde die Getreideernte im ganzen Reiche stark behindert. Dabei waren die Niederschläge sehr ungleichmäßig verteilt, und da, wo sie für die Futter- und Hackfruchternte hätten von Nutzen sein können, wurde ihre Wirkung durch den Umstand beeinträchtigt, daß die Temperaturen erheblich unter ihren normalen Werten lagen. Namentlich die Nächte waren recht kühl, so daß die Hackfrüchte trotz des Regens keine entsprechenden Fortschritte im Wachstum machen konnten. Aus dem gleichen Grunde verzögert sich die Reife der Halmfrüchte. Es bezieht sich dies in der Hauptsache auf Winter- und Sommerweizen, sowie auf Hafer, von welchen Eetreidearten noch größere Flächen der Aberntung harren. Die Gerste war zwar meist gemäht, aber noch nicht überall geborgen, und auch vom Roggen sind hier und da noch Reste im Feld, deren Beschaffenheit durch den andauernden Regen zu leiden droht. Die Druschergebnisse des Roggens entsprechen vielfach nicht den Erwartungen. Während auf besseren Böden, sofern die Junifröste nicht geschadet haben, befriedigende Erträge erzielt wurden, sollen die Ergebnisse auf den leichteren Bodenarten häufig sehr zu wünschen übrig lasten. Mit dem Ertrage der Gerste ist man im allgemeinen zufrieden. Cie zeigt meist ein gut ausgebildetes Korn, doch hat die Farbe vielfach durch Regen gelitten. Den Futterpflanzen kam die Feuchtigkeit noch zu statten, ausgenommen in den bis vor kurzem unter Trockenheit leidenden Gebieten Mitteldeutschlands, wo der zweite Schnitt stellenweise vollständig ausfällt. Für das Einbringen des gut gewachsenen und in vielen Gegenden bereits geschnittenen Krummets ist jetzt trockenes Wetter erwünscht. Die Kartoffeln leiden vielfach unter Krankheiten, auch macht sich bei den frühen Sorten Fäulnis bemerkbar. Die Zuckerrüben zeigen üppiges Blattwerk und haben jetzt wohlgenügend Feuchtigkeit erhalten, um sich bei Wärme und Sonnenschein günstig weiterentwickeln zu können.
Pforzheim, 16. August. Die Zufuhr zum heutigen Schweinemarkt betrug 59 Ferkel; verkauft wurden alle zum Preis von 40—45 Mark für das Paar.
Stuttgart, 16. Aug. Auf dem heutigen Erotzmarkt kosteten Aepfel und Birnen 18—30 Preißelbeeren
28—30 Waldhimbeeren 30 Gartenhimbeeren 48—50 ^, Reineclauden 20—26 «Z per Pfund. Heidelbeeren gehen zu Ende. Einmachbohnen kosteten 12 bis 15 -H, Zwiebeln 4—5 Kartoffeln 4—5 ^ per Pfd.
100 Stück kleine Einmachgurken 55—60 ^
Stuttgart, 16. August. Schlachtviehmarkt. Zugetrieben: 94 Stück Großvieh, 100 Kälber, 400 Schweine. Ochsen 1. Kl. 100—104 -4t. Bullen 1. Kl. 87—90 -4t,
2. Kl. 80—86 -4t. Stiere 1. Kl. 102—104 -4t. Jungrinder 2. Kl. 98—100 -4t, 3. Kl. 96—98 -4t. Kälber 1. Kl. 112—117 -4t, 2. Kl. 105—110 -4t, 3. Kl. 95 bis
101 -4t. Schweine 1. Kl. 82—84 -4t, 2. Kl. 76—80 .4t,
3. Kl. 70—73 -4t. Verlauf des Marktes: langsam.
Für die Schriftleitung verantwortlich: Paul Kirchner. Druck und Verlag der A. Oelschläger'schen Buchdruckerei.
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