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Schwarzwälöev Tageszeitung

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-lüg. Anzeiger für äie keÄcke Aagolck, 6a!w unä freuckenstaät. Amtsblatt für äen 6eÄck Nagolä unä Nr Mensteig-Aaät.

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BttenSsig, Sreitag de» 8. April

Jahrgang 1V21.

Der Bergarveiterstreik in England.

Me englische Regierung hat ihre Oberaufsicht Wer du Kohlenindustrie am 1. März aufgehoben, die sie glsiä »u Beginn des Kriegs eingeführt hatte, und gleichzeitig ist die Arbeit in allen den Kohlengruben, die damit ir den Zustand vor dem Krieg zurückkehren sollten, einge­stellt worden, womit das Signal zu einem industrieller Kampf gegeben worden ist, welcher der größte und fol­genreichste werden kann, den Großbritannien je er­lebt hat.

Gesetzlich sollte die Aufsicht der Regierung am kommen­den 1. August aufhören,- die Regierung hat aber d« Aufhebung durch ein besonderes Gesetz verfrüht und zwar mit der Begründung, daß die Oberverwaltung für die Staatskasse durch die allgemeine wirtschaftliche Stok- knng aus einer Quelle des Gewinns eine Quelle des Verlusts geworden sei, wie sie sie denn allein im Fe­bruar 4536 396 Pfund gekostet hat. Zu diesen finan­ziellen Gründen sind aber offenbar auch noch politi­sche gekommen, und sie sind es, welche den ganzen Arbeiterdreibund mobil zu machen drohen. Die Re­gierung ist offenbar der Ueberzeugung, daß die heutige wirtschaftliche Stockung ohne eine allgemeine und ein­greifende Herabsetzung der Löhne von ihrer Kriegshöhe nicht gehoben werden könne, und da Kohle der wichtigste Rohstoff aller Industrien ist, hat sie beschlossen, den Kampf gegen die heutige Lohnhöhe damit zu beginnen, daß sie die Krise in der Kohlenindustrie beschleunigte. Da­bei spielt noch mit, daß ein solcher Kampf in das neue Parteiprogramm der Regierung paßt, das, wi« Lloyd Georges letzte Reden zeigten, in den nächsten Wahlen möglichst alle anderen Bevölkerungsk.'assen ge­gen die Industriearbeiter mobil machen will. Die Re­gierungspresse bemüht sich natürlich, die ganze Verant­wortung für diese neue Krise den Grubenarbeitern auf­zuladen und in Vergessenheit zu bringen, daß ihre eigens äußere und innere Politik zum großen Teil an ihr schuld ist. Die äußere, weil sie durch ihre rücksichts­lose Unterstützung der französischen Politik gegen Deutsch land die englische Kohlenausfuhr eines ihrer besten Abnehmer, nämlich Frankreichs, das jetzt von deut­schen Kohlen strotzt, beraubt und zugleich die wirtschaft­liche Erholung Europas unmöglich machte und dadurch die allgemeine Geschästsstockung Verschuldete, welche auch die Kohlenindustrie im Verein mit den anderen briti­schen Industrien traf. Die innere, weil sie Arbeit­gebern und -nehmern einen direkten finanziellen Anreiz gab, die Kohlenförderung Möglichst zu heben, mit den Ergebnis, daß sich große Vorräte anhäuften, die weit über die heutige Nachfrage hinausgehen, und daß Gru­sen in Betrieb gestellt wurden, die sich privatwirtschaft- iich nicht rentieren. In dieser Schuld der Regierung regt die moralische Rechtfertigung für die Forderung )es Grubenarbeiterverbands, die Regierung solle der lloblenind"strie "b-r die heutige schwere Stockung, welch« !r für vorübergehend hält durch eine Fortsetzung der staat­lich :> Unterst!!,', ug weghelsen.

Mit der Ablehnung dieser 'Forderung und dem plötz­lichen Aufhören der staatlichen Kontrolle ist der heutige Kamps unvermeidlich geworden. Die Grubenbesitzer haben in den neuen Lohnbedingungert, vom 1. April ah mit Bezug auf die Verteilung des Ertrages zwischen ihnen und den Arbeitern keine an sich unbilligen Be­dingungen gewährt. Mer sie mußten von ihrem Stand­punkt aus verlangen, daß die wieder ganz auf ihre eigenen Füße gestellte Industrie sich auch rentiere, und das konnte sie nur, wenn man zu dem vor dem Krieg geltenden Grundsatz zurückkehrte, daß die Löhne nach der Ergiebigkeit der Gruben der verschiedenen Bezirke sich ändern. Nach ihrem Vorschlag soll ihr Mindestge­winn 17 Prozent des Gesamtbetrags der bezahlten Löhne betragen, während der Grubenarbeiterverband ihn aus 10 Prozent sestsetzen wollte, und von dem Ueberschuh- gewinn, der erzielt würde, nachdem beide Parteien ihren festen Anteil erhalten hätten, wollten sie den Arbeitern 80 Prozent zugestehen, während diese 90 Prozent ver­langten. lieber diesen Unterschied hätte man sich viel­leicht geeinigt. Dagegen erwies sich die Kluft als un­überbrückbar, die sich dadurch auftat, daß die Rückkehr zum rein privatwirtschaftlichen Betrieb den Arbeitern nicht nur Lohnsenkungen zumutete, die für gewisse Be­zirke einfach verblüffend waren so für Südwales

7 Schilling den Tag, für Schottland 4 iLchillina, für Northumberland und Durham 56 Schilling, für Lanca- shire 4i/g Schilling, sondern sie auch alles dessen Ku berauben drohte, was sie auf dem Weg zu ihrem End­ziel, der Verstaatlichung oderSozialisierung" ihrer Industrie erreicht hatten, nämlich des nationalen Lohn­rats, der Forderung eines nationalen Mindestlv hns für alle Arbeiter, die gleiche Arbeit verrichten, mit einer nationalen Zusammenwerfung der Betriebsgewinne, um die ärmeren Gruben in Stand zu setzen, diesen nationalen Lohn zu zahlen. Von dieser Forderung eines nationalen Lohns wollte der Grubenarbeiterverband unter keinen Um­ständen abgehen, und wenn die Gefahr eines Eingreifens der Eisenbahner und Transportarbeiter groß geworden ist, so liegt das in ihrer Befürchtung begründet, daß eine Niederlage der Grubenarbeiter mit der Frage eines nationalen Lohns auch die nationale Lohuregelung ge­fährden würde, die sie selbst durchgesetzt haben. Dazu I kommt das Gefühl, daß es sich um einen entscheidenden , Kampf handelt, dessen Ausgang in Großbritannien die ? ganze Lohnbewegung während der nächsten Jahre bestim- s men wird.

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London, 7. April. Im Unterhaus erklärte der neue Schatzkanzler Horne, er hoffe auf eine Verständigung im Beraavbeiterstreik, auch wenn die Kontrolle und si"-m zielle Unterstützung des Bergbaus durch die Regteruntz wegfalle. Der ALbeitervertreter Clynes führte Be­schwerde, daß' die Regierungskontrolle so plötzlich auf­gehoben werde. Thomas sagte, das sei der erste Ver­such, die Lebenshaltung aller Arbeiter in England herab­zudrücken. Die Eisenbahner seien überzeugt, daß nach den Bergarbeitern sie an die Reihe kommen werden. Die ganze organisierte Arbeiterschaft werde die Berg­arbeiter unterstützen. Der Arbeitervertreter Horts- Horn erklärte, an der Zerstörung der britischen Indu­strie sei das Abkommen von Spa schuld, das Frank­reich und Belgien mit Kohlen überschwemme und die englische Kohlenausfuhr vernichte.

Lloyd George teilte mit, er habe soeben erfahren, daß bei den Verhandlungen der Grubenbesitzer mit der Arbeitern dis Vertreter der Letzteren es abgelehnt haben, die Leute an den Wasserpumpen der Gruben anzuweiscn, daß 'sie ihren Dienst während der Verhandlungen wie­der aufnehmen. Solange dies nicht geordnet sei, seien Verhandlungen und die Vermittlung der Regierung un­möglich. Das Unterhaus nahm darauf die Notstands­verordnungen, die der Regierung außerordentliche Voll­machten erteilen, mit 270 gegen 60 Stimmen an.

Im Oberhaus erklärte Lord Curzon, der Streik könne sich zu einer Gefahr für das Reich auswachsen, er sei begleitet von Gewalt und Klassenkampf. Keine Re­gierung könne einer solchen Drohung nachgeben. Le­bensmittel seien reichlich vorhanden. Die Regierung könne die finanzielle Unterstützung der Kohlenindustrie nicht länger fortsetzen. Ein Nachgeben in diesem Punkt sei unmöglich. Das Oberhaus stimmte den Notstandsver­ordnungen zu.

London, 7. April. In den schottischen Gruben kam es zu schweren Unruhen als die Polizei zum Schutze der Arbeitswilligen einschritt. In Fife wurde die ganz« Nacht hindurch heftig gekämpft. Die Zahl der Ver­wundeten ist sehr groß. Die Lichtanlagen sind voll­ständig zerstört.

Neues vom Tage.

Erschwerung der Entwaffnung.

Berlin, 7. April. Die Reichsregierung hat die Ver- tretungcn in Paris, London und Rom angewiesen, di« Aufmerksamkeit der dortigen Regierungen darauf hinzu­lenken, daß der noch kaum überwundene Aufruhr in Mitteldeutschland die Durchführung der Entwaffnung de, Einwohnerwehren außerordentlich erschwere, da er min­destens bei den Wehrleuten die Ueberzeugung gefestigt habe, daß der Selbstschutz notwendig sei. Die Waffew- abnahme begegne daher ^sonderen und begreiflichen Wi­derständen.

Die Regierungskoalition in Deutzen.

Berlin, 7. April. DieVoss. Ztg." meldet, daß die Bildung der Regierungsmehrheit in Preußen kaum mehr in dieser Woche zustande kommen werde. Die Wahl des Ministerpräsidenten soll am Samstag vorge­nommen werden. Er werde wahrscheinlich vom Zen­

trum gestellt. In Betracht komme der dem linken Flügel des Zentrums angehörende bisherige Wohlfahrts­minister Arbeitersekretär Stegerwald oder der Ju­stizminister Am Zehnhoff; der Ministerpräsident wirl bann die einzelnen Ministerien besetzen. Die sozialdemo­kratische Fraktion gab der Deutschen Volkspartei schrift­lich die Bedingungen bekannt, die sie für die Aufnahuu der Deutschen Volkspartei in die Regierungskoalition stellt: 1. Erklärung, daß die D. V. keine monarchistischen Pläne verfolge, 2. Fortführung der inneren Demokrati­sierung Preußens wie bisher, 3. Verpflichtung, daß in der Vermögensabfindung der Hohenzollern über den von Südekum aufgestellten Plan nicht hinausgegangm werde. Die Deutsche Volkspartei gab die Antwort, sie hal>e für die republikanische Verfassung in Preußen ge­stimmt. Das Recht, eine Aenderimg der Staatssorm auf verfassungsmäßigem Wege anzustreben, könne keiner Partei verwehrt werden. Die zweite Bedingung wurde abgelehnt wegen der Bemerkungwie bisher", ebenso die dritte, weil die Abfindung keine parteipolitische, son­dern eine privatrechtliche Angelegenheit sei.

Nachklänge des Aufruhrs.

Magdeburg, 7 April. Oberpräsident Hörsing hat die Landräte aufgefordert, gegen die beabsichtigt Bildung von Selbshchutzorganisationen der Landwirte ge­gen die Kommunisten schärfstens vorzugehen.

Halle, 7. April. Bei Bitterfeld wurden 11, bei Torgau 6 bewaffnete Kommunisten ergriffen, die geraubte Wertpapiere und Schmucksachen im Wert von 450000 Mar? bei sich führten.

Leipzig, 7. April. Nachdem die Leipziger Polizei kürzlich z-vei Rädelsführer des Aufruhrs in den Leuna­werken verhaftet hatte, den Kommunisten Franz Utzel- nrann, der den falschen Namen Franz Kempin führte, Und Max Prenzlow, gelang es ihr gestern, auf den: Bayerischen Bahnhof die beiden noch fehlenden Füh­rer, den 29jährigen Fabrikarbeiter Karl Haase aus Königsee i. Th und den 25jährigen Arbeiter Hermann Gierth, festzuneHmen. Beide trugen die gestohlenen Klei­der von Ingenieuren der Leunawerke und führten falsche Pässe, mit denen sie ins Ausland flüchten wollten. Utzel- mann hat mtz einigen Kommunisten die Geldschränke der Leunawerke erbrochen und 500000 Mark geraubt. Bei seiner Verhaftung fand man noch 6000 Mark bei ihm vor.

Hamburg, 7. April. Die Bürgerschaft beschloß gegen die Stimmen der USP. und Kommunisten, die Straf­verfolgung gegen drei kommunistische Abgeordnete der Bürgerschaft, die von der Staatsanwaltschaft wegen Be­teiligung an dem Aufruhr am 3. März verfolgt lverden, Lu genehmigen. Die Kommunistin Gutmann ver­suchte die Abstimmung dizrch eine sünstündige Rede hin- f !>uszuschleben. Jftr wurde jedoch das Wort er wm

Kaiser Karl i« Luzern.

Luzern, 7. April. Der frühere Kaiser Karl ist ge­stern nacht in Luzern angekommen, und im Hotel Na­tional abgestiegen. Die schweizerische Regierung hat ihm die Rückkehr nach Prangnis am Genfer See untersagt.

Erklärung Telekis.

Budapest, 7. April. In der Nationalversammlung teilte Ministerpräsident Graf Teleki mit, Exkönig Karl Karl habe gestern Ungarn verlassen. Der ehemalige König habe ausschließlich unter dein Einfluß fremder Ratgeber gehandelt. Nach Kenntnisnahme der map- ren Lage habe er freiwillig das Land verlassen, wori! e: hauptsächlich durch die Note der Botschafterkonserenz re anlaßt wurde, die die Gefahr einer etwaigen Wäre ! einsetzung der früheren Monarchie betonte. Die 9 eg rung handelte nach reiflicher Ueberlegung der tatiächliü >. Sachlage, ohne dadurch die Rechtmäßigkeit des fremü i Einflusses anzuerkennen. Das Selbstbestimmungsrechc de, ungarischen Nation in der Thronfrage werde weder durch der« Vertrag von Trianon, noch durch den Völkerbunds vertrag geschmälert. Die Haltung der Regierung war bahn: das Ergebnis eines unüberwindlichen Zwangs. Me innere Wiedererstarkung habe glänzend die Feuer- probe schwierigster Umstände bestanden.

Sehr einfach

Genf, 7. April. Das Sekretariat des Völkerbunds hat, wie dasJournal" meldet, den deutschen Widerspruch gegen die vertragswidrige Besetzung des rechtsrheinischer Gebiets damit abgetan, daß es erklärte, die Streitsach, gehöre nicht vor den Völkerbund, da Deutschland de» Bund nicht -i'-aeyö'l' (Das wird man '"ich merken Müs.