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Altenfteig, Do««er»1ag de« 7. April.
I Jahrgang 1S21.
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Vermittlung Amerikas?
Der Gedanke, die Vereinigten Staaten oder derer neuen Präsidenten Warren G. Har ding zum Vev mittler in der Entschädigungsfraae zu machen und da- durch die durch den Abbruch der Londoner Beratung uni den Vormarsch der Verbündeten auf einen toten Punkl gebrachte Angelegenheit zu einer von aller Welt ersehnten Lösung zu bringen, findet in Amerika immer mehr Loden. Der Fehlschlag der Londoner Unterhandlungen )at dort stark enttäuscht. Bezeichnend ist es, daß dir .,Evening Post", die das Sprachrohr der stark mit England verknüpften Gruppe des Milliardärs Morgan ist, schrieb: „Eine Einigung, bei der wir einen Druck ! auf unsere früheren Verbündeten ausüben und sie zu ! einer Mäßigung veranlassen, während wir gleichzei- l tig Deutschland klarmachen, daß es zahlen muß, was es nach Vernunft und Gerechtigkeit zahlen sollte." j
Auch in politischen Kreisen wird der Vermittlungs- < gedanke ernstlich erwogen. Unter den republikanischen > und demokratischen Führern des Kongresses verbreitei - sich die Erkenntnis, daß die Vereinigten Staaten in j eine Stellung gedrängt werden, die keinen anderen Aus- ! weg läßt, als die Beteiligung Amerikas an der Lösung i der europäischen Fragen. In Washington ist man dei Ansicht, daß die Entwicklung in Europa den Vereinigten Staaten eine neue Machtstellung gegeben habe. Krafi dieser Ueberlegenheit glauben die Vereinigten Staaten zenügend Einfluß zu gewinnen, um -in Europa ein Machtwort sprechen zu können. Wie Amerika diesen Einfluß ! ;ur Geltung bringen wird, ist vorläufig noch unklar, s Aller Wahrscheinlichkeit nach steckt der Schlüssel zur Lö- s umg in den amerikanisch-französischen Beziehungen, zu- ' mal Frankreich der Hauptfaktor in der Entscheidigungs- ! frage ist. i
Eine Teilnahme der Vereinigten Staaten an der Lö- fang der Friedensfrage würde Amerika gleichzeitig die i Gelegenheit zu einem allgemeinen Aufräumen gebest. Der Streit mit den verbündeten Mächten über Amerikas Vorbehalt bei der Zuweisung der Insel Jap an Japan ist noch in der Schwebe. Ungelöst sind auch die Wünsche der Vereinigten Staaten bezüglich der Mandatsrechte in Mesopotamien und der Kabelverteilung. Die Kriegs- ! schulden der Verbündeten in den Vereinigten Staaten , bedürfen der Regelung. Zu der vorgeschlagenen allgemeinen Besteuerung der deutschen Ausfuhr in Höhe von >12 v. H. (nicht zu verwechseln mit der „Sanktion", der bOprozentigen Strafabgabe in einzelnen Ländern des Verbands) wollen die Vereinigten Staaten ein ernstes Wort reden, da man hinter diesem Plan ein Abschieben eines Teil der deutschen Entschädigungslast auf amerikanische Einfuhrhändler vermutet. Alle diese Fragen harren der Entscheidung. Die Vereinigten Staaten würden wahrscheinlich gewisse Zusicherungen verlangen, ehe sie aus irgendwelche Entschädigungsverhandlungen eingehen.
Der Abbruch der Londoner Verhandlungen und der Vormarsch der Franzosen hat in politischen Kreisen Amerikas, und ganz besonders in der Handelswelh verstimmt, was hauptsächlich von der Meinung herrührt, daß der Abbruch zu voreilig herbeigeführt worden sei und eine Fortsetzung der Unterhandlungen vielleicht mehr Klarheit geschafft hätte. Außerdem fühlt man sich nicht ganz frei von der Vermutung, daß hinter den Vorgängen die Absicht stand, Harding in seinen Friedensplänen zu beeinflussen. Für die amerikanische Geschäftswelt wai der Vormarsch der Verbündeten im Rheinland ein schwe
rer Schlag.' Deutschland ist wieder der zweitbeste Kund« Amerikas. Die unausbleibliche Beeinträchtigung dieses Handels durch erweiterte Besetzung wird doppelt hart empfunden, weil der Außenhandel abgeflaut ist, die Geschäftsstockung im Lande den Kaufmann fast zur Verzweiflung treibt, die Fabriken stilliegen, und eine rasche Wiederbelebung des Welthandels dringend nötig ist Im Jahr 1914 geriet zwar auch der Handel mit Deutschland ins Stocken, aber damals begannen die Kriegslieferungen, die diesen Ausfall doppelt und dreifach aus- tzlichen. Jetzt aber bleiben solche Geschäfte aus, und eine neue Lücke würde das Geschäft sehr hart schädigen. Nichts wäre jedoch falscher, als aus dieser Stimmung aus eine deutschfreundliche Gesinnung und im VermittlungsfaA auf eine für Deutschland besonders günstige Enlübcibimg zu recküu -
Serres vom Tage.
Die Entwassnuttgsfrage in Bayern.
München, 6. April. Die bayerische Regierung veröffentlicht eine amtliche Darstellung über den erfolglosen Besuch des Reichsjustizministers Dr. Heinze rn München. Der bayerische Ministerpräsident v. Kahr wurde vom Geschäftsträger des Reichs in München, Grafen Zech, benachrichtigt, daß der Neichsminister, der zugleich Vizekanzler ist, im Auftrag der Reichsregierung am 24. März dem bayerischen Ministerrat anzuwohnen gedenke. Herr v. Kahr machte sogleich darauf aufmerksam, daß der Teilnahme eines Reichsvertreters an der Ministerberatung Verfassungsbestimmungen entgegcnste- hen und dieselben Bedenken machte der Ministerpräsident geltend, als Dr. Heinze in München eingetroffen war und ihm die Note der Reichsregierung über die Entwaffnung der Einwohnenvehr übergab. Kahr erklärte er werde die Note und das Verlangen der Reichsregie- mng auf Rückäußerung dem Minifterrat vorlegen. Der darauf einberufene Ministerrat lehnte die Teilnahme des Vizekanzler an der Beratung als verfassungswidrig ab, dagegen erklärte man sich zu einer zwanglosen Zusammenkunft zur Erörterung der Entwaffnungsfrage bereit Als aber die Beratung der Minister abends beendet war, befand sich Dr. Heinze bereits auf der Rückreise nach Berlin.
Die Reichsregierung veröffentlicht eine ähnliche Erklärung, die der Meldung einiger Blätter entgegentritt, Dr Hernze habe das Verlangen der Teilnahme am Ministerrat in ungehöriger Forni gestellt.
Der Ministerrat beschloß mit eingehender Bo Uründung der Reichsregierung vorzuschlagen, sie mög mit dem Verband wegen der Entwaffnungsfrage in neu Verhandlungen eintreten.
Einstellung des Verfahrens gegen Prinz Friedrich Leopold.
Berlin, 6. April. Das vom preußischen Finanz Ministerium gegen den Prinzen Friedrich Leopold anhängig gemachte Strafverfahren wegen angeblichen Verstoßes gegen das Kapitalfluchtgesetz ist durch Verfügung deä LMrstaatsanwalts eingestellt worden, da ein Verstoß gegen das Kapitalfluchtgesetz nicht ersichtlich sei und auch sonst kein Vergehen vorliege.
Regierungskrise in Sachsen?
Dresden, 6. Ilpril. Die Kommunisten beantragter gestern im Landtag, sofort die Vorgänge in Mitteldeutsch» land zu besprechen, die Polizei und Reichswehr zu entfernen Und die Gefangenen freizulassen. Der Antrag rie! großen Unwillen hervor und unter großem Lärm vcrliefjer me Kommunisten den Saal mit der Drohung, die sozialistische Regierungsmehrheit von jetzt an zu bekämst kämpfen. Da diese nur 2 Stimmen Mehrheit hat, würd, bas jetzige Kabinett fallen.
Aus dem besetzten Gebiet.
Koblenz, 6. April. Nach einer Meldung des „Exang Telegraph" aus Washington sollen die amerikanisch Truppen nicht vor dem 1. Juli aus dem besetzten Gebiet zurückgezogen werden.
Paris, 6. April. Nach dem „Echo de Paris" sol! die englische Regierung angesichts der ernsten Lage ir der Arbeiterfrage die sofortige Zurückbeorderung des Bataillons beschlossen haben, das anläßlich der Abstimmung in Oberschlesien dorthin entsandt worden war. (Daii würde den Franzosen sehr angenehm sein.)
Paris, 6. April. General Lerond, der Vorsitzend, der Verbands-Abstimmungskommission in Oberschlesien wird heute in Paris eintreffen, um über die Arbeit dei Kommission betr. die Grenzfestsetzung Bericht zu erstatten Die Abreise -es Kaisers Karl.
Wie«, 6. April. Als der frühere Kaiser Karl gesterr vormittag in Steinamanger den Sonderzug bestieg, bracht, ihm die ungarische Bevölkerung eine Huldigung dar Auf die Rufe: „Auf Wiedersehen!" antwortete der König „Ich w-rde bestimmt Iwieder kommen!" An der Grenz, brachen die ungarischen Truppen in Hochrufe aus, was ! von der österreichischen Reichswehr mit Pfuirufen beant- < wortet wurde. Auf einigen österreichischen Stationer i kam es zu Kundgebungen der Eisenbahner und der Be f völkerung gegen das Haus Habsburg.
§ Bedrohung -es Kaisers Kart.
Berlin, 6. April. Wie die Blätter aus Meu meiden, war der Sonderzug des Exkaisers Karl in Bruck in Steiermark von Tausenden von Eisenbahnern, die sich des Bahnhofs bemächtigt hatten, ausgehalten worden. Sie verlangten, daß der Ex-
> kaiser die Erklärung abgebe, nie wieder den Versuch j Ml machen, nach Oesterreich zurückzukehren. Falls er diese i Erklärung nicht abgebe, dohken sie, ihn aufzuhän- ! gen. Der Zug des Exkaisers blieb außerhalb des Bahn- - Hofs bei Fronleiten stehen und konnte erst nach langen l Verhandlungen mit einer Arbeiterabordnung die Weiter- : fahrt fortsehen.
Brian- droht.
Paris, 6. April. Im Senat sagte Io,,. ... ,, ,--e Entschädigungsfrage sei eine internationale Angelegenheit, aber sie sei eine französisch-deutsche Sache geworden. Viviani müsse dem amerikanischen Präsidenten Har- »rng begreiflich machen, daß, wenn man schon Frankreich kein Vorrecht in den Forderungen an Deutschland gewähren wolle, dieses Vorrecht wenigstens auf die französischen Forderungen gegen Rußland nicht versagt werden dürfe.
Ministerpräsident Briand erklärte, es bestehe nui noch der Vertrag von Versailles. Dieses Vertrags Hab« sich Deutschland bedient, um die Verbündeten zu hindern, , vor dem 1. Mai zu handeln. (Nach dem Vertrag dür
> stn etwaige Zwangsmaßnahmen erst eintreten, wenn
! Deutschland vorsätzlich seine Vertragsverpflichtungen bw ! 1. Mai nicht erfüllen sollte. D. Schr.) Wenn dieser ! Verfalltag verstrichen sei, kehre man zum gemeinen Recht ! pirück; sollte Deutschland dann noch versuchen, sich sei- ! »er Verpflichtung zu entziehen, so werde eine starke Hand f ruf Deutschland niedersallen. (Lebh. Beifall.) Alles,
I vas Deutschland besitze, verbürge die Schuld. (Lebh. Bei- ! iall.) Man werde Zwang anwenden, von dem auch i die deutschen Großindustriellen nicht ausgeschlossen sein werden. Ein Teil der Boden- ceichtümer müsse zur Zahlung herangezogen werden Er beklage das deutsche Volk. Es werde aber in kurzem erfahren, daß das „Recht" auf der Seite der Verbündeten stehe, und daß man entschlossen sei, zu seiner Forderung zu gelangen, wenn nötig, mit Gewalt. Zurr Schluß kam Briand auf das Abenteuer des Exkönigs Karl zu sprechen. Es handle sich darum, Verpflichtungen zu erfüllen, die man gegenüber der Tschecho- Slowakei, Südslawien und Italien übernommen habe. Dü Rückkehr des Königs hätte zu Blutvergießen Anlaß geben können, urrd das allein richtige war die Haltung Frankreichs. Auch das Vorgehen Griechenlands beklagtt Briand. Griechenland habe man klar ^u verstehen gegeben, welche Gefühle man habe. Das Vorgehen Frank» ceichs in der Orientfrage habe aber den Griechen bewiesen, daß Frankreich seine geheiligten Rechte wahren wolle
Der Kampf in England.
London, 6. April. Im Unterhaus erwiderte Ltoyt George gestern auf ein Ersuchen um ein Eingreife« der Regierung im Kohlenstreik: Die Regierung rst bereit, in Verhandlungen einzutreten, jedoch nur unter de» Voraussetzung, daß keine Rede von einer Unterstützung der Kohlenindustrie auf Kosten des Landes oder vov einer Wiederaufnahme der Regierungskontrolle ist. De» Bergarbeiterbund muß helfen, daß die Bergwerke wäh- rend der Verhandlungen nicht zerstört werden. Vertreter der Bergwerksbesitzer und der Bergleute müssen sofort sei es mit oder ohne Regierungsvertreter, Schritte zu, Erreichuna eines Abkommens unternehmen.