Heilbronn, S. August. Die Typhusepidemie, die im „Jugendheim" ihren Ausgang nahm, zieht weitere Kreise. Da am 9. Juli, dem Tag, an dem die Ansteckung erfolgte, vermutlich infolge des Genußes von grünem Salat, der kurz vor seiner Entfernung aus dem Beet frisch gedüngt worden war, von den Teilnehmern an einer Lehrerkonferenz unständiger Lehrer das gemeinschaftliche Essen im Jugendheim eingenommen wurde, sind nunmehr auch einige Unterlehrer der umliegenden Orte, so von Neckargartach, Sontheim und Bückingen, erkrankt und ins hiesige Krankenhaus eingeliefert worden.
Ulm, 11. August. Heute nachmittag 1 Uhr nimmt die große Pionierübung, die bis Donnerstag früh sich südwestlich von Ulm zwischen Blau und Donau abspielt, ihren Anfang. Rot, unter Generalmajor von Moser, tritt in zwei Kolonnen von Altheim und Oberdischingen aus den Vormarsch an und läßt durch Flieger, sowie durch ein von Frankfurt eintreffendes Luftschiff gegen Blau auf- klären, das seine Vortreffen in die Linie Gerhausen, Papprlau, Renningen, Erbach, vorgeschoben hat und der Führung des Obersten Richter untersteht. Leiter der Uebung ist Generalleutnant Heiber, der in Herrlingen Quartier genommen hat.
Au» Wett und Zeit.
Die Elsaß-Lothringer im deutschen Heere.
Im Anschluß an die irrtümliche Nachricht über eine Zurücksetzung der Elsaß-Lothringer im Heeresdienst sind in einem Teil der Presse Urteile über die Elsaß-Lothringer im Heeresdienst laut geworden, die weit über das Ziel hinausschossen und in ihrer Verallgemeinerung ungerecht wirken. Nichts kann einen in diesem Fall über den wahren Stand des Verhältnisses in Elsaß-Lothringen zum deutschen Heere besser unterrichten als die Statistik. Nach einer von den „Elsaß-Lothringischen Kulturfragen" im vorigen Jahr aufgestellten Berechnung meldeten sich 36 Prozent aller elsaß-lothringischen Rekruten freiwillig zum Heer. Im übrigen Deutschland beträgt dieser Prozentsatz nur 24. Der elsaßlothringische Soldat steht erfahrungsgemäß an Tüchtigkeit und Diensteifer in keiner Weise hinter den andern zurück. Im Beurlaubtenstand zeigt sich die Beliebtheit des Heeres in der Stärke der Kriegervereine. Elsaß- Lothringen zählt augenblicklich gegen 44 000 Kriegerver- eins-Mitglieder. (Im ganzen werden bis jetzt 200 000 Elsaß-Lothringer im deutschen Heer ihrer Dienstpflicht genügt haben.) 1903 kamen auf 100 Einwohner 1,3 Kriegervereinsmitglieder, 1912 schon 2,2. Die Kapitulationen nehmen ständig zu. Interessant ist auch die Statistik des Heeresersatzgeschäftes vom Jahre 1912. Danach sind im Jahre 1911 rund 6300 Elsaß-Lothringer zum deutschen Heer ausgehoben worden. Der Wehrpflicht haben sich in diesem Jahre 131 entzogen. Davon sind nur 39 nach Frankreich gegangen, das seine Anziehungskraft auf die jungen Elsaß-Lothringer stark eingebüßt zu haben scheint. Diese Zahlen beweisen am besten, wie es mit der Gesinnung der großen Mehrheit der elsaß-lothringischen Bevölkerung bestellt ist, und daß die Entwicklung zum Deutschtum hier in stetem Fortschreiten begriffen ist.
tert, die Erde bebt. . . . Furchtbare Lavamassen speit der Vesuv: Schutt und Asche, wo alles noch vorher blüht und
Totenstille wird es, wo vorher noch Leben sprudelt.
Und Italien geht unter, unter im Meere der Adria. . . . Leiser stöhnt nun der Föhn und die Wogen gurgeln, als sängen sie
dem stolzen Königreich den Grabgesang."
Er schwieg. Amina war ganz traurig geworden. Fast überängstlich fragte sie: „Halten Sie das für möglich?" . . .
„Ja, Amina", erwiderte er.„Ja, gewiß, es muß
eine Strafe geben, die der Gott der Christenheit über Ungläubige, die seinen Namen tragen, verhängt. . . . Jerusalem wurde zerstört. Hätte nicht der Weltheiland für
diese Menschen gebetet, so wäre es bereits an seinem Kreuzigungstage von der Bildfläche verschwunden."
Inzwischen waren die Schüsse dieser gräßlichen Nacht verhallt. Und während die Omra still ihre Fahrt mit voller Geschwindigkeit fortsetzte, ergraute trübe der neue Morgen.
Noch immer war die See bewegt. Doch nicht mehr gar so heftig fiel das Schiff von Seite zu Seite, und als dann mit klarer werdendem Tage die ersten Klippen von Durazzo sichtbar wurden, da stieß Alia einen Freudenruf aus.
Auch Aminas Antlitz wurde heiterer und sie küßte die kleine Giovanna-Refia in echter Mutterliebe, daß das Kind erwachte und fragend seine Augen zu der Mutter auffchlug.
„Du Liebes", sagte Amina und preßte Giovanna immer und immer wieder zärtlich an sich", jetzt kommen wir in unsere Heimat, meine Heimat, mein Kind, die nun auch bald die deine werden wird. Du Aermstes! Bis jetzt hast Du noch keine rechte Heimat gehabt, hast wenig von Vater- und Mutterliebe empfangen. Nachholen will ich, was ich versäumt habe. Ich will Dir mein lebenlang eine treue Mutter sein. Dein Vater hat meine Liebe zuletzt entbehren müssen. Dir will ich sie in höchstem Maße schenken!"
(Fortsetzung folgt.)
Berlin, 9. Aug. Die Amnestie vom 16. Juni anläßlich des Regierungsjubiläums ist nunmehr im wesentlichen durchgeführt worden. Die Zahl der Straferlaffe beläuft sich auf ungefähr 24 000.
Berlin, 9. August. In der außerordentlichen Generalversammlung des deutschen Metallarbeiterverbands wurde nach heftiger Debatte mit 76 gegen 67 Stimmen eine Resolution Hamburg abgelehnt, die den Streik auf den Seeschiffswerften billigt. Dagegen wurde eine andere Resolution angenommen, in der das Vorgehen der Werftarbeiter mißbilligt, dem Vorstande Recht gegeben und von den Werftarbeitern Beendigung des Kampfes verlangt wird.
Brück i. Mark, 10. Aug. Der Flieger Roseler ist mit seinem Flugschüler Stephan heute früh abgestürzt. Beide Flieger sind tot.
Hamburg, 10. August. Mit dem Dampfer „Samos" trafen gestern vier desertierte deutsche Fremdenlegionäre ein. Auf dem Transport von Uran nach Tonking waren sie im Suezkanal über Bord gesprungen und hatten die Hilfe des deutschen Konsuls in Allexandrien angerufen, der für ihre Weiterbeförperung in die Heimat sorgte. Drei von ihnen sind Bauarbeiter, einer Bergmann.
Rostock, 10. Aug. Das 125jährige Jubiläum des Mecklenburgischen Füsilierregiments Nr. 90 (Kaiser Wilhelm) Rostock wurde heute in Anwesenheit des Kaisers, des Kronprinzen, des Eroßherzogspaares von Mecklenburg-Schwerin, Prinzen Heinrich der Nieder lande und anderer Fürstlichkeiten in feierlicher Weise begangen. Dem Festgottesdienst wohnten der Kaiser und sämtliche Fürstlichkeiten bei. Nach Beendigung des Gottesdienstes schritt der Kaiser die Front des Regimentes und der nach Hunderten zählenden ehemaligen Mitglieder desselben ab, worauf der Vorbeimarsch erfolgte. Im Rathaus wurden der Kaiser und die Fürstlichkeiten vom Rat der Stadt begrüßt.
Swinemünde, 9. Aug. Die Zahl der bei dem Segelbootsunglück ums Leben gekommenen Personen ist leider nun doch höher, als man zuerst angenommen hatte. Eine amtliche Mitteilung besagt, daß nicht 13, sondern 16 Personen ums Leben kamen.
Landwirtschaft und MSrtte.
Deutscher Saatenstand. In den Bemerkungen des Statistischen Amts zum Saatenstand Deutschlands heißt es: Die bereits Ende Juni eingetretene kühle und nasse Witterung, die bis in das letzte Drittel des Berichtsamts anhielt, wirkte trotz der zu niedrigen Temperaturen doch im ganzen nicht ungünstig auf das Wachstum der Früchte ein. Ueber tierische Schädlinge wird nur selten berichtet, häufiger über starke Verunkrautung der Eetreide- und Kartoffelfelder, hier und da waren sie vom Unkraut völlig überwuchert. Winterroggen stand ziemlich dünn, verspricht aber meist befriedigende Erträge, ebenso läßt Winterweizen im großen und ganzen gute Erträge erhoffen. Den Sommersaaten gereichte das feuchte Wetter weniger zum Nachteil; zwar fand auch hier, namentlich bei Hafer und Gerste vielfach eine starke Lagerung statt, doch wird der Stand der Früchte durchschnittlich als zufriedenstellend bezeichnet. Von Kartoffeln wird vielfach berichtet, daß sie unter der ungünstigen Witterung leiden und mancherorts anfangen, krank zu werden. Auch über das Auftreten der Kräuselkrankheit und die Schwarzbeinigkeit wird oft geklagt. Trotzdem ist bei anhaltend günstiger Witterung auf eine zufriedenstellende Ernte zu hoffen. Die Ernte von Klee und Luzerne ist durch das feuchte Wetter erschwert und konnte nicht überall gut geborgen werden, so daß die Qualität des Futters häufig beeinträchtigt wurde; dem Nachwuchs dagegen waren die Niederschläge sehr dienlich; der zweite Schnitt verspricht, besonders auf frühgemähten Wiesen, ein recht guter zu werden. Die reichlichen Niederschläge waren für die Wiesen von Vorteil; sie verzögerten zwar die Einbringung des Heus und beinträchtigten auch nicht selten dessen Güte, doch zeigt sich jetzt fast überall ein freudiges Wachstum der Grasnarbe, so daß mit einer guten Nachmaht zu rechnen sein dürfte.
Pforzheim, 9. Aug. Der heutig Schweinemarkt war mit 76 Stück Ferkelschweinen befahren, von denen nur 5 Stück verkauft wurden. Für das Paar wurden 38—45 -4t bezahlt.
st. Herrenberg, 9. August. Auf den heutigen Schweinemarkt waren zugeführt: 126 Stück Milchschweine; Erlös pro Paar 40—68-^l. 36 Stück Läuferschweine; Erlös pro Paar 66—95-^. Verkauf: flau.
Sulz a. N., 8. August. Der letzte Viehmarkt war mit Rindern und Schweinen stark befahren; es wurden zugeführt 6 Farren, 165 Ochsen und Stiere, 70 Kühe, 333 Kalbin- nen und Rinder, 2 Läuferschweine und 289 Milchschweine. Bezahlt wurden für Ochsen und Stiere 385—575 -4i(, für Kühe 278—530 für Kalbinnen und Rinder 190—515 .4L, für Läuferschweine 40 -4(., für Milchschweine 23—25 —
iDe Schweinepreise gingen etwas zurück, während sich die Viehpreise auf ihrer bisherigen Höhe hielten.
Stuttgart, 9. Aug. Auf dem heutigen Eroßmarkt galten folgende Preise: Aepfel und Birnen 20—30 L, Preißelbeeren 30 L, Zwetschgen 24—26 Himbeeren
50 Einmachbohnen bei starker Zufuhr 8—12 L per Pfund; 100 Stück kleine Einmachgurken 50—55 L, größere 70—80 L.
Mergentheim, 9. Aug. Dem Schweinemarkt waren zugeführt 2 Läufer und 386 Stück Milchschweine. Die beiden Läufer kosteten 78 -4l das Stück, Milchschweine 32—64 -4t. Handel und Verkauf lebhaft und wurde alles verkauft.
Vermischtes.
Kornwalzer. Ueber die Bedeutung des Wortes „Kornwalzer" oder „Kornwalzen" — beide Ausdrücke wurden in den Berichten über den ersten Krupp-Prozeß gebraucht, doch scheint das Wort Kornwalzer das richtige zu sein — wird sich in den letzten Tagen Mancher den Kopf zerbrochen haben. Die „Deutsche Volksw. Korr." schreibt zur Aufklärung über die sonderbare Wortbildung: „Bisher blieb es den größeren Kriminalprozessen Vorbehalten, den deutschen Sprachschatz um Worte und Redensarten zu bereichern, die bisher nur im engeren Kreise derjenigen Herren üblich waren, denen es Vorbehalten blieb, die Anklagebank zu zieren. So ist seit dem Heinzeprozeß ein guter Teil der Eauner- und Verbrechersprache in die allgemeine Uebung übergegangen; der Kieler Bestechungsprozeß hat uns das jüdische Idiom vermittelt, und nun muß der Eeheimkode der Weltfirma Krupp herhalten, um uns das Wort „Kornwalzer" zu liefern, nach dessen Bedeutung man den Sprachgelehrten noch vor wenig Wochen vergeblich gefragt hätte, und das heute in beinahe aller Munde ist. „Kornwalzer" bezeichnet nach dem telegraphierten Kode der Firma Krupp einen Geheimbericht, in dem Mitteilungen über Konkurrenzverhältnisse bei den Lieferungen für das Reich und den preußischen Staat gemacht werden.
Die Junggesellen in Frankreich. (Drei Pflichtkinder.) In Frankreich erörtert man jetzt bekanntlich das Projekt einer Junggesellensteuer. Die Pariser Blätter veröffentlichen aus diesem Anlaß eine Statistik, die Herrn Vertillon zum Verfasser hat und wonach es gegenwärtig in Frankreich
1 350 000 Unverheiratete,
1 800 000 kinderlose Ehepaare,
2 650 000 Ehepaare mit zwei Kindern,
2 400 000 Ehepaare mit einem Kinde
gibt. Die Vereinigung „La Race francaise," die für die Stärkung des Kinderreichtums in Frankreich agitiert, empfiehlt im „Figaro", im Anschluß an diese Statistik ein Projekt, wonach für jeden Bürger die Verpflichtung angenommen wird, drei Kinder zu erzeugen und groß zu ziehen. Ist der Bürger 45 Jahre alt und hat er eine solche Leistung nicht aufzuweisen, so soll er für jedes fehlende Kind durchschnittlich 30 Francs jährlich bezahlen — so daß also ein 45jähriger Mann mit nur einem Kinde 60 Francs als Steuer zu erlegen hätte. Der Steuersatz soll im übrigen den Verhältnissen des einzelnen Steuerzahlers angepaßt werden. Man berechnet das Ergebnis, das diese Steuer auf nicht vorhandene Kinder bringen müßte, auf 50 Millionen Francs.
Bücherttfch.
* Deutsche Alpenzeitung. (Illustrierte Zeitschrift für Naturfreunde; Herausgeber Eduard Lankes, Verlag der D. Alpenzeitung G. m. b. H. München.) Eine durchweg gehaltvolle und vornehme Schrift, die sich durch einen auf hoher Stufe stehenden Inhalt an Aufsätzen und Bildem, z. T. wahren „Meisterbilder", auszeichnet. Der Preis durch Buchhändler oder Post bezogen 4 für das Quartal, beim Verlag selbst bestellt 4,30
Für die Schristleitung verantwortlich: Paul Kirchner.
Druck und Verlag der A. Oelschläger'schen Buchdruckeret.
"Reklametett.
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