SchwarznMer Tageszeitung

Uus den Tannen"

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Rr. S4.

Attenfteig, Montag de« 7. Mürz.

Jahrgang 1921.

Zur LondonerKonferenz".!

Es kann nach dem Verhalten unserer Feinde in London i kein Zwe fel darüber bestehen, daß es den Feinden gar nicht > so sehr um die Entschädigung in bar oder Sachleistungen ! zu tun ist, als vielmehr wie bei Frankreich um die dauernde Festsetzung indeutschemGebiei z oder wie bei England um die Vernichtung der - deutschen Industrie und des Handels! Was ^ ist aus den schönen Worten Lloyd Georges im Unter-, ' Haus geworden, es dürfen keine Zwangsmaßregeln gegen ! Deutschland ergriffen werden, ehe nicht der böse Wille ' Deutschlands nachgewiesen sei, den Friedensvertraz > nicht zu erfüllen? Sind die PariserVorschläge" etwa ) ein Vertrag? Sind sie nicht vielmehr ein glatter Ver­tragsbruch? Und wenn dagegen andere Vorschläge ge- , macht werden, ist dasBöswilligkeit"? Es wäre weil gekommen, wenn der Verband glaubte, jede Ablehnung ! seiner unerhörten, vertragswidrigen Zumutungen Deutsch- s land alsBöswilligkeit" auslegen undbestrafen" zu dürfen. Der Form wegen und um die Sachlage vm i aller Welt festzunageln, könnte Deutschland, worauf der < Italiener Graf Sforza in der Sonderberatnng der s Verbündeten hinwies, doch noch sich veranlaßt sehen, ) den Verband wegen Gewalttätigkeit vor dem Völ- - kerbund zu verklagen. ?

Wenn ein Recht der Beschwerde über die Ge- ) genvor schlüge vorhanden ist, dann ist es auf deut- j scher Seite. Das deutsche Angebot verpflichte, unser > Land, eine Anleihe von 8 Milliarden Goldmark zu min- ? de-stens 5 Prozet auf zunächst 5 Jahre voll zu ver- , zinsen, macht jährlich 400 Millionen Goldmark. Da- s neben sind für die Restschuld von 22 Milliarden (30 we- ) Niger 8), an der in den ersten 5 Jahren keine Tilgungen j vorgenommen werden, sondern die zunächst nur mit 5 Pro- > zent verzinst wird, an Zinsen jährlich 1100 Millioner ! Goldmarr aufzubringen, wovon, wie Dr. Simons hofft ! jäh lich 1 Milliarde durch Sachleistungen (Lieferung vor « Waren usw.) beschafft werden soll, während die restlicher 100 Millionen zum Schuldkapital geschlagen und mi diesem verzinst werden müssen. Auch wenn es gelänge die Weltanleihe von 8 Milliarden voll auf den Marl zu bringen der etwaige Minderertrag der Anleihe würd, andererseits die Schuldsumme entsprechend erhöhen, sc hätten wir für die nächsten 5 Jahre, bis zum 1. Ma 1926, je rund 1600 Millionen Goldmark (etwa 18 2'.), Millionen Goldmark), zusammen etwa 8 Milliarden Gold mark (91 Milliarden Papiermark) zu leisten, ohne daß du Gesamtschuld von 30 Milliarden Goldmark nach 5 Jahreil sich auch nur um einen Pfennig vermindert hätte, sic wäre vielmehr um eine halbe Milliarde au- gewachsen. ?

Vom 1. Mai 1926 an soll mit der Tilgung der s Anleihe begonnen werden mit 1 oder I 1/2 Prozent. ! nach der Möglichkeit, über die Tilgung der Restschull 1 würden nun Verhandlungen zu führen sein. Die Ver- ! Pflichtungen, die Deutschland durch die deutschen Gegen- ! Vorschläge auferlegt würden, sind ungeheuer, und dir i Zweifel sind nur zu berechtigt, ob es uns möglich sein ! würde, sie einzulösen, selbst wenn Obers chle sien beirr j Reich bleibt, was die Gegenvorschläge voraussetzen. i

Herr Lloyd George hat die Gegenvorschläge als einer > Angrif, auf den Grundgedanken des Friedensvertrags" ! und als eineBeleidigung und Herausforderung der , Verbündeten" bezeichnet. Sie sind weder das eine noch s das andere, wenn derGrundgedanke" des Vertrag- j' das ist, -als was er ausgegeben wurde: ein Mittel zur j Versöhnung. Aber sie sind allerdings einAngriff", ? wenn der versteckte Grundgedanke des FriedensvertragZ z die dauernde Knechtung und die V ernichtun^ r bedeutet. Unter diesem Gesichtswinkel bekommen dir ^ Schmähworte des englischen Diktators einen Sinn unt ! eine gewisse Berechtigung. Der Verband glaubt, da- ? Deutschland, das den Waffenstillstand, den Friedensver- r trag und das Abkommen von Spa Unterzeichnete, das L werde auch das Pariser Abkommen unterzeichnen. Dies- ; mal wird er sich täuschen. Es wird sich keine deutsch , Hand finden, die das Pariser Protokoll unterschreibt, das ! die Lüge von der deutschen Schuld am Kriege und dm f gerechten Strafe" für die Ewigkeit dokumentieren würde, i Der pendrlgleiche Lloyd George hat sich nicht ge'ch.'ut. ! in seiner Antwort auf die Gegenvorschläge am T März > zu behaupten, die deutsche Schuld am Krieg sei ein fest- ? stehendes Urteil fast der g -e.neen stviliiie wn W l! s

werfeltw ^..vyö George, der im Dezember v. I. in der britischen Reichsgesellschaft der Parlamentarier erklärte, je mehr man die Dokumente über den Weltkrieg lese, desto mehr erkenne man, daß keiner der führenden Männer den Krieg gewollt habe, sie seien vielmehr in ihn hineingestolpert. Lloyd George hätte ganz ruhig weiter sagen können, daß sie über die Fäden stol­perten, die von Grey, Poincare, Safsonow usw. oder deren Auftraggebern gesponnen und gespannt waren. Wenn Lloyd George nun von neuem gegen Deutschland die! Beschuldigung erhebt, auf der sich allerdings das ganze Kartenhaus des Vertrags von Versailles usw. aufbaut, so tut er es wider besseres Wissen.

Es soll den Verbündeten nach Zeitungsmeinungen nicht ganz wohl zumute sein, daß das Pariser Abkommen nicht glatt angenommen wurde. Das mag sein. Moralisch ist ihre Stellung jedenfalls verzweifelt schlecht, und das läßt sich durch die gröbsten Ausfälle uyd die höchste Entrüstung Lloyd Georges nicht ändern und nicht ver­decken. Bei Licht betrachtet, ist dagegen die deutsche Lage entschieden vorteilhaft. Das Recht und die Vernunft sind auf unserer Seite, leider nicht mehr die Macht, denn sonst würde über Rechtsfragen über-- Haupt nicht mehr aestrit.en. Wir lind jetzt nabe -m d m Punk' ^gelangt, wo die brutale Gewalt ihre Grenze findet, -renn sie auf Festigkeit und Entschlossenheit stößt. Hät­ten wir den Mut dazu schon früher gefunden, es stund« heute vieles besser und dasDickste" läge schon weit hinter uns, dem wir nun für die nächste Zeit entgegen gehen. Sie wollen drei Kohlcnumschlagplätze, Ruhr­ort, Duisburg und Düsseldorf besetzen, du Zollgrenze bis an den Rhein vor schiebe« und die Ausfuhr aus Deutschlad nach ihren Länder» kaput machen, ohne die sie doch nicht sein können Es werden vielleicht noch weitere Drangsalierungen kom­men. Laßt sie machen, kommen wird das alles doch, unk je toller es auf einmal wird, desto bälder wird der Koller wieder aufhören. Nur fest bleiben! Darin ist jetzt das deutsch? Volk bis auf kleine Ausnahmen einig, lind es wird das einzig richtige, das einzig mögliche, zugleich aber auch ein sehr wirksames Abwehrmittel sein Jetzt nicht wehleidig sein, die Zähne zusammenbeißen darauf kommt es an. Daraus muß die Reichsrcgierunc vertrauen können, wenn sic am 7. März ihre Erklärnnc auf das Ultimatum in London übergeben läßt.

Deutscher Reichstag.

Erklärung der Regierung.

Berlin, 5. Mls-r.

Präsident Löbe eröffnet die Sitzung um 5 Uhr nachmittags. Haus und Tribüne sind stark besetzt. Me in Berlin anwesender Mitglieder des Kabinetts sind erschienen. Auch die Diplomaten­logen sind gefüllt.

Entgegennahme einer Erklärung der Reichsregierung.

Nach einigen Bemerkungen der Abgg. A. Hoffmann (Komm.) md Crispieu (USP.) zur Geschäftsordnung ergreift das Wort Reichskanzler Tehrenbach:

In den Tagen, wo unser aller Augen nach London gerichtet iind, trägt der deutsche Reichstag als der Vertreter des deut­schen Volkswillens mehr als jemals die ganze Schwere der Der- mtwortung, die den politischen Faktoren auferlegt worden ist. In dem gleichen Bewußtsein dieser Verantwortlichkeit hat dar Kabinett die Frage zu erwägen gehabt, ob und wie weit es durch Erklärungen vor diesem Hause die Aufgaben fördern ode> schädigen kann, die unseren Unterhändlern in London obliegt. Diese Erwägung hat das Kabinett zu der Ueberzeugung geführt daß wir uns während der schwebende» Verhandlungen auf cir Mindestmaß öffentlicher Erörterungen zu beschränken haben. (Hört hört! bei den Kommunisten.) Ich halte mich deshalb für ver- »flichtet über die folgende Erklärung nicht hinauszngehen: Dar Kabinett muß entscheidendes Gewicht darauf legen, daß unser« Unterhändler bei der Durchführung ihrer Aufgaben durch keine« m seinen Folgen unübersehbaren Eingriff von hier gestört werden Femäß den vom Reichstag gebilligten Richtlinien hat der Ministe- des Auswärtigen vom Kabinett den Auftrag mitgenommen daß er seine Unterschrift unter keinerlei Verpflichtungen setz« darf, die das deutsche Volk nicht tragen könnte. An diese» Auftrag ist nichts geändert und wird nichts geändert werden (Lebhafter Beifall.) Das Kabinett ist überzeugt, daß-der Mi Nister des Auswärtigen alle Unterhandlungsmöglichkeiten innerhak der gezogenen Grenzen ausnutzen wird. (Ä. Hoffmann ruft Herr, dunkel ist der Rede Sinn!) Lassen Sie mich der sicherer Erwartung Ausdruck geben, daß das deutsche Volk die Unterschris seiner Beauftragten einlösen wird, wenn sie eine Zusage geben die nach sorgsamster Prüfung die Grenze äußerst möglicher Lei ktungen innehält, daß das deutsche Volk aber ebenso fest hintei seinen Beauftragten stehen wird, wenn sie sich weigern, ihr« Namen unter ein Schriftstück zu setzen, das Unmögliches enthüll (Lebhafter Beifall.)

Die Botschaft Hardings.

In der Botschaft beim Regierungsantritt am 4. März sagte der neue republikanische Präsident der Vereinig­ten Staaten, Harbing, nach der Havasmeldung u. <r folgendes:

Ein Beobachter, der seinen Blick über die Welt schweifen läßt nack all der entsetzlichen Qual, und der die Trümmer betrachtet, die allenthalben in großer Zahl entstanden sind, kann sich wohl einer gewissen Befriedigung nicht erwehren, wenn er die Fe­stigkeit der Dinge betrachtet, die all dieses Unheil überlebt haben. Wir haben der Entfesselung der Furie über die Welt beigewohni und sehen nun, daß unsere Republik immer noch stark auf ihren Fundamenten ruht, daß unsere Zivilisation gerettet ist. Unsere Verfassung wies nur eine Zweideutigkeit auf, aber der Fehler des Artikels 61 wurde wieder gutgemacht durch die Taufe der Opfer und des Bluts. Die Einheit wurde stets gewahrt und ebenso der hohe Wille des Volks, das mehr denn je von dem Geist tief- dringender Eintracht durchdrungen ist. Der materielle und mo-' ralische Fortschritt, den unsere Republik hat verwirklichen kön­nen, beweist ohne weiteres die Weisheit der Politik, die uns von unseren Vätern überkommen ist, der Politik, die darin besteht, sich nicht in die Angelegenheiten der Alten Welt ver­wickeln zn lassen. Wir haben nicht die Absicht, uns in dieses Wirrsal hineiuziehen zu lassen. Wir werden keine Verantwortung übernehmen, es müßte denn sein, daß unser Gewissen, unser Urteil uns dazu bestimmen sollte. Unsere Augen werden niemals sich verschließen angesichts irgend einer Drohung, die uns er-

- wachsen könnte. Wir werden dem Ruf der Zivilisation gegenüb«

! nicht taub bleiben. Wir erkennen die neue Ordnung der Welt ! an Wir fordern Freundschaft und hegen keinen Haß, aber ! Amerika darf nicht an irgend einem n-i 0 -d

- MS beteUffgt f-s». Es kann keinerlei politische und nur!': asm-;

> Verpflichtungen übernehmen, die unsere Entschließung einer l.ntr . tät unterordnen müßten, die nicht die unsrigc ist. Wir hoffen unsere Rolle z« erfüllen, indem wir einen jeden Angriffskrieg p hassenswert erscheinen lassen, daß die Regierungen und die Völker, die dazu ihre Zuflucht nehmen, beweisen müssein das tzre Sache gerecht ist, oder aber es müssen die Gesetzesverächter vor den Schranken des Weltgerichts erscheinen. Wir sind bereit, mit allen Nationen der Welt, ob groß oder klein, uns zip Kmmen zu tu«, zu beraten und zu Rat zu pflegen, um die Möglichkeit einer Schätzung und Ausgleichung der Rüstung«

. zu finden. Wir sind entschlossen, uns an der Anregung von

> Plänen zu beteiligen, die die Vermittlung, die Aussöhnung, den

) Schiedsspruch zum Ziel haben. Aber jede Verpflichtung mus

- unter der Herrschaft unserer nationalen Souveränität zur Er

- süllung kommen. Der Geist der Uneigennützigkeit der Vereinigter

^ Staaten ist eine bewiesene Tatsache. Wir streben nach einem i hohen Rang in der moralischen Leitung der Zivilisation und wii

i behaupten stolz, daß Amerika in seiner heutigen Verfassung bei

' unerschütterte Tempel reiner Demokratie ist. Die Wirtschaft ! licken Beziehungen stellen ein enges Band dar. Wir müsse,

uns klar werden, daß wirtschaftliche Bande die engste Verbinduni zwischen den Völkern bilden, und daß niemand nehmen kann wer nicht auch gibt. Vielleicht können wir helfen und Mitarbeit« durch unser Hinzutreten, das beweist, daß eine Republik, w,

sie Eignung hat, aus den Trümmern des Kriegs in neuer Blütc aufzuerstehen vermag. Unsere Freiheit ist niemals bis zu krie gerischem Angriff ooraegangen. Niemals hat man es erlebr, daß wir durch Gewalt unser Gebiet vergrößert haben, bevor wir nicht den Versuch gemacht hatten, der Vernunft zu ihrem Recht zu verhelfen. Mein höchstes Bestreben wird sein, den Wiederaufbau der neugestalteten Friedenswiederherstellung mb allen Kräften zu beschleunigen.

Der Präsident sprach sich für den Schutz der amerikanische» Industrie aus, ohne den die ausländische Konkurrenz die allge­meine Lebenshaltung zum Sinken bringen würde. Eine stark, Handelsflotte muß geschaffen werden, denn es ist unbedingt nötig daß die amerikanischen Schiffsladungen in amerikanischen Schis sen über See befördert werden, um den Weg nach allen Märk­ten der Welt zu finden. Harding sprach sich noch für di, Erleichterung der Steuerlast aus, für die Förderung der Kredit­gewährung, für den Frieden in der Welt der Industrie und md eine "weitherzige Verteilung der Früchte der Arbeit. Er ttklärte sich als Gegner jedes unberechtigten Eingreifens der Re tierung in die Geschäftswelt. Er schloß mit folgenden Worten Man muß sich der Verpflichtungen und Schulden entledigen, di. ms dem Krieg herrllhren. denn keine Zivilisation könnte deren Verleugnung überleben.

Hardings Botschaft bewegt sich, ime begreiflich, in hohen Tönen. Bemerkenswert ist vor allem die ent­schiedene Abkehr von der Politik Wilsons in Absicht auf Europa und die Ablehnung des Völker­bunds, dem Amerika seine freie Selbstherrlichkeit nicht opfern wird und den es auch durch ein Schiedsge­richt ersetzt sehen möchte. Auch für Abrüstung würde Harding zu haben sein, sie dürfte aber die durch den Krieg gewonnene Stellung der Vereinigten Staaten nicht gefährden und darum wird sie am Ende ein frommer Wunsch bleiben. Was die gepriesene Uneigennützigkeit Amerikas anlangt, so kann man darüber sehr verschiedener Meinung sein, jedenfalls ist es nicht richug, daß die Vereinigten Staaten niemals bis zum kriegerischen An­griff vorgcgangen und das Gebiet gewaltig vergrößert haben, bevor nicht versucht wurde, derVernunft" zu ihrem Recht zu verhelfen. Unter Vernunft hat Amerika üüch nie etwas anderes verstanden als seinen eia neu

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