Mg. Anzeiger für äie klicke Nagoiä, 6alw unä freuäenrlaät. Amtsblatt für äen 6eÄrk Nagolä unä für Menrteig-Ztaät.
SchwüMälöer Tageszeitung
Aus den Tannen"
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örrugrprrlr r Bei der Post und den Agenten bezogen vierteljährlich l3 Mk. 48 Pfg., in Altensteig 13 M. l Anreigenpreir - Die Ispaltige Zeile oder deren Raum 5k) Pfg., die Reklamezeile 1 Mk 51 Bfg. Mindest- Bri rlt chtelscheinen der Zeitung infolge höherer Gewalt oder Betriebsstörung besteht kein Anspruch auf Lieferun;. > betrag eines Auftrags 3 Mk. Bet Mederholuagen Rabatt. Bei Zahlungsverzug ist der Rabatt hinfäuig.
Nr. 42. j
Altenfteig. Montag den 21. Februar.
Jahrgang 1921.
Für den Monat März
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TageSzeiOrug ,N«S de» Daune«"
von allen Postanstalten, Postboten, Brief.
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Man bestelle unsere Zeitung sofort! Die Gegenvorschläge.
Es wird viel von der „Rechtsgrundlage" des Versailler Vertrags gesprochen. Dieser Ausdruck ist aber, wie die „Leipz. N. Nachr." zutreffend schreiben, als Verwirrung stiftend entschieden abzulehnen. Nicht das Recht ist die Grundlage des Versailler Vertrags, sondern der Rechtsbrnch und die nackte Gewalt. Immerhin aber ist Vas, was uns aufgezwnngen wurde, in die Form eines - Vertrags gekleidet, der voraussetzt, daß seine Bestimmungen nicht nur von uns, sondern auch von der Gegenseite eingehalten werden. Da muß es denn wirklich Erstaunen erregen, mit welcher Unbekümmertheit Lloyd George neuerdings sogar die Form des Vertrags preisgibt. Seelenruhig setzt er dem Unterhaus auseinander: man habe die rechtzeitige Erfüllung des Hauptartikels 233 (Festsetzung der Gesamtentschädigung) verbummelt, und da keine Zeit mehr sei, die Anforderungen dieses Artikels bis zum 1. Mai 1921 zu erfüllen, so habe man einfach — was anderes an seine Stelle gesetzt! Das Pariser Diktat nämlich. Ter Versailler Vertrag trägt, außer der deutschen, mehr als zwei Dutzend Unterschriften. Das Pariser Diktat aber ist von England, Frankreich, Belgien, Italien und Japan verfaßt. Kann man einen Vertrag rücksichtsloser als „Fetzen Papier" behandeln, als es hier von den Hütern des Rechts und der Gerechtigkeit geschehen ist? Und dieses Diktat sollen wir anerkennen! Sind wir dazu überhaupt in der Lcrge? Machten wir uns nicht des Vertragsbruchs gegenüber den anderen Unterzeichnen: des Versailler Vertrags schuldig, wenn wir die willkürliche und einseitige Abänderung annehmen? Besteht der Versailler Vertrag überhaupt noch, in dem Augenblick, wo fünf von seinen Unterzeichnern uns, unter Androhung von Gewalt, zu seinem Bruche zu nötigen versuchen?
Das alles sind Fragen, die sich ganz von selbst aufwerfen,. dadurch, daß Lloyd George vor aller Welt einen der wesentlichsten Artikel des Versailler Vertrags mit einer verächtlichen Handbewegung beiseite schiebt und durch ganz neue, bisher nicht vorgesehene Bestimmungen ersetzt. Es kann wohl keinem Zweifel mehr unterliegen, daß wir nicht nach London geladen sind, um über die Abänderung des Versailler Vertrags mit zu verhandeln. Auch hat Lloyd George uns gesagt, er freue sich darüber, daß die Deutschen „Gegenvorschläge" machen wollten. Mer diese Freude läßt sich gut mit der Pari'er Auffassung vereinbaren, wonach diese Gegen'chläge sich nur auf die Ausführung der Pariser Beschlüsse zu beziehen hätten. Die gesamte Pariser Regierungspresse ist bisher auch noch keinen Finger breit von der Auffassung abgewichen: über die Höhe der Krnegsent chä- dignng, wie sie das Pariser Diktat — unter Bruch sonnenklarer Bestimmungen des Versailler Vertrags — festsetzt, gibt's in London keine Verhandlungen. Daß die französischen Vertreter sich aus eine Verhandlung über die Höhe der Entschädigung einlassen, muß danach als völlig ausgeschlossen gelten.'
Nicht ohne ein Gefühl des Mißbehagens mustert man die Liste des Sachverständigen-Ausschusses, der die Regierung bei ihren Gegenvorschlägen berät. Unter 13 Mitgliedern zwei ganze Arbeiter-Vertreter, beide der gleichen Richtung angehörend. Unvertreten die christlichen, unvertreten die Hirsch-Dunckerschen Gewerkschaften, unvertreten die Angestellten, die Beamten. Auf welcher Schicht ruht denn die Ausführung der Gegenvorschläge, die, nach allem, was man hört, darauf hinauslausen, daß wir die Wiedergutmachung, die wir zu leisten fähig und Willens sind, ab arbeiten wollen? Wie sollen wir auch sonst irgendeine wirksame Wiederherstellung leisten? Kommt es zur Durchführung dessen, was di« Regierung in London Vorschlägen will, so brauchen wir dazu in erster Linie den guten Willen der Arbeiter, Angestellten und Beamten. Und kommt
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es zur Durchführung nicht, kommt »s zum Diktat uni> zum Raubzug, wonach den Franzosen schon der Mund wässert, so brauchen wir den guten Willen dieser Schichten erst recht. Dem Besitz können Fachs marschierend« Bataillone schwarzer und weißer Franzosen beikommen! den guten Willen der Besitzlosen aber, ohne den der Besitz sich nicht nutzbar machen läßt, können auch die bar- , barischsten Strafmaßnahmen der Bölkerbeglücker auf di« Dauer nicht erzwingen
ser Sachverstättdigenausschuß.
In den engeren Ausschuß der Sachverständigen zur Ausarbeitung .der Grundlagen der deutschen Gegenvorschläge auf der Londoner Konferenz sind ernannt: Vorsitzender Direktor Hans Krämer., Vorsitzender des wirtschaftlichen Ausschusses des Reichswirtschaftsrats, Mitglied des Reichswirtschaftsrats Edler von Braun, Geheimra! Wietfeld vom Direktorium Friedrich Krupp A.-G., Generaldirektor Enno, Walter Rathenau, Hugo Stinnes, Generaldirektor Dr. Vögeler, Dr. Kar! Melchior- Hamburg, Generaldirektor Lübsen - Essen, Direktor Strauß- Berlin, Reichsbankpräsident Haven- stein, Generalsekretär Silberschmidt und Reichstagsabgeordneter Löffler. Diesen Herren schließen sich Vertreter des Reichsministeriums des Aeußern, d»r Finanzen und des Reichswirtschaftsministerium? an
Lioyö George über die Kriegsentschädigung.
Der letzte Pfennig wird herausgezogen.
London, 20. Februar.
Im Unterhaus brachte Bottomley einen Ab- änderungsantraz zur Antwort des Parlaments auf die Thronrede ein, worin dem Bedauern Ausdruck gegeben wird, daß in Anbetracht der langen Zeitspanne seit Unterzeichnung des Waffenstillstands, sowie in Anbetracht der Tatsache, daß das Land keine Gelegenheit habe, seine Ansichten über die Friedensverträge auszudrücken, und in Anbetracht der Politik der Minister mit Bezug aus die Entschädi gungen und das Verfahren gegen die Kriegsverbrecher der König in der Thronrede nicht seine Ansicht zum Ausdruck gebracht habe, das jetzige Parlament zu einem baldigen Zeitpunkt aufzulösen.
Lloyd George erklärte: Es handle sich um einen Gegenstand, dessentwegen die verbündeten Minister in den nächsten Tagen mit den Deutschen zusamnrentreffen werden. Es bestehe ein großer Unterschied darin, ob Deutschland für die Gesamtkosten des Kriegs bezahlen solle oder bis zur Grenze seiner Leistungsfähigkeit. Während der letzten Wahl in Bristol habe er gesagt, Deutschland müsse bis zur Grenze seiner Leistungsfähigkeit bezahlen. Er steh« noch heute zu diesem Versprechen.
Die Frage sei nur, welches die Grenze der Lei stunas fähig! eit sei. Wir haben die Gutachten der Brüsseler Sachverständigen eingeholt. Und aus den Rat dieser äußerst fähigen Männer haben wir unser« Forderungen vorgebracht. Wir führen die Bedingungen des Friedensvertr'ages bis zur äußersten Grenze der Macht irgend eines Landes aus. Tatsächlich sei bereits eine große Menge Rohstoffe, Schiffe,Kohlen abgeliefert worden, deren Wert vom Wiederherstellungsausschuß untersucht werde. Deutschland habe an England Werte von Hunderten von Millionen Pfund Sterling ausgeliefert. Bottomley lege sich nicht die geringste Rechenschaft davon ab, welche praktisch« Schwierigkeiten bestünden, wenn man eine Entschädi- gung aus einem anderen Lande heraushole, um sie in England einzuzahlen. Das sei die praktische Schwierigkeit. Wenn man wolle, könne man in Deutschland einsommeln Aber wie wolle man es herüberbringen? Er würde Schiffsladungen deutschen Papier- aelds mitbringen und berichten, es seien keine flüssigen Aktiva zur Verteilung da. Weshalb? Weil sie nicht umwechselbar seien. Von welchem Nutzen würden deutsche Paftiermark sein, wenn man sie alle hierherbekomme? 230 davon sehen augenblicklich auf ein Pfund Sterling. Wenn Sie sie sammeln, erklärte Lloyd George Unter dem Gelächter des Hauses, würden Sie ein Schiff Poller Mark gebrauchen, um nur das Fahrgeld nach Hause zu bezahlen. Ebenso zwecklos wäre es, alle Waren aus Deutschland herauszuholen. Wenn man auf Unmögliches dränge, bekomme man gar nichts.
Dieser Krieg habe mehr gekostet, als irgend ein Land bezahlen könne; nämlich 50 Milliarden Pfund Sterling.
Die Entschädigung könne nur in Ware» oder Arbeit gezahlt werden, deshalb hätten dis Verbündeten den Ausfuhrzoll festgelegt. Ich will mein Bestes tun, um'aus Deutschland den letzten Pfennig herauszuziehen, den es zn zahlen in der Lage ist, ich will jedoch nicht Vorschläge unterbreiten, die nach dem Gutachten der Sachverständigen undurchführbar sind und nur allgemeine falsche Hoffnungen erwecken würden.
Bezüglich des Verfahrens gegen denfrüherendeut- schen Kaiser erklärte Lloyd George: „In Anbetracht der Drohung Hollands sehe er keinen Vorteil darin, daran! zu bestehen, daß der frühere Kaiser ausgeliefert werde .Die verbündeten Staatsmänner werden bei dem Zusammentreffen mit den deutschen Vertretern in etim 2 Wochen auf diesem Punkt bestehen. Lloyd George schloß Eine vorsätzliche Nichtausführung der Verpflichtungen durch Deutschland würde ein Vorgehen der Ver kündeten zu ihrer Erzwingung herbeiführen. Bevor jedoch irgend eine Regierung diele Verantwortlichker übernehme, müßten die Regierungen, Parlamente un! Völker davon überzeugt sein, daß die Nichtausfüh rung seiner Verpflichtungen auf den vorsätzlichen Versuch Deutschla nds, Europa noö einmal herauszufordern, zurückzuführei
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Der Abänderungsantrag Bottomleys wurde mit 18! gegen 40 Stimmen äbgelclmt.
Briand über die Pariser Konferenz
Paris, 20. Febr. (Havas.) In der Sitzung öcr Scnatsausschüsse für auswärtige Angelegenheiten und für Finanzen erklärte Briand: Die Verbündeten Frankreichs waren bei ihrem Eintreffen zur Pariser Konferenz überzeugt, daß Frankreich Eroberungsabsichten au f den Rhein habe. Er habe ihnen aber „bctweisen" können, daß dem nicht so sei (!?) und daß die Arbeiten der Wiederherstellungskommission seit einem Jahr von al-len Regierungen gehemmt worden seien. Andererseits seien die Verbündeten und zwar in erster Linie England und Belgien , davon überzeugt, daß der Aufschwung der deutschen Industrie und des deutschen Handels so bedeutend sein werde, daß eine lieberschwemmung Englands und Belgiens mit deutschen Erzeugnissen vorauszusehen sei und daß das Erträgnis der 12prozentigcn Ausfuhrabgabe die festen Einkünfte (Jahreszahlungen > bedeutend übersteigen werde, sodaß es infolgedessen unnötig sein werde, bis an das Ende der 42 Jahreszahlungen zu gehen Auch in Amerika sei man überzeugt, daß di« Ausfuhrabgabe auf den gesamten Weltmarkt wirken werde. England und Belgien haben neben den veränderlichen Jahreszahlungen auch feste Jahresleistungen zugestehen wollen. Für sie sei die Ausfuhr-Abgabe gewissermaßen nur das Barometer für den wirtschaftlichen Aufschwung Deutschlands.
Briand gab dann Aufklärung über die vorgesehenen Zwangsmaßnahmen: 1. Die Besetzungsfrist der deutschen Gebiete, die noch nicht zu lausen begonnen habe (!), werde erst an dem Tage in Krafl treten, an dem Deutschland aufrichtige Beweise seines guten Willens gegeben habe, die Vertragspflicht zu erfüllen. 2. Die Ausdehnung der militärischen Besetzung z. B. auf das Ruhrgebiet usw. bestehe darin, dass eine Aenderung der wirtschaftlichen Beziehungen zwischen den Rheinlanden und der Nachbarländern ins Auge gefaßt werden fall. 4 Verweigerung der Aufnahme Deutschlands in den Völkerbund. — England und die übrigen Verbündeten haben diese Bedingungen gutgeheißen. Di, Zwangsmaßnahmen seien Deutschland nicht amtlich mitgeteilt worden, weil es kein Recht habe, auch nur em Wort in dieser Frage mitzureden.
Bezüglich Syriens sei Briand fest entschlossen, eim Möglichst rasche Verständigung und Zusammenarbeit rnü den Eingeborenen herbeizusühren. In der griechischer Frage habe England zu verstehen gegeben, daß die Abänderung des Vertrags von Sevres vielleicht nicht der Ansichten des Auswärtigen Amts in London entspreche Er (Briand) habe geantwortet, dieser Vertrag werde durck das französische Parlament nicht ratifiziert werden können solange noch König Konstantin auf dem »