Schwarzwälöer Tageszeitung

4lus den Tannen

Allgem-Anzeiger für üie Bezirke Nagolö.Calw u.Freriöenstaöl

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Rr. 18.

Altensteig, Donnerstag de« 80. Januar.

j Jahrgang 1921.

Was Deutschland bisher gezahlt hat.

Eine deutsche amtliche Denkschrift für die Reparations­kommission gibt folgende Zusammenstellung der vom Deutschen Reich bisher getätigten Lieferungen und Lei­stungen aus dem Friedensvertrag und seinen Vorver­trägen, die Deutschland auf seine Wieder herstellungsver- pslichtungen anzurechnen sind.

Bezeichnung Wert

der Verpflichtungen in Goldmark

Gruppe

Sachleistungen der preußischen Bergver­waltung

Eisenbahnwagenpark in den Abtretungs­gebieten

Rollendes Eisenbahnmaterial

Eisenbahnsahrzeugersatzteile

Landwirtschaftliche Maschinen (S-tras- Lieferung)

Handelsflotte

Industrielle Maschinen usw. für den Wie­deraufbau

Tiere

Kohlen und Koks

Ammoniak

Farbstoffe und chemisch-pharmazeutische Erzeugnisse _

199 284

245 632 430 1589 625 000 3 097 000

28938 966 7310302 824

966 330 237 545 913 665957 300 2851 204

225 525 008

Summe ä. 10300 641259

Gruppe 8.

Saargruben 1056 947 000

Reichs- und Staatseigentum 4 481552 938

Wert der abgetretenen 5 Eisenbahnbrücken über den Rhein, soweit sie nicht zum ' ehemal. Reichsland Elsaß-Lothringen gehörten 6 582 350

UeberseekabÄ 85 418 979

Rücklaßgüter _ 2 497 790 000

Summe L 8130 291 267

L) Kosten, die gemag Art. 235 des Frie­densvertrags aus den erste« 28 Milliarden

Goldmark bezahlt werden können. ^

Einfuhr von Lebensmitteln und Roh­stoffen 224931174«

Rheinlandbesatzung 460 000 006

Interalliierte Kommissionen _ 40 152 306 -

Du mme 6 2 739 464 046

Insgesamt 21170396 572

Neues vom Tage. z

Neuer polnischer Aufstand. ^

Beuthen, 19. Jan. Dem französischen General Le- rvnd mit den übrigen Generälen und Behörden des Verbands ffür die Abstimmung in Oberschlesien sind s folgende Tatsachen zur Kenntnis gebracht worden: In Brinnitz besteht eine polnische Stoßtruppe, die geheime . Sitzungen bei dem Häusler Bartholomäus Czurlok > ab!Ät. Den Teilnehmern wurde der Eid abgenommen, ! mit bewaffneter Hand Oberschlesien zu erobern. Unter den Anweisungen sind folgende: Zur Zeit der Abstim- ' mung sind die polnischen Trupps verpflichtet, sofort die Telephvnleitungen durchzuschneiden, Bahnhöfe, Telegra- ! phenämter, überhaupt alle Regierungs- und Becnntenstel- ^ len zu besetzen, die Brücken zu sprengen, überhaupt l seden Verkehr nach Deutschland zu unterbinden. Di« ^ deutsche Abstimmungspolizei soll entwaffnet werden. Tag- ' lich kommen 50 Mann aus dem Posenschen und 50 Mann aus Polen, ausgebildete Soldaten, nach Ober­schlesien. Die Namen von 15 Führern sind der Eingab« ' angefügt. !

Die polnische Heldentat in Marlssegen.

Beuthen (Oberschlesien), 19. Jan. Ueber das Blut- > bad, das sich am Sonntag abend in Karlssegen (Kreis Wyslowitz) abspielte, meldet WTB. noch: Gegen j 6 Uhr abends erschien in der Fleischerei von Sosynykj . eine Bande von etwa 25 bis 30 Mann. Fünf von ihnen ! drangen in das Haus ein und verlangten von der Frau ! Wirst. Bor der Fleischerei wurde eine Hochzeitskutsche i angehalten und der Kutscher ansgefordert, den Raub aus der Fleischerei zu befördern. Ms er dies verweigerte, ; wurde er ans dem Bock erschossen. Während dessen hielt j der Anführer der Bande der von sechs Kindern umgebe- ! neu Frau, die einen Säugling aus dem Arm trug, den , Revolver vor die Stirn und forderte Geld. Die Kran t

brachte 20 000 Mark und erklärte: Warte, ich kenn dich! Daraus wurde sie durch drei Schüsse niedergestreckr. Ter Mann holte drei Abstimmungsbeamte herbei. Als der Wachtmeister Agerok, Vater von drei unmündigen Kin­dern, erschien und den Laden betrat, wurde er sofort durch einen Schuß niedergestreckt. Das gleiche Schicksal ereilte den Grubenarbeiter Lelonek. Die Banditen eröff­nten ein wahnsinniges Feuer aus Pistolen und war­fen Handgranaten, wobei noch vier Personen verletzt wur­den, davon zwei schwer. Die Banditen sind unerkannt entkommen

Danzig, 19. Jan. Der Oberkvmmiijar der polnischen Rtmblik in Danzig hat dem Danziger Senat ein Protest­schreiben gegen dieeigenwillige Verfügung" der Dan- zigcr Behörden über das ehemalige deutsche Reichseigen­tum übermittelt.

Einigung in der Leipziger Metallindustrie.

Berlin, 19. Jan. Wie derBerl. Lokalanzeiger" meldet, haben die Verhandlungen zwischen den Leipziger Metall-Industriellen und den noch im Streik befind­lichen Arbeitern von 16 Firmen zu einem befriedigenden Ergebnis geführt, sodaß von der bereits beschlossenen Aussperrung von 50 Prozent aller Metallarbeiter abge­sehen würde. Die Hauptforderung aus restlose Wieder- einstellung aller streikenden Arbeiter wurde fallen ge­lassen.

Einheitsbanknoten für das ehemalige Oesterreich.

Wien, 19. Jan. In der Konferenz zwischen Vertre­tern der österreichischen Regierung und der Wiederherstel- lungskommission mit den Liquidatoren der Oesterreich­ungarischen Bank wurde der englische Plan, neue Aus­fuhr- und Einfuhrbanknotcn für das gesamte Gebiet der ehemaligen Monarchie auszugeben, gebilligt. Nur die Tschechoslowaken erheben Widerspruch, werden aber, da sie sich um eine Anleihe in London bemühen, zustimmen müssen. Die Verhandlungen über die Rückzahlung der 16-Millionen-Schuw an Holland gestalten sich hier sehr schwierig und mußten vorläusia abqebrochen werden

l Die Kertragsverletmng der Ueberwachungs- K kommission.

Berlin, 19. Jan. Nach Art. 198 des Friedens- dertrags hat Deutschland das Recht, innerhalb eines Gürtels von 50 Kilometern von der deutschen Küste Und auf den deutschen Inseln (außer Helgoland und Kiel! Me befestigten Werke, Bestückungen usw. nach dem Stand vom 10. Januar 1920, wo der Vertrag in Kraft trat, Du behalten. Die feindliche Ueberwachungskommission forderte trotzdem die Auslieferung der Geschütze usw. bis 17. Januar und der Botschasterrat in Paris billig te vuf die deutsche Beschwerde die Vertraasverletzung der Kommission in der Note vom 31. Dezember v. I. ausdrücklich. Die deutsche Reichsregierung hat nun die Ministerpräsidenten der Verbündeten ersucht, die Ange­legenheit der Beratung des Obersten Rats vvrzulegen.

Frankreich überwachte die Reichsgriindungs- feiern.

Basel, 19. Jan. DiePreßinsormation" berichtet wrs Paris: Die französische Regierung hat ihren Kon- sulätsbeamten in den deutschen Städten Anweisung ge­geben, den Reichsgründungsfeiern beizuwohnen, um ge­nauen Bericht über die Stimmung der deutschen Be­völkerung zu erstatten.

Schwierige Wirtschaftslage auch in Schweden

Stockholm, 19. Jan. Der allgemeine Druck im Er- schäftsleben Schwedens hat während der letzten Wochen sich verschärft. Die Bestellungen der Industrie nehmen beträchtlich ab. Am schwierigsten ist die Lage in der Maschinenindustrie, wo die Betriebseinschränkungen bis auf 20 Proz. geschätzt werden.

Karlsruhe, 19. Jan. Der badische Arbeitsminister Rückertist zurückgetreten.

Budapest, 19. Jan. Der Ministerrat beschloß, das Getreide im neuen Wirtschaftsjahr freizugeben.

Die Seuchengesahr im Osten.

Berlin, 19. Jan. In Thorn sind Cholerafälle und Fälle von Flecktyphus vorgekominen. In Blom­berg w. den bereits Maßnahmen gegen die Seuchen getroffen. Aus der Posener Gegend werden Fälle von Cholera und Flecktyphus gemeldet. Das Dorf Ober- sitzko, Kreis Birnbaum, ist wegen Flecktyphus vollständig abgesperrt. Auch im.Laaer von Tuchel herrscht Fleck- tttvlms. Die in dem Grenzgebiet gegenüber Schneide-

! mühl angekündigten polnischen Einquartierungen mustp ! ten wegen Verschleppungsgefahr unterbleiben.

. Ausstand in Kiew?

Hclsingfors, 19. Jan. Es wird gemeldet, daß die Sowjettruppen in Kiew (Ukraine) wegen nichterfüllter Versprechungen gemeutert haben. Die Volkskommissare sind geflohen.

Die Kommission des Völkerbunds hat den polnischen General Seligowski ausHesordert, in einer bestimm­ten Frist Wilna, die litauische Hauptstadt, zu räumen. ! Italienischen Blättern zufolge hat der Kongreß der Nationaltürken in Brussa (Anatolien) jede Verbindung ! mit dem Bolschewismus verworfen. Enver Pascha wird aufgesordert, Moskau zu verlassen.

Anschlag in Neuhork.

Reuyork, 19. Jan. Der Polizei gelang die Aufteilung eines Komplotts. Es war geplant, verschiedene Häuser in die Luft zu sprengen. Man ist der Ansicht, daß Arbeitslose die Hand im Spiele haben. Sie beabsichtigen in vielen amerikanischen Städten ver- i brecherijche Kundgebungen. Die Häuser von Rockeseller, l Vcmderbilt, Carnegie, Astor und Root werden scharf be­wacht, ebenso die Eisenbahnstationen, Hotels usw. Unruhen in Aegypten.

London, 19. Jan. In Aegypten sind neue Unruhen ausgebrochen. Die Nationalpartei versucht, die jetzige englandfreundliche Regierung zu stü zen und einen Aus­schuß einzusetzen, der' den Anschluß an die Türkei be­treiben soll. ^ - n

Aus Stadt und Land.

Wteurtelg, so. Januar 1981.

j. GrS«d»«gsfeier des Deutsch«» Reichs. Die deutsche Bolkspartei veranstaltete gestern, am 80. Jahrestag der Gründung des Deutschen Reichs, eine Erinnerungfeier. Herr Hauptlehrer Leuze führte in einem kurze; Vortrag die Be­deutung des Staats als Macht und Recht, die weltgeschicht­liche Entwicklung Deutschlands bis zur Reichsgründung, daS Wirken Bismarcks hiefür und die dem Reich drohenden Ge­fahren vor Augen. Herr Studienrat Hötzte u. dessen Frau beschenkten den unterhaltenden Teil der Z ffarnmenkmift mit musikalischen Darbietungen. So verlief der Abend in an­regender, gehaltvoller und würdiger Weise, angemessen dem Zweck und der Bedeutung dieser Feier.

B«amte»b«nd deS Bezirks Nagold. In stattlicher Zahl waren die Mitglieder des örtlichen Beamtenbunds des Be­zirkes der Einladung zu einer Vollversammlung in Nagold im Traubensaal gefolgt. Aus dem anregenden Verlauf der Verhandlungen seien nur kurz einige Gegenstände genannt- Der Jahresbericht des Vorsitzenden, bei dem in chronologi­scher Reihenfolge die verschiedenen Fragen aufgeführt.wurden, wie' wirtschaftliche Maßnahmen, Stellungnahme zu den Teue- l rungszulagen, Beamtenvertretung in den Steuerkommissione» ! u. a. überzeugten die Mitglieder davon, daß zwar stille aber ! zielbewußte Arbeit von den Aus'chußmitgliedern geleistet ! worden ist. Ganz besonderes Interesse weckten die Fragen, die mit dem Anschluß der württ. Gcsamtbeamtenschast an den deutschen Wamtenbund zusammenhängen. Der Vorsitzende zeigte in längeren Ausführungen, wie vielgestaltig das Fragen­material ist, das hiebei Berückstch igung finden muß. Nach eingehender Beratung der Für und Wider des vorgelegten Statutenentwurfs kam vie Versammlung einmütig zu dem Schluß, daß wegen der verschiedenartigen Konsequenzen ins­besondere für die Beamtenschaft des Landes, die in dem von Stuttgart vorgelrgten Satzungsentwurf nich< genügend berück- . stchtigr sind, eine Organisation auf der von Stuttgart vorge­schlagenen Grundlage abzulehneu sei. Bei Besprechung wei- ! lerer Fragen wurde unter anderem auch bemängrll, daß die ! Lokalpresse von den Großstädten aus in Fragen der Bezüge j der Beamtenschaft mangelhaft bedient werde, insofern, als ! beispielsweise bei Veröffentlichung von Gehaltssätzen nur ! solche, die für die größten Städte vorgesehen sind, mitgeteilt ! werden, wodurch dann im Leserkreis der Lokalpresse irrefüh- > rende und der Wirklichkeit in keiner Weise entsprechende Vor- ! stcllungen von diesen Dingen entstehen müssen. Deshalb ! wurde gewünscht, daß die Geschäftsstellen der Zeitungen, um ! künftig solche Jrrtümer zu vermeiden, sich bei derartigen ! Veröffentlichungen zuvor mit der Bezirksorganisation ins Be­nehmen setzen möchten. Die Wahl ergab einstimmig« Wie» i derwahl des bisherigen Vorsitzenden, Studienrat Weinbrenner ? in Nagold, und des Bezirksausschusses, der sich aus Ver- ^ Lretern der Ortsgruppen zusammensetzt. Die nächste Haupt­versammlung soll in Altensteig stattfinden.