Kämpfe l» Syrien.
Ld'iDon, 16. Jan. Nach einer Meldung aus Kairo haben zwischen Truppen und Drusen heftige Kämpfe startgesunden. 1500 Drusen seien getötet worden. (Die Drusen, eine arabische Sekte, bewohnen L-yrien vom Libanon bis zum Meer bei Saida, es handelt sich also um das nme Eroberungsgebiet der Franzosen.)
1L, Belastungsprobe für ven neuen Staaten- bnnd in Mittelamerika.
London, 16. Jan. 'Nach einer Meldung aus Panama haben die Vereinigten Staaten bei Bahia de las Minas ein Gelände von 250 Acres (lOlffi Hektar) beschlagnahmt, um auf diesem Gelände Verteidigungswerke für den Panamakanal zu errichten. Da diese Beschlagnahme ohne Genehmigung der Regierung Panamas erfolgte, hat diese bei der Regierung der Vereinigten Staaten Widerspruch erhoben.
Anschlag aus Lenin ?
London, 16. Jan. „Daily Telegraph-" erfährt, aus Lenin sei in Moskau eine Bombe geschleudert. worden. als er vom Kreml-Schloß ins Theater fuhr. Lenin iei unverletzt geblieben (?)
Wohl ei» vergeblicher Versucht
Essen, 16. Jan. Der fast 500000 Mitglieder zählende Verband der deutschen Bergarbeiter wendet sich in einer Entschließung an die der Bergarbeiter-Internationale angehörenden Verbände in Frankreich. Belgien und Großbritannien und erbebt Einspruch gegen die erhöhte Forderung der Koblenablieierung, während gleichzeitig die für die.Ernährung der deutschen Bergarbeiter bestimmte 5 Goldmarkvrämm entzogen werden soll.
Das Vo kssÄnuwesen im Finanzausschuß.
Stuttgart, Io. Inn.
Der Finanzausschutz bepanvelte den Voranschlag für das Bolks- schulwesen. Der Berichterstatter Dr. Bsitzwänger (B.B.) begrüßte. daß die Seminarien und höheren wissenschaftlichen Lehranstalten auch gewertet seien. Sodann besprach er die Verhält- nissc der Lchrer-Akademffcr, die durchaus unbefriedigend seien! die Rektorate seien ihnen so gnr wie verschlossen; unbedingt erhallen bleiben müßten ihnen die Seminarodcrlehrersteiien und die Bezirksschuiämier; auch ihre Wünsche dir. eine andere Einreihung in die Besolduugsordnung, wie diejenigen der Schulräte emvfahl er. Weiter fragic der Berichterstatter, welche Grundsätze die Regierung bei der Besetzung der Bezirksschulämtei leiten; es dürfe nicht dahin kommen, daß die Schulräte, dic früher Theologen gewesen seien, auf den kleinen Plätzen absterben. Der Berichterstatter regt an, daß die Stundenzahl für Lehrer an einklassigen Schulen und Oberklassen auf 28, die für Normalschulen aus 30, die für leichte Schul-m auf 32 bis AI festgesetzt werde. Die Mittelschule müsse aoch künftighin als selbständige Zwischen der Volksschule und den höheren Schulen stehende Br gsanstair mit gehobenem Lehrziel erhalten bleiben. Schlie,,.! , beantragte der Berichterstatter, die Umwandlung der Amtsbezeichnung „Hauptlehrer" in „Oberlehrer", „Un- terlehrer" in „Lehrer".
Ein demokratischer Redner verlangte, daß der Fortbildungsschulunterricht hauptamtlich werde. Die Wünsche der Miitelschul- lehrer kalt er nickt für begründet.
Ein Redner des Zentrums wünschte Auskunft, was die Re- , gierung i» Hinsicht auf dic Lehrerbilduiigsfeminare im Sinn habe; sie müßte» als konfessionelle Anstalten erhalten bleiben, ^ bis ein neues Rcichsgesetz da sei. Ferner beantragte er Hauptamt- ^ iiche Turnlehrstellen an den Seminarien. -
Ein sozialdemokratisst-er Redner will die Vflichtstundenzahl ^ gleichfalls nicht überspannt haben. Die Bezirksschulümter sol- .
len nur nach der Befähigung besetzt werden.
Der Kultminister hält die Befürchtungen der Lchrerakade- - miker »ich: ,gr begründet. Bei Besetzung der Bezirksschulämter ; hätten die Lehrer keinen Vorzug vor den Geistlichen. Für di« Fortbildungsschulen sollen besondere Lehrer ausgebildet werden, j Eine Fortdauer der Mittelschule stehe im Zusammenhang mit f den Neugestaltungen, die zurzeit im Reich im Gang seien. Der ; Errichtung von hauptamtlichen Turnlchrerstellen an den Lehrer- j seminaren stimmte der Kultnnuistcr zu, wünscht aber die Ev- ; wägungssonn. ' !
Nachdem der Berichrerstauec noch gefragt, woher die echen Slekloer-relunaskosteir iür die Seb-er kommen, wurde In- j
trag Dr. Wolfs, hier einen Abstrich zu machen, und ein na Löchner, die gesetzlichen Bestimmungen über die Norm . ayl der Schüler möglichst durch?.»,ähren, a.ige.ni.mnen; ebenso umrde angenommen ein Antrag der Abgg. Dr. Bcißivänger, Dr. pcurst (B.B.), Möhler und Dr. Baur (Z-), Schulpraklikanten, soweit sie Kriegsteilnehmer seien, ihre Bezüge zu erhöhen.
Bei Kap. 61 fragte der Berichterstatter, wie es mit der Verlegung des Waisenhauses von Stuttgart stehe, und er machte auch darauf aufmerksam, daß die Staaisznschüsse zu de» Privat- wohltätigkeilsanstalleii im Laude seit 1818 sich bedeutend erhöht hätten, was durchaus begreiflich sei; er bitte aber die Regierung, dahin zu wirken, daß der Paragraph des Sleuergesctzes, wonach 10 Prozent des Einkommens verschenkt werden dür;«r, ogne der Steuer zu unterliegen, aufrechterhalten bleibe, da sonst alle Wobl- tätigkeitsanstalten des Landes schließlich auf den Aussterbeetat kämen. .
Der Knltminister will sich in dieser Frage mn dem Fmanzr minister ins Benehmen setzen. Die Verhandlungen über dre Verlegung des Stuttgarter Waisenhauses seien immer noch im ErwägnnasstMimn.
Aus Stadt und Land.
INtenrteig. 17. Januar 1831.
F«ie Schreiner-Innung Nagold. Bei der am Donnerstag den 13. Jan. in Ebhaustn stattpefundenen Verhandlung wurde folgender Vergleich vereinbart: Die Aibeiigeber verpflichten tick, mit ihren Arbeitern die P.rusAalsumms uut jedem einzeln zu vereinbaren. Höhe und Auszahlungsiermm Vorbehalten. Im übrigen sind d e Arbeitgeber damit einverstanden, die tarifmäßigen Löhne ab 13. Dezember zu bezahlen. Tie Jnuungskommission.
.Der Draht*. In Mosbach in Baden wird in nächster Zeit neues Stadtgeld ausgegebcn. Die Münze trägt auf der einen Seite das Bild des Rathauies mir der Inschrift: »Auf demjMosbocher Rathaus geht ständig der Draht aus*.
— Heeresabtvicklrmg. Die Pensions- und Ver- sorgungsabteilnngen der Heeresabwicklnng sind mit dem 1. Januar auf das Reichsministerium des Innern übergegangen. Für etwaige Gesuch? in Pensions-, Versor- gungs- und Nnterstütznngsnngelegenheitcn der ehemaligen aktiven württembergischen Offiziere und Heeresbeamten, sowie deren Hinterbliebenen ist daher künftig nachstehende Anschrift zu verwenden: Reichsministerium des Innern, Hauptverwrgnngsamt, „Pensionsabteilung für ehemalige aktive ivürttembergiiche Offiziere", Stuttgart, Große Jn- fanteriekaierne.
— Ucbcrruh und Lorch für weibliche Versicherte. Der Vorstand der Landesversicheningsanstalt Württemberg reell mit: Die Lungenheilstätte Ueberruh (im Altgäu) der Landesversicherungsanstalr Württemberg wird für tuberkulöse weibliche Versicherte ab 1. Februar ds. Js. wieder eröffnet. Ebenso nimmt das Genesungsheim Lorch weibliche erholungsbedürftige Versicherte auf. Heilverfahrensanträge sind durch Vermittlung der Krankenkassen bzw. der Ortsbehörden für dic Arbeiterver- sichcrung an dic Landesversich^ningasnsialt Württemberg einzureichen.
— Unsinnige Preistreiberei, Gewisse Städter machen auf dem Land bereits Bestellungen auf Eier für die Einmachzeit zu Preisen von 2 Mk. bis 2.50 Mk. und 3 Mk. für das Stück. Von sachkundiger Snte wird versichert, daß in der Haupteinmachzeit (März bis Mai) die Eierpreise weit niedriaer sein werden, da die Hühner- aufzncht stark zugeuommen und sich in manchen osteuropäischen Ländern die Eiere^ienguna bereits dem Friedensstand genäbert hat. Wenn gleichzcittg mit der Produk- ttonsvermebrnng eine Besserung der Valuta einttitt. müßten die bentioen Pechie gerade um vis Häl'te sinken.
— Postsverre. Wegen des Poßstteiks in Oesterreich mußte am 15. Januar der Dostve'Whr mit Oesterreich gesperrt werden. Auch der Telegramm- und Fernsprechverkehr ist unterbrochen.
* Egenhause«, 17. Jan. (Erschossen.) Am Samstag mittag hat sich hier ein lediger 26 Jahre alter Bauernsohn erschossen. Er war ein ruhiger, beliebter junger Mann und es ist unerklärlich, was ihn zu diesem tief bedauerlichen Schritt veranlaßt hat.
js Freudenfiadt, 14. Jan. (Verkehrsnot.) Der Murg- talautodetr eb brachte bis zum 1. Novbr. lstSO einen Abwangel von 26 000 Mark. Der Autobesitzer Ziegler erklärte sich bereit, den Betrüb weiterzuführen, wenn ihm ein Beitrag von 12 000 Mark garantiert wird. Es kamen jedoch nur 10 000 zusammen, weshalb der Betrieb zurächst eingestellt wird. Der Bahnbau im Murgtal schreitet langsam vorwärts.
js Schramberg, 16. Jan. (Vergiftung.) Laut Schwarzwälder Bolen unterh elt ein 25 jähriger Fabnkarbe 1er mit einer 29 Jahre alten Arbeiterin ein Liebesverhältnis, das nicht ohne Folgen blieb. Er gab dem Mädchen als Abtreibungsmittel Zyankali, an deflm Genuß es starb. Der Täter ist geständig und sitzt beim Amtsgericht Oberndorf in Untersuchungshaft.
js Oberndorf, 16. Jan. (Eiersünder.) 12 Bauern von Mariazell standen wegen Verletzung der Eierabl-eferungs- pflicht vor dem hiesigen Schöffengericht. Sie hatten seinerzeit Strafbefehle erkalten und Einspruch erhoben. Laut Schryorzmälder Boten ging der Staatsanwalt in der Strafbemessung über die ausgesprochenen Geldstraf.n hinaus u. beantragte für jedes nicht abgelieferte Ei 1 Mk. Geldstrafe. Das Gericht setzte di« Strafe aber nur auf 50 Ppnnig für jedes nicht abge'iefette Ei fest und bürdete den Angeklagten die Kosten des Verfahrens auf.
j Nnterjefmacn OA..Herrenbe'g. 16. Jan. (Wild- ! sch wein.) In letzter Zeit hielt sich in Pfassenberg ! eine schwere Wildsau auf, die den Rüben, die auf einem Acker in der Nähe des Waldes eingemietet wcwen, lebhaft , zusprach. Sie wurde von 10 Jägern ergebnittos ver- ^ folgt. Früher waren Wildschweine in der Gegend nichts ; seltenes. Die „Tübinger Chronik" ennn'rt au eine Hof- j wgd des Königs Friedrich im Jahr 1812, wo zwischen ; Waldenbuch und Bebenhausen am einer einzigen Treib- j jagd 233 Wildschweine, 297 Hirsche und 211 Rehe erlegt wurden.
Stuttgart, 16. Jan. (Gegen die Getreidebeschlagnahme.) Die Landtagsfrak ion des Bauern- , bunds und der Bürgerpartei haben folgende An rage an das Staatsministerium gerichtet: Die Bemühungen, eine , Verständigung zwischen Stadt und Land herbeiziffüh en, i werden dadurch erschwert, daß die württ. Regierung Ex- i peditionen der Polizeiwehr in f iedliche Gemcin- s den ausschickt. Dieser Aufwand von mff Maschinengeweh»
> reu bewaffneter öffentlicher Gewalt steht in keinem Ver- j hältnis zu dem gesetzlichen Zweck. Das Verfahren er- f zeugt bei der Landbevölkerung g oße Erregung und bit- f tere Empfindungen und entfremdet die Polizttvch ihren ! eigentlichen Aufgaben und beeinträchtigt die Achtung,
die ihr an sich "zukommt. Ist das Staatsministeriuw bereit: 1. Dieses Versah en künftig einzustellen? 2. Fm j eine durchgreifende Aenderung des Systems der noch » bestehenden Zwangswirtschaft einzutreten? 3. Dafür zu i sorgen, daß die iv-ürtt. Landbevölkerung nicht schlechter i behandelt wird, als die übrige bäuerliche Bevölkerung : in Deutschland? >
> Stuttgart, 16. Jan. (Das fremde Mädchen.) j Die fremde „Orientalin" und angebliche Buddhistin, di« f so lange die ganze Stadt Stuttgart zum besten hielt,
> ist von der Polizei nunmehr als das 25jährige Dicnst- ? Mädchen Berta Weg er, katholischer Konfession, aus
Luzern, beheimat in Wangen i. A-, festgestellt. Das : Mädchen war zuletzt in Ulm ä. D. bedienstet. Es ii!
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Ein Frühlingstraum.
Eine Erzählung aus dem Lebe» von Fr. Lehn..
75. Fortsetzung. (Nachdruck verboten.)
Ich hielt einen Brief in der Hand mit der Mitteilung, daß mein süßes Kind einem Croupanfall erlegen sei." Sie schwieg von der Erinnerung überwältigt. Sanft strich er über ihr blondes Haar. „Armes Kind — und immer allein!" Mit feuchtem Auge sah sie zu ihm empor: „Ja, Wolf, allein! — Erlaß mir die Schilderung meines Schmerzes; mein Einziges auf der Welt war mir genommen, und ich mußte still sein, durfte nicht klagen! — Seit ich das Kind habe her geben müssen, Wolf, bin ich still und ergeben geworden; jede Sehnsucht nach Glück habe ich aufgegeben — die Stunden, wie vordem, in denen ich nach Liebe, nach Dir, — mich krank gelehnt — die kamen nicht wieder! Mein Leben war emgesargt in einem Keinen schmalen Kasten draußen ynf dem Friedhof." Sie faltete die schmalen Hände und neigte ergeben den Kops. In ihrer Haltung prägte sich ein solcher Schmerz und eine solche rührende Ergebenheit aus, daß es ihn erschüttert.
„Mary, mein geliebtes Weib," jammerte er, „und ich habe nichts davon gewußt —" er faßte ihre beiden Hände und drückte sie so krampfhaft, daß sie sie ihm mit einem leisen Wehruf entzog.
„Ter Schluß ast kurz, mein Wolf," fuhr sie fort, „ich pflegte Kranke unter dem Namen Konsuelo —"
— „deren Trost Tu auch bist," schaltete er innig ein,
— „bis ich durch Vermittlung meiner gütigen Freundin,
Frau Doktor Walter, nach hier kam in die Privat- klinik des Doktor Hamann, dessen Frau eine Jugendfreundin von ihr ist. Doktor Kornelius verkehrt in dem Hause und bat mich in voriger Woche, einen seiner Patienten zu pflegen-es war Tein Hasso!"
„Und st> fanden wir uns wieder," sagte er ties er- Mttert. j
„Vielleicht wäre es besser gewesen, wir hätten uns nicht wieder gesehen — wozu alte Wunden anfreißen!"
„Nein, nicht so, Mary — rede nicht so; es sollte so kommen! O, mein Märchen, gehöre mir wieoer wie früher — lasse uns wieder glücklich mit einander sein. — Verlasse diesen Beruf, Tu bist zu schade dazu —" drängte er.
„— Und Deine Frau, Wolf?"
„Sie mag gehen," sagte er hart. „Ich habe es ihr mehr als einmal freigestellt!"
„Sie wird Dich niemals lassen; dazu liebt sie Dich zu sehr — die gibt Dich nicht frei!" Da beugte er sich an ihr Ohr und tauchte seine schönen dunklen Augen tief in die ihren „— und könntest Tn Dich schließlich nicht darüber hinwegsetzen? Mary, wir haben auch ein Recht auf Glück!" flüsterte er leidenschaftlich, indem er sie heiß umfing.
Sie drängte ihn sanft von sich. „Geh, Wolf," sagte sie traurig und vorwurfsvoll, geh! Wenn Tu keine Achtung mehr vor mir hast, mir das zu sagen, so ehre wenigstens das Gewand, das ich trage!"
„Märchen, bat er," „verzeihe mir; ich bin ganz von Sinnen, seit ich Dich wieder habe — weiß nicht mehr, was Recht und Unrecht ist! — Fühlst Tu denn nicht mit mir? O, Tu bist so kalt, Mary, die Qual meiner Ehe ist nicht zu beschreiben! — Und nun Tu hier — mir nahe und doch so unerreichbar! — Mary, noch einmal,, hast Tu den Mut, mit mir zu gehen? — Ich will alles lassen um Dich, Heimat, Beruf! — Wie ich Dich liebe, Mary, ward noch kein Weib geliebt! Tu kannst machen mit mir, was Tn willst — nur gehe mit mir — werde mein!"
Er lag zu ihren Füßen und umfaßte den schlanken Leib der Geliebten. Seine dunkeln Augen blickten, flehten zu ihr mit beredtem Ausdruck empör. Traurig und ernst sah sie ihn an, und traurig und ernst sagte sie;
„Ten Mut dazu, Geliebter, den hätte icb wohl — denn ich habe nichts mehr zu verlieren! Avrr Tn —
Tu weißt ja gar nicht, was Du sprichst — bedenke, wer Tu bist! Was wurdest Tu alles aufgeben! Nein, nein, unterbrich mich nicht! — Tu Haft ein Kind,
dem Tu Rücksicht schuldig bist --sann, Wolf, wenn
ich nun nicht mehr bin, was hast Tn dann, — Sieh
mich nicht so erschrocken an — —" und ganz leise
fügte sie hinzu, „ich weiß es, Geliebter, ich fühle es, meine Jahre sind gezählt — "
Fest umklammerte er da ihren Leib und ein Schluchzen erschütterte seinen Körper; er vermochte nichts zu sagen; die Kehle war ihm wie zugeschnürt. Sie strich leise durch sein dunkles Haar, ff^ dem schon so viele Silberfäden schimmerten. „Siehst Tu, mein Wolf, ich muß es Dir sagen; wir müssen alles bedenken. Im vorigen Winter bin ich sehr krank gewesen; hatte mich über
anstrengt; der Sommer brachte mir Heilung — aber jetzt fühle ich es wieder — ich habe Sehnsucht nach Ruhe — — ich bin so müde, ich möchte schlafen —
schlafen-nicht wahr, nun gehst Tn auch und läßt
mich schlafen; es ist lange Mitternacht vorüber, Hasso schlummert so süß; er braucht mich jetzt nicht. — Wir haben uns ausgesprochen; das hat mich doch befreit. — Sei gut, fei ruhig, mein Geliebter, es kann doch nun einmal nicht sein! Laß uns tragen, was uns anser- legt ist," redete sie beruhigend dem Fassungslosen zu. — „und jetzt versprich mir, Wolf, daß Tn mich nicht suchst; meide mich die Aufregungen schaden nur." Er erhob sich, nahm ihren Kopf in seine beiden Hände und blickte lange in ihr süßes Gesicht. „Nein, ich kann Dich nicht lassen," flüsterte er, „ich kann es nicht mehr! Tu sollst mein Weib werdm, ich setze es durch! Dann wirst Tn auch gesunden — Dir hat nur der Sonnenschein gefehlt, arme, zarte Blume! Nun küsse mich noch einmal; dann will ich gehen!" Sie legte die Arme um seinen Hals; er drückte sie fest an sich, und mit einem langen innigen Kusse schieden sie.
(Fortsetzung sotgr.,-