Rosegger-Worte.
Gottes ist der Friede überall, und Pilger sind wir alle. Doch der rechte Mensch muß seine Heimat haben, daß er und sein Geschlecht stark sei.
Alles, was Wert hat, müssen wir suchen und schwer verdienen, warum sollen wir denn just das Beste haben und genießen können, ohne auch nur einen Schritt nach ihm zu tun! Je weiter der Weg, desto größer die Gnade.
Es gibt Eheleute, die ihr Glück Jahre um Jahre auswärts suchen, und in ihrem eigenen Hause liegt es aufgebahrt — scheintot. Auferstehen würd es durch den Ruf eines einzigen liebevollen Wortes — aber dieses Wort wird nicht gesprochen. So eilt dahin die Zeit und das Leben.
„Ich muß arbeiten, mein Kind", sagst du, wenn es zu dir heranwill. Die Arbeit ist vollbracht, es naht sich wieder. „Du mußt jetzt lernen, Kind!" ist dein Anweis. Die Schulaufgabe ist vollendet. „Jetzt gehe und mache dir Bewegung, junge Glieder müssen sich trollen!" Am Abend kommt es endlich noch einmal. „Aber jetzt lasse mich in Ruh, ich bin müde genug, und du mach', daß du ins Bett kommst!" So geht's heute, so gehts morgen. Am Sonntag denkst du. Am Sonntag entführt dich dein Freund zu einer Landpartie, und du mußt dich ja doch auch erholen. So lernst du es niemals ken- uen, oder es entfremdet sich dir rasch. Du betrügst das Kind um den Vater und den Vater ums Kind.
Der rechte, echte, feste und treue Mensch muß irgend wo wurzeln, nicht anders wie ein Baum, ein Kornhalm.
Vermischtes
Die Verstärkung der Marine-Luftflotte.
Wie die Kölnische Volkszeitung erfährt, soll die Ablieferung des zweiten Marine-Lustschiffes, das gleichfalls dern Zeppelintyp angehört, im Lauf des Monats August erfolgen. Eine weitere Steigerung des Rauminhalts ist bei dem neuen Luftschiff vorgesehen. Während der „L. Z. 1" rund 23 000 Kubikmeter bei etwa 150 Meter Länge aufweist, soll das zweite Z-Schiff, das die Marine erwirbt, etwa 27 000 Kubikmeter fassen und entsprechend größere Längenmaße zeigen. Das Schiff dürste etwa eine Million Mark kosten. Während die Armee-Luftschiffe, die zuletzt bestellt und weiter zu erwarten sind, keine wesentlichen Größenunterschiede aufweisen, da man auch an die Abmessungen der bestehenden Hallen gebunden ist, kann die Marineverwaltung die Steigerungen in den Größenabmessungen entsprechend den besonderen Aufgaben der Marine-Luftschiffe vornehmen und die zu erbauenden neuen Doppeldrehhallen für diese Zwecke einrichten. Der dritte Marine- Luftkreuzer wird nicht dem Zeppelin-System angehören, sondern soll ein Luftschiff nach dem System Schütte-Lanz wer
den, das sich bereits in der Armee bewährt hat. Die Dimensionen dieses Luftschiffes werden entsprechend groß gehalten werden. Geplant ist, im Jahre 1916 eine Luftflotte von acht Luftschiffen zur Verfügung zu haben, denen zwei Luftschiffe als Materialreserve hinzuzurechnen sind. Die Schiffe werden in zwei Luftschiffstaffeln eingeteilt, von denen jede aus vier im Dienst befindlichen Schiffen und einem Luftschiff als Materialreserve bestehen soll. Während für die Armee entsprechend den besonderen Aufgaben der Heereslustschiffe eine Verteilung auf die verschiedensten Standorte vorgesehen ist,, die den Garnisonen der neuzubildenden Lustschifferkompagnien entsprechen, werden sämtliche Marine-Luftschiffe einen gemeinsamen Standort haben, der bei Cuxhaven liegt und dessen Herstellung bereits in Angriff genommen ist. Während für die acht im Dienst befindlichen Luftschiffe vier Doppeldrehhallen nach dem neuesten System geschaffen werden, erhalten die beiden Luftschiffe der Materialreserve zwei feste Hallen. Daß im übrigen der Ausbau der Marinestation Werkstätten, Gasanstalten und Unterkunftsanlagen für die Mannschaften im größeren Umfange erfordert, ist selbstverständlich. Bemerkenswert ist, daß die Gebrauchsdauer der Luftschiffe auf vier Jahre angenommen ist, sodaß also der „L. Z. 1" bereits im Jahre 1916 durch ein neues Luftschiff in Front ersetzt sein müßte.
Männliche Kindermädchen. Die Pariser Studenten haben in sich einen neuen Beruf entdeckt. Sie wollen nämlich ihre Ferienzeit dadurch ausfüllen, daß sie sich als „Kindermädchen" verdingen, dadurch eine nette Einnahme haben und außerdem meistens noch mit der Herrschaft eine schöne Reise machen. Die Damen, besonders die Damen der Aristokratie, sind davon entzückt, und auf das Angebot, das kürzlich in mehreren Zeitringen erschien, liefen unzählige Offerten ein. Die Studenten als männliche Kindermädchen haben einen Zuspruch, wie sie ihn in ihrem späteren Beruf wohl gern haben möchten. Alle Kräfte, die sich für diesen Zweck in den Ferien und Sommermonaten empfohlen hielten, sind heute schon vergeben, und man sucht bereits wieder nach neuen akademischen Kindermädchen. Auch die Zöglinge waren von diesem Angebot sehr entzückt. Meistens genügte eine Vorstellung des Arbeitsuchers, um sogleich angenommen zu werden. In Frankreich herrscht nämlich ein großer Mangel an weiblichem Dienstpersonal, und noch ehe die Studenten der ärmeren Klassen auf den Gedanken kamen, ihre Ferien so zu verbringen, hat eine Dame der französischen Aristokratie schon den Anfang damit gemacht, männliche Kindermädchen einzustellen. Sie suchte durch eine Anzeige einen jungen Mann, den man nun täglich mit den Kindern spazierengehen sieht. Auch zu kleinen Kindern, die noch im Wagen gefahren werden müssen, wählt man neuerdings „Kindermädchen" männlichen Geschlechts, und die Da
men haben mit dieser neuen Errungenschaft außerordentlich gute. Erfolge gemacht. Die Kinder erwiesen sich fast durchweg den jungen Herren gegenüber zutraulich, und die Pflege, die diese Kindermädchen ihren Zöglingen angedeihen lassen, ist durchaus nicht schlechter, als die ihrer weiblichen Kollegen. Außerdem sind die Mütter, die ihre Kinder mit einem jungen Mann auf der Straße wissen, weit bemhigter. während des Spaziergangs der Kleinen, da der Mann ihnen mehr Schutz zu gewähren imstande ist als ein junges Mädchen. Unter den weiblichen Kindermädchen und Bonnen herrscht ob dieser Neuerung große Entrüstung; sie sind der Ansicht, daß ihnen diese Konkurrenz ihre bisherige Stellung durchaus verderben wird, und daß sie mit ihren Fähigkeiten und körperlichen Kräften dieser Konkurrenz nicht gewachsen sind.
„Eine weise Einrichtung des Schöpfers." Der Landrat v. Hiddessen des Kreises Marburg in Westfalen war ein reicher Herr an Gütern und an Kindern. Letztere zählten 17 Häupter. Von der Residenz Kassel des Königs von Westfalen kamen gern und zahlreich französische Offiziere und Herren vom Hofe herüber zur Jagd auf den Gütern des Landrats. Der Oberst eines französischen Regiments, der auch eines Tages dort war, sprach sich verwundernd aus über die Menge der Kinder. Die Zahl 17 war damals allerdings noch nicht erreicht, aber das Dutzend war bereits überschritten. „Das ist eine weise Einrichtung des Schöpfers", sprach der alte Landrat, „daß er den Raubvögeln weniger Junge gibt als den Singvögeln." Diese Aeußerung erregte sehr böses Blut am Hofe zu Kassel, und man legte dem alten v. Hiddessen nahe, daß er etwas zur Versöhnung tun müsse. Zu diesem Zweck gab er seinen ältesten Sohn Wilhelm als Pagen nach Kassel an den Hof der Königin Karoline. Wilhelm v. Hiddessen empfing hier tiefe Eindrücke und Neigungen zu französischem Wesen, aus denen er später niemals Hehl machte. Das hinderte ihn jedoch nicht, als Husarenoffizier bei Waterloo gegen Napoleon zu kämpfen. Wilhelm starb hochbetagt in den achtziger Jahren als Landrat von Paderborn.
Landwirtschaft «nd Markte.
^ Unterreichenbach» 29. Juli. Dem gestern stattgefundenen Vieh- und Schweinemarkt waren zugeführt: 90 Stück Rindvieh und 18 Stück Milch- schweine. Verkauft wurden: 20 Kühe (Preis 400 bis 600 ^), 21 Kalbinnen und Rinder (Preis 180 bis 400 ^r), 18 Stück Milchschweine (Preis 46 bis 55 pro Paar).
Für die Echriftleitung verantwortlich: Paul Kirchner. Druck und Verlag der A. Oelschläger'schen Buchdruckerei.
ja von allem, was Sie drückt. Ich kenne ja Ihr Leid, Amina . . Da drunten auf dem Friedhof von Durazzo, da weilen jetzt Ihre.Gedanken. An zwei Stätten des Friedens. An zwei Stätten der Liebe. Einer spendenden und einer suchenden Liebe. Jene war die Ihrer Mutter, diese die Ihres Gatten. Jene haben Sie im Leben erfaßt und verstanden, an dieser gingen Sie unverstanden vorüber. Ein Teil Ihres Glückes begrub der Totengräber mit dieser unverstandenen Liebe; denn Sie hoffen ja noch immer den Weg zu ihm zu finden. Nun aber hat sein Herz den letzten Schlag getan. Sein warmes Wort werden Sie nimmermehr hören können. Das ist hart von dem Schicksal; fast zu hart für ein Frauenherz. Doch immer den Kopf hoch, Amina!
Hier stehe ich als Freund neben Ihnen, bereit zu helfen, Ihrem Kummer einen Teil der Schwere zu nehmen. Befehlen Sie über mich. Alles, meine ganze Kraft, meine ganze Habe, alles, was ich bin und kann, bin ich bereit in den Dienst zur Tilgung Ihres Leids zu stellen.
Und wenn das nicht genügt; dann?"
Er stockte, und scheu sah sie zu ihm auf.
„Dann," fuhr er fort, „will ich Ihnen mein Herz geben, meine Liebe, mich selbst . . . Alles, Amina . . . alles, wenn Sie . . . ."
Sie wandte sich ab und weinte.
„Schweigen Sie," sagte Amina, „er ist eben erst eingeschlafen; er könnte aufgeweckt werden, wenn er solche Worte von Ihnen hört . . . Ben Hassan, verzeiht . . . aber ich kann nicht. . ."
Da wurde er still.
Und weiter schritten sie den Weg, kehrten endlich um und gingen schweigsam, als hätten sie nicht miteinander ein Wort gesprochen, durch die Stadt zurück, dem Quartier der Madame Ereifenstädt zu.
Kurz vor dem Hause schieden sie voneinander.
„Wann reisen Sie heim?" fragte Amina tonlos.
„Nach acht Tagen!" erwiderte er.
„An die Adria?"
»Ja!"
Wir könnten ja zusammen reisen," sagte sie. „Wür
den Sie mich mitnehmen; würden Sie eine schutzlose Frau in die Heimat geleiten?"
Ein glücklicher Augenaufschlag traf sie. „Gerne," sagte er. '
„So werde ich Sie erwarten," meinte sie, und dann drückten sie einander, ohne sich anzublicken, die Hände.
„Salem," sagte Ben Hassan Omir.
„Salem," wiederholte sie monoton, und dann eilte sie die wenigen Schritte nach ihrem Quartier.
Er aber sah ihr lange wehmütig nach, bis sie im Rahmen der Türe des Hauses verschwand.
Mit wenig heitern Blicken mischte er sich dann in die Menge auf dem Trottoir der Straße und ging mit den zahllosen Menschen planlos vorwärts.
Mittag war es in Berlin.
Die Sonne, die bisher so freundlich gestrahlt, verschwand hinter dunkeln Wolken. Es war, als hätte sie einen Trauerflor angelegt um die Entschlafenen an der Adria.
(Fortsetzung folgt.)
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geht äie Saison in unseren öääern unä Luftkurorten ihrem Höhepunkt entgegen unä immer lebhafter wirä äer ?remäenverkehr. Durch äiesen (lerkehrsruwachs steigt äie Leserrahl unä somit auch äer keklamewert äes Kur- unä ?remäenblattes ganr wesentlich. Äer äaher eine vornehme, erfolgreiche Reklame beabsichtigt, äer benützt hieru am besten äas Kur- unä ?remäendla11.