Genf, 29. Juli. Der Bundesrat der Schweiz hat durch einen besonderen Erlaß Bulgarien und Serbien als choleraverseucht erklärt und angeordnet, daß aus beiden Ländern eintreffende Reisende und Waren be­sonderen Vorsichtsmaßnahmen unterworfen werden.

Bukarest, 29. Juli. Die bulgarischen Vertreter auf der Friedenskonferenz haben nicht verabsäumt, durch Vermittlung der hiesigen Gesandten der Großmächte die tadellose Haltung der rumänischen Truppen in Bul­garien anzuerkennen. Der griechische Ministerpräsi­dent Venizelos erklärte in einem Interview: Vor dem zweiten Kriege ist Kavalier den Bulgaren zugefallen. Wie können wir aber jetzt nach dem für uns siegreichen Krieg auf die ganz griechische Stadt verzichten? In allen politischen Kreisen wird mit Befriedigung festgestellt, daß alle Vertreter auf der Friedenskonferenz absolute Vollmachten haben, sodaß man hofft, ohne allzu große Schwierigkeiten und in nicht allzu langer Zeit mit den Bukarester Verhandlungen zu Ende zu kom­men. Die offiziösePresse" schreibt in einem Leit­artikel: Rumänien wird in der wichtigen Rolle eines mäßigen Friedensstifters fortfahren, eine Rolle, für die Rumänien weder die materielle noch die moralische Hegemonie verlangt und die es ausübt, um die Genug­tuung erfüllter Pflicht zu haben.

Sofia, 29. Juli. Unter den neuen Verbündeten sind bereits ernste Differenzen ausgebrochen. Die ser­bischen und rumänischen Streitkräfte gerieten jetzt zum ersten Mal bei Berkowitz aneinander. Die Serben mußten der Uebermacht der Rumänen weichen und zwei serbische Schwadronen Kavallerie fielen in rumänische Gefangenschaft.

Gerichtssaal.

Koblenz, 29. Juli. Von der Ferienstrafkammer wurde neuerdings ein ungewöhnlicher Fall zum zweiten­mal verhandelt, nachdem das Reichsgericht das erste, freisprechende Urteil aufgehoben hatte. Der angebliche Hausdiener Franz Chmerzynski aus Mökern bei Thorn (seine Personalien stehen nicht fest) wurde am 31. Jan. aus dem Gefängnis in Wittich entlassen, wo er eine längere Strafe verbüßt hatte. Er benachrichtige nun in einem Briefe das Kloster Ebernach bei Cochem, daß ein Bischof aus dem Ausland in geheimer Mission dort eintreffen und sich einige Zeit aufhalten werde. Zur festgesetzten Stunde fuhr ein Bischof am Kloster an und wurde, da man Zweifel nicht hegte, entsprechend empfangen und bewirtet. Beim Eintreffen hatte er dem Bruder Vorsteher 120 -K zur Aufbewahrung über­geben zur Bestreitung seines Unterhalts. Die Nennung seines Namens verweigerte er mit Berufung aus eine

geheime Mission in München. Verdächtig wurde er, als er einen Hausschlüssel verlangte und versuchte, sich einen solchen heimlich anfertigen zu lassen. Als er daraufhin das Kloster verließ, wollte er von seinem Eelde die Logiskosten abziehen lassen, was aber nicht geschah. Vor seiner Abreise wurde er durch einen bischöflichen Kom­missar entlarvt und ihm die bischöfliche Kleidung ab­genommen. Später wurde er festgenommen. Es stellte sich heraus, daß er im Jahre vorher in Bonn im evangelischen Stift die Rolle eines Freiherrn gespielt hatte. Seinen rechten Namen will er nicht nennen, um seinen Eltern Schande zu ersparen. Er will 25 Jahre alt, früher Bankbeamter, dann Opernsänger gewesen sein. Der Staatsanwalt beantragte ein Jahr Zucht­haus, das Gericht kam wieder zur Freisprechung, da eine Schädigung des Klosters nicht eingetreten sei.

(Köln. Volksztg.)

Landwirtschaft und Markte.

Stuttgart. 29. Juli. Schlachtviehmarkt. Zuge­trieben: 228 St. Großvieh, 274 Kälber, 862 Schweine. Ochsen 1. Kl. 98103 -K. Bullen 1. Kl. 8688 -N, 2. Klasse 8385 -N. Stiere 1. Kl. 102105 -N. Jung­rinder 2 Kl. 98101 3. Kl. 9496 Kälber 1.

Klasse 102107 2. Kl. 96100 3. Kl. 8592

Mark. Schweine 1. Kl. 7982 -N, 2. Kl. 7578 -N. 3. Kl. 6870 -N. Verlauf des Marktes: Mäßig belebt.

Heidenheim, 29. Juli. Dem Viehmarkt wurden zu­geführt: 2 Farren, 14 Kühe, 24 Kalbinnen und 15 St. Jungvieh. Davon wurden verkauft: 1 Kuh zu 370 -ll, 10 Kalbinnen zu 220540 -H, 6 Stück Jungvieh zu 170200 oK. Der Markt war schwach befahren, der Handel ging bei guten Preisen lebhaft.

v. Vom Bodensee, 29. Juli. Infolge Wieder­auftretens der Maul- und Klauenseuche in den österreichischen Bezirken Feldkirch und Jnnsbruck- Bezirkshauptmannschaft hat Bayern als deutscher Grenzstaat die Erlaubnis zur Einfuhr von Rind­vieh zu Nutz- und Zuchtzwecken aus jenen Bezirken bis auf weiteres zurückgezogen.

Vermischtes

K.-K. Die mütterliche Fürsorge der Wegwespe.

Schwierig ist die Aufgabe für die Wegwespe, ihre Jun­gen mit Nahrung zu versorgen, da die Kleinen als erste Nahrung frische, lebende Tiere verlangen. Diese Nah­rung muß ihnen die Mutter bieten, obgleich sie längst tot ist, wenn die Jungen zur Welt kommen. Die Weg­wespe gräbt zu diesem Zwecke lange Gänge in die Erde, legt an dem Ende eines jeden Ganges mehrere Kam­mern an und birgt in jeder Kammer ein Ei. Dann schleppt sie Grashüpfer herbei, wirft die Beute auf den

Rücken und sticht ihr ihren Stachel zwischen Kopf und Hals gerade in einen Nervenknoten hinein, in den sie ihr Gift ergießt. Ein zweiter Stich dringt zwischen Vorder- und Mittelbruststück des Opfers ein und trifft das Bauchmark. Durch diese zwei Stiche wird der Grashüpfer völlig gelähmt. Er lebt noch, wie wir dem Kosmos-Handweiser (Stuttgart) entnehmen, aber er liegt still da, unfähig zur geringsten Bewegung, bis die Wes­penlarve aus dem Ei schlüpft und ihn verzehrt. Die Arbeitsleistung der Wegwespe, die ihre Jungen auf diese Art mit frischem Fleisch versorgen muß, ist nicht gering zu veranschlagen. Denn der Grashüpfer ist kräftig, und ein Tritt seiner Beine würde der Wespe stets den Leib aufschlitzen. Allein diese ist viel gewandter als er und es gelingt ihr fast immer, den Grashüpfer zu über­winden. Einen nach dem anderen schleppt sie in ihren Vau, bis deren vier in einer Kammer beisammen liegen. Dann geht sie zur nächsten Kammer, in der sich das gleiche Schauspiel wiederholt.

Büchertisch.

Die einfachste Buchführung für Kleinhändler und Handwerker nebst Briefsteller von Franz Conrad, Ge­werbelehrer. Taschenformat. Eesetzverlag L. Schwarz u. Comp., Berlin S. 14, Dresdenerstraße 80. Preis Mk. 1.10.

Für die Schriftleitung verantwortlich: Paul Kirchner. Druck und Verlag der A. Oelschläger'schen Buchdruckerei.

LanäMitschaitl. öeMzvekein.

Im Monat August ds. Js. wird der X. landwirtsch. Gauverband wieder einen

Farrenaufkauf im Simmental (Schweiz) vornehmen. Der Aufkauf und die Versteigerung der Far­ren findet in derselben Weise und unter den gleichen Bedingungen wie im Vorjahr statt. Die Käufer der Farren erhalten Beiträge aus der Vereinskasse.

Bestellungen auf Schweizerfarren wollen bis späte­stens 10. August ds. Js. bei dem Unterzeichneten ange­meldet werden.

Calw, den 28. Juli 1913.

Vereinsvorstand:

Reg.-Rat Binder.

Reklameteil.

Der Kinder bester Schutz gegen Krankheit ist außer Sauberkeit und Abhärtung eine einfache, regelmäßige Er- nährung. Zu letzterer wählt eine kluge Mutter das Restle s Kindermehl, eine naturgemäße, leicht verdauliche und gern genommene Nahrung, welche die Kleinen vor Magen- und Darmkatarrhen schützt und das entwöhnen der Säuglinge bedeutend erleichtert.

Amtliche und Privatauzeigen.

KlMmMHe Mauder-Ausstellung

der BeraimMlle siir das VWewerbe Sei iw K. Zentralstelle siir Gewerbe nnt Handel

in Lalrv

in der städt. Turnhalle. Eintritt frei.

Geöffnet vom 3.17. August 1913.

Werktags von 912 und 2F Uhr. Sonntags von 115 Uhr. außerdem Mittwoch und Samstag bis abends 8 Uhr.

Zu zahlreichem Besuch laden ergebenst ein

Stadtschultheitz: Gewerbevereinsvorstand:

Conz. Zahn.

Zuverlässiges

Mädchen

in kleine Familie bei hohem Lohn zum 1. August gesucht eoentl. zur Aushilfe.

Frau Prokurist Geiger, Pforzheim-Dillweitzenstein.

Ein braves, fleißiges

Mädchen,

das etwas kochen kann, wird bei sehr guter Behandlung und gutem Lohn zu kleiner Familie (3 Personen) auf 1. August gesucht.

Frau Elise Engelthaler, Pforzheim, Grenzstraße 11.

Die MohammeSanerivett in Lichtbildern.

Am Donnerstag, 31. Juli, abends 8'/, Ahr, wird der be­kannte Mohammedanermissionar

Dr. Samuel Iweemer aus Kairo

im Missionshaus zu Liebenzell einen Lichtbildervortrag überAusbreitung, Charakter und Zukunft des Islam" halten.

Da Dr. Zweemer eine erste Autorität auf dem Gebiet der Mo­hammedanerfrage ist, wird jedermann herzlichst hiezu eingeladen.

AM- Eintritt frei. "W»

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(Im früheren Hause des Herrn Oberamtssekretär Schäfer). Möglichst schmerzfreie Behandlung bei allen Zahnerkrankungen. Künstliche Zähne und feinster plattenloser Zahnersatz durch Kronen und Brücken.

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