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Samstag,
Zweites Blatt zu Nr. 172.
26. Juli 1913.
Aus Höhen und Tiefen.
Wo wird es sein?
Was Hab' ich dich gesucht, du Unbekanntes,
Auf Erden dich gesucht und nicht gefunden.
Du mir Unfaßbares und doch Verwandtes.
Ich Hab' dich gesucht.
Im Gartenzelt und in der Felsenkrone,
Im engen Wald und auf den Meeresrunden,
In dunklen Nächten, in des Himmels Sonne.
Wie Hab' ich dich gesucht!
In Einsamkeit, im prunkenden Gemenge,
Bei Freundest und bei Frauen tat ich fragen.
In stiller Lust, in rauschendem Gedränge.
Wie Hab' ich dich gesucht!
Wie grünte, blühte es in vielen Zweigen.
Doch keiner hat die heilige Frucht getragen.
Hier mußt' ich sinken, dort zur Höhe steigen.
Ich Hab' es nicht erreicht!
Was wars, das ich gesucht? Ich kann's nicht sagen. Für solche Größe ist das Wort zu klein.
Das Allergrößte kann die Welt nicht tragen.
Wo wird es sein!
Ich find' es doch, denn nichts ist halb gegeben.
Wenn Sehnsucht ist, ist auch der Sehnsucht Stillung.
Der dehmutsvollen Ahnung wird Erfüllung.
Und lebe i ch, so muß auch jenes leben.
Peter Rosegger. (Geb. 31. Juli 1843.)
Die tapferen Frauen im Leben Zeppelins.
Als Graf Zeppelin vor mehr als zwanzig Jahren begann, sich mit dem System des Luftschiffs näher zu beschäftigen, standen, nur wenige zuversichtliche Menschen ihm zur Seite. In der folgenden Zeit der arbeitsreichen Jahre, die er mit seinem Mitarbeiter, Ingenieur Kober verbrachte, wurden die Zweifel, als man von den Versuchen des Lenkballons in weiteren Kreisen sprach, laut und immer lauter. Mit eiserner Willenskraft arbeitete Graf Zeppelin an der Ueberwin-
dung der technischen Schwierigkeiten. Die größte Sorge aber, die er bei der Ausarbeitung seiner Pläne hatte, war die Geldsorge. Ungeheure Summen waren notwendig, um den Gedanken in das Leben umzusetzen,, und hier waren es zwei Frauen, die dem kühnen Arbeiter unerschütterlich, treu und mutig zur Seite standen. Es waren seine Frau und s e i n e T o ch t e r, die heutige Gräfin Brandenstein-Zeppelin. Als sie die Notwendigkeit der Geldbeschaffung einsahen, verzichteten diese beiden tapferen Frauen auf alles, was ihre gesellschaftliche Stellung, der Rang ihnen zugesprochen hat. Die Gräfin Zeppelin machte eines Tages ihrem Manne den Vorschlag, auf alle Bequemlichkeiten in der Lebensführung zu verzichten. Sie und ihre Tochter erwiesen sich als unerschrok- kene, tapfere Mitkämpfer. Die Equipage des Grafen wurde verkauft, die Dienerschaft entlasten, und die beiden Frauen versuchten durch ihrer Hände Arbeit das zu ersetzen, was bezahlte Kräfte bisher geleistet haben. Bereitwillig und aus liebevollem Herzen gaben sie ihr Vermögen her, um die Pläne dieses gewaltigen Geistes fördern zu helfen. Doch sie gaben mehr als das. Ihre Zuversicht, wenn der Graf den Zweifel bekam, ob er das gelobte Land jemals würde betreten können, war unerschütterlich. Sie glaubten an seine Kraft und sein Genie, und sie waren es, die ihm Trost und Mut zusprachen, wenn auch die Welt dem Unvollendeten gegenüber Zweifel laut werden ließ. In der arbeitsreichen Zeit von Manzell holte sich Graf Zeppelin Stärke und Mut, wenn er in das leuchtende Auge seiner Tochter sah, oder wenn er den kräftigen Händedruck der Gräfin Zeppelin spürte. Er selbst äußerte kürzlich, da sein Geist die tote Materie schon bezwungen, folgendes: „Vielleicht hätte ich verzweifelt und innerlich gebrochen auf die Weiterführung meines Gedankens verzichtet, wenn ich nicht in den bösen Zeiten den unerschütterlichen Mut und die Zuversicht dieser beiden Frauen gefühlt hätte." Mehr und mehr opferte Graf Zeppelin sein Vermögen den Plänen, und als er einst zweifelnd sich voll bitterer Reue fragte, ob er das Recht habe, seine Frau und seine Tochter dem Nichts preiszugeben, antwortete die heutige Gräfin Brandenstein: „Ich werde nie in meinem Leben mich mehr sattesten, ich wünschte, ich könnte für dich die schlechtesten Kleider tragen, dir
alles geben, nur damit du deinem Vaterlande diesen unend-^ lichen Dienst leisten kannst." Und heute, da Graf Zeppelin auf sein Lebenswerk zurückblicken kann, stehen diese beiden Frauen im Glück so treu zu ihm, wie damals, als er noch im Unglück war. Noch heute haben sie täglich neue Sorgen und Aengste zu bestehen, denn der Graf prüft trotz seiner 75 Jahre alle Arbeiten persönlich, um sich von ihrer Güte zu überzeugen. Muß er dazu eine gefährliche Stelle beschreiten, dann kann ihn kein Mensch darin hindern. Frau und Tochter wissen das . am besten, und sie machen auch keinen Versuch dazu, aber sie atmen erleichtert auf, wenn er sein Heim gesund wieder bestritt. Im Hause ist Graf Zeppelin einfach in der Lebensführung, er ist der zärtlichste, rücksichtsvollste Gatte und versucht, seiner Umgebung nur Erleichterungen zu verschaffen. Nach der Arbeit nimmt er fein Abendessen in seinem Heim, und meistens sieht er einen Gast bei sich. Seine Unterhaltung, wenn die Stunden der Arbeit vorüber sind, besteht im Schachspiel. Er ist ein Meister des Schachbretts, und obgleich die Gräfin Brandenstein eine sehr geübte und kluge Spielerin ist, gelingt es ihr doch fast nie, ihrem Vater zu schlagen. Die Gräfin Zeppelin allerdings tut es ihrem Gemahl gleich, und oft nach einer beendeten Partie sieht ihr der Graf in das Gesicht und sagt: „Ich beuge mich auch heute deinem Willen." Nur wenige Menschen wissen, wie diese beiden Frauen das Lebenswerk dieses kühnen Geistes gefördert haben. Deutschland, das mit Stolz auf das Genie Graf Zeppelin blickt, sollte Ehre und Dank diesen beiden Frauen spenden, der anmutigen, graziösen Gräfin Brandenstein, der gütigen, mütterlich sanften und doch so mutigen Gräfin Zeppelin.
Für die Schriftleitung verantwortlich: Paul Kirchner. Druck und Verlag der A. Oelschläger'schen Buchdruckerei.
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Amtliche un d Pr ivatanzeigen.
Am Montag, den 28. Juli d. 3s.,
findet hier
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statt, wozu einladet
Anterreichenbach, den 23. Juli 1913:
Eemeinderat.
Am Sonntag, den 27. Juli
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Turn-Verein Ostelsheim
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