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Amts- und Anzeigeblatt für den OberamtsdezirL Calw.

88. Jahrgang.

Erscheinungsweise: 6mal wöchentlich. Anzeigenpreis: Im Oberamts­bezirk Calw für die einspaltige Borgiszeile 10 Pfg.» außerhalb desselben 12 Pfg., Reklamen 25 Pfg. Schluß für Jnseratannahme 10 Uhr vormittags. Telefon 9.

Dienstag» den 22. Juli 1913.

Bezugspreis: In der Stadt mit Trägerlohn Mk. 1.25 vierteljährlich, Post- bezugSpreiS für den Orts- und Nachbarortsverkehr Mk. 1.20» im Fernverkehr Mk. 1.30. Bestellgeld in Württemberg 30 Pfg., in Bayern und Reich 42 Pfg.

Amtliche Bekanntmachungen.

K. Oberamt Calw.

Preisausschreiben

zur Erlangung von Arbeiten für eine Ausstellung klein­bürgerlicher Wohnungsräume.

Die K. Zentralstelle für Gewerbe und Handel be­absichtigt, im Oktober und November d. Z. eine Aus­stellung über Kleinwohnungswesen, deren Leitung der Beratungsstelle für das Baugewerbe übertragen ist, zu veranstalten. Die Ausstellung umfaßt auch eine Ab­teilung über kleinbürgerliche Wohnräume. Die Ent­würfe hierzu sind von der Beratungsstelle hergestellt, während die Arbeiten durch Wettbewerb unter den Schreinern beschafft werden sollen. Es handelt sich um zwei Typen eines Wohn- und eines Schlafzimmers, so­wie um eine einzelne Küche. Während der Ausstellung können die Arbeiten verkauft werden, wofür die Be­ratungsstelle die Vermittlung übernimmt. Die Möbel sind schreinerisch fertig bis 15. September d. I. an die Beratungsstelle für das Baugewerbe, Stuttgart, Kanz- leistraße 28 (Ausstellungsgebäude) abzuliefern. Die farbige Behandlung erfolgt in Stuttgart ohne Kosten für die Aussteller.

Die eingesandten Arbeiten dürfen den Namen des Einsenders nicht erkennen lassen; sind vielmehr mit einem Kennwort zu versehen, und zwar jedes einzelne Stück mit demselben Kennwort, desgleichen die zugehö­rige Verpackung. Jedem Entwurf mutz ein verschlossener Umschlag beiliegen, dessen Außenseite nur das Kenn­wort enthalten darf. In dem Umschlag mutz sich ein Zettel befinden, aus dem die genaue Adresse des Ein­senders ersichtlich ist.

Nicht verkaufte Arbeiten haben die Einsender nach Schluß der Ausstellung abzuholen. Die verkauften Ar­beiten müssen bis zum Schluß der Ausstellung in dieser belasten werden.

An Preisen werden ausgesetzt:

2 erste Preise zu 200 -K 400

2 zweite 100 ., - 200

2 dritte 50 - 100

zusammen 700 -N

Das Preisgericht besteht aus dem Vorstand der Be ratungsstelle für das Baugewerbe und zwei Angehörigen des Schreinergewerbes.

Die Unterlagen sind von der Beratungsstelle für das Baugewerbe gegen Einsendung von 50 ^ in bar zu beziehen.

Den 19. Juli 1913.

Regierungsrat Binder.

Pforte habe die betreffende Grenzlinie daher jetzt schon I das Wort ergriff und gleichfalls die Vereine herzlich Le­

besetzen lassen, in dem sie sich verpflichte, im Einver­nehmen mit den Mächten das künftige Geschick Thrazien festzustellen. Und endlich als drittes Charakteristikum: Bulgarien hat durch italienische Vermittlung bei Ru mänien um Frieden gebeten. Es hat der Zuziehung eines rumänischen Vertreters zu den Friedensunter Handlungen zugestimmt und dadurch alle Bedingungen erfüllt, von denen Rumänien die Einstellung seines Vor­marsches abhängig machte. Die allgemeine Lage bes sert sich. Die bulgarische Regierung hat den Kriegs­minister General Paprikom und den Minister Jwanoff als Friedensbevollinächtigte nach Nisch geschickt. Auch der russische Militärattache ist über Pirot dorthin ab gereist. Paschitsch folgt ihm, und es wird auch die An­kunft des rumänischen Delegierten Majorescou erwar­tet. Damit dürfte die Hoffnung aus baldige Einstellung der Feindseligkeiten wieder um ein Quentlein steigen. Heber die Tätigkeiten der Armeen verlautet, daß die Türken Adrianopel besetzt halten und daß die Rumänen eine Anzahl Brücken und Eisenbahnschienen zerstörten. Unter der bulgarischen Bevölkerung, die jetzt erst allmählich die gefahrvolle Lage des Staates wahrheits­gemäß erfährt, entsteht immer stärkere Beunruhigung.

Dom Kriegsschauplatz.

Drei Vorgänge von Bedeutung sind heute als Kern des Mischmaschs von Nachrichten über die Lage festzu­stellen: Die griechische Regierung hat namens ihrer Verbündeten Rußland in einer Note die Annahme des russischen Vorschlags, mit Bulgarien direkt zwecks Ab- schließens des Friedens zu verhandeln, mit Freuden zu­gesichert. Bulgarien soll seine Vertreter senden und der Waffenstillstand werde in dem Augenblick abge­schlossen, in dem der Vorfriede zur Unterzeichnung kom­me. Aberdie verbündeten Regierungen könnten jedoch keinen Waffenstillstand abschließen, bevor Bul­garien die mit Bedingungen des Präliminarfriedens angenommen habe." Der zweite beachtenswerte Vor­gang besteht in der Herausgabe einer Note der türki­schen Regierung an die Botschaften der Mächte. Darin teilt sie mit, daß sie genötigt sei, die Linie Maritza-Adrianopel zu besetzen. Bulgarien habe sich, 'Eines Eifers, den Vorfrieden zu unterzeichnen, geweigert, Gebiete zu räumen, die an die Türkei zurück­gelangen müßten. Die Türkei hätte es gewiß oorge- zogen, di« Frage der Grenzlinie, die im Friedensvertrag aus bestimmten Gründen nicht so, wie es hätte sein sollen, festgelegt worden sei, mit Bulgarien auf diplo­matischem Wege zu regeln, aber die von Bulgarien in den besetzten Gebieten verübten Greuel hätten die Türkei an der diplomatischen Lösung gehindert. Die

Stadt, Bezirk «nd Rachbarschaft.

Talw» 22. Juli 1913.

Vezirkskriegertag.

Neubulach, 21. Juli, sck. Unter den denkbar günstigsten Witterungs- Verhältnissen konnte gestern die 25jährige Jubiläums­feier des hiesigen Kriegervereins, verbunden mit Be­zirkskriegertag, gefeiert werden. Die Anmeldungen wa­ren zahlreich eingelaufen, auch war die Anwesenheit des Präsidenten des Wllrtt. Kriegerbundes, Exzellenz Ge­neral der Inf. Freih. von Hügel in Aussicht zu nehmen. Die Einleitung des Festes erfolgte in üblicher Weise, man könnte aber meinen, die dröhnenden Böllerschüsse auf unserer Höhe haben die tiefhängenden Regenwolken verjagt. Der Festgottesdienst, dem Bezirksobmann Stadtschultheitz Conz schon anwohnte, und an dem sich die Vereine des Kirchspiels beteiligten, wurde von Vikar Schmidt gehalten, der es verstand, in trefflichen Worten den Kamps des Kriegers mit dem Kampf des Glaubens zu vergleichen. Nach Schluß des Gottes­dienstes wurde die von dem Kriegerverein und der Stadt gestiftete und in der Kirche angebrachte Gedenktafel für die hiesigen Veteranen durch Stadtschultheiß Müller in würdigen Worten übergeben. Kurz nach 12 Uhr traf der Präsident ein, begrüßt von Bezirksobmann Conz und Stadtschultheiß Müller, dem Vereinsvorstand und den Festjungfrauen. Das Festesten fand im Gasthaus zum Rößle statt unter zahlreicher Beteiligung von Fest­gästen. Statdschultheiß Müller hieß diese willkom­men und dankte dem Herrn Präsidenten für sein Er­scheinen, dabei gab er die Geschichte des hiesigen Krieger­vereins kund und wünschte einen guten Verlauf der Feier. Hierauf begrüßte Frh. v. Hügel die anwesen­den Vertreter der Kriegervereine in kernigen Worten unter Hinweis auf die Tätigkeit des W. Kriegerbundes, namentlich auch durch die Gründung des Erholungs­heims Heiligenkreuztal. Er dankte sodann dem Bezirks­obmann für die ehrenden Worte und brachte ein Hoch auf diesen aus. In der Zwischenzeit traten die er­schienenen 36 Vereine mit ca. 800 Mann zum Festzug an, der sich dann unter Borantritt von uniformierten Festreitern und der Calwer Stadtmusik zur festgestzten Zeit in Bewegung setzte. Am Eingang des Städtchens nahm Präsident v. Hügel mit weiter eingetroffenen Gästen die Parade ab und erfreute sich sichtlich über die gute Haltung und Begeisterung der Kriegervereine. Der Zug bewegte sich dann durch die schön geschmückten Straßen und Eäßchen zum Festplatz, der in entgegen­kommender Weise in einem schönen Baumgarten zur Verfügung gestellt und mit großer, reichgeschmückter Tribüne versehen war. Rach Sammlung der Vereine vor der Tribüne begrüßte Stadtschultheitz Müller in erfreuten Worten die große Zahl der erschienenen Ka­meraden und Gäste, worauf derBundespräsident

grüßte und die Bedeutung und die Tätigkeit des Württ. Kriegerbundes hervorhob. Sein Hoch galt wieder dem König und dem Kaiser, das begeisterte Aufnahme fand. Sodann begann der Bezirksobmann dieFestrede und verstand es, in packenden Worten die Begeisterung für den W. Kriegerbund zu wecken und Vergleiche auf die in Aussicht zu nehmenden Opfer für die Wehrvorlage gegenüber den Opfern für die Erhebung Preußens im Jahr 1813 zu ziehen, auch sprach er über die vielfach verbreitete Ansicht des Ueber-Patriotismus. Das auf das Präsidium des W. Kriegerbundes und den an seiner Spitze stehenden Präsidenten ausgebrachte Hoch fand reichen Beifall. Der stellvertr. Bezirksobmann, Ludw. Wagner, beglückwünschte den festgebenden Verein und das mitfeiernde Städtchen, sodann band das Fest­fräulein Lina Hanselmann mit sinnigen Worten dem Kriegerverein anläßlich seines Jubiläums das ge­stiftete Festband an die Fahne. Zum Schluß dankte Kamerad Dutz namens des hiesigen Kriegervereins allen Teilnehmern. Auf dem Festplatz und in den Wirtschaften entwickelte sich ein festliches Getriebe, die einzelnen Veteranen und Krieger tauschten alte Erinne­rungen aus und so dürfen wir hoffen, daß alle Teil­nehmer und Gäste befriedigt wieder nach Hause kamen. Die Nachfeier fand heute durch ein Kinderfest statt.

8t. Bon der Schule. Vom Ev. Oberschulrat ist u. a. Oberlehrer Beutel in Calw zum Ortsschulrektor bestellt worden.

Baugewerbliche Wanderausstellung in Calw. Vom 3.17. August d. I. veranstaltet die K. Beratungsstelle für das Baugewerbe im Auftrag der K. Zentralstelle für Gewerbe und Handel in Stuttgart in Calw eine baugewerbliche Wanderausstellung. Zweck der Ausstel­lung, die kostenlos von jedermann besucht werden kann, ist, die Vorteile einer gesunden, schönen und praktischen Bauweise an Hand einer gedrängten Zusammenstellung von Zeichnungen, Bauplänen, Modellen und Photd- graphien, Lichtbildern, Büchern, Baumaterialien und Konstruktionen der verschiedensten Art auch den mehr von der Hauptstadt abgelegenen Bewohnern zu zeigen. Sie will an Hand von Beispielen und Gegenbeispielen zu schöner, praktischer Bauweise anregen und deshalb ist ihr Besuch für Bauhandwerker, Bauleute, baulustige Laien, sowie für jedermann von Interesse, dem seine eigenes Heim und seine Wohnung lieb und teuer ist und der seine Wohnstätte schön, praktisch und gut zu gestalten bestrebt ist. Auf diese Ausstellung sei auch an dieser Stelle aufmerksam gemacht und hervorgehoben, daß am kommden Donnerstag im Gasthaus zum Rößle vom Eewerbeverein aus eine Versammlung stattfinden wird, in der alles Nähere und Wissenswerte milgeteilt wird. Bemerkt sei, daß von den Ausstellern keine Platz­gebühren erhoben werdne.

v. Neue Bahnpostwagen. Die württembergische Postverwaltung besitzt zurzeit 150 Bahnpostwagen Auf Grund des kürzlich verabschiedeten Eisenbahn­baugesetzes werden Heuer und nächstes Jahr 12 neue Bahnpostwagen mit einem Kostenbetrag von 261000 ^ hergestellt. Nach den vorliegenden Plänen werden 5 vierachfige Wagen, je 18 Meter lang, nach dem Muster der Reichspostwagen gefertigt, jedoch mit wesentlichen Verbesserungen. Die übrigen 7 zweiachsigen Wagen werden nach dem seitherigen eigenen Muster der württ. Postverwaltung erbaut.

v. Schwarzwiilder-Uhren-Ausfuhr. Zur Er­leichterung der Ausfuhr von Schwarzwälder Uhren nach Triest und dem Orient wird vom 20. ds. Mts. an ein ermäßigter Ausnahmetarif für Schwarz­wälder- und Weckeruhren (ausgenommen Taschen­uhren) von Schramberg, Schwenningen, Donau- eschingen und Dillingen «ach Triest eingeführt, der bei Frachtzahlungfür mindestens 10000 ütz für den Frachtbrief und Wagen zur Anwendung kommt.

scd. Mutmaßliches Wetter. Für Mittwoch und Donnerstag ist vorherrschend trockenes und warmes Wetter zu erwarten.