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Samstag, de» 7. August

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19»0.

Sonntagsgedanken.

Die Schönheit der Welt.

Es ist gar nicht nötig, wert zu wandern und in Zwch.tS-- tvahl W suchen, wo es etwa am schönsten ist. vinr die Augen nicht vergessen, nur diese Eingangstore zur Seele weit öffnen, dann zieht die Schönheit gern ein, denn sie ist überall zu Hause und sucht nach Seelen, die sie erkennen. HansThoma.

Zur Lage.

Die süddeutschen Ernährung s m i niste r habt » in einer Zusarmnenkunst in Würzburg sich über den Ab- bau der Zwangswirtschaft beraten und sind zu dem Schluß gekommen, daß! die Zwangswirtschaft mit Aus­nahme von Getreide und Milch samt den Kriegsgesellschaf­ten alsbald zu verschwinden habe. Ten Widerstand der Reichsregierung werde man zu brechen wissen und sich nötigenfalls auf die eigenen Füße stellen. Das klang wie eine Kampfansage. Ter Reichsernährungsminister fuhr aber gleich! dazwischen. Tie süddeutschen Herren Wllegen wurden nngesäumr zu einer Besprechung nach Berlin eingeladen und da wurde viel Wasser in den Würzburger Wein gegipfen und - es herrschte unter den Kollegen vom Fach, als sie auseinandergingen,volle lieberem stimm nn g," wie der halbamtliche Bericht über die Mmistersitzung kurz und doch vielsagend meldete. Zn Würzbnrg ist jedenfalls, mag vom süddeutschen Stand­punkt aus die Sache noch so berechtigt sein, die un­vermeidliche Form nicht eingehalten worden. Daß der erweiterte Abbau der Zwangswirtschaft für gewisse Reichs- ieile z. B. für Fleisch wohl möglich wäre, zeigt der steigende Erfolg der freien Viehmärkte am Schlachtvieh­es in Stuttgart, wo der Auftrieb beim letzten Markt so groß war, daß 23 Stück Großvieh im Rest blieben und nach Norddeutschland abgegeben werden konnten. Es wird zwar schon wieder über starken Preiswucher im Vieh­handel. berichtet, aber das ist eine Erscheinung, die immer und bei jedem Gegenstand beim Uebergang von der Zwangsbewirtschastung in den freien Verkehr zu beobachten sein wird. Wenn die Behörden ein scharfes Auge darauf haben, so wird auch diesen Auswüchsen bald abgeholfen; die Bestimmungen gegen die übermäßige Preissorderung eben eine genügende Handhabe dazu. Der Rückzug der Manischen Minister wäre nun aber nicht nötig ge­wesen, wenn nicht, wie es heißt, der Vertreter von Hes­sen die Stimmung in Würzbnrg über Gebühr angeseuert hätte. Zwischen Hessen und der Reichsregierung bzw. Preußen besteht nämlich zurzeit eine starke Verstimmung, weil Hessen sich auf Kosten der preußischen Provinz Hessen-Nassau zu einem Großhessen auswachsen möchte, was natürlich in Preußen und bei der Reicbs- regierung auf entschiedenen Widerstand stößt. Aber die übrigen süddeutschen Staaten haben keinen Grund, sich in die Sache einzumischen, soviel schon von Tarmstadt aus angebohrt ivnrde. Und die hessische Stimmung oder Verstimmung darf sich nicht aus andere süddeutsche Staa­ten übertragen. Das könnten wir jetzt weniger brauchen denn je.

Der Reichstag hat neben anderen Vorlagen drei sehr wichtige Gesetze erledigt. Das erste ist die förmliche Abschaffung der allgemeinen Dienstpflicht d. h. des Volksheers gemäß dem Friedensvertrag von Versailles, der Deutschland zur Aufrcchtcrhaltung der Ordnung im Reich nur ein Freiwilligenheer be­läßt, das bekanntlich nach dem Vertrag von Spa am l. Oktober ds. Js. aus 100000 Mann herabgesetzt sein muß. Der Abg. H a a s-Karlsruhe meinte, man sollte in Deutschland den Tag mit Trauer begehen.

Das zweite wichtige Gesetz betraf die Gewährung von Straffreiheit für begangene Straftaten gegen das Reich und für Straftaten, die bei der Abwehr der hoch­verräterischen Unternehmungen verübt wurden. Ausge­nommen sind Verbrechen wider das Leben, Raub, Brand­stiftung nsw., ebenso haben die Airstifter und Führer keineAmnestie" zu erwarten.

Das dritte Gesetz endlich führt das erste Protokoll von Spa durch, die Entwaffnung der Zivilbe­völkerung. Ter Widerstand gegen dieses Gesetz war im Reichstag besonders hartnäckig, allerdings ans un- öleichartigen Gründen. Immerhin, es ist uns vom Feind ^gezwungen und wirll schon deshalb wie ein Pfahl i« Fleisch.

, Der kurze Aufruhr in Zittau und Löban in Sach­sen, wo wieder einmal unter den üblichen Gewalttätig­keit« «ne Räterepublik ansqerufen wurde, hat aufs neue

gezeigt, oaß in der Zivilbevölkerung noch Waffen m großer Zahl sich befinden, mit denen gefährlicher Miß­brauch getrieben werden kann, wenn aus irgend einem Grund der Menge sich eine Erregung bemächtigt. Und wie leicht und rasch kommen solche Erregungen zustande in unserer Zerr, wo die Nerven allgemein nicht mehr in Ordnung sind! Wie leicht wird es da, sonst ruhige und besonnene Leute zu Ausschreitungen auszreizen! Das hat man bei den stürmischen Austritten gesehen, die sich wegen des Lohnabzugs zur Steuer in einer Reihe großer chemischer Jndustriewerk, wie Leuna, Höchst, Le­verkusen, Schweinsurt, Frankfurt u. a. ereigneten. Jeder ruhig denkende Mensch müßte sich sagen, daß es ebenso verkehrt ist, zum Widerstand gegen ein Reichsgesetz Fa­briken zu demolieren und die Direktoren, denen der Steuer­abzug jedenfalls noch widerwärtiger ist als den Arbeitern, zu mißhandeln, wie wenn man um der Teuerung willen die Waren und Lebensmittel auf die Straße wirst und kaput macht. Wer das ist eben unsere Zeitkrankheit, die nervöse Ueberreiztheit, die das Blut nur gar zu leicht ins Kochen bringt und die sich nur bessern läßt, wenn wir in getreuer Arbeit zu vergessen suchen, was nicht Ml indem ist; und die Rückkehr zu intensiver Arbeit Wiedemm ist abhängig von befriedigenden Ernährungs­verhaktnissen. Die Ernte, und wie wir vielleicht hoff« dürfen, eine gute Ernte steht vor der Tür; kommt sie auch gut in die Scheunen, dann werden die größten Entbehrungen ja Wohl Überstunden sein und wir be­kommen wieder Brot, richtiges Brot, nicht das kaum ge­nießbare, für die Ernährung fast wertlose Gemischt das Man setzt noch tür 2,50 Mk. das Pfund kaufen muß.

An schiceren Sorgen werden wir freilich noch lange zu tragen haben, nach innen und außen. Daran ge­mahnt uns u. a. die Denkschrift, die der Reichs- ffnanzministcr Tr. Wirth dieser Tage dem Reichstag hat zugehen lassen. Darnach wird der Reichshaushilt im Jahr 1020 mit einem Fehlbetrag von etwa 40 Mil­liarden ab schließen, wovon die Hälfte aus Eisenbahn und Post kommt. Die Schuldenlast wird Ende dieses Jahres eine Höhe von 239 Milliarden erreicht haben, während 1913 der Gesamtbedarf des Reichs nur etwa der zehnte Test des Fehlbetrags von 1920 '.rar. Man wird cs verstehen, wenn der Reichssinanzminifter dringende Mah­nungen an das deutsche Volk richtete, dem Ernst der Lage die volle Aufmerksamkeit zuzuwenden und Leben und Treiben darnach einzurichten.

Dazu kommr nun, daß der russisch-polnische Krieg Europa und vor allem Deutschland vor Fragen von ungeheurer Bedeutung und Tragweite gestellt hat- Polen ist zu Boden geworfen; es hat seinen leichtsinnige» Einfall in Rußland, den es aus Anstiften und im Ver­trauen auf die zugesagte Hilfe des Verbands unter* uommen hatte, vielleicht mit dem bleibenden Verlust! der noch nicht 2 Jahre allen neuen Selbstständig lest soweit man von einer solchen in demFreundschchts- verhältnis" zum Verband reden kann zu büßei». Um die Drohungen des Verbands, wofern die Russen die eigentlichen polnischen Grenzen zu überschreiten wag­ten, haben sich die Moskowiter natürlich nichts geküm­mert. Sie wissen ganz gut, daß der Verband nur den Gegner besiegt, der sich von ihm einschüchtern läßt. In dieser Hinsicht ist bei den Russen nichts zu machen. Im Gegenteil, sie haben den geschmeidigen Lloyd George und den wutschnaubenden Millerand ordentlich am Narrenseil herumgeführt, so daß Lloyd George schließ­lich selber nicht mehr wußte, was er sagen oder wie er sich stellen sollte. Bald meinte er so, bald wieder an­ders; heute drohte er den Bolschewisten fürchterlich, am anderen Tag wollte er wieder mit ihnen verhandeln- Das brachte aber den Kollegen Millerand, der bloß Haß und Rache kennt und dazu die Sorge um die 24 an Ruß* land geborgten Milliarden, schier aus dem Häuschen. Millerand möchte nur dreinschlagen oder richtiger dremschlagen lassen, nämlich andere Völker, die sich der Verband durch seineWohltaten" verpflichtet zu haben glaubt. Ja, daran hat die Kriegspartei im Verband sogar gedacht, Deutschland die Niederwerfung des Bolschewismus zu übertragen. Der edle Lord Curchill, der zur Zeit britischer Kriegs­minister ist und im Nebenamt die Netze des Völker-; bunds häkelt, schrieb in einem Zeitungsartikel, die euro­päische Frage des Bolschewismus wäre für Deutschland eine prächtige Gelegenheit, sich seiner bergeshohen Sün­denlast zu entledigen und indem es sich freiwillig zum Grenzwächter der westlichen Zivilisation" mache, die Verzeihung dos Verbands und die Ausnahme in den

Heiligen britischen Völkerbund oder wenigstens da Aus­sicht dazu zu erlangen. Allzu große Gutmütigkeit macht dumm, das sieht man an den Deutschen; aber Hoch­mut macht noch dümmer. , Jedenfalls sind wir Deutschen nicht so dumm, daß wir glaubten, wir müßten unser Seelenheil von Herrn Churchill erkaufen. Ob die Ru­mänen, die Tschecho-Slovaken die Serben haben be­reits abgesagt - - ja, man höre und staune, die Ungarn und Bulgaren Gelüste tragen, wie ihnen zugemutet wird, die Nachtwächter für die gefährdeten westlichen Geld­kassen 'u sein, wissen wir nicht; aber das wissen wir, daß nur die ganzeivestliche Zivilisation" gestohlen werden kann und daß wir keinen Finger für dieses Asterbild der Menschheitsentwicklung rühren werden.

Wenn es nötig werden sollte, daß wir dem russischen Ansturm im Osten entgegentreten, so würden wir es tu» für deutsche Kultur. Ob es dazu kommt, weiß heute noch niemand, aber keinesfalls wird Deutschland sich von anderen in einen Waffenstreit mit den Russen hineinhetzen oder hineinlocken lassen. Auch Lloyd George scheint das eingesehen zu haben. Darum sagte er im Unterhaus: es ist nicht beabsichtigt, Deutschland zur Teilnahme an der Abschließung Rußlandseis- znladen". Mit ehrlichen Waffen wollen die Engländer den Russen überhaupt nicht mehr zu Leibe die Er­fahrungen sind zu bitter. Aber die militärischen Sach­verständigen Großbritanniens wollen es wieder mit der bewährten Hungerblockade, dem Glanzpunkt der lvestlichen Zivilisation", probieren und mit Hilfe der Ketten des Völkerbunds glauben sie dann wenigstens eine» Stacheldraht um Rsnßland legen zu können, das zu betreten zn gewagt ist. Deuffchland kann und darf aber auch die ihm etwa zugedachte Beteiligung an der Stacheldrabt- bildung nicht annehmen. Die ganze Zukunft Deutschlands, das von dem Haß und Neid der -westlichen Zivilisa- tionsträgcr verfolgt ist, beruht darauf, daß es wieder in wirtschaftliche Beziehungen zum großen Osten, zu Rußland kommt, ebenso wie das Lebensinteresse Ruß­lands nach einer Verbindung mit Deutschland gerade­zu schreit. Die vom Verband zwischen beiden anfaerichtete Schranke, das selbständige feindliche Polen, muß fallen; sie müßte fallen und wenn es erst in Jahrhunderten wäre. Höchst wahrscheinlich ist es aber schon jetzt um die Schranke geschehen; sie soll eine Brücke werden. Keine rote Brücke für die Weltrevolution, wie Trotz!! sagte, sondern eine Brücke zum Wiederaufbau des wirt­schaftlichen und sozialen Lebens in Deutschland wie in RuUand. Das hoffen wir. denn nur das liest rm Interesse der beiden großen Völker, Den Bolsch'wis- mus dagegen, den können die Russell für sich behalte», wir brauchen und wollen ihn nicht. Lenin ließ sagen, die Russen kommen als Freunde an die deutschen Grenzen. Mit Vorsicht wollen wir das vorläufig glaw- den Englische und französische Blätter faseln dagegen schon van Geheimverträgen: Rußland soll erst alles holen, was in Polen nicht niet- und nagelfest ist, dafür soll Deutschland wieder Posen oder gar später ganz Polen erhalten. Daß nach der Niederwerfung Polens, dem mit der neuerdings von Lloyd Georg» versprochenenvollen moralischen Hilfe" Nicht sehr ge­dient sein wird. Posen und Westpreußen mit Dan­zig an Deutschland zurücksallen müßten, ist so selbst­verständlich, daß die Reporterphantasie in London und Paris nicht nötig gehabt hätte, sich mit der Erfindung der Geheimverträge in unnötige Kosten zu stürzen.

Aber gerade das, daß dir W endung in PolenuNter Umständen geeignet wäre, auch in der Lage Deutschlands eine Wendung herbeizusühren und die unausbleibliche Revision" des Friedensvertrags anzubähnen, scheint ge­fährlich werden zu können. Von Seiten des Verbands wird ohne Zweifel alles geschehen, Deutschland nicht zum Aufatmen kvmmen zu lassen. Wir sind ja noch lange nicht aus den Zangen. Ende September soll dieWie­dergutmachung", das heißt auf deutsch die Kriegs­entschädigung in Genf festgesetzt werden. Was wird da nach der Niederlage von Spa Arauskommen? Wenn Deutschland aber die polnische Wendung hier und anders» wo oder künftig nicht auSzunützen versteht oder ver­mag dann allerdings ist die Gefahr nicht abznweisen, daß die moskowitischeFreundschaft" wie die Lieb« des Wolf- zum Lamm sich gestaltet nick daß aus der wirt­schaftlichen Gvenznachbarschast wirklich eine rote Drücke wird