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chwarzwälder Tageszeitung. Kir die O.-A.-Bezirke Nagold, Freudenftadt und Talw.

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Fortgesetzt

»erde« Brkelluugea auf ««sere Zeitung ,Aus de» Tau« »eu* eutgegeugeuomme«.

Koalitionskriege.

In derDeutschen Allg. Ztg." stellt der Reichs minister des Auswärtigen, Tr. .Simons, im Anschluß an einen Artikel, den der in Paris lebende russische Sozialrevo­lutionär und Parteigänger Kerenskis, Burzew, der Herausgeber der antibolschewikischenCause commune" in Paris, in derVossischen Zeitung" veröffentlicht hatte, Betrachtungen über den Bolschewismus und die Taktik der Westmächte an. Tr. Simons sagt von BurzewS Aufsatz, daß er in seinem flammenden Eifer einerseits zwar an die Kreuzzugspredigten des heiligen Bernhard von Clairvaux erinnere, fährt aber dann fort:

Ich hoffe von Herzen, daß dieser Aufruf zum Kampf gegen Räterußland im deutschen Volk kedr Echo findet. Sollte sich wirklich die deutsche Jugend, die für die Größe des alten Reichs so furchtbare Opfer gebracht hat, dazu verführen lassen, die letzte Kraft des neuen Deutschlands in den Kampf gegen den Bolschewismus zu werfen, so würde sie zu spät erkennen, daß sie nicht für die Ideen der abendländischen Kultur, sondern für die Milliardenforderungen der Gläubiger Rußlands geblutet hat. Ich glaube gern, daß Burzew von reinstem Eifer für seine Sache durchglüht ist; aber auch der heilige Bernhard wußte nicht, daß er die Ge­schäfte der italienischen Reeder, Händler und Bankiers besorgte. Ter Bolschewismus hat als Formel eines Prak­tischen Glaubens viel Aehnlichkeit mit dem Islam. Er ist wie dieser eine verzehrende Flamme; man kann seinen Bekennern die Propaganda ebensowenig verbieten, wie man die Nachfolger des Propheten davon hätte abhalten können, die Lehre des Koran zu verbreiten. Wie der Islam allmählich an die Grenzen anstieß, die seiner Aus­dehnung durch die geistige Struktur der abendländischen Völker und durch seine eigne religiöse Einseitigkeit gesetzt waren, so wird auch der Bolschewismus seine natür­lichen völkischen Schranken finden. Die deutsche Natur ist nicht bolschetvistisch; nur der Krankheitszustand, in den Krieg und Blockade unsre Bevölkerung versetzt haben, öffnete den kommunistischen Ideen einen so breiten Eingang in den Volksorganismus. Ter Deutsche ist aber äußerst empfindlich gegen die Verfälschung des geistien Kampfes durch materielle Machtmittel; jeder Versuch, uns mit Feuer und Schwert von der Richtigkeit der bolschewi- kischeu Ideen zu überzeugen, würde eine geschlossene Geg­nerschaft finden. Wir haben weder für den Kreuzzug Westeuropas gegen den Bolschewismus, noch für den Heiligen Krieg des Bolschewismus gegen Westeuropa etwas stbrig. Es gibt aber noch einen anderen Vergleich für die heutige Lage der russischen Revolution und der Koali- üonskriege. Wie sich nach 1790 die Kabinette Europas gegen die Erhebung des französischen, vom dritten Stand geführten Volks zusammenscharten, so erleben wir jetzt die Versuche der kapitalistischen Regierungen des Westens, gemeinsame Aktionen gegen die kommunistische Regie­rung Rußlands ins Werk zu setzen. Wir sehen dieselbe ge­fährliche Emigrantenpolitik, die den alten Mächten Euro­pas um die Wende des achtzehnten Jahrhunderts so schwere Niederlagen eingetragen hat. Die französische Revolution ist gegen alle Koalitionen siegreich geblieben, solange sie als Weltanschauung angegriffen wurde. Sie unterlag in ihrem genialsten Führer, als sie sich an- gernaßt hatte, ihre politische Taseinsform den andern Böllern gewaltsam aufzudrängen. In der Verteidigung des eignen Bodens und der eignen Art fanden Spanien, Rußland und endlich Deutschland die Kraft, dem Sieges­lauf der französischen Revolution Halt zu gebieten.

Man lernt nicht aus der Geschichte!^ Sonst würde Frankreich nicht die Seele der neuen Koalitionskriege gegen das revolutionäre Rußland sein; sonst würde Ruß­land sich hüten, seine revolutionären Ideen mit Waffen­gewalt in das Gebiet fremden Volkstums hineinzutragen. Aber wie dem auch- sei, die deutsche Politik wird weder den einen ,roch den andern Fehler mitmachen. Sie wird ehrlich neutral bleiben, und wer sie daran hindert, der wird, bas hoffe ich zuversichtlich, das deutsche Voll W geschlossener Abwehr bereit finden. Wenn auch die Machtmittel Deutschlands durch den Frieden von Ver­sailles zerschlagen find, so ist es doch selbst für die heutigen Gewalthaber gefährlich, den einheitlichen Wil­len eines großen Volks zu mißachten.

Deutscher Reichstag.

Berlin, 4. Aug.

Nachdem in der heutigen Sitzung nach unerheblicher ivet-

< lerer Aussprache der Rothaushalt bewilligt war, ging da»

I Haus über zu der Anfrage über die Arbeitslosigkeit.

> Abg. Körsten (S.) begründet die Anfrage, die lautet: Wo«

! gedenkt die Reichsregierung gegen die zunehmende Arbeitslosig- ! «eit zu tun? Eine Anrechnung der gewerkschaftlichen Erwerbs- i losmunterstützung auf die staatliche würde die Gewerkschaften

j zu schärfstem Kampf hernusfordern.

! Reichsarbeitsminister Brauns: Die starke Arbeitslosigkeit ist i ein Ausfluß unserer überaus schwierigen Gesamtiagr. Mit einer sehr langen Dauer der Krise braucht nicht unbedingt gerechnet ! zu werden, weil der Bedarf auf den meisten Gebieten immer

, noch größer ist als der Vorrat. An dem Ausbau der Arbeiis- ! Vermittlung wird mit allen Kräften gearbeitet. Ein Reichsgesetz

i über Arbeitsnachweise ist im Entwurf fertig. In der Land-

- Wirtschaft bedürfen wir einer Vermehr.mg der Arbeitskräfte, j Ueberstunden sollen möglichst nur die unersetzlichen Arbeiter­kategorien leisten. Mit Notstands«, betten wurden 1919 über

- 330 MO Arbeirer beschäftigt, wozu das Reich 470 Millionen « Mark hergab. Die Crwerbslosenfürsorge wird auch neben der

Versicherung gegen A.beitslosigkeit notwendig bieiben. Das Reich i und die Länder haben bisher an Arbeitslosenunterstützung ! 400 000 OM Mark ausgrzahlt. Me Unterstützung muß künftig ! Wegfällen, wenn ein Arbeitsloser eine nachgewicsene geeignete i Arbeit nicht annimmt und daß die Gewerkschaftsunterstützung ! in Anrechnung kommt. Jeder Streik ist jetzt die Wurzel- neuer Arbeitslosigkeit.

Abg. Dißmann (U.S.P.) begründet einen Antrag seiner Par­tei. Darnach soll die Erwerbslosenunterstützung auf das unter Mitwirkung der Gewerkschaften jeweils festzusetzmdeExistenz- Minimum" erhöht und ohne Rücksicht auf die Dauer der Er­werbslosigkeit bMhIt werden. Die höheren Sätze sollen rück- wirkend bis 1. Marx 1920 gelten und für Männer und Frauen gleicd sei». Ein Arbeitszmcmg solle nicht ausgeiibt w? rcn.

Darauf vertagt sich das Haus auf Donnerstag.

Berlin. 5. Aue,.

! Dritte Beratung des Gesek"i.ti,'uns über die Entwaffnung der ! Bevölkerung.

i Abg. Rosenfeld (U.S.P.) legt nochcmmal den ablehnendes

I Standnunkt feiner Partei dar/

i Außenminister Dr. Simons: Der Friedensvertrag und das j Abkommen von Sna verpflichten uns, ein solches Gesetz vor- zulegen. Der Reichskommifsar untersteht ebenso der Kontrolle ! des Reichstags wie die Regierung. Die Neutralität darf keines, i falls verletzt werden. Besetztes oder unbesetztes Gebiet es ! bleibt deutsches Gebiet und darf unter keinen Umständen zu einer f Operationsbasis für eine der beiden kriegführenden Parteien , werden. Mit dem Geschäftsträger der französischen Republik I hatte ich gestern eine sehr ernste Unterredung über die Flag-

< genfrage. Die Lage in zwar gespannt, aber es wird alles

; geschehen, um eine Entspannung herbeizuführen.

> Zu 1 wird ein Zusatz angenommen, wonach non der Ab-

> lieleruna mir die Reick'ivohr und die zur Ausübung ihres Be-

! rufs mit Waffen versehene Beamtenschaft befreit ist.

! Gemäß tz 6» bekommt der Reichskommissar einen vom Reichstag gewählten Beirat von 15 Personen. Das Recht de» Reichs-

- Kommissars, die Abgabe eidesstattlicher Versicherungen zu ver­langen, wird wiederhergestellt.

! Abg. v. Gas'witz (D.natl.Vp.) erklärt, daß ein Teil seiner

Freunde mit Rücksicht auf Ruhe und Ordnung, für das Ge­setz stimmen werde. Dieses wird schließlich mit sehr großer Mehrheit gegen die Unabhängigen, die Bayer. Bolkspartei und einige Deiitschnationale angenommen.

Darauf wird die Aussprache über dir soz. Interpellation betreffend die Arbeitslosigkeit fortgesetzt.

Aba. Andre (Z.): Es ist zu befürchten, daß di« Krisis lange dauern wird. Die Unternehmer müssen sich jetzt mehr als se ihrer sozialen Pflicht bewußt sein und dürfen Arbeiter ohne zwingende Not nicht entlassen.

Abg. Lambach (D.natl.Vp.): Der Mangel an ausländischen Rohstoffen ist der Grund der Arbeitslosigkeit. Durch die Schwankungen der Valuta sind alle wirtschaftlichen Grund­lagen erschüttert.

Arbeitsminister Brauns: Das Realeinkommen des deutschen Volks ist gesunken. Die Arbeiter stehen verhältnismäßig des- ser, als viele andere Bolkskreise, z. B. die meisten Beam­ten und Akademiker. Eine Gleichstellung der Frauen mit den Männern ist bezüglich der Arbeitslosenunterstützung nicht er­forderlich.

Abg. Moldenhauer sD.Bp.s: 3« dein Antrag der Unab­hängigen sind Gesichtspunkte enthalten, über die sich reden läßt. Aber wir sind dagegen, daß die Arbeitslosenunterstützung wahl­los gewährt wird. Die Arbeitslosenunterstützung darf nicht zu einer Ausbeutung durch die Arbeiter selbst werden.

Abg. Erkelenz (D.d.P.): Auf den Aufbau des Arbeits­nachweises darf man nicht allzugroße Hoffnungen setzen.

Abg. Iaud (Bayer.Vp.) tritt für die Handwerker rin, de­nen aus den Reichsbetrieben mancherlei unliebsame Wettbewer­ber erwachsen.

Abg. Kaiser (S.): Durch Verlängerung der Arbeitszeit wür­de nur das Heer oer Arbeitslosen vermehrt. Hauptsache sei die Bezahlung der Arbeiter.

Arbitsminister Brauns: Das Reich wird 35 Millionen Mark für dauernd Erwerbslose zur Verfügung stellen, die Angehö­rige zu versorgen hüben, in der Voraussetzung, daß auch die Länder «inen Zuschuß gewähren, sodaß man im ganzen zu einem Fonds von 60 Millionen kommt.

Der Antrag der Unabhängigen wird dem Volkswirtschaftlichen Ausschuß überiviesen.

Der Präsident wird ermächtigt, di« Anberaumung der näch­sten Sitzung selbst zu bestimmen.

Der Reichstag wird voraussichtlich erst im Oktober wieder

Neues vom Tage.

Die Notlage der Presse.

Berlin, 5. Aug. Die Notlage der großstädtischen Presse war Gegenstand der Beratung in einer Sitzung, die gestern stattfand. Man war einstimmig der An­sicht, daß eine Herabsetzung der Papierpreise ans etwa die Hälfte der gegenwärtig festgesetzten amtlichen Preise notwendig sei. Allseitig wurde auch die Steigerung der Truckfarbenvreise, jetzt etwa 4000 Prozent der Friedenspreise, als ungeheuerlich bezeichnet und be­schlossen, sich die Willkür der Farbenfabriken, die ihre zurzeit fast monopolartige Machtstellung rücksichtslos zur Geltung bringen, nicht länger bieten zu lassen. Der Vor­stand wurde beauftragt, schleunigst die Vorarbeiten für dis Begründung einer eigenen Druckfarbe n- fabrik der Zeitungsverleger in die Hand zn nehmen.

Krieg im Osten.

Warschau, 5. Aug. Der polnische Bevollmächtigte für die Waffenstillftandsverhandlungen in Kobrin, General Rvmberg ist nach Warschau zurückgekchrt und hat dem Landesverteidigangsrat die russischen Bedingungen bekannt gegeben.

Parks, 3. Aug. DerTemps" meldet, die Verbün­deten haben der polnischen Regierung bestimmte Wei­sungen gegeben, wie weit sie den russischen Forderungen entgegenkommen könne. Sollten die Verhandmngen schei­tern, so werden die Verbündeten zu entsprechenden Hilfe- maßnahmen sich verpflichten. Es sei unnütz, sagt der Temps" weiter, zu verheimlichen, daß die Nachrichten aus Polen sehr ernst sind. Die französische Regierung habe die Frage geprüft, welche Folgen die Einnahme von Warschau für Ungarn, Rumänien, die Tschecho- slvvakei und Bulgarien haben könne. (Die Staa­ten sollen, mit anderen Worten, veranlaßt werden, fick für den Verband die Finger zu verbrennen ) Padcrewskis Klage.

' Der frühere polnische Ministerpräsident Paderewski erklärt^ Lloyd George habe in Spa gegenüber dem polnischen Ministerpräsidenten Grabski eine an­dere Sprache geführt, als Bonar Law im eng­lischen Unterhaus. Grabski habe in Spa die schrift­liche Erklärung erhalten, daß Großbritannien Poren helfen werde und daß seine Existenz inner­halb der polnischen Grenze gesichert werden würde. Pa- dereswski fragt: Wer hilft uns in diesem Augenblick? Ich kann sagen, nur Frankreich. (Es ist allerdings Tat­sache. daß Lloyd George seine Stellung zu Polen drei bis viermal geändert hat.)

Riga, 5. Aug. Die russisch-lettischen Friedensverhand- tungen nähern sich dem Abschluß. _

>daag, 5. Aug.' Das Hollandsch Nieuwe Bureau melder, der Papst habe nach dem Empfang des pa­nischen Vertreters alle übrigen auswärtigen Vertreter gebeten, bei ihren Regierungen darauf hinzuwirken, daß dkM völligen Zusammenbruch Polens vorgebeugt werde.

London, 5. Aug. Die englisch-indische Besatzung in Kura (Mesopotamien) hält sich noch, ein Teil der Stadt ist jedoch bei einem Angriff der Araber in Flammen ivlfgegangen.

Die Konferenz in Genf.

London, 5. Aug. LautTimes" sind die Sachver­ständigen für den 28. August bis 7. September berufen worden. Man glaubt übrigens, daß die Konferenz noch­mals verickivben werde.

Erfundener Gcheirnvertrag.

Maris, 5. Aug. Havas verbreitet eineTimes"- Meldung, zwischen Deutschland und Sovjetrußland be­stehe ein Gcheimvertrag, wonach Rußland sich aller Waf­fen, Munition, des Eisenbahnmaterials in Polen be­mächtigen und die Ausfuhr Polens durch rote Bevoll­mächtigte überwachen dürfe, wogegen Polen nach einer gewissen Zeit an Deutschland abgetreten werde. (Es ist wohl nicht nötig, dieses Hirngespcust zu widerlegen.)

Das neue Kabinett in Baden.

...rrlsrnhe, 5. Aug. Der Landtag hat in ww r gestrigen Abendsitzuug die Umbildung des Kabinetts vo - genommen, das sich nun folgendermaßen zusammensetzt: Staatspräsident und Justizminister Abg. Trunk (Zentr.), Finanzminister Köhler (Zentr.), Stellvertre­ter des Staatspräsidenten Abg. Remmele (Soz.), Ar­beitsminister Abg. Rückert (Soz.), Minister fiir Kul­tus und Unterricht Abg. Hummel (D.d.P.). Neu ist in