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Kchwarzwälder Tageszeitung. Klr die O.-A -Bezirke Nagold, Freudenftadt und Talw.
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Dienstag, de» IS. Sali
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Die Konferenz in Span.
Die Sitzung verschoben
* Gpa, 12. Juli. Als die deutschen Delegierten heute du, vor 11 Uhr vor dem Schloß de la Fraineuse vorfuh
ien, wurde ihnen mitgeteilt, daß die Konferenz verschoben sei. Man bedauere außerordentlich, daß sie sich haben herbemühen müssen. Die Beratungen der Alliierten seien jedoch noch nicht abgeschlossen und man habe sofort den Versuch gemacht, die deutsche Delegation rechtzeitig telephonisch zu benachrichtigen. Leider sei der Anruf zu spät gekommen, da mitgeteilt wurde, die deutschen Delegierten seien bereits abgefahren. Generalsekretär Rollan fügte hinzu, er sei ausdrücklich ermächtigt, zu erklären, daß die Beratungen des Obersten Rates fruchtbar fein würden. Der Reichskanzler erwiderte, daß wenn ein solches Ergebnis der Beratungen in Aussicht stehe, er gern mit der Vertagung einverstanden sei.
Etne Sonderbesprechmrg.
WTB. Spa, 12. Juli. Heute Nachmittag '/?4 Uhr hatte eine S»«derbespr«chit»s der Chefs der hier vertrete»« Regternnge« stattgefunden, an der von deutscher Seite Reichskanzler Fehrenbach, Dr. Simons, Ministerialdirektor Simson und Legationsrat Reinhardt teilnahmen. Von den Alliierten nahmen Delacroix, Millerand, der fran» zöstiche Finanzminister Marsal, Lloyd George, Evans, Graf Sforza und Botschafter Chinoa teil. Es wurde sofort die A»hle»frage beraten und mitgeteilt, daß an den Grundsätzen der Kohlenlieferung festgehalten werdm solle, daß namentlich dir Reparationskommisfion von Zeit zu Zeit die Ziffern der deutschen Ablieferungen an dir Entente sestzusteüen habe. Die Ziffer beträgt zur Zeit 2,5 Millionen Tonnen monatlich. Die Entente habe unter Berücksichtigung der inneren Schwierigkeiten Deutschlands beschlossen, diese Summe versuchsweise für die nächsten 6 Monate auf zwei Millionen Tonnen herab- zufetzen. Im Namen der deutschen Delegation erklärte Dr. Simons, eine Antwort nicht erteilen zu können. Er müsse sich vorher mit den Sachverständigen besprechen. Die Minister zogen sich darauf zurück und berieten mit den deutschen Sachverständigen. Diese erklärten Übereinstimmend, daß die vorgeschlagene Zwei-Mi!lionen-Zi ff er eine Unmöglichkeit dar stelle. Wir können sie wohl verspreche«, würden jedoch nicht in der Lage sein, sie tatsächlich zu liefern, umsoweniger, als zur Zeit die deutschen Lebens- mittellieserungen im Ruhrgebiet außerordentlich schlecht seien. Die Arbeiter würden nur unter größten Schwierigkeiten weiter bei der Siebenstunden-Schicht gehalten. Es werde vielleicht, wenn die Lebensmittel sofort in ausreichender Menge verschafft würden, eine Erhöhung des deutschen Angebotes auf 1,4 Millionen Tonnen monatlich möglich sein. Wir würden außerdem sofort energisch an das Siedelungswerk gehen und Neueinstellungen von Bergarbeitern vornehmen. Es bestände dadurch begttlndete Hoffnung, innerhalb Jahresfrist eine weitere Steigerung von monatlich 300000 bis 400 000 Tonnen zu erzielen, sodaß nach einem Jahre die Ablieferung auf 1,7 bis 1,8 Millionen Tonnen monatlich erhöht werden könnte. Zur Antwort kehrten die deutschen Delegierten in die Vollsitzung zurück und Minister Dr. Simons erklärte, er bedauere, eine bessere Antwort nicht geben zu können. Aber er könne nichts versprechen, wovon er wisse, daß wir es nicht halten können. Die Regierung könne nichts versprechen, wozu Arbeiter und Unternehmer sich nicht bereitfinden würden. Der Minister schilderte dann die schwierige Lage im Ruhrgebiet, dessen Arbeiterschaft sich keineswegs weder von der Entente noch von Deutschland etwas diktieren lassen würde, was am Gxünen Tische beschlossen sei. Sollte die Entente weiteres Entgegenkommen nicht zeigen wollen, so zögen wir es vor, uns der Entscheidung der Reparationskommission zu unterwerfen. Sie könne daun aber auch die Exekutive für ihre Beschlüsfe und die Verantwortung dafür übernehmen. In Deutschland sei die ö ffentlich e M e inung schon aufs höchste erregt, durch d as D i kta tsy st e m, dashier in Spa angewandt werde. Es sei Zeit, daran abzugehen, wenn nicht schlimme Folgen eintreten sollten. Die Alliierten berieten lange Zeit untereinander und teilten dann mit, es müßte in der Kohlen- frage beim Besagten sein Bewenden haben, wenn die deutsche Regierung nicht noch anders bestimmte Vorschläge machen könnte. Besonders Lloyd George war der hier eingriff und eindringlich betonte, er sei in dieser Frage, da keine Tonne der gelieferten Kohlen für . .England bestimmt sei, unser guter unpatteeischer Freund.
Er riet nochmals dringend, die Angelegenheit ernstlich zu prüfen und neue Vorschläge zu unterbreiten. Minister Dr. Simons erklärte, wir würden uns nochmals mit den Sachverständigen beraten. Wir müßten aber Ruhe und Muße zu dieser ernsten Entscheidung haben. Wir würden morgen unsere Antwort Mitteilen. Er verstehe es wohl, daß den Alliierten eine zahlenmäßige Feststellung dringend erwünscht sei. Es wurde sodann sofort in die Beratung der allgemeinen Reparationen eingetreten, die nach dem Vorschlag der Entente in einer gemischten Kommission beraten werden sollen, die um 11 Uhr vormittags zum ersten Mal zusammentritt. — Die Sitzung der bevollmächtigten Regierungsvertreter wurde auf morgen Nachmittag Vr4 Uhr vertagt. — Bei der heutigen Beratung der Regierungschefs in kleinem Kreise wurde die Unterhaltung ausschließlich in französischer Sprache geführt. Dolmetscher griffen nicht ein.
WTB. Spa, 12. Juli. Nach Schluß der Sitzung des Obersten Rates von heute erklärte Millerand den Journalisten, daß seine Abreise verschoben worden sei. Die Konferenz werde ihre Arbeit sottsetzen, ohne daß ein Termin festgslegt werden konnte. Der Ministerpräsident wird somit am 14. Juli nicht nach Patts zurückkehren.
WTB. Paris, 12. Juli. Wie der Temps-Korrespondent aus Spa berichtet, soll dort bei der heutigen Beratung der alliierten Vertreter Lloyd George lebhaft darauf bestanden haben, daß man die Aufgabe bi» zu Ende durch führe. Unter diesen Umständen werde die Konferenz wahrscheinlich noch die ganze Woche andauern. Einige Blätter sprechen von einer zweitägigen Unterbrechung der Vollsitzung, um die Vorschläge in der Zwischenzeit vom Wiedergutmachungsausschuß prüfen zu lassen.
Spa, 12. Juli. Der Bericht der Sachverständigen in der Kohlenfrage lautet: Die Sachverständigen der Verbündeten sind der Ansicht, daß die von der deutschen Abordnung vorgeschlagenen Ziffern nicht derartig sind, daß sie irgend eine Aenderung in den Anordnungen des am 9. Juli mitgeteilten Protokolls rechtfertigen würden.
Der Wiedergutmachungsplarr.
Spa, 12. Juli.
Der in dcr gestrigen Sitzung von der deutschen Abordnung vorgelegte Plan für die Sachleistungen besagt:
Deutschland ist auf Grund des Art. 236 und der Paragraphen 1—4 der Anlage IV zu Teil VIII des Friedensoertrags verpflichtet, zum Zweckeck der unmittelbaren Wiederherstellung der vom Kriege betroffenen Gebietsteile der verbündeten und vereinigten Mächte diesen nach näherer Bestimmung des Wiedergutmachungsausschusses Material zu liefern, dessen Wert für die Wiedergutmachungsschulö angerechnet wird. Der Wicder- gutmnchuugsausschuß hat diese Lieferungen noch nicht festgesetzt. Der deutschen Regierung sind bisher nur die Anforderungslisten der beteiligten Staaten zur Aeußerung mitgciech worden. Diese letzten, die die verschiedensten Gegenstände, vom Fischlaich, über Vieh, jede Art Rohstoffe, industrielle Erzeugnisse bis zu ganzen Fabriken umfassen, haben eine eingehende Prüfung erfahren. Es wird festzustellen sein, welche Lieferungen im Rahmen der Leistungsfähigkeit Deutschlands angefordert werden können und welche mit Rücksicht auf seine wirtschaftliche Lage, insbesondere den Mangel an Rohstoffen, ganz oder zum Teil unausführbar sind.
Es erscheint folgender Plan zweckmäßig.
1. Deutschland schafft eine umfassende Organisation der gesamten Industrie einschließlich des Handwerks für die Durchführung der Lieferungen. Me Organisation ist zweifacher Art:
s) Soweit die Anforderungen Spezialmaterial betreffen, das hauptsächlich von dcr Großindustrie hergestellt wird, erfolgt die Vergebung durch die Fachverblinde der Industrie. .
b) Soweit es sich um Masstnartikel handelt, an deren Her- stelluna auch Handwerk und Kleingewerbe beteiligt ist, werden die Lieferungen durch ein» Ausglelchsstelle auf die einzelne« Länder des Reichs verteilt und die Lander vergeben die Lieferungen durch besondere AuftragsLmter an Industrie und Hand
werk. Solche AuftragsLmter sind errichtet oder in der Bildung bmriffen in Prenßen, das außerdem Zi ' " " ""
zelnen Provinze» «rri
in Prenßen, das außerdem Zweigstellen flir di« «in
sichten wirb, in Bager«. Sachsen, Würd- -effe«, Thüringen und den ÄansastLdte«.
' als auch die Fachverbände wroen zu Letz-
Bade»,.
sowohl dir Länder als auch die Fachverbände wrden zu stnngsverblstiden bestimmt Als solche können sie nötigenfalls im Zwangsweg zur B wirkung der angeforderten Leistungen
ungehalten werden. Außerdem übernehmen beide die Haftung fiir die tatsächlich» Ausführung.
2 Die Sachlteftrnnge» sind MN Veltmardtpred» zn de-
rechnen.
3. Di« besonderen Aufträge «erden durch dt« von der deud- sche» Industrie bereit, goschaff««» Vermittlungsstelle fit» Wiede»- gntnwchnngoanftrLg« in Frankfurt a. M. »ermittelt.
4 . D« empfiehlt sich, daß von jeder der beteiligten verbündeten »nd vereinigten Mächte «in« doppelte Organisation geschah-
cn wird, die eine für die Prüfung der Aufträge, die andere r die Empfangnahme der Lieferungen.
5. Alle Organisationen sind auszubauen auf Grundlage paritätischer Arbeitsgemeinschaft non Arbeitgeber« «nd Arbeitnehmern.
6. Sicherheitsmaßnahmen sind gegen dir Mißbräuche auszu
arbeiten, die sich bei bureaukratischer Vermittlung von privaten schlc
Geschäften einschleichen/
Sodann heißt es weiter:
1. Die deutsche Regierung erblickt den Zweck der jetzigen Verhandlungen darin, daß versucht werden soll, zu einer vereinbarten, endgültigen Regelung ihrer Wiedergutmachuugspflicb- te« zu gelangen.
2. Me deutsche Regierung weist darauf hin, daß nach ihren
Berechnungen, die bis zum 1. Mai 1921 zu zahlende 2V Milliarden Ma
^..arb Gold nicht nur schon jetzt geleistet sind, sonder» daß bereits «in sehr erheblich höherer Betrag bezahlt ist. Unter, lagen stehen zur Verfügung.
S. Eine. Regelung für die Zukunft, die die deutsche Re- ierung als erfüllbar anerkennen soll, kann nur nach der wirtliche« und finanziellen Leistungsfähigkeit Deutschland» be
messen werden. Hierbei ist besonders die Notwendigkeit zu berücksichtigen, den deutschen Rei.
leichshaushalt zu balancieren.
Sonst werden rasch wachsende weitere schwebende Verschuldung »nb je " ... - -
Papiergeldausgabe jede Leistungsfähigkeit untergraben.
4 . Für das Maß der deutschen Leistungsfähigkeit verweist bi« deutsche Regierung auf die überreichten Denkschriften. Sie geht davon aus, daß insbesondere keine wettere Schmälerung der schon park geschwächten deutschen Volkswirtschaft eintritl und die unentbehrlich?, weltwirtschaftlichen Hilfsquelle» wieder «Wonnen werden. Namentlich muß Deutschland die notwendigen Lebensmittel, Futtermittel, Düngemittel und sonstige Rohstoffe zu angemessenen Zahlungsbedingungen einführen können.
5. Wird die deutsche Lcistungsfähigketr zugrunde gelegt, so ergibt sich folgendes:
s) Die Entschädigungspflicht ist in Iahresbeträgen auszu- drücken.
b) Me Pflicht zur Zahlung wird auf die im Vertrag s«m
Versailles genannte' Frist von 30 Zähren bemessen, c) Die Mindeftjahresbeträgc sind derart zu bemessen, wie " ' .. fette " '
aus Grund der deutschen wirtschaftlichen und finanziellen Lei- ... ?rst '
stungsfähigkeit irgend möglich ist einschließlich der Erstattung der Kosten der Besatzungsarmec.
chm wird, die den durch Sachleistungen zu deckenden Teil der Iahresbcträge übersteigen^ sind sie in bar zum, Weltmarktpreis zu Lezahlen.
e) Da die wirtschaftliche Entwicklung der nächsten 3V Jahr-: heute nicht zu überblicken ist, sott eine Beteiligung der verbündeten Regierungen an einer wesentlichen Besserung der Finanz- «nd Wirtschaftslage Deutschlands vorgesehen werden. Hierfür soll ein Indexschema ausgearbeitet werden.
l) Es ist eine Höchstsümme zu bestimmen, nach deren Abtragung Deutschland von jeder weitcrgchenden Entschädigungs- pslicht frei wird.
Zum Schluß wird eine Anregung gegeben, den Wiederaufbau dcr zerstörten Gebiete durch ein internationales Sirdelungs- «nternehmen zu bewerkstelligen, indem ein internationales Syndikat gebildet wird, das Unternehmer und Arbeiter aus de» verbündeten und neutralen Ländern sowie aus Mutschland zu den Arbeiten der Aufräumung und Neubauten heranziehen soll. Die Organisationen wären auf der Grundlage paritätischer Ar beitsgcmeinschaft von Arbeitgebern und Arbeitern auf?,'. '»?
Warum der Krieg verloren ging.
Die Literatur über den Weltkrieg hat in den letzten Tagen eine bemerkenswerte Bereicherung erfahren durch ein Buch, das der bekannte österreichisch-ungarische General Alfred Krauß erscheinen ließ. („Die Ursachen unserer Niederlage", Verlag I. F. Lehma"!'. München.) Krauß führte beim Ausbruch des Kriegs eine Divisiotz gegen Serbien, dann ein Armeekorps, war Generat- stabsches des Erzherzogs Eugen auf verschiedenen Kriegs-- schauplätzen und befehligte zuletzt eine Armee im Osten. Ms der Generalstabschef von Conrad Hötzendorss von dem
jungen Kaiser Karl abgesägt, oder wie der Kaiser sich
ausdrückteH „abgeschossen" wurde, da kam Krauß als Nachfolger in Frage, aber dr wäre, wie der deutsche General v. Cramon in seinem Buch über den Welt« krieg schreibt, dein Kaiser Karl wegen seiner selbständigen Art auf die Tauer nicht genehm gewesen und so fiel die Wahl aus Arz von Straußenburg. Krauß schreibt natürlich zunächst vom österreichischen Standpunkt aus, sein Urteil ist aber auch da beachtenswert, wo er von den deutschen Verhältnissen spricht und sie nicht selten einer herben .Kritik unterwirft.
Krauß spricht zunächst von den zahlreicken Unterlassungen und Versäumnissen, dem Forrwurstetn und Gegeneinanderregieren in L ester reich'Ungar n, von den verpaßten Gelegenheiten vor dem Krieg und während des Kriegs. Die Monarchie war morsch, sagt er, aber nur in ihrer Führung, nicht in ihren Grundlagen. Da lonnte von einer kraftvollen, zielsicheren Ausieupvlitiit nicht die Rede sein, sowenig wie in Deutschland.
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