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KchwarzwAder Tageszeitung. Kir die O.-A-Bezirke Nagold, Keudenftadt und Talw

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Vas Ende der Zwangswirtschaft.

Der Reichsernührungsminifter Dr. Hermes geht allen Ernstes daran, die Zwangswirtschaft Schritt für Schritt «ms der Welt zu schaffen. Für das neue Erntejahr wird nur noch die öffentliche Bewirtschaftung der wich­tigsten Lebensmittel, wie des Getreides, der Kartoffeln, der Milch, des Zuckers beibehalten. Die Zwangswirtschaft mag ruhig dahingehen, niemand wird ihr Verschwinden bedauern: sie hat die Hoffnungen nicht erfüllt und konnte sie nicht erfüllen, die viele auf sie gesetzt hatten. Ge­wiß war es" gut und notwendig, die vorhandenen Vor­räte an Lebensmitteln zu erfassen und möglichst gleich­mäßig zu verteilen, um die Verschwendung und den zn starken Verbrauch durch die wohlhabenden Schichten zu verhüten, aber es war ein Unding, auch solche Lebens­mittel der Zwangsbewirtschaftung durch die Höchst­preise zu unterwerfen, die noch gar nicht da waren, die erst angebaut werden sollten. Mindestens hätte bei den Höchstpreisen mit den Preissteigerungen auf anderen Gebieten, wie sie durch die Steuern, die Verteuerung der Kohlen, der Eisenbahnfrachten, durch die Steigerung der städtischen Arbeitslöhne usw. herbeigeführt wurden, gleicher Schritt gehalten werden müssen. Wie schwer die Landwirtschaft davon betroffen wurde, davon hat man in den Städten doch wohl nicht die richtige Vorstel­lung gehabt und hat sie vielfach heute noch nicht. In der 6. Sitzung des Reichstags vom 2. Juli d. I. hat der Reichsminister Hermes mitgeteilt, daß nach den Ermittlungen der Prüfungskommission, die aus Angehö­rigen der verschiedenen Jnteressentengruppen zusammen­gesetzt war, die Kosten der landwirtschaftlichen Erzeugung allein in den ersten fünf Monaten dieses Jahres um etwa 70 Prozent gegenüber dem Vorjahr gestiegen sind. Bei der Preisfestsetzung für die kommende Ernte hat das Reichsernährungsministerium daher eine durchschnitt­liche Preissteigerung von ungefähr 55 Prozent zur Grund­lage genommen. Nebenbei bemerkt, werden als Preise für die noch der Zwangswirtschaft unterliegenden Le­bensmittel vorgesehen: für Haber, 75 Mk., für Roggen 77.50 Mk.. Weizen 85.25 Mk., Kartoffeln 25 Mk. der Zentner, wobei eine nachträglich Preiserhöhung aus­geschlossen sein soll, während im Interesse einer mög­lichst raschen und reichlichen Ablieferung der neuen Ernte wiederum Frühdruschprämien gewährt werden.

Die Wirkungslosigkeit der Zwangstvirtschaft, um nicht geradezu von ihrer Schädlichkeit zu reden, bestand nun. aber darin, daß sie neben der wirtschaftspolitisch bedenklichen Kontrollieruna der Erzeugung, die in ihrer ungeschickten Ausübung oft so unerträglich wurde der Landwirtschaft zumutete, die wichtigsten Erzeugnisse un­ter den eigenen Gestehungskosten abzuliefern. Was war die Folge? Nach der Reichsstatistik für Abbau und Ernte, die im Frühjahr 1920 erschien, ist im Jahr 1919 die Anbaufläche für Brotgetreide gegenüber dem Jahr 1913 um 1300000 Hektar, diejenige für Kartoffeln um 660000 Hektar und diejenige für Zuckerrüben um 120000 Hektar zurückgegangen, wobei die von Deutsch­land abgetrennten Provinzen in beiden Jahren abge­wogen sind. Dafür haben die Kleeäcker um 330000 Hektar, die Felder mit Futterbau um 280000 Hektar^ und die Wiesen, die am wenigsten Arbeit beanspruchen,, gar um 730000 Hektar zugenommen. Während also der Anbau von menschlichen Nahrungsmitteln um 2080 000 Hektar gesunken ist, 'hat der Futteranbau eine Vermehrung um 1340000 Hektar erfahren, der Rest, nämlich 740000 Hektar, ist von der Anbaufläche vvIWndig verschwunden. Dafür hat das Reich bereits mehr als 10 Milliarden Mark für die Beschaf­fung ausländischer Lebensmittel ausgeben müssen. Auch oei der früheren Anbaufläche wären wir um die Nach-« We aus dem Ausland natürlich nicht herumgekom- Mn, wie nsir denn ja auch schon in Friedenszeiten fremde Einfuhr brauchten, um für etwa 10 Millionen von den 64 Millionen der damaligen Bewohner des Reichs das Brot zu schaffen. Nach dem Ernteergebnis von 1919 aber fehlt uns die Ernährnngsmöglichkeit für ttwa 20 Millionen so wie Clemenceau es haben wollte, Da sollte kein Quadratmeter Boden unbearbeitet bleihen. '-s, ist das. Zeichen einer verkehrten Wirtschaftspolitik, wenn Hnnderttausende von Hektar, zumal nach dem Ver­lust der besten Ueberschußgcbiete und angesichts der Aus- Sffogenheit unserer Felder, in Wiesen und Weiden sichi verwandeln und weitere Hnnderttausende einfach btach «egen , , ,

Me Zwangswirtschaft hat sich bemüht, die Lebens- Mittel zu erfassen und zn verteilen, aber sie hat darob

Dienstag, de» S. 3«li

heben. Wirkung: gewaltiger Rückgang des Getreide­baus, Milliardenkäuse im Ausland und obendrein fort­während steigende Lebensmittelpreise. Es ist höchste Zeit, daß darin nun Wandel geschaffen wird. Zwar werden die Lebensmittelpreise zunächst nicht sinken, eher noch steigen, aber die Erzeugung wird wieder zunehmen, und das ist es, woraus es vor allem ankommt. Wir können doch nicht alljährlich 6 bis 7 Milliarden nur für die allernotwendigsten Lebensmittel ins Ausland wandern las­sen, es ist sowieso noch ein tief verschleiertes Geheim­nis, wie wir aus unserer Schuldenlast von derzeit 216 Milliarden sie vergrößert sich noch täglich und wird durch die Konferenz in Spa fast ins Unermeßliche stei­gen nur so leidlich wieder herauskommen sollen.

Mit dem Abbau der Zwangswirtschaft alleiü ist es also nicht getan. Jetzt müssen alle Hebel in Bewegung kommen, die Erzeugung zu steigern. Dazu gehört aber auch, daß der Landwirtschaft billigere Düngemittel, und zwar stetig, zur Verfügung gestellt werden. Es war ein verhängnisvoller Fehler, eine große Reichseinnahme durch eine unsinnig hohe Abgabe auf Kali zu schassen. Je teurer das Kali, desto weniger oder desto teurer das Brot. Auch die Finanzpolitik der Eisenbahnen war eine unglückliche. Dar Milliardendefizit durch fortwäh­rend steigende Eisenbahntarife zu heilen, führt sicher zur unerträglichen Kreisverteuerung der Waren, aber me und nimmer zur Tilgung des Defizits. Auch hier wird man mit Abbau beginnen müssen, indem man die Verwaltung und den Betrieb wieder billiger und einfacher macht. Es stehen einem ja gerade die Haare zu Berge, wenn man aus de» Reden in der Reichstags­sitzung vom 2. Juli erfuhr, daß die Zahl der Beamten im Reichswirtschaftsministerium in den letzten 8 Jahren von 40 auf 1600 gestiegen ist. Bei den heutigen Ge­hältern! Da muß abgebaut werden, und zwar ganz gewaltig, sonst bekommen wir in Ewigkeit kein billigeres Brot. Den Kriegsgesellschaften will der Mi­nister Hermes an den Kragen gehen; die Reichsstelle für Gemüse und Obst, die Z.EG. schlimmen Angeden­ken (Zmtraleinkaufsgenossenschiaft), die Reichsstelle für

Oele und Fette, vor allem die Viehhandelsverbände sol­len nach Hermes,mit größter Beschleunigung" verschwin­den. Än kräftigesGott sei Dank" war im Reichstag die Antwort. Gott sei Dank sagen wir alle. Dem deutschen Voll werden die Kriegsgesellschaften unvergeß- j kich bleiben. ^

Die Konferenz in Spa. ^

Am 5. Juli trat die vielbesprochene Konferenz in Spa j zusammen, auf der endgültig über den wesentlichen In- , halt und Umfang des Friedensvertrags Beschluß gefaßt ! werden soll. Nach dem Vertrag von Versailles sollten i die feindlichen Ansprüche für die sogenannteWieder- !

gutmachung", die man aber trotz der berüchtigten 14 i Punkte Wilsons richtiger als Kriegsentschädigung zu be- ' zeichnen hat nach dem ersten Punkt Wrlsons sollte ; es ja keine Kriegsentschädigung geben, bis zum Mai ' 1921 festgesetzt werden. Aus verschiedenen Gründen ist ! es aber für Deutschland ivie für die Gegenseite unmög- ! lich, bis dahin zn warten; beide Teile müssen endlich j wissen, woran sie sind. Es muß Klarheit geschaffen ! werden, ob die Forderungen des Verbands überhaupt z, erfüllbar sind. In diesem Sinne ist die Konferenz von l Spa der Abschluß des Vertrags von Versailles, zwei- ; einhalb Jahre nach Beendigung des Kriegs und ein ! volles Jahr nach Unterzeickmnng des Friedensvertrags, ! ein einzig dastehender Fall, der das ganzeFrie- benswerk" so röcht kennzeichnet.

Man erhofft von der Konferenz vielfach Erleichte-, rungen. Aber gerade günstig scheinen die Aussichten da­für nicht zu sein. Jedenfalls, wenn es nach dem Sinn der Franzosen und Belgier, nach Fach, Pvmcare, Mil­lerand usw. ginge, dann würde von einer Milderung des Vertrags von Versailles gewiß nicht die Rede sein können, eher wäre eine Verschärfung zu erwarten. Auf der anderen Seite wäre es aber wohl verfehlt, von den übrigen Verbündeten, England und Italien, eine wirk­same Unterstützung des deutschen Standpunkts zu er­hoffen. Die Konferenz in San Remo hat ja deutlich genug gezecht, daß Millerand es versteht, England in- bezug auf Zue französischen Absichten gegen Deutschland immer, wieder gefügig zu machen. Die gefährliche Lage im Orient, die Englands Interessen vor allem berührt, ist ein Trumpf, den Millerand noch stets mit Erfolg ausgejpielt hat. So sind denn die deutschen Vertreter, die in Spa, usie sie und wir hoffen, znm ersten Mal wieder mit ä?n feindlichen Mächen n,>>:>'.>,

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Handlungen einzutreten Gelegenheit l>aben, an, sich selbst und die Beweiskraft ihrer Sache angetviesen. Sie gin­gen nach Spa in dem festen Willen, eine Einigung zu­stande zu bringen und von den Friedensbedingungen zn übernehmen, was sich mit der Leistungsfähigkeit Deutsch­lands vereinen läßt. In einem wichtigen Punkt wird sich aber die Stellung der jetzigen Regierungsvertreter doch von dem Standpunkt der früheren Regierung, die über den Friedens abschluß zu befinden hatte, unterscheiden. Wie der Reichsminister des Auswärtigen Dr. SimvnS vor seiner Abreise zu einem Pressevertreter sagte, wird von deutscher Seite in Spa keine Summe genannt werden, die Deutschland unter allen Umständen als Kriegsent­schädigung zu bezahlen sich erböte. (Tie damalige Re­gierung hatte bekanntlich in unvorsichtiger Werse 100 Milliarden Goldmark angeboten.) Voraussetzung für ein deutsches Angebot wäre vielmehr, daß vorher durch freimütige mündliche Verhandlungen ein volles Ein­verständnis über gewisse Grundbedingungen erlangt wür­de. Dr. Simons erklärte, er werde nur ein Abkommen unterschreiben, das nach seiner Ansicht von Deutschland erfüllt werden könnte. Die Möglichkeit ist also gegeben, daß die deutsche Vertretung den Vertrag von Spa nicht unterzeichnet und ein Nein ausspricht. Und die­ses Nein würde, wie Dr. Simons andeutete, erfolgen, wenn der Verband selbst die Vertragserfüllung dadurch unmöglich machte, daß er Deutschland nicht die Mög­lichkeit gebe, zu arbeiten, denn die Erfüllung müßte in erster Linie in der Arbeit bestehen. Die Arbeit aber hänge von drei Bedingungen ab: Rohstoffe, Le­bensmittel und Friede im Innern. Der in­nere Friede aber kann nicht aufrecht erhalten werden, wenn die französische Militärpartei darauf besteht, die Reichs­wehr bis 10. Juli auf 100000 Mann herabzusetzeu und die Einwohner-- und Sicherheitswehren aufzulösen.

Bedingungen für die Annahme des Vertrags von Spa von deutscher Seite scheinen demnach zu sein, daß die deutschen Vertreter als gleichberechtigte Unterhändler aus­genommen und daß ihre Grundsorderungen als berech­tigte Voraussetzungen für freie Vertragserfüllung, die fernere Zwangsmaßnahmen wie Besetzungserweiterungen usw. ausschließt, anerkannt werden. Gelänge es den deutschen Ministern, ihren Standpunkt durchzusetzen, dann könnten wir wieder von Frieden und Friedenszeit reden, denn bisher haben wir noch keinen Frieden gehabt. Wir würden wieder ahnen können, und wenn die Last dieses Friedens auch riesengroß ist, so wären wir doch wieder «ach außen ein unabhängiges Voll, das frei über seine Geschicke verfügt.

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SP«, 4. Juli. Die deutsche Vertretung ist heute nach­mittag 2 Uhr mit Sonderzug hier eingetroffen. Sic wurde nach dem außerhalb der Stadt gelegenen Hotel Annette de Louvain geführt. Ter Reichskanzler und Dr. Simons bezogen ein in der Nähe gelegenes Landhaus. - Millerand und Lloyd George trafen um 4 Uhr ein. sie wurden von der Volksmenge begeistert begrüßt.

' Da« wirtschaftliche Gutachten für Spa.

- Das Gutachteü der deutschen wirtschaftlichen Sach­verständigen über Deutschlands wirtschaftliche Leistungs­fähigkeit, das dem Obersten Rat als Grundlage für die Verhandlungen in Spa überreicht worden ist, ent­hält eine Darstellung der wirtschaftlichen Lage Deutsch­lands. Der zweite Teil beschäftigt sich mit den Voraus­setzungen zur Feststellung des Wiedergutmachungsbetrags.

-Bei der Kohlenlieferung sei den feindlichen Staaten War ein Vorzugsrecht auf bestimmte Kohlen- istengen zu gewähren, jedoch unter der Voraussetzung, daß die Lieferungen auf Grund der im freien Wettbewerb sich bildenden deutschen bzw. englischen Ausfuhrpreise tatsächlich bezahlt werden. Weiter ist erforderlich, daß Deutschland, da es nicht genügend ausführen kann, ei­nen Teil seiner lebendigen Kraft ins Ausland sendet,, um durch werbende Arbeit einen wellten Betrag aus ausländischen Zahlungsmitteln zur Abtra­gung seiner Wiedergutmachungsschuld zu erhalten.

-Eine weitere Notwendigkeit für Deutschland ist die Einfuhr derjenigen Warenmengen, die für die un- mtttelbnrc Wiederherstellung der menschlichen Arbeite kffaft und der Landwirtschaft nötig sind. Der unbe­dingte Cinfuhrbedarf für die Zeit vom 1. Juli 1920 bis 30 Juni 1921 beträgt nach Berechnung der Sach­verständigen über 4 1/2 Millionen Tonnen Nahrungsmit­tel und mindestens 300 000 Tonnen Rohphosphat. Da-, für benötigt Deutschland ausländische Kredite in Form

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